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Hellmut Diwald 13 August 1924 1 in Schattau Tschechoslowakei 26 Mai 1993 in Wurzburg war ein deutscher Historiker und Publizist Er gehorte zu den bekanntesten Vertretern der sogenannten Neuen Rechten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Laufbahn 1 1 Publikationen und Medienarbeit 1 2 Geschichte der Deutschen 1 3 Politische Aktivitaten und Mitgliedschaften 2 Nachwirkungen 3 Auszeichnungen und Ehrungen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Laufbahn BearbeitenHellmut Diwald wuchs in Sudmahren auf und besuchte zunachst in Prag die Schule bevor die Familie 1938 nach Nurnberg ubersiedelte Sein Vater war Ingenieur aus Osterreich seine Mutter Tschechin Er nahm aktiv am Zweiten Weltkrieg teil und legte 1944 ein Notabitur als Soldat in Frankreich ab Nach dem Krieg nahm er ein Maschinenbaustudium auf das er 1947 am Polytechnikum in Nurnberg abschloss Anschliessend studierte er in Hamburg und Erlangen Philosophie Germanistik und Geschichte 1952 wurde er bei dem Religions und Geistesgeschichtler Hans Joachim Schoeps in Erlangen mit einer Arbeit zum Thema Untersuchungen zum Geschichtsrealismus im 19 Jahrhundert promoviert Er habilitierte sich 1958 mit einer Arbeit uber den Philosophen Wilhelm Dilthey und lehrte von 1965 bis 1985 an der Friedrich Alexander Universitat in Erlangen Mittlere und Neuere Geschichte Von 1948 bis 1966 war er ausserdem Redakteur der Zeitschrift fur Religions und Geistesgeschichte Diwald lebte zuletzt in Wurzburg wo seine Frau Susanne Diwald bis 1989 Islamwissenschaften lehrte Publikationen und Medienarbeit Bearbeiten Diwald veroffentlichte 1969 eine Biographie uber Wallenstein 1970 gab er den Nachlass Ernst Ludwig von Gerlachs eines konservativen Politikers der Bismarck Zeit heraus siehe Gerlach Archiv Im selben Jahr kritisierte er die Deutschlandpolitik der Bundesregierung in Die Anerkennung 1975 verfasste er den ersten Band der Propylaen Geschichte Europas unter dem Titel Anspruch auf Mundigkeit 1400 1555 Diwald trat auch in Rundfunk und Fernsehen auf Zu sehen war er in den 1970er Jahren mehrfach in der ZDF Fernsehserie Fragen zur Zeit oder von 1977 bis 1979 in der Sendereihe Dokumente Deutschen Daseins In diesem Rahmen diskutierte er mit Sebastian Haffner Daneben veroffentlichte Diwald Artikel in Zeitungen wie Die Welt oder Rheinischer Merkur Geschichte der Deutschen Bearbeiten Im Jahre 1978 erschien Diwalds Buch uber die Geschichte der Deutschen Im Unterschied zu herkommlichen Darstellungen war es gegenchronologisch aufgebaut Das erste Kapitel begann mit einer Beschreibung der Gegenwart die folgenden Kapitel fuhrten schrittweise in die Vergangenheit zuruck Diwald behauptete der Holocaust sei zwar eins der grauenhaftesten Geschehnisse der Moderne gewesen jedoch durch bewusste Irrefuhrungen Tauschungen Ubertreibungen fur den Zweck der totalen Disqualifizierung eines Volkes ausgebeutet worden 3 Im KZ Auschwitz Birkenau habe es so hohe Sterblichkeitsziffern gegeben weil dort die nicht arbeitsfahigen Haftlinge konzentriert worden seien Heinrich Himmler selbst habe sich um eine Senkung der Todesrate bemuht unter der Endlosung der Judenfrage sei zunachst nicht die planmassige Ermordung sondern Auswanderung und Deportation der Juden in den Osten zu verstehen gewesen 3 Diwald wurden zahlreiche Irrtumer und Fehler nachgewiesen 4 Konzeption und Intention des Buchs wurden aber auch grundsatzlich kritisiert Bewusst werde versucht die Verbrechen der NS Zeit zu verharmlosen Diwald wies dies zuruck 5 auf Drangen des Verlags wurden jedoch in der zweiten Auflage mehrere Textstellen geandert Barbara Distel bezeichnete Diwalds Buch als einen Markstein in einem Prozess in dem die Leugnung der nationalsozialistischen Massenmorde weiteste Verbreitung gefunden habe 6 Thomas Assheuer und Hans Sarkowicz meinten mit dem Erscheinen von Diwalds Buch habe der Erfolg einer neurechten Re Nationalisierung begonnen die ein lawinenartiges Anwachsen rechter Literatur ausgelost habe gegen den liberalistischen Geist der Nationvergessenheit der CDU 7 Fur Claus Leggewie war Diwald ein revisionistischer Historiker der ersten Stunde 8 Auch Golo Mann bezeichnete das Werk Diwalds welches Alt und Neonazis mit Freude einschlurfen wurden 9 als revisionistisch Seitdem galt Diwald unter Geschichtswissenschaftlern in Deutschland als Aussenseiter der entsprechend immer weniger Rucksichten nahm 10 Eines seiner umfangreichsten Werke Die Grossen Ereignisse Funf Jahrtausende Weltgeschichte in Darstellungen und Dokumenten erschienen 1990 in zunachst 6 Banden mit ca 3900 Seiten ist der Offentlichkeit weniger bekannt da es sich um eine Exklusiv Ausgabe des Verlages Coron handelte die nicht in die Buchhandlungen kam Politische Aktivitaten und Mitgliedschaften Bearbeiten Diwalds unbedingtes Eintreten fur die deutsche Wiedervereinigung z B in Wolfgang Venohr Hrsg Die deutsche Einheit kommt bestimmt Lubbe Verlag Bergisch Gladbach 1982 brachten ihm Beifall aus der politischen Rechten ein Seine reichsdeutschen Traumereien hatten so die Schwabische Zeitung am 4 Juni 1993 einen bosen Beigeschmack Diwald war Mitglied zahlreicher Vereinigungen die als rechtskonservativ bis rechtsextrem eingestuft worden oder werden Laut Helmut Kellershohn und Alice Brauner Orthen engagierte sich Diwald in der Deutschen Gildenschaft 11 12 1979 war er Grundungsmitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Kunste Im November 1981 grundete Diwald mit Alfred Schickel und Alfred Seidl die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle Ingolstadt ZFI deren Vorstandsmitglied er wurde Im Dezember 1983 gehorte er neben Armin Mohler Wolfgang Seiffert Franz Schonhuber Robert Hepp Bernard Willms und Hans Joachim Arndt zu den Grundern der konservativen Sammlungsbewegung Deutschlandrat in Bad Homburg 13 Ohne selbst Mitglied gewesen zu sein stand er den Republikanern nahe fur deren zweites Parteiprogramm er im Januar 1990 die Praambel verfasste Spater war er Kuratoriumsmitglied der REP nahen Carl Schurz Stiftung 14 1989 grundete er mit Wolfgang Venohr Gunther Deschner und anderen den Straube Verlag in Erlangen Diwald gab Interviews fur die Junge Freiheit war Funktionar der sudetendeutschen Gesinnungsgemeinschaft Witikobund Grundungsmitglied der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Kunste Mitglied der Sudetendeutschen Landsmannschaft der Deutschen Akademie fur Bildung und Kultur der Generalversammlung des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands und des Goethe Instituts Munchen Die Aktion Deutsches Konigsberg fuhrte ihn nach seinem Tod seit 1994 als Schirmherrn Nachwirkungen Bearbeiten1994 gab der Munchner Publizist Rolf Josef Eibicht die Gedenkschrift Hellmut Diwald Sein Vermachtnis fur Deutschland sein Mut zur Geschichte heraus Zu den Verfassern zahlten zahlreiche rechtskonservative und rechtsextreme Autoren so auch Wigbert Grabert in dessen Hohenrain Verlag das Buch auch verlegt wurde Ein Beitrag des Osnabrucker Soziologieprofessors Robert Hepp in dem Zweifel am Holocaust geaussert wurden erfullte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Tubingen den Tatbestand der Volksverhetzung Daraufhin wurden die Verlagsraume des Hohenrain Verlags durchsucht Restexemplare beschlagnahmt und gegen Autor und Verleger ein Ermittlungsverfahren eingeleitet Dieses wurde spater eingestellt das Amtsgericht Tubingen ordnete mit Beschluss vom 3 Juni 1998 die Einziehung des Buches an 15 Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1979 Kulturpreis fur Wissenschaft der Sudetendeutschen Landsmannschaft 1980 Sudmahrischer Kulturpreis 1980 Johannes Mathesius Medaille 1983 Kant Plakette der Deutschen Akademie fur Bildung und Kultur 1988 Goldener Ehrenring Der deutschen Literatur des Deutschen Kulturwerkes Europaischen Geistes 1990 Bismarck Medaille in Gold 1992 Schiller Preis des Deutschen Kulturwerks Europaischen GeistesWerke BearbeitenUntersuchungen zum Geschichtsrealismus im 19 Jahrhundert Dissertation Erlangen 1952 Der Hegelianismus in Preussen von Heinrich Leo Hrsg Leiden Koln 1958 Lebendiger Geist Hrsg Leiden Koln 1959 Leopold von Ranke Geschichte Wallensteins Hrsg Dusseldorf 1967 Wilhelm Dilthey Erkenntnistheorie und Philosophie der Geschichte Goettingen 1963 Wallenstein Eine Biographie Munchen Esslingen 1969 ISBN 3 7628 0432 X Die Freiheit des Glaubens Freiheit und Toleranz in der abendlandischen Geschichte Hannover 1967 Ernst Moritz Arndt Das Entstehen des deutschen Nationalbewusstseins Munchen 1970 Ernst Ludwig von Gerlach Von der Revolution zum Norddeutschen Bund Hrsg Gottingen 1970 Die Anerkennung Bericht zur Klage der Nation Munchen Esslingen 1970 Friedrich Schiller Wallenstein Frankfurt a M Berlin Wien 1970 Menschen und Machte Geschichte im Blickpunkt Buchreihe mit 8 Banden Hrsg Munchen 1973 Anspruch auf Mundigkeit Propylaen Geschichte Europas Band 1 1400 1555 Frankfurt a M Berlin Wien 1975 ISBN 3 549 05481 5 Geschichte der Deutschen Propylaen Frankfurt a M Berlin Wien 1978 ISBN 3 549 05801 2 Der Kampf um die Weltmeere Munchen Zurich 1980 Im Zeichen des Adlers Portrats beruhmter Preussen Hrsg Bergisch Gladbach 1981 Luther Eine Biographie Bergisch Gladbach 1982 ISBN 3 404 61096 2 Lebensbilder Martin Luthers Bergisch Gladbach 1982 Dokumente Deutschen Daseins Hrsg Krefeld 1983 Mut zur Geschichte 1983 ISBN 3 8334 4593 9 Die Erben Poseidons Seemachtpolitik im 20 Jahrh Munchen 1984 Inferioritat als Staatsrason Hrsg Krefeld 1985 Heinrich der Erste Die Grundung des Deutschen Reichs Bergisch Gladbach 1987 Geschichte macht Mut Erlangen 1989 Deutschland Einig Vaterland Geschichte unserer Gegenwart Ullstein Frankfurt a M Berlin 1990 ISBN 3 8334 5463 6 Die Grossen Ereignisse Funf Jahrtausende Weltgeschichte 6 Bande Coron Lachen am Zurichsee 1990 Ein Querkopf braucht kein Alibi Szenen der Geschichte Frankfurt a M Berlin 1991 ISBN 3 8334 5464 4 Warum so bedruckt Deutschland hat Zukunft Hrsg Hohenrain Verlag Tubingen 1992 ISBN 3 89180 034 7 Unsere gestohlene Geschichte Deutsche Akademie fur Bildung und Kultur Munchen 1992 Handbuch zur Deutschen Nation Band 4 Deutschlands Einigung und Europas Zukunft Hrsg Tubingen 1992 Literatur BearbeitenMartin Finkenberger Geschichtsrevisionisten vor Gericht In Martin Finkenberger Horst Junginger Hrsg Im Dienste der Lugen Herbert Grabert 1901 1978 und seine Verlage Aschaffenburg Alibri Verlag 2004 S 124 141 hierzu S 127 f ISBN 3 932710 76 2 Moritz Fischer Die Neue Rechte im letzten Jahrzehnt der Bonner Republik Armin Mohler Franz Schonhuber Hellmut Diwald und die Grundung des Deutschlandrats 1983 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Bd 71 2023 Heft 1 S 111 153 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hellmut Diwald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage uber Hellmut Diwald Seite mit vollstandigem Werkverzeichnis umfangreiche Texte von und uber Hellmut Diwald sowie Informationen uber sein Leben und Wirken Uwe Worm Die Presse der Neuen Rechten In Die Neue Rechte in der Bundesrepublik Internet Veroffentlichung Jurgen Zarusky Leugnung des Holocaust Die antisemitische Strategie nach Auschwitz Bundesprufstelle fur jugendgefahrdende Schriften Aktuell Amtliches Mitteilungsblatt Jahrestagung 9 10 Nov 1999 Marburg Internet Veroffentlichung als PDF Dokument Eintrag auf der Seite der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und KunsteEinzelnachweise Bearbeiten Nicht 1929 wie an einigen Stellen uberliefert Weggefahrte Gunther Deschner teilte 2003 mit die falsche Jahreszahl gehe auf einen Verleger zuruck der furchtete Diwald konnte sonst mit der NS Zeit in Verbindung gebracht werden Leserbrief an die JF 27 6 2003 online Thomas Pfeiffer Medien einer neuen sozialen Bewegung von rechts 2000 S 169 a b Jurgen Zarusky Leugnen des Holocaust Die antisemitische Strategie nach Auschwitz In BPS Aktuell Sonderausgabe Dokumentation der Jahrestagung 1999 der Bundesprufstelle fur jugendgefahrdende Schriften S 8 Hermann Graml Alte und neue Apologeten Hitlers In Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Wolfgang Benz Hrsg Fischer 1992 S 86 Hellmut Diwald Die grauenhaftesten Verbrechen unserer Geschichte Die Welt vom 18 Dezember 1978 S 4 Barbara Distel Diffamierung als Methode In Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Wolfgang Benz Hrsg Fischer 1992 S 190 Thomas Assheuer Hans Sarkowicz Rechtsradikale in Deutschland Die alte und die neue Rechte Beck Verlag 1990 S 149 Claus Leggewie Die Republikaner Phantombild der neuen Rechten Rotbuch Verlag 1989 S 62 Der Spiegel 48 1989 vom 27 November 1989 S 74 Gustav Seibt Heilversagen Frankfurter Allgemeine Zeitung 2 Juni 1993 Helmut Kellershohn Das Plagiat der volkische Nationalismus der Jungen Freiheit DISS 1994 S 70 und 102 Alice Brauner Orthen Die Neue Rechte in Deutschland antidemokratische und rassistische Tendenzen Leske Budrich 2001 S 112 Wolfgang Michalka Gerd Braitmaier Ost West Konflikt und Friedenssicherung F Steiner Verlag 1985 S 46 Christoph Butterwegge Horst Isola Rechtsextremismus im Vereinten Deutschland Steintor Verlag 1991 S 147 Amtsgericht Tubingen Aktenzeichen 4 Gs 1085 97Normdaten Person GND 119183021 lobid OGND AKS LCCN n80150048 VIAF 19691940 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Diwald HellmutKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und PublizistGEBURTSDATUM 13 August 1924GEBURTSORT Schattau TschechoslowakeiSTERBEDATUM 26 Mai 1993STERBEORT Wurzburg Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hellmut Diwald amp oldid 233373205