www.wikidata.de-de.nina.az
Die Los von Rom Bewegung war eine zu wesentlichen Teilen politisch motivierte Stromung in Osterreich um 1900 die die Forderung des Konfessionswechsels von der katholischen zur evangelischen oder altkatholischen Konfession zum Ziel hatte Sie wurde von deutschnationalen Kraften getragen Die Parole Los von Rom wurde von dem Medizinstudenten Theodor Georg Rakus spater Arzt und koniglich schwedischer Vizekonsul in Salzburg einem Weggefahrten von Georg von Schonerer gepragt Gedenktafel im Vorraum der Heilandskirche in Murzzuschlag Inhaltsverzeichnis 1 Der Hintergrund grossdeutsche und deutschnationale Ideen 2 Der Ausloser die Badenischen Sprachverordnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseDer Hintergrund grossdeutsche und deutschnationale Ideen Bearbeiten Hauptartikel Deutschnationale Bewegung Seit den Zeiten der Gegenreformation unter den Habsburgern war Osterreich ein fast ausschliesslich katholisches Land Die Protestanten machten nur eine verschwindende Minderheit aus Nur einige kryptoprotestantische Gemeinden hatten die Jahrhunderte der Gegenreformation uberstanden Erst mit dem Toleranzpatent von Kaiser Joseph II von 1781 wurde Reformierten und Lutheranern die Religionsausubung von staatlicher Seite aus wieder gestattet Nach der deutschen Reichsgrundung 1871 und der damit vollzogenen kleindeutschen Losung d h der Einigung Deutschlands unter der Fuhrung Preussens unter Ausschluss Osterreichs blieben viele Osterreicher weiterhin grossdeutschen Ideen verbunden Die Deutschnationalen erstrebten eine enge politische Anbindung an das Deutsche Reich und zum Teil sogar die vollstandige Auflosung der Habsburgermonarchie und den Anschluss der von Deutschen besiedelten Teile an das Deutsche Reich Ein fuhrender Vertreter dieser politischen Richtung war Georg Ritter von Schonerer Im Linzer Programm von 1882 stellten die Deutschnationalen die Parole nicht liberal nicht klerikal sondern national auf und wandten sich sowohl gegen die Juden als auch gegen den politischen und gesellschaftlichen Einfluss der katholischen Kirche die seit alters her eine wesentliche Stutze der Habsburgerherrschaft gewesen war Der Ausloser die Badenischen Sprachverordnungen Bearbeiten Hauptartikel Bohmischer Sprachenkonflikt Ubertritte zwischen den Kirchen in Osterreich 1899 bis 1902 1 Jahr Ubertritte zwischen den Kirchenvon katholischnach evangelisch von evangelischnach katholisch1899 0 6 047 0 6751900 0 4 699 0 7051901 0 6 299 0 8301902 0 4 247 0 928Zusammen 21 292 3 138Den Bruch mit der katholischen Kirche forderten die 1897 erlassenen Sprachverordnungen des Ministerprasidenten Graf Badeni Diese sahen vor dass alle Beamten in den Kronlandern Bohmen und Mahren zweisprachig deutsch tschechisch sein sollten Diese Verordnung wurde von den Deutschnationalen heftig bekampft fand jedoch die Unterstutzung der osterreichischen Katholischen Volkspartei sowie vieler tschechischer katholischer Geistlicher Ein von den Deutschnationalen in Wien abgehaltener Deutscher Volkstag forderte daraufhin zum Austritt aus der katholischen Kirche auf und Schonerer und seine Gesinnungsgenossen pragten die Parole Los von Rom Die Konversionsbewegung wurde von evangelischen Organisationen aus Deutschland unterstutzt insbesondere vom Gustav Adolf Verein und vom Evangelischen Bund bis zur Einstellung der Unterstutzung 1905 Von Januar 1898 bis Marz 1900 traten mehr als 10 000 Osterreicher aus der katholischen Kirche aus und bis zum Beginn des Weltkrieges 1914 wurden 65 000 Ubertritte zur evangelischen Konfession und mehr als 20 000 Ubertritte zur altkatholischen Kirche registriert so dass viele neue protestantische Pfarrstellen eingerichtet werden mussten Das Hauptgebiet der Bewegung war Bohmen mit den Ubertrittsgemeinden Saaz Turn heute Stadtteil von Teplitz 2000 Ubertritte Komotau Trautenau Karbitz Klostergrab Dux Trebnitz Haida u a m Sicher waren jedoch nicht alle Ubertritte der Los von Rom Kampagne zuzuschreiben sondern es gab auch Unzufriedenheit mit der katholischen Kirche im Allgemeinen Die Gegenmassnahmen der katholischen Kirche begannen zogerlich erst ab 1902 erfolgten grosser angelegte Pressekampagnen und administrative Massnahmen um die Konversionsbewegung einzudammen Die Konversionsbewegung ergriff auch das benachbarte Deutsche Reich wo es zu einer deutlichen Steigerung der Ubertritte zur evangelischen Kirche kam Besonders im Konigreich Sachsen war diese Stromung ausgepragt 1 Die Los von Rom Bewegung hatte auch zur Folge dass die evangelische Kirche in Osterreich einen gewissen deutschnationalen Einschlag bekam Schon zuvor hatten sich viele osterreichische Protestanten stark am protestantisch preussisch dominierten Deutschen Reich orientiert Diese Tendenz wurde durch die Konversionsbewegung noch verstarkt Literatur BearbeitenBrigitte Hamann Hitlers Wien Lehrjahre eines Diktators Piper Munchen Zurich 1996 2001 ISBN 3 492 03598 1 Kapitel 8 Politische Leitbilder Karl Reinhart Trauner Die Los von Rom Bewegung Gesellschaftspolitische und kirchliche Stromung in der ausgehenden Habsburgermonarchie Szentendre 1999 ISBN 963 229 575 7 2 Auflage 2006 ISBN 963 550 774 7 Weblinks BearbeitenEvangelische Kirche in OsterreichEinzelnachweise Bearbeiten a b Los von Rom Bewegung In Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 12 Leipzig 1908 S 723 725 Zahlen nach Angaben des k k evangelischen Oberkirchenrats vom 10 Februar 1903 digitalisiert bei zeno orgNormdaten Sachbegriff GND 4168176 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Los von Rom Bewegung amp oldid 233628655