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Johann Carl Bertram Stuve 4 Marz 1798 in Osnabruck 16 Februar 1872 ebenda war ein deutscher Jurist Historiker und Politiker der als Burgermeister seiner Heimatstadt Osnabruck Niedersachsen Abgeordneter der Standeversammlung des Konigreichs Hannover und liberaler Innenminister des sogenannten Marzministeriums in Hannover wirkte Besondere Bedeutung erlangte er als Bauernbefreier im Hochstift Osnabruck durch das hannoversche Ablosungsgesetz das als sein politisches Meisterstuck angesehen wird Stuve zahlt zu den bedeutendsten Personlichkeiten der Stadt Osnabruck Johann Carl Bertram Stuve anonymes Portratgemalde aus dem 19 Jh Stuve 1872 in der Zeitschrift Die Gartenlaube Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Politik 3 Stuve als Historiker 4 Ehrungen 5 Schriften 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStuve stammte aus einer angesehenen Osnabrucker Politikerfamilie Schon sein Vater Heinrich David Stuve 1757 1813 und sein Grossvater Johann Eberhard Stuve waren Mitglieder des Stadtrats sein Vater war von 1804 bis zu seinem Tod im Jahre 1813 Erster Burgermeister der Stadt Stuve war das jungste von funf Kindern aus der Ehe von Heinrich David Stuve und Margarethe Agnes Berghoff 1 Sein Rufname war Carl Er besuchte das Osnabrucker Ratsgymnasium das er 1817 abschloss Zunachst begann er ein Jurastudium in Berlin wechselte dann nach Gottingen und wurde dort 1820 promoviert Sowohl in Berlin als auch in Gottingen gehorte er Burschenschaften an in Berlin war er 1818 Mitbegrunder der Alten Berliner Burschenschaft 2 Aus Rucksicht auf seine verwitwete Mutter liess er sich in Osnabruck als Anwalt nieder obwohl er gerne Jura Professor geworden ware Neben seiner juristischen Arbeit widmete er sich der Geschichtswissenschaft und ordnete das stadtische das bischofliche sowie Klosterarchive und gab Justus Mosers Handschrift zum dritten Teil seiner Osnabruckischen Geschichte heraus Er fuhrte Mosers Geschichte des Hochstifts Osnabruck fort und publizierte in der Hannoverschen Zeitung und dem Osnabrucker Volksblatt Stuve war evangelisch lutherischer Konfession und blieb unverheiratet Politik BearbeitenStuves politische Karriere begann 1824 als Abgeordneter der Standeversammlung des Konigreichs Hannover wo er seinen ersten grossen Erfolg mit einem staatlichen Schuldenerlass fur seine Heimatstadt erzielte In dieser Zeit waren die eigenbehorigen Bauern im Osnabrucker Land dem Gutsherrn mit Leib und Leben verpflichtet Nur ein Freibrief gab ihnen Unabhangigkeit Stuve inzwischen mit dem Titel Schatzrat Mitglied der Standeversammlung veroffentlichte sein Buch Uber die Lasten des Grundeigentums und legte die Ablosungsverordnung vor die den abhangigen Bauern die Freiheit bringen sollte Sie trat am 22 Juli 1833 in Kraft Stuve ein gemassigter Reformer arbeitete mit am Staatsgrundgesetz von 1833 fur das Konigreich Hannover Konig Ernst August beseitigte die standisch liberale Verfassung 1837 durch Verfassungsbruch Stuve reichte im Namen der Stadt Osnabruck dagegen Verfassungsbeschwerde beim Deutschen Bund ein doch die Verfassung wurde erst 1848 nach der Marzrevolution wieder in Kraft gesetzt Ab 1841 hinderte die hannoversche Regierung Stuve an der Wahrnehmung seines Landtagsmandats Er durfte Osnabruck nur mit Genehmigung des Landdrosten langer als drei Tage verlassen und lehnte es ab die Erlaubnis zu erbitten So widmete er sich seinem Amt als Verwaltungsburgermeister von Osnabruck in das er 1833 einstimmig von der Osnabrucker Burgerschaft gewahlt worden war Dieses Amt hatte er zunachst bis 1848 inne Konig Ernst August versuchte die Auswirkungen der Marzrevolution zu begrenzen indem er Stuve als Innenminister in die Marzregierung Graf Bennigsens berief Stuve schaffte die Zensur ab beseitigte Standesvorrechte trennte Justiz und Verwaltung und reformierte Verwaltung und Gemeinden Seine Reformen blieben auch nach dem Rucktritt der Marzminister im Oktober 1850 bestehen bis sie 1855 unter Konig Georg V aufgehoben wurden Im Mai 1849 vertrat er das Konigreich Hannover bei der Berliner Konferenz der funf deutschen Konigreiche Preussen Hannover Sachsen Bayern und Wurttemberg zu Vorbereitung der Erfurter Union Stuve kehrte 1850 nach Osnabruck zuruck widmete sich zunachst historischen Veroffentlichungen und wurde 1852 erneut zum Burgermeister gewahlt Er nahm jedoch eine zunehmend konservative Haltung ein Nach Auseinandersetzungen mit dem Burgervorsteherkollegium gab er sein Amt 1864 endgultig auf und trat zuruck Er starb 1872 und wurde auf dem Hasefriedhof in Osnabruck beigesetzt Nach ihm ist der Stuveschacht benannt Stuve als Historiker BearbeitenNeben umfangreichen Veroffentlichungen politischen Inhalts hat Stuve auch historische Arbeiten vorgelegt Seine dreibandige von der Sachsenzeit bis 1647 reichende Geschichte des Hochstifts Osnabruck 1853 1872 und postum 1882 in einem Umfang von rund 1 700 Druckseiten erschienen gilt als bis heute zitierfahiges Grundlagenwerk zur Osnabrucker Landesgeschichte zumal es noch nicht durch eine neuere historische Uberblicksdarstellung ersetzt worden ist Das gilt auch fur seine zahlreichen Aufsatze zur Stadtverfassung Osnabrucks die in den Mitteilungen des Historischen Vereins zu Osnabruck sowie im Neuen Vaterlandischen Archiv erschienen sind Ehrungen Bearbeiten nbsp Stuve Denkmal von Heinrich Pohlmann1871 wurde Stuve korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1876 wurde er zum Ehrenmitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 3 Am 17 September 1882 wurde auf dem Marktplatz seiner Geburtsstadt Osnabruck ein Stuve Denkmal errichtet Schopfer des Standbilds war der Berliner Bildhauer Heinrich Pohlmann In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Denkmal vom Marktplatz entfernt am Hasetorwall dem damaligen Kaiserwall wieder errichtet und wahrend des Zweiten Weltkriegs vor das Gebaude der Volkshochschule in Osnabruck versetzt Es zeigt Stuve auf einem hohen Sockel mit leicht erhobener rechter Hand in der linken Dokumente haltend welche die Erscheinungsdaten des Hannoverschen Ablosungsgesetzes sowie des Staatsgrundgesetzes tragen Auf dem ursprunglichen Sockel der Statue war folgendes Zitat nach Johann Wolfgang von Goethe zu lesen Frei gesinnt sich selbst beschrankend Immerfort das Nachste denkend Nicht vom Weg dem geraden weichend Und zuletzt das Ziel erreichend 4 In Hannover wurde im Stadtteil Linden Mitte um die Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert die Minister Stuve Strasse nach Stuve benannt Schriften Bearbeitenmit Johann Hermann Detmold Hannoversches Portfolio Sammlung von Actenstucken zur Geschichte des Hannoverschen Verfassungskampfes 4 Bande Krabbe Stuttgart 1838 1841 Gustav Stuve Hrsg Briefwechsel zwischen Stuve und Detmold in den Jahren 1848 1850 Quellen und Darstellung zur Geschichte Niedersachsens Band 13 Hahn Hannover Leipzig 1903 Untersuchungen uber die Gogerichte in Westfalen und Niedersachsen Frommann Jena 1870 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Gustav Stuve Stuve Johann Karl Bertram In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 37 Duncker amp Humblot Leipzig 1894 S 84 94 August Stuve Geschichte der Familie Stuve Osnabruck 1905 PDF 3 MB abgerufen am 24 Mai 2015 Wilhelm Rothert Allgemeine Hannoversche Biografie Band 2 Im Alten Konigreich Hannover 1814 1866 Hannover Sponholtz 1914 S 481 495 Ludwig Bate Johann Carl Bertram Stuve Paderborn 1948 Rainer Kaune und Armin Reese Johann Carl Bertram Stuve und die Deutsche Frage 1848 49 In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 44 herausgegeben von der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen August Lax Verlagsbuchhandlung Hildesheim 1972 S 233 274 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 5 R S Winter Heidelberg 2002 ISBN 3 8253 1256 9 S 562 564 Artikel Stuve Johann Carl Bertram In Joachim Ruckert und Jurgen Vortmann Hrsg Niedersachsische Juristen Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2003 S 150 154 Christine van den Heuvel Stuve Carl Bertram In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 640 Digitalisat Gabriele Vossgrone Johann Carl Bertram Stuve 1798 1872 Ein untypischer Burger Aschendorff Verlag Munster 2016 ISBN 978 3 402 15066 5 Jorn Ipsen Das Reformwerk Johann Carl Bertram Stuves Burgermeister und Deputierter der Stadt Osnabruck Innenminister des Konigreichs Hannover Gottingen V amp R unipress 2019 ISBN 978 3 8471 1002 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Carl Bertram Stuve Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Johann Carl Bertram Stuve Quellen und Volltexte Literatur von und uber Johann Carl Bertram Stuve im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Johann Carl Bertram Stuve im Lexikon Westfalischer Autorinnen und AutorenEinzelnachweise Bearbeiten August Stuve Geschichte der Familie Stuve Osnabruck 1905 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 5 R S Winter Heidelberg 2002 ISBN 3 8253 1256 9 S 562 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Band 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Band 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 236 August Stuve Die Geschichte der Familie Stuve Osnabruck 1905 S 91 Innenminister des Konigreichs Hannover Johann Caspar von der Wisch Johann Carl Bertram Stuve Christian Wilhelm Lindemann Wilhelm Friedrich Otto Graf von Borries Wilhelm Carl Conrad Freiherr von Hammerstein Loxten Johann Adolph Ferdinand Wedemeyer Georg Heinrich Justus Bacmeister Normdaten Person GND 118756230 lobid OGND AKS LCCN no97038443 VIAF 5726552 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stuve Johann Carl BertramALTERNATIVNAMEN Stuve CarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Historiker und Politiker Burgermeister von OsnabruckGEBURTSDATUM 4 Marz 1798GEBURTSORT OsnabruckSTERBEDATUM 16 Februar 1872STERBEORT Osnabruck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Carl Bertram Stuve amp oldid 237848853