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Alldeutsche Vereinigung war der Name einer 1901 1 gegrundeten volkischen antiklerikalen interfraktionellen Vereinigung des Wiener Reichsrates die 1891 von Georg von Schonerer unter dem Namen alldeutsche Bewegung gegrundet wurde und die sich mit der deutschnationalen Bewegung als identisch sah Sie war zudem Begrunderin des politischen Rasseantisemitismus in Osterreich Ungarn und agierte zwischen 1901 und 1902 erfolglos als Bewegungspartei Alldeutsche Partei innerhalb des osterreichischen nationalen Lagers 1882 1896 agierte die alldeutsche Vereinigung unter dem Namen Deutschnationale 1896 1901 unter der Bezeichnung Deutsche Volkspartei und 1901 1907 unter dem hier aufgefuhrten Namen 1 1899 1900 war sie daruber hinaus eine der ideologischen Stutzen des radikalsten Flugels der Volkischen der deutschvolkischen Bewegung 2 die ebenfalls fur sich in Anspruch nahm mit der deutschnationalen Bewegung identisch zu sein Die alldeutsche Vereinigung von Schonerers besass durchaus eine Vorbildfunktion fur die Alldeutschen in Deutschland die 1894 den Alldeutschen Verband grundeten Besonders hatte es ihnen der radikale Antisemitismus angetan Dennoch waren die Verbindungen zwischen beiden Organisationen nur inoffiziell und nicht frei von Konflikten wie sich besonders 1901 herausstellen sollte Georg von Schonerer um 18931901 unternahm Georg von Schonerer den Versuch die Vereinigung in eine Bewegungspartei umzuwandeln Alldeutsche Partei fur Osterreich wobei er damit in Gegensatz zu den Alldeutschen im Deutschen Reich trat die ihren Verband offiziell als uberparteilich definierten und daher den Begriff alldeutsch im Parteinamen ablehnten 1901 verkundete von Schonerer zudem ein alldeutsches Grundsatzprogramm dass das seit 1882 bestehende und 1895 durch ihn abgeanderte Linzer Programm abloste Kernpunkte dieses Programms waren staatliche Dismembration Osterreich Ungarns bundesstaatliche Angliederung der deutschen Bundesstaaten Osterreichs an Deutschland Entmachtung der romisch katholischen Kirche und die Aufforderung dass sich die Deutschen Osterreichs der deutschen Kirche protestantische Kirche anschlossen Schaffung eines volkischen Rassestaates unter foderaler Einbindung der heutigen Beneluxstaaten Alldeutschland solle zudem bis 1950 alle Territorien zuruckerhalten die bis zum 16 Jahrhundert zum Heiligen Romischen Reich gehort hatten Kern dieses Alldeutschland sollte Grossdeutschland bilden die deutschsprachigen Gebiete Osterreichs die bis 1866 zum Deutschen Bund gehort hatten und das Deutsche Reich Dies entsprach im Wesentlichen der grossdeutschen Losung von 1848 49 Der Schweiz wurde anheimgestellt ob sie gesamtstaatlich oder nur mit den deutschen Landesteilen Alldeutschland beitreten wurde Bereits im Herbst 1901 kam es zum offenen Bruch zwischen Karl Hermann Wolf und von Schonerer nachdem sich herauskristallisierte dass Ersterer aufgrund seiner nicht so radikalen Haltung von der Mehrheit der Deutschnationalen Deutschliberalen und Christlichsozialen als eigentlicher Fuhrer der Alldeutschen anerkannt wurde Daher starteten die Schonerianer das heisst der Schonerer Flugel in der alldeutschen Vereinigung eine Rufmordkampagne gegenuber Wolf indem sie diesen der Ehrlosigkeit bezichtigten indem man Wolf unterstellte ein Verhaltnis mit der Frau eines Mitglieds angefangen zu haben Zudem hatte dieser im Oktober 1901 mit einigen Gesinnungsgenossen die freialldeutsche Vereinigung begrundet und einen Kredit aufgenommen um das Blatt Ostdeutsche Rundschau zu retten Man unterstellte Wolf zudem dass er beabsichtige mit der Umwandlung der Gesellschaftsform der Zeitung die Ruckzahlung des Kredites zu vermeiden Im Dezember 1901 begann Wolf daher seinen Ruckzug aus der Politik vorzubereiten 1902 verkaufte Wolf die Ostdeutsche Rundschau und grundete die Freialldeutsche Partei obgleich er ab diesem Zeitpunkt nur noch als Redner auftrat Die Freialldeutschen gleich den ubrigen Alldeutschen antisemitisch ausgelegt scheuten sich nicht auch auf judische Unterstutzung in Form deutschbewusster Juden zu zahlen wolle man den Flugel um Schonerer unschadlich machen Daher war die Wolfpartei auch in den sudetendeutschen Gebieten erfolgreicher als die Gruppe um Schonerer Sie griffen damit wieder Traditionen der deutschnationalen Bewegung auf 1904 war die alldeutsche Vereinigung de facto tot und 1907 verkundete Georg von Schonerer sein alldeutsches Zukunftsprogramm mit dem er zu den Reichstagswahlen antreten wollte und das die radikalste Form alldeutscher Politik darstellte Dieses wurde zur Basis des nationalsozialistischen Programms der DNSAP genommen und ausgebaut 3 1919 wurde in Wien der alldeutsche Verband fur Deutschosterreich gegrundet der eine Tochterorganisation des reichsdeutschen Verbandes darstellte Die Landesleitung Wien unterstand offiziell Georg von Schonerer und die Alldeutschen traten mit diesem Verband ab 1922 als Partei Alldeutsche Partei Osterreichs erfolglos bei Wahlen an Letztendlich ging die Partei in der DNSAP Osterreichs auf Geschichte Bearbeiten nbsp Karikatur von Schonerer und seinen AlldeutschenDie osterreichischen Alldeutschen losten sich im Laufe der 1880er Jahre vom deutschliberalen und deutschkatholischen Lager und bildeten unter Schonerer und Karl Hermann Wolf eine aktive irredentistische Minderheit 4 Obwohl die Anzahl der Alldeutschen im Reichsrat gering war hatten sie doch starken Einfluss auf die akademische Jugend und den offentlichen Dienst vor allem auf die Justiz Die Bewegung empfand sich als einer der Rechtsnachfolger der Deutschnationalen Bewegung Bei der Reichsratswahl 1901 konnten die osterreichischen Alldeutschen die Anzahl ihrer Mandate im Reichsrat von sechs auf 21 erhohen Dies war der grosste Wahlerfolg in ihrer Geschichte 5 Die alldeutschen Abgeordneten erstrebten die Festlegung der deutschen Sprache als Amtssprache in Cisleithanien forderten die Los von Rom Bewegung eine Personalunion mit Ungarn und ein durch einen Staatsvertrag festzustellendes Schutz und Trutzbundnis mit dem Deutschen Reich Aber bald gerieten die Vorsitzenden Schonerer und Wolf aus personlichen Grunden in Konflikt Die Gruppe um Wolf spaltete sich 1902 als Frei Alldeutsche spater Deutschradikale Partei mit 12 Abgeordneten ab Der radikale antisemitische Flugel des osterreichischen Alldeutschtums der seine Wahler vor allem in den sudetendeutschen Grenzgebieten fand hatte zwar keinen direkten politischen Erfolg Seiner Ideologie gelang es aber die meisten deutschen Parteien vor allem die Christlichsozialen zu unterwandern Die Tendenz dem Alldeutschtum durch teilweise Ubernahme seiner Forderungen den Wind aus den Segeln zu nehmen ein Unterfangen das in vieler Hinsicht erfolgreich war erschien auf lange Sicht dem Staatsgefuge der Monarchie viel gefahrlicher als das Programm des unverhullten nationalen Radikalismus und Imperialismus 6 Obwohl die Vereinigung im Juli 1904 offiziell aufgelost worden war sassen 1905 noch acht alldeutsche Abgeordnete im Wiener Reichsrat die 1901 allesamt in den Sudetenlandern gewahlt worden waren 7 Diese Abgeordneten waren nun jedoch fraktionslos Bei den ersten allgemeinen und gleichen Wahlen fur Manner 1907 erzielten die alldeutschen und radikal deutschnationalen Parteien in Wien nur 2 8 der Stimmen 8 Nur drei alldeutschen Kandidaten gelang der Sprung in den Reichsrat Bei der kommenden Wahl von 1911 eroberten die Schonerianer vier Abgeordnetensitze im Parlament Zum gleichen Zeitpunkt gab es weit grossere jedoch gemassigtere deutschnationale Parteien 9 Die deutschnationalen Parteien hatten sich 1910 im Deutschen Nationalverband zusammengeschlossen der 1917 wieder zerfiel Fur die osterreichischen Alldeutschen stellten im Ersten Weltkrieg innere Reformen zur Sicherung und Starkung der Vorherrschaft der Deutschen ihr wichtigstes Kriegsziel dar 10 Die Ideen der Alldeutschen Vereinigung wurden zum Teil spater von den Nationalsozialisten in der osterreichischen Republik sowie in der Tschechoslowakei ubernommen Politische und ideologische Positionen BearbeitenDie Alldeutsche Bewegung war grossdeutsch antisemitisch antimarxistisch und antidemokratisch ausgerichtet Mit der Ubernahme der antisemitischen Komponenten begann die Trennung von den Liberalen und den gemassigten Deutschnationalen die weiterhin zur christlichen Kirche standen wahrend Schonerer begann seine Bewegung vom Judeo Christentum ab und zu Wotan hinzuwenden Propagandastoff den die Alldeutschen zur Aufschaukelung des Chauvinismus lieferten war beispielsweise die Forderung nach mehr Ellbogenraum im Osten und Sudosten um der gesamten germanischen Rasse diejenigen Lebensbedingungen zu sichern deren sie zur vollen Entwicklung ihrer Krafte bedarf selbst wenn daruber solch minderwertige Volkchen wie Tschechen Slowenen und Slowaken ihr fur die Zivilisation nutzloses Dasein einbussen sollten Nur den grossen Kulturvolkern kann das Recht auf Nationalitat zugestanden werden 11 Zu Beginn der 1890er Jahre entwickelten alldeutsche Theoretiker Plane zur Aufteilung der Monarchie in kleine direkt oder indirekt abhangige zu germanisierende Staatsgebilde 12 Dass den alldeutschen Bestrebungen in der Habsburgermonarchie letztlich kein Erfolg beschieden war lag nicht zuletzt am Interesse des verbundeten Deutschland den Staat unter osterreichisch ungarischer Fuhrung im deutschen Kielwasser zu halten nicht aber zur weiteren nationalen Zersetzung und letzten Endes zur Auflosung der Monarchie beizutragen die schliesslich nur russischen Interessen dienen konnte Die Erhaltung der Donaumonarchie lag also eindeutig im machtpolitischen Interesse des Deutschen Reiches 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b Uwe Puschner Walter Schmitz Justus H Ulbricht Hrsg Handbuch zur Volkischen Bewegung 1871 1918 Walter de Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 187157 8 S 30 Joachim Petzold Die Demagogie des Hitlerfaschismus die politischen Funktion der Naziideologie auf dem Wege zur faschistischen Diktatur Roderberg Verlag 1983 ISBN 978 3876827605 S 48 ff Wolfgang Benz Hrsg Handbuch des Antisemitismus Band 5 Organisationen Institutionen Bewegungen Walter de Gruyter Berlin Boston 2012 ISBN 978 3 11 028357 0 S 257 Robert A Kann Das Deutsche Reich und die Habsburgermonarchie 1871 1918 In Robert A Kann Friedrich E Prinz Deutschland und Osterreich Ein bilaterales Geschichtsbuch Wien Munchen 1980 ISBN 3 7141 6551 7 S 143 160 hier S 158 Peter G J Pulzer Die Entstehung des politischen Antisemitismus in Deutschland und Osterreich 1867 bis 1914 Verlag Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 525 36954 9 S 187 und 231 Robert A Kann Deutschland und das Nationalitatenproblem der Habsburgermonarchie aus osterreichischer Sicht In Robert A Kann Friedrich E Prinz Deutschland und Osterreich Ein bilaterales Geschichtsbuch Wien Munchen 1980 ISBN 3 7141 6551 7 S 412 423 hier S 418f Lothar Hobelt Kornblume und Kaiseradler Die deutschfreiheitlichen Parteien Altosterreichs 1882 1918 Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1993 ISBN 3 7028 0320 3 S 197 Birgitt Morgenbrod Wiener Grossburgertum im Ersten Weltkrieg Die Geschichte der Osterreichischen Politischen Gesellschaft 1916 1918 Wien Koln Weimar 1994 ISBN 3 205 98256 8 S 22 Richard W Kapp Divided Loyalities The German Reich and Austria Hungary in Austro German Discussions of War Aims 1914 1916 In Central European History 17 1984 S 120 139 hier S 124 Gy Tokody Die Plane des Alldeutschen Verbandes zur Umgestaltung Osterreich Ungarns In Acta Historica 1963 S 39 67 hier S 65 Alldeutsche Blatter Nr 4 1894 zitiert nach Alfred Kruck Geschichte des Alldeutschen Verbandes Steiner Wiesbaden 1954 S 44 Gy Tokody Die Plane des Alldeutschen Verbandes zur Umgestaltung Osterreich Ungarns In Acta Historica 1963 S 39 67 hier S 39 41 Robert A Kann Das Deutsche Reich und die Habsburgermonarchie 1871 1918 In Robert A Kann Friedrich E Prinz Deutschland und Osterreich Ein bilaterales Geschichtsbuch Wien Munchen 1980 ISBN 3 7141 6551 7 S 143 160 hier S 146 und 157 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alldeutsche Vereinigung amp oldid 238002208