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Die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei DNSAP war eine radikal volkische antikapitalistische antimarxistische und antisemitische Partei in Deutschosterreich bzw der Ersten Republik Sie entstand im Mai 1918 durch Umbenennung aus der Deutschen Arbeiterpartei DAP die in Osterreich Ungarn sowohl im osterreichischen Kernland als auch bei Deutschbohmen und Deutschmahrern sowie in Osterreichisch Schlesien aktiv war Nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie spaltete sie sich 1919 in einen osterreichischen einen tschechoslowakischen und einen polnischen Zweig 1 Diese betrachteten sich zwar als Schwesterparteien waren aber organisatorisch selbststandig Mitte 1923 besass die Partei 34 000 Mitglieder 2 Ab 1920 gab es auch eine Kooperation mit der NSDAP in der Weimarer Republik Die osterreichische DNSAP verschwand aber bald in der Bedeutungslosigkeit und spaltete sich in mehrere Splittergruppen wobei insbesondere das Verhaltnis zur deutschen NSDAP und ihrem Fuhrer Adolf Hitler strittig war Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung 1 2 Wahlen und Kooperationen 1 3 Krise und Spaltungen 2 Siehe auch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung Bearbeiten Die 1903 gegrundete DAP war vor allem unter deutschsprachigen Arbeitern in Bohmen und Mahren verwurzelt und mit der volkischen Gewerkschaftsbewegung verbunden Bereits 1913 hatte sie ein radikal volkisches und antisemitisches aber auch antikapitalistisches antimarxistisches und sozialstaatliches Programm angenommen und uber den Namensbestandteil nationalsozialistisch diskutiert Wahrend des Ersten Weltkriegs hatte sie sich noch weiter radikalisiert Die erneuerte programmatische Ausrichtung zum Nationalsozialismus sollte dabei auch im Parteinamen zum Ausdruck gebracht werden Auf einem Reichsparteitag in Wien am 4 und 5 Mai 1918 wurde deshalb die Umbenennung zur Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei beschlossen Dazu wurde auch ein neues im Wesentlichen vom mahrischen Ingenieur Rudolf Jung verfasstes Programm verkundet das den energischen Schutz des Auslandsdeutschtums sowie die gesetzliche Einfuhrung der deutschen Staatssprache forderte Die Gegnerschaft der alten DAP gegenuber der tschechischen Arbeiterschaft und auslandischen Arbeitskraften im Allgemeinen sowie gegenuber Finanzkapital Juden und Marxismus wurde fortgesetzt 3 Erstmals wurde aber auch demokratischer Pluralismus abgelehnt 4 Der nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie im Oktober November 1918 von der DNSAP geforderte Anschluss Osterreichs als Bundesstaat an das Deutsche Reich unterblieb 5 und wurde durch den Vertrag von Saint Germain ausdrucklich verboten Als die sudetendeutschen Gebiete vom osterreichischen Staat abgetrennt wurden sah sich die DNSAP vielmehr gezwungen in Osterreich Wahlbundnisse mit den Deutschnationalen zu schliessen obwohl sie solche Einigungsbestrebungen und gemeinsame Listen noch im November 1918 abgelehnt hatte Zugleich wurde die Reichsparteileitung in die Kanzlei des Wiener Rechtsanwalts Walter Riehl am Wiener Stephansplatz verlegt Dort wurde auf einer Parteileitersitzung am 29 Dezember 1918 Hans Knirsch als Erster Reichsparteiobmann bestatigt Walter Riehl zum Zweiten und Ferdinand Burschofsky zum Dritten Obmann gewahlt Zudem wurde eine Frauenorganisation der Nationalsozialistische Frauenverein gegrundet dem Riehls Frau Elly vorstand Frauen waren an der DNSAP relativ stark beteiligt jedenfalls im Vergleich zur spateren NSDAP in Deutschland Der fuhrende Programmatiker der Partei Rudolf Jung war aus dem nun tschechoslowakischen Bohmen ausgewiesen worden und ubersiedelte nach Salzburg 6 Wahlen und Kooperationen Bearbeiten Bei den Wahlen zur Konstituierenden Nationalversammlung am 16 Februar 1919 erhielt die DNSAP nur 23 431 Stimmen und konnte keinen Abgeordneten stellen Allein in Salzburg schnitt die Partei relativ gut ab Bei der Landtagswahl vom 6 April 1919 wurde in Salzburg sogar ein Ergebnis erzielt das es ermoglichte zwei Abgeordnete in den Salzburger Landtag zu entsenden 7 Die Schaffung einer zwischenstaatlichen Kanzlei die die Arbeit der Nationalsozialisten in Osterreich der Tschechoslowakei Polen und Deutschland koordinieren sollte wurde zunachst verschoben Am 8 Dezember 1919 fand ein Staatsparteitag der DNSAP in Osterreich statt Dort wurde als wichtigster Grundsatz die Zusammenfassung des gesamten deutschen Siedlungsgebietes in Europa zum sozialen deutschen Reiche beschlossen Riehl wurde einstimmig zum Obmann fur Osterreich gewahlt 8 Ab 1920 wurde das Hakenkreuz dem Parteizeichen hinzugefugt das zuvor nur aus Hammer und Eichenlaub bestanden hatte und man nahm Kontakt zur Schwesterpartei DAP in Munchen auf die sich bald darauf in NSDAP umbenannte Im August 1920 hielten die osterreichische und die tschechoslowakische DNSAP sowie die deutsche NSDAP in Salzburg eine zwischenstaatliche Tagung ab 9 Anschliessend leitete Riehl in Wien eine zwischenstaatliche Kanzlei und nannte sich vorubergehend Fuhrer der nationalsozialistischen Bewegung Grossdeutschlands 10 Zwischen 1920 und 1922 kam auch immer wieder Adolf Hitler zu Parteiveranstaltungen nach Osterreich und hielt Reden bei Tagungen und Vortragen Die osterreichische DNSAP war zunachst bestrebt im Rahmen des parlamentarischen Systems zu agieren und mit anderen Parteien zu kooperieren und Kompromisse zu schliessen So schloss sie beispielsweise zur Landtagswahl in Salzburg 1922 ein antisemitisches Bundnis mit Christsozialen und Freiheitlichem Bauernbund unter dem Namen Christlichnationale Wahlgemeinschaft die die Wahl auch gewann wodurch die DNSAP absprachegemass ein Mandat erhielt 11 Krise und Spaltungen Bearbeiten Anders als Hitler der damals auf ausserparlamentarischen Kampf und revolutionare Taktik setzte fuhlten sich die Funktionare der osterreichischen DNSAP einigermassen demokratischen Spielregeln verpflichtet Auf dem landerubergreifenden Parteitag der deutschen osterreichischen und sudetendeutschen Nationalsozialisten im August 1923 in Salzburg eskalierte der Richtungsstreit Wahrend Riehl bei der anstehenden Nationalratswahl im Oktober 1923 ein Wahlbundnis mit der Grossdeutschen Volkspartei GDVP mithin eine Fortsetzung des parlamentarischen Weges anstrebte plante Hitler eine gewaltsame Machtergreifung nach dem Vorbild von Mussolinis Marsch auf Rom Da sich die Delegierten zu keinem Beschluss in dieser Frage durchringen konnten setzten sie einen Fuhrerausschuss ein dem Hitler vorstand und Hermann Esser als weiterer Vertreter aus dem Deutschen Reich Riehl und Karl Schulz fur Osterreich und Rudolf Jung fur die Deutschen in der Tschechoslowakei angehorten 12 Neben den Riehl und den Schulz Flugel traten als dritte Richtung die uberwiegend jungen fanatischen Hitleranhanger die die faschistischen Strukturen und revolutionaren Munchener Methoden der NSDAP auch auf Osterreich ubertragen wollten Es setzte sich die Schulz und Hitler Richtung durch die fur eine Wahlenthaltung bei der Nationalratswahl 1923 eintrat 13 Riehl trat Ende 1923 vom Parteivorsitz zuruck nachdem er den gescheiterten Hitlerputsch in Munchen abgelehnt hatte 10 Sein Nachfolger wurde der aus Mahren geflohene Telegraphenbeamte Karl Schulz der dem gewerkschaftsnahen linken Parteiflugel zugerechnet wurde 14 Wahrend der Festungshaft Hitlers und der Illegalitat der NSDAP unterstutzten die osterreichischen Nationalsozialisten die deutsche Schwesterpartei durch die Lieferung von Geld und Druckerzeugnissen nach Munchen 1924 kam es zur ersten Spaltung der Partei Riehl wurde wegen parteischadigenden Verhaltens ausgeschlossen und grundete mit seinen Anhangern den Deutschsozialen Verein 15 der vollig bedeutungslos bleiben sollte Die verbleibende Rumpfpartei wurde nach ihrem Vorsitzenden als Schulzgruppe bezeichnet Beide Gruppen befehdeten sich fortan Am 4 Mai 1926 kam es schliesslich zu einer weiteren Spaltung Der Wiener Mittelschullehrer Richard Suchenwirth grundete den Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterverein aus dem kurz darauf die ganz auf die deutsche NSDAP ausgerichtete osterreichische NSDAP hervorging Sie trug die Zusatzbezeichnung Hitler Bewegung und band forthin die radikalen grossdeutschen Sympathisanten an sich Die beiden Splittergruppen der DNSAP verloren mehr und mehr an Bedeutung Die Schulz Gruppe trat bei der Nationalratswahl 1927 als Teil der burgerlichen Einheitsliste an bei der Nationalratswahl 1930 im Rahmen des Schoberblocks 1930 trat schliesslich sogar Walter Riehl in die osterreichische NSDAP ein trat aber nicht mehr politisch hervor Die Schulzgruppe loste sich 1935 auf 13 16 Siehe auch BearbeitenFaschismus in Europa bis 1945Literatur BearbeitenBernd Beutl Zasuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik In Wolfgang Duchkowitsch Hrsg Die osterreichische NS Presse 1918 1933 Bestandsaufnahme und Dokumentation Literas Wien 2001 S 20 47 Gerhard Jagschitz Die Nationalsozialistische Partei In Emmerich Talos Herbert Dachs u a Hrsg Handbuch des politischen Systems Osterreichs Erste Republik 1918 1933 Manz Wien 1995 S 231 244 Carmen Kleinszig Vom deutschen Gehilfenverein zur DNSAP Die Entwicklung einer Partei im Uberblick In Beitrage zur Rechtsgeschichte Osterreichs 10 2020 S 30 44 open access Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien u a 2005 ISBN 3 205 77337 3 Insbesondere Kapitel 3 Die DNSAP S 577 621 Einzelnachweise Bearbeiten Robert Kriechbaumer Die grossen Erzahlungen der Politik Politische Kultur und Parteien in Osterreich von der Jahrhundertwende bis 1945 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 12 Bohlau Wien Koln Weimar 2001 ISBN 3 205 99400 0 S 665 Robert Kriechbaumer Die grossen Erzahlungen der Politik Politische Kultur und Parteien in Osterreich von der Jahrhundertwende bis 1945 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Salzburg Band 12 Bohlau Wien Koln Weimar 2001 ISBN 3 205 99400 0 S 775 Andrew G Whiteside Nationaler Sozialismus in Osterreich vor 1918 In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 9 1961 S 349 Online PDF 1 3 MB Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3205773373 S 582 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3205773373 S 584 587 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3205773373 S 593 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3205773373 S 593 597 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration Die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3205773373 S 617 Uta Jungcurt Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik Denken und Handeln einer einflussreichen Minderheit De Gruyter Berlin Boston 2016 S 150 a b Gerhard Jagschitz Die Nationalsozialistische Partei 1995 S 233 234 Richard Voithofer Drum schliesst Euch frisch an Deutschland an Die Grossdeutsche Volkspartei in Salzburg 1920 1936 Bohlau Wien Koln Weimar 2000 S 188 198 Bernd Beutl Zasuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik 2001 S 27 a b Dirk Hanisch Die osterreichischen NSDAP Wahler Eine empirische Analyse ihrer politischen Herkunft und ihres Sozialprofils Helmut Konrad Hrsg Bohlaus Zeitgeschichtliche Bibliothek Band 35 Bohlau Wien Koln Weimar 1998 ISBN 3 205 98714 4 S 71 f Stefan Karner Die Steiermark im Dritten Reich 1938 1945 Leykam Verlag Graz Wien 1986 S 478 Bernd Beutl Zasuren und Strukturen des Nationalsozialismus in der Ersten Republik 2001 S 28 aieou https www aeiou at aeiou encyclop n n122448 htm NationalsozialismusNormdaten Korperschaft GND 1079696962 lobid OGND AKS LCCN no2006000940 VIAF 88144928699454440621 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei Osterreich amp oldid 233614872