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Kasimir Felix Graf von Badeni 14 Oktober 1846 in Surochow bei Jaroslau Galizien 10 Marz 1909 in Krasne Galizien war ein polnisch osterreichischer Verwaltungsjurist und Politiker Er war von 1888 bis 1895 k k Statthalter im Konigreich Galizien und Lodomerien sowie von 1895 bis 1897 Ministerprasident des osterreichischen Teils 1 der k u k Monarchie Bekannt ist er fur die Badenische Wahlrechtsreform und die Badenische Sprachenverordnung vom 5 April 1897 im Spannungsfeld des Nationalitatenkampfes des Vielvolkerstaates Kasimir Felix Graf BadeniInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Badenische Wahlrechtsreform 3 Badenische Sprachenverordnung 4 Badeni Krawalle 5 Bis 1918 ungelostes Problem 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKasimir Felix Graf von Badeni war ein Abkommling der ursprunglich italienisch polnischen wlachischen Hochadelsfamilie Badeni 2 die seit dem 16 Jahrhundert uber Guter in Galizien verfugte Sein Vater Ladislaus Graf Badeni 1818 88 war Grossgrundbesitzer und wurde 1870 ins Abgeordnetenhaus des osterreichischen Reichsrates gewahlt Seine Mutter Cacilie stammte aus der ursprunglich schottischen Grafenfamilie Mier und war die Tochter des osterreichischen Gesandten in den Niederlanden 3 Kasimir von Badeni schloss sein juristisches Studium an der Universitat Krakau mit dem Doktorat ab und trat 1866 in den osterreichischen Staatsdienst ein Er arbeitete im Innenministerium galizische Abteilung 3 und im Ackerbauministerium wurde 1871 Bezirkshauptmann in Zolkiew Ostgalizien dann in Rzeszow 1879 wurde er Statthaltereidelegat in Krakau d h Bezirkshauptmann des Bezirks Krakau und erhielt den Titel eines Hofrats 1886 bis 1888 lebte er auf seinen Gutern Surochow und Busk nbsp Familienwappen der BadeniBadeni wurde 1888 von Kaiser Franz Joseph I zum k k Statthalter im Konigreich Galizien und Lodomerien ernannt Er folgte am 30 September 1895 auf Wunsch des Kaisers Erich Graf Kielmansegg in das Amt des k k Ministerprasidenten Ministerium Badeni Angesichts der durch seine Sprachenverordnung ausgelosten Unruhen siehe unten reichte Badeni am 28 November 1897 ein Rucktrittsgesuch ein auf Grund dessen das Ministerium Badeni zwei Tage spater vom Kaiser seines Amtes enthoben wurde Anlasslich der Enthebung druckte Franz Joseph am 30 November 1897 in einem tags darauf veroffentlichten Allerhochsten Handschreiben Badeni fur seine hingebungsvolle Treue fur beharrlichen opferwilligen Pflichteifer und fur loyale Ergebenheit und Anhanglichkeit seinen warmsten anerkennendsten Dank aus und versicherte ihn seines aufrichtigen unwandelbaren Wohlwollens 4 Anschliessend lebte er auf seinem Gut im ostgalizischen Busk in der heutigen Ukraine Badeni starb auf der Heimreise von einer Kur in Karlsbad wenige Kilometer vor Busk Sein Sohn Ludwik Jozef Wladyslaw Badeni war mit Alice Elisabeth Ankarcrona 1889 1985 verheiratet einer Tochter des schwedischen Adeligen Oscar Carl Gustav Ankarcrona die im Jahre 1920 nach dem Tod ihres Gatten in zweiter Ehe den ehemaligen osterreichischen Erzherzog Karl Albrecht von Habsburg Altenburg heiratete Badenische Wahlrechtsreform BearbeitenAls Ministerprasident 30 September 1895 30 November 1897 leitete er 1896 eine Wahlrechtsreform ein Es wurde eine funfte allgemeine Wahlerklasse fur alle uber 24 Jahre alten mannlichen Staatsburger eingefuhrt Die bis dahin existierenden vier Wahlerklassen waren Grossgrundbesitz Stadte Handels und Gewerbekammern sowie Landgemeinden Die neue funfte Wahlerklasse umfasste 72 der 425 Mandate des Abgeordnetenhauses Als Folge dieser Reform erfuhr das Abgeordnetenhaus eine Vergrosserung und eine politische Umschichtung fand statt da insbesondere Sozialdemokraten und Christlichsoziale von der neuen Wahlerklasse profitierten Die Badenische Wahlrechtsreform fuhrte zu einer volligen Umgestaltung der osterreichischen Parteienlandschaft Hatten sich bis dahin die Abgeordneten im Rahmen des Systems der Honoratiorenparteien im Parlament zu eher losen Fraktionen zusammengeschlossen so machten die nunmehr veranderten Erfordernisse der Wahlermobilisierung die Herausbildung fest gefugter straff organisierter Massenparteien notwendig Damals bildeten sich jene drei politischen Lager heraus welche die innenpolitische Landschaft Osterreichs bis in die 1980er Jahre pragen sollten Sozialdemokraten Christlichsoziale und Deutschnationale welchen die Bildung einer einheitlichen politischen Partei der Grossdeutschen Volkspartei erst 1919 gelang Insbesondere Sozialdemokraten und Christlichsoziale fanden ihre Anhanger in der neuen allgemeinen Wahlerklasse konnten mit einer ihrer wahren Bedeutung entsprechenden Starke aber erst ins Parlament einziehen nachdem das Frauenwahlrecht 1918 eingefuhrt wurde Badenische Sprachenverordnung Bearbeiten nbsp Gustav Brandt Badenis KatzenmusikNach der Niederlage im Deutschen Krieg von 1866 war die politisch geschwachte Herrschaftsschicht Osterreichs gezwungen den Ungarn Magyaren entgegenzukommen die zwar die Krone anerkannten aber nicht von einer Regierung in Wien abhangig sein wollten Dies geschah durch den 1867 erreichten osterreichisch ungarischen Ausgleich Das ungarische Beispiel vor Augen verlangten nun auch andere slawische Nationalitaten innenpolitische Eigenstandigkeit Insbesondere die tschechische Nationalbewegung war enttauscht dass ihre Loyalitat zu Osterreich im Krieg von 1866 nicht mit der Gleichstellung mit den Deutschen und Ungarn der Monarchie belohnt wurde Osterreichisch Tschechischer Ausgleich Die Deutschen in der Donaumonarchie dagegen empfanden die Bemuhungen um eine verstarkte Eigenstandigkeit der tschechischen Kultur immer starker als existentielle Herausforderung Einen ersten Hohepunkt fand diese Auseinandersetzung im Streit um das Tschechische als Behordensprache neben dem Deutschen in Bohmen und Mahren Als k k Ministerprasident bewirkte Badeni in seiner Funktion als Innenminister die Verordnung der Minister des Innern der Justiz der Finanzen des Handels und des Ackerbaues vom 5 April 1897 betreffend die sprachliche Qualifikation der bei den Behorden in Bohmen angestellten Beamten 5 Die Verordnung war von Innenminister Badeni Finanzminister Leon Bilinski Ackerbauminister Johann von Ledebur Wicheln Justizminister Johann Nepomuk Gleispach und Handelsminister Hugo Glanz von Eicha unterzeichnet Eine ahnliche Verordnung machten die funf Minister am 22 April 1897 in Mahren kund 6 Zuvor hatte Justizminister Karl von Stremayr 1880 gemeinsam mit k k Ministerprasident Eduard Taaffe die Stremayrschen Sprachenverordnungen erlassen 7 8 Damit wurde wie der christlichsoziale Publizist Friedrich Funder spater erlauterte die aussere Dienstsprache festgelegt Verwaltungsbehorden und Gerichte in Bohmen und Mahren hatten die Pflicht mundliche und schriftliche Parteienvorbringungen in derselben Landessprache in der sie erfolgt waren zu erledigen allgemeine Kundmachungen soweit sie nicht einzelne Bezirke oder Gemeinden betrafen hatten doppelsprachig zu sein Badenis Verordnung bezog sich nun auf die innere Dienstsprache die auch im inneramtlichen Verkehr die Behandlung mundlicher oder schriftlicher Parteianfragen und Eingaben anstatt in der bisherigen ausschliesslich deutschen Behandlung in der Sprache des Vorbringers verlangte Daraus folgte die Bestimmung dass in Zukunft alle Beamten beide Landessprachen zu beherrschen hatten und vom 1 Juli 1901 an nur Bewerber aufgenommen werden sollten die beide Sprachen konnten 9 1896 erhielt Badeni die Ehrendoktorwurde der Philosophischen Fakultat der Universitat Lwow Badeni Krawalle BearbeitenIn den 77 deutschen Gerichtsbezirken von insgesamt 216 erhob sich ein Proteststurm weil die deutschen Beamten nur selten Tschechisch konnten und deshalb ein Zustrom der gewohnt zweisprachigen tschechischen Beamten befurchtet wurde Es kam vor und nach den sommerlichen Parlamentsferien zu Ausschreitungen im Reichsrat und zu Massendemonstrationen in Wien Graz und Prag Badeni Krise Eine offizielle Wiener Polizeichronik die sich vor allem auf den November 1897 bezog bewertete die Ereignisse in der Zwischenkriegszeit so Im alten nationalen Kampfe zwischen Deutschen und Slawen losten die Versuche Badenis den Slawen Vorrechte einzuraumen gewaltige den Staat bis ans Mark erschutternde Vulkanausbruche aus Wache gemeint war die Sicherheitswache musste in aufreibendem und opfervollem Kampfe die Ruhe herstellen 10 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Badeni Krawalle in Wien in einem Text aus gleicher Quelle nur mehr Beispiel fur die nationalen Demonstrationen unter Fuhrung der Studentenschaft und fur die haufigen deutschnationalen Kundgebungen gegen die Tschechen 11 Bis 1918 ungelostes Problem BearbeitenOsterreich geriet nun in eine Staatskrise die k k Ministerprasidenten wechselten in kurzer Folge Die Sprachenverordnung wurde von Badenis Nachfolger im Amt Freiherr Paul Gautsch von Frankenthurn am 24 Februar per 15 Marz 1898 gemildert und schliesslich am 14 Oktober 1899 von Ministerprasident Manfred von Clary Aldringen ganz aufgehoben Funder kommentierte Bis 1900 waren seit 1897 drei Regierungen Gautsch Thun und Clary Aldringen an der Hinterlassenschaft Badenis verblutet Graf Clary hatte die Sprachenverordnungen beseitigt und gegen die deutsche und tschechische Obstruktion eingetauscht 12 Es wurde daher teilweise mit Notverordnungen regiert uber Prag wurde der Ausnahmezustand verhangt Die Sprachenverordnungen waren auch der aussere Anlass fur die Deutschnationalen um Georg Ritter von Schonerer die Los von Rom Bewegung zu proklamieren Ein osterreichisch tschechischer Ausgleich wurde zwar weiterhin angestrebt jedoch nie erreicht Die Deutschen Bohmens und Mahrens beanspruchten obwohl dort in der Minderheit gemeinsam mit den Deutschen in den deutschsprachigen Kronlandern dem spateren Deutschosterreich die Fuhrung in Cisleithanien und lehnten die innenpolitische Eigenstandigkeit Bohmens und Mahrens ab Dieser Konflikt konnte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges nicht gelost werden Das deutsche Element war allerdings im Herbst 1918 zu schwach die nunmehr komplette Unabhangigkeit der neuen Tschechoslowakei zu verhindern oder die beanspruchten deutsch besiedelten Randgebiete Bohmens und Mahrens tatsachlich zu gewinnen Siehe auch Bohmischer SprachenkonfliktLiteratur BearbeitenJohann Albrecht Freiherr von Reiswitz Badeni Kasimir Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 510 512 Digitalisat Badeni Kasimir Felix Graf In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 42 f Direktlinks auf S 42 S 43 Artur Felkier Graf Kazimierz Feliks Badeni 1846 1909 Statthalter von Galizien und osterreichischer Ministerprasident Ungedruckte Diplomarbeit Wien 2002 Friedrich Kornauth Badeni als Ministerprasident 1 Oktober 1895 bis 28 November 1897 Ungedruckte Dissertation Wien 1949 Hans Mommsen 1897 Die Badeni Krise als Wendepunkt in den deutsch tschechischen Beziehungen In Detlef Brandes Hrsg Wendepunkte in den Beziehungen zwischen Deutschen Tschechen und Slowaken 1848 1989 Verlag Klartext Essen 2007 ISBN 978 3 89861 572 3 S 111 118 Esther Neblich Die Auswirkungen der Badenischen Sprachverordnung von 1897 Tectum Verlag Marburg 2002 ISBN 3 8288 8356 7 J Stahnke Ludwik Teichmann 1823 1895 Anatom in Krakau In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 2 1984 S 205 267 hier S 216 f Berthold Sutter Die Badenischen Sprachenverordnungen von 1897 Bohlau Verlag Graz 1960 1965 2 Bande Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kasimir Felix Badeni Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Kasimir Felix Badeni im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Literatur von und uber Kasimir Felix Badeni im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Jiri Koralka Tschechen im Habsburgerreich und in Europa 1815 1914 Sozialgeschichtliche Zusammenhange der neuzeitlichen Nationsbildung und der Nationalitatenfrage in den bohmischen Landern Schriftenreihe des Osterreichischen Ost und Sudosteuropa Instituts Band 18 Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1991 ISBN 3 7028 0312 2 S 159 J Stahnke Ludwik Teichmann 1823 1895 Anatom in Krakau In Wurzburger medizinhistorische Mitteilungen 2 1984 S 205 267 hier S 216 a b Johann Albrecht Freiherr von Reiswitz Badeni Kasimir Graf von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 510 512 Digitalisat Tageszeitung Wiener Zeitung Wien Nr 277 1 Dezember 1897 S 1 Amtlicher Teil LGBl Bohmen Nr 13 1897 S 43 LGBl Mahren Nr 30 1897 S 48 LGBl Bohmen Nr 14 1880 S 34 LGBl Mahren Nr 17 1880 S 31 Friedrich Funder Vom Gestern ins Heute Aus dem Kaiserreich in die Republik Herold Wien 1971 S 153 Anmerkung Zentralinspektorat der Wiener Bundessicherheitswache Sechzig Jahre Wiener Sicherheitswache Ein Gedenkbuch Selbstverlag der Bundespolizeidirektion Wien Wien 1929 S 238 Bundespolizeidirektion Wien Hrsg 80 Jahre Wiener Sicherheitswache Jugend und Volk Wien 1949 S 25 Friedrich Funder Vom Gestern ins Heute S 179 Ministerprasidenten Cisleithaniens in Osterreich Ungarn Friedrich Ferdinand von Beust Karl von Auersperg Eduard Taaffe Ignaz von Plener Leopold Hasner von Artha Alfred Jozef Potocki Karl Sigmund von Hohenwart Ludwig von Holzgethan Adolf von Auersperg remayr Eduard Taaffe Alfred III zu Windisch Gratz Erich von Kielmansegg Kasimir Felix Badeni Paul Gautsch von Frankenthurn Franz von Thun und Hohenstein Manfred von Clary und Aldringen Heinrich von Wittek Ernest von Koerber Paul Gautsch von Frankenthurn Konrad zu Hohenlohe Schillingsfurst Max Wladimir von Beck Richard von Bienerth Schmerling Paul Gautsch von Frankenthurn Karl Sturgkh Ernest von Koerber Heinrich Clam Martinic Ernst Seidler von Feuchtenegg Max Hussarek von Heinlein Heinrich Lammasch Siehe auch Liste der Ministerprasidenten Osterreich Ungarns 1867 1918 Ministerium Badeni 1895 1897 Kasimir Felix BadeniLeon Bilinski Paul Gautsch von Frankenthurn Hugo Glanz von Eicha Johann Nepomuk Gleispach Emil von Guttenberg Johann Ledebur Wicheln Edward Rittner Zeno Welser von Welsersheimb Normdaten Person GND 118651625 lobid OGND AKS LCCN n91117677 VIAF 5724495 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Badeni Kasimir FelixALTERNATIVNAMEN Badeni Kazimierz Feliks Hrabia Geburtsname Badeni Kasimir Felix Graf vonKURZBESCHREIBUNG polnisch osterreichischer Verwaltungsjurist und Politiker Statthalter im Konigreich Galizien und Lodomerien Ministerprasident von CisleithanienGEBURTSDATUM 14 Oktober 1846GEBURTSORT Surochow bei Jaroslau GalizienSTERBEDATUM 10 Marz 1909STERBEORT Krasne Galizien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kasimir Felix Badeni amp oldid 239007245