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Freiherr Max Wladimir von Beck 6 September 1854 in Wien 20 Janner 1943 ebenda war ein osterreichischer Politiker Von Juni 1906 bis November 1908 amtierte er als Ministerprasident der cisleithanischen Reichshalfte Max Wladimir Freiherr von BeckInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Beamter 1 2 Ministerprasident 1 3 Weitere Funktionen 2 Erinnerungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDer geadelte Vater Anton Ritter von Beck 1812 1895 stammte aus einfachen Verhaltnissen seine Eltern betrieben ein kleines Wirtshaus im sudmahrischen Butsch redigierte lang die tschechische Ausgabe des Reichsgesetzblattes und wurde schliesslich Direktor der k k Hof und Staatsdruckerei in Wien 1 Er gehorte 1848 49 dem Kremsierer Reichstag an und betrachtete sich stets als Tscheche Nach dem Tod des Vaters wurde der Familie Beck der Freiherrenstand Baronie verliehen 2 Max Wladimir hatte vier Schwestern und besuchte das Akademische Gymnasium in Wien wo Tomas Garrigue Masaryk im Herbst 1918 Grundungsprasident der Tschechoslowakischen Republik und Carl Colbert Zeitungsmacher Humanist und Schriftsteller 3 zu seinen Mitschulern zahlten Er maturierte mit Auszeichnung und studierte bis 1878 an der Universitat Wien Rechtswissenschaften 1896 ehelichte er Helene geb Mayer Gunthof 1862 1930 nach deren Scheidung von Ludwig von Doczi 4 Beamter Bearbeiten Nach dem Studium trat Max Wladimir von Beck in den Staatsdienst ein zuerst in die Finanzprokuratur dann gehorte er von 1880 bis 1906 unter neun Ressortchefs 5 dem k k Ackerbauministerium einem der Ministerien Cisleithaniens an 6 Er wurde dazu ausersehen bei Franz Ferdinand von Osterreich Este von 1896 an Erzherzog Thronfolger als Lehrer fur Rechts und Staatswissenschaft zu wirken Er gewann dabei das Vertrauen Franz Ferdinands und wurde spater auch sein Berater in juristischen und politischen Fragen unter anderem auch in den staatsrechtlichen Fragen die sich 1900 um die morganatische Ehe des Thronfolgers ergaben 1898 wurde Beck im Ackerbauministerium Sektionschef Als Vorstand der legislativen und organisatorischen Abteilung bereitete er wichtige Gesetze zur Agrarreform vor 1 Zeitgenossen und Biografen fiel es stets schwer ihn weltanschaulich politisch einzuordnen 7 Ministerprasident Bearbeiten Wahrend der Staatskrise von 1905 06 wurde Beck nach dem Rucktritt von Konrad zu Hohenlohe Schillingsfurst am 2 Juni 1906 vom Kaiser zum k k Ministerprasidenten ernannt Franz Joseph I sah im ehemaligen Erzieher des Thronfolgers einen Mittelsmann zwischen sich und seinem widerspenstigen Neffen 8 Beck wurde zu einem der fahigsten Ministerprasidenten Cisleithaniens Begunstigt durch die wirtschaftliche Hochkonjunktur gelang es ihm eine parlamentarische Mehrheit mit dem Kern der Liberalen Parteien der wichtigsten cisleithanischen Nationalitaten zu bilden 9 Die Regierungen davor hatten weil sie die Konflikte im Parlament nicht losen konnten mit kaiserlichen Verordnungen regiert Beck machte nicht den Versuch wie seine Vorganger uber die Parteien hinweg zu regieren oder eine neutrale Beamtenregierung zu bilden Er nahm ohne ein formliches Abkommen deutsche tschechische und polnische Abgeordnete in sein Kabinett auf das er als Ausgleichskonferenz in Permanenz bezeichnete 10 Obwohl er das Amt nur bis 15 November 1908 innehatte brachte er entscheidende Reformen auf den Weg Vor allem bewirkte er gegen den Widerstand des Thronfolgers am 1 Dezember 1906 die altosterreichische Reichratswahlreform das von den Sozialdemokraten seit langem geforderte allgemeine und gleiche Mannerwahlrecht fur das Abgeordnetenhaus Dies fuhrte zum Zerwurfnis mit Franz Ferdinand Dieser beabsichtigte im Herrenhaus des Reichsrats Widerstand gegen den Beschluss wurde aber vom Kaiser durch die Drohung mit dem Einsatz der beiden Obersthofmeister des Kaisers als Pro Redner ausmanovriert 10 Ob es eine versteckte Zusammenarbeit Becks mit den Sozialdemokraten unter Victor Adler gegeben hat ist umstritten Beck hat sie dementiert 11 Begunstigt wurde die Einfuhrung des allgemeinen und gleichen Mannerwahlrechts an der Ministerprasident Eduard Taaffe in den 1890er Jahren gescheitert war durch die Russische Revolution 1905 die Sozialdemokraten und slawische Parteien nachdrucklich beeinflusste Jedenfalls konnte Beck durch ein umfassendes sozialpolitisches Programm mit der Reform der Arbeiterversicherung und der Einfuhrung der Alters und Invalidenversicherung neben den Sozialdemokraten auch die Christlichsozialen gewinnen 12 Der Ausbau der Sozialversicherung war daher auch Thema in der unter Becks Regie entworfenen Thronrede Franz Josephs die der Kaiser am 19 Juni 1907 in der Hofburg vor den Mitgliedern beider Hauser des Reichsrats hielt 13 Daruber hinaus gelang es Beck den Finanzausgleich mit Ungarn mit einer neuen fur Cisleithanien geringeren Quote von 63 6 gegenuber 36 4 fur das wirtschaftlich etwas starker gewordene Ungarn zu erneuern 14 Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt fasste Beck die Lage am 2 Juni 1908 im Abgeordnetenhaus des Reichsrats so zusammen Uns hat die Vorsehung ein Problem auf den Weg gegeben wie keinem anderen Staate Europas 8 Nationalitaten 17 Lander 20 parlamentarische Korperschaften 27 parlamentarische Parteien zwei verschiedene Weltanschauungen ein kompliziertes Verhaltnis zu Ungarn die durch beilaufig achteinhalb Breiten und etwa ebensoviel Langengrade gegebenen Kulturdistanzen alles das auf einen Punkt zu vereinigen aus alldem eine Resultierende zu ziehen das ist notwendig um in Osterreich zu regieren 15 In seiner Politik stiess er vor allem auf den Widerstand der aristokratisch dominierten konservativen Parteien und des auf Konfrontation setzenden k u k Aussenministers Alois Lexa von Aehrenthal Beck war ein Mann der Innenpolitik und kein aussenpolitischer Hasardeur weshalb er wahrend der Bosnischen Annexionskrise auch auf Druck der alten Gegner der Wahlreform am 15 November 1908 zurucktreten musste 16 Weitere Funktionen Bearbeiten Er war 1907 bis 1918 Mitglied des Herrenhauses des osterreichischen Reichsrats 1915 bis 1918 Prasident des Obersten Rechnungshofs dann bis 1934 des republikanischen Rechnungshofs und 1919 bis 1938 Prasident der Osterreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz 17 1 Erinnerungen Bearbeiten nbsp Grab von Max Wladimir von Beck auf dem Hietzinger FriedhofBecks Adelsbezeichnung ging mit dem osterreichischen Adelsaufhebungsgesetz im Fruhjahr 1919 verloren Max Wladimir Beck wurde am 23 Janner 1943 auf dem Hietzinger Friedhof in Wien 13 Bezirk im auf Friedhofsdauer bestehenden Familiengrab Gruppe 16 Nr 23 D bestattet 1949 wurde die im 13 Bezirk von der Lainzer Strasse westwarts abzweigende Gustav Gross Gasse bis 1938 Reichgasse nach Beck benannt Er hatte die letzten Jahrzehnte seines Lebens unweit dieser Gasse in einer Villa in der Lainzer Strasse 47 gewohnt Schriften Auswahl BearbeitenDer Kaiser und die Wahlreform In Eduard Ritter von Steinitz Hrsg Erinnerungen an Franz Joseph I Kaiser von Osterreich apostolischer Konig von Ungarn Verlag fur Kulturpolitik Berlin 1931 S 197 225 Literatur BearbeitenJohann Christoph Allmayer Beck Vom Gastwirtssohn zum Ministermacher Anton Beck und seine Bruder Bohlau Wien u a 2008 ISBN 978 3 205 78181 3 Franz Bauer Beamte als Ministerprasidenten in der ausgehenden Habsburgermonarchie Dr Ernst v Koerber Paul Freiherr Gautsch v Frankenthurn Dr Max Vladimir Freiherr v Beck Ungedruckte Dissertation Wien 2006 Heribert Sturm Hrsg Biographisches Lexikon zur Geschichte der bohmischen Lander Band 1 Verlag Oldenbourg Munchen 1997 ISBN 3 486 49491 0 S 64 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Max Wladimir von Beck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Max Wladimir von Beck im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien Eintrag zu Max Wladimir von Beck im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten a b c Beck Max Wladimir von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 61 Alois Czedik von Brundlsberg Zur Geschichte der k k osterreichischen Ministerien 1861 1908 Band 3 Prochaska Wien 1920 S 142 Alexander Emanuely Das Beispiel Colbert Fin de siecle und Republik oder die vergessenen Ursprunge der Zivilgesellschaft in Osterreich Ein dokumentarischer Essay Theodor Kramer Gesellschaft Wien 2020 ISBN 9783901602856 S 243 Franz Adlgasser Hrsg Heinrich Friedjung Geschichte in Gesprachen Aufzeichnungen 1898 1903 Veroffentlichungen der Kommission fur Neuere Geschichte Osterreichs 87 Band 1 1898 1903 Bohlau Wien 1997 ISBN 3 205 98589 3 S 421 Liste der osterreichischen Landwirtschaftsminister Johann Christoph Allmayer Beck Ministerprasident Baron Beck Ein Staatsmann des alten Osterreich Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1956 S 17 ff Alfred Ableitinger Max Vladimir Freiherr von Beck In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend und Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 28 33 hier S 31f Eduard Winkler Wahlrechtsreformen und Wahlen in Triest 1905 1909 Eine Analyse der politischen Partizipation in einer multinationalen Stadtregion der Habsburgermonarchie Verlag Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56486 2 S 117 Jan Kren Die Konfliktgemeinschaft Tschechen und Deutsche 1780 1918 Verlag Oldenbourg Munchen 1996 ISBN 3 486 56017 4 S 252 a b Alfred Ableitinger Max Vladimir Freiherr von Beck In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend und Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 28 33 hier S 28 ff Peter Schoffer Der Wahlrechtskampf der osterreichischen Sozialdemokratie 1888 89 1897 Vom Hainfelder Einigungsparteitag bis zur Wahlreform Badenis und zum Einzug der ersten Sozialdemokraten in den Reichsrat Verlag Steiner Stuttgart 1986 ISBN 3 515 04622 4 S 702 und 727 Hellmuth Rossler Beck Max Wladimir Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 706 f Digitalisat 1 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Abgeordnetenhauses XVIII Session 1907 S 1 ff Eduard Winkler Wahlrechtsreformen und Wahlen in Triest 1905 1909 Eine Analyse der politischen Partizipation in einer multinationalen Stadtregion der Habsburgermonarchie Verlag Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56486 2 S 244 Johann Christoph Allmayer Beck Ministerprasident Baron Beck Ein Staatsmann des alten Osterreich Verlag fur Geschichte u Politik Wien 1956 S 127 Stenographische Protokolle des Abgeordnetenhauses XVIII Session S 5218 Rudolf Sieghart Die letzten Jahrzehnte einer Grossmacht Menschen Volker Probleme des Habsburger Reichs Verlag Ullstein Berlin 1932 S 120 ff Alfred Ableitinger Max Vladimir Freiherr von Beck In Walter Pollak Hrsg Tausend Jahre Osterreich Eine Biographische Chronik Band 3 Der Parlamentarismus und die beiden Republiken Verlag Jugend u Volk Wien 1974 ISBN 3 7141 6523 1 S 28 33 hier S 32f Ministerprasidenten Cisleithaniens in Osterreich Ungarn Friedrich Ferdinand von Beust Karl von Auersperg Eduard Taaffe Ignaz von Plener Leopold Hasner von Artha Alfred Jozef Potocki Karl Sigmund von Hohenwart Ludwig von Holzgethan Adolf von Auersperg remayr Eduard Taaffe Alfred III zu Windisch Gratz Erich von Kielmansegg Kasimir Felix Badeni Paul Gautsch von Frankenthurn Franz von Thun und Hohenstein Manfred von Clary und Aldringen Heinrich von Wittek Ernest von Koerber Paul Gautsch von Frankenthurn Konrad zu Hohenlohe Schillingsfurst Max Wladimir von Beck Richard von Bienerth Schmerling Paul Gautsch von Frankenthurn Karl Sturgkh Ernest von Koerber Heinrich Clam Martinic Ernst Seidler von Feuchtenegg Max Hussarek von Heinlein Heinrich Lammasch Siehe auch Liste der Ministerprasidenten Osterreich Ungarns 1867 1918 Ministerium Beck 1906 1908 Max Wladimir von BeckDavid Abrahamowicz Leopold von Auersperg Richard von Bienerth Schmerling Julius Derschatta von Standhalt Albert Dzieduszynski Alfred Ebenhoch Franz Fiedler Josef Fort Friedrich von Georgi Albert Gessmann Franz Klein Witold von Korytowski Julius von Latscher Lauendorf Gustav Marchet Bedrich Pacak Franz Peschka Heinrich Prade Karel Prasak Franz Xaver von SchonaichPrasidenten des osterreichischen Rechnungshofes Oberster Rechnungshof im Kaisertum Osterreich 1866 bis 1918 Franz Xaver von Mercandin Ignaz von Kaiser Adolf von Auersperg Karl Sigmund von Hohenwart Paul Gautsch von Frankenthurn Eugen Hauenschield Bauer von Przerab Konrad zu Hohenlohe Schillingsfurst Max Wladimir von BeckOberster Rechnungshof in der Ersten Republik 1918 bis 1919 Max Wladimir von BeckStaatsrechnungshof in der Ersten Republik 1919 bis 1920 Max Wladimir von BeckRechnungshof in der Ersten Republik 1920 bis 1938 Max Wladimir von Beck Otto EnderStaatsrechnungshof in der Zweiten Republik 1945 Leopold PetznekRechnungshof in der Zweiten Republik seit 1945 Leopold Petznek Josef Schlegel Hans Frenzel Jorg Kandutsch Tassilo Broesigke Franz Fiedler Josef Moser Margit Kraker Normdaten Person GND 118654373 lobid OGND AKS VIAF 3264300 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beck Max Wladimir vonKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Politiker und MinisterprasidentGEBURTSDATUM 6 September 1854GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 20 Januar 1943STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Wladimir von Beck amp oldid 237093934