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Leon Ritter von Bilinski 15 Juni 1846 in Zaleszczyki Galizien heute Ukraine 14 Juni 1923 in Wien war ein polnisch osterreichischer Politiker 1895 97 und 1909 11 osterreichischer Finanzminister von 1912 bis 1915 k u k gemeinsamer Finanzminister Osterreich Ungarns und damit gleichzeitig Gouverneur von Bosnien und Herzegowina ausserdem nach dem Ersten Weltkrieg 1919 kurze Zeit polnischer Finanzminister 1 Leon von Bilinski fotografiert von Charles ScolikInhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Gemeinsamer Finanzminister 1 2 Austropolnische Losung 1 3 Unabhangiges Polen 2 Weblinks 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLeon von Bilinski wurde im ostgalizischen Zaleszczyki geboren Er studierte 1862 1865 Okonomie an der Universitat Lemberg und erlangte dort 1871 auch eine Professur Nach mehreren Funktionen in der Universitatsverwaltung wurde er 1878 schliesslich Rektor der Universitat Lemberg Er fungierte ab 1 Februar 1892 als Prasident der k k General Direktion der Osterreichischen Staatsbahnen und 1907 1914 als konservativer Reichsratsabgeordneter und ab 1900 lebenslanges Mitglied des Herrenhauses 2 Als Finanzminister im Kabinett Badeni vereinbarte er 1896 den Finanzausgleich mit Ungarn 1897 war er einer der funf Unterzeichner der grosse innenpolitische Turbulenzen auslosenden Badenischen Sprachenverordnung fur Bohmen und Mahren Als Finanzminister im Kabinett Bienerth trat er nach Konflikten mit dem Parlament 1911 zuruck und wurde Obmann des einflussreichen Polenclubs der Fraktion der polnischen Abgeordneten im Reichsrat 2 Bilinski wurde unter anderem mit dem Komturkreuz des Franz Joseph Ordens auszeichnet und war Ritter des Ordens der eisernen Krone I Klasse Er war Mitglied der k k Akademie der Wissenschaften zu Krakau sowie Ehrenburger von Rzeszow 3 Gemeinsamer Finanzminister Bearbeiten Am 20 Februar 1912 ernannte der Kaiser Bilinski zum gemeinsamen Finanzminister der Monarchie Von Beginn seiner Tatigkeit als Gouverneur von Bosnien und der Herzegowina an hatte Bilinski grosse Differenzen mit General Oskar Potiorek dem Militargouverneur der Provinz Potiorek war ein die Serben verachtender Hardliner wahrend Bilinski einen moderaten Kurs vertrat um die Serben Bosniens fur die Monarchie zu gewinnen Der Zivil Gouverneur konnte aber nicht verhindern dass der Militargouverneur den Bosnischen Landtag schloss und serbische Vereinigungen aufloste Dennoch gehorte Bilinski zur Kriegspartei den Befurwortern einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Serbien zusammen mit den wichtigsten Exponenten der Gesamtmonarchie wie Ministerprasident Karl Sturgkh Generalstabschef Franz Conrad von Hotzendorf und Kriegsminister Alexander von Krobatin 4 Gemeinsam mit Aussenminister Leopold Berchtold war Bilinski schon beim Ministerrat am 2 Mai 1913 wahrend der Skutari Krise fur die Angliederung Serbiens als gleichberechtigter Teil der Monarchie eingetreten 5 Bilinski drohte in den ersten Kriegswochen mit seinem Rucktritt als Finanzminister sollte wie geplant ein General Statthalter von Galizien werden 6 Er wollte einen Aufruf zur Insurrektion an die Polen erlassen was Conrad fur verfruht hielt obwohl auch er meinte Kongresspolen musste an die Monarchie fallen 7 Austropolnische Losung Bearbeiten Bilinski war ein leidenschaftlicher Vertreter der austropolnischen Losung der Angliederung Russisch Polens an das Habsburgerreich mit weitgehender Autonomie in Form des Trialismus Er wollte Anfang August 1914 eine von Kaiser Franz Joseph und Berchtold gebilligte Kundgebung in austropolnischem Sinne die ein habsburgisches Konigreich Polen bestehend aus Galizien und Russisch Polen mit eigener Regierung und eigenem Landtag vorsah veroffentlichen Diese musste aber wegen des Vetos des ungarischen Ministerprasidenten Istvan Tisza gegen einen Trialismus unveroffentlicht bleiben 8 Neben Tiszas Ablehnung verhinderte vor allem der Widerstand des deutschen Verbundeten die Veroffentlichung der Proklamation Durch Tiszas Protest beim gemeinsamen Ministerrat am 22 August 1914 fiel Bilinskis Trialismus Projekt durch und wurde in der Folge nie mehr zur Debatte gestellt Aber obwohl die trialistische Konzeption nie mehr zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen im Ministerrat wurde sprach man bis in die letzten Kriegswochen davon 9 Fur die Polen der Monarchie war die Entwicklung enttauschend wie sich bei einer Rede Bilinskis nach seinem Rucktritt als Finanzminister am 7 Februar 1915 als nach wie vor einflussreicher Obmann des Polenclubs vor seiner Fraktion Anfang Oktober 1915 zeigte Die darin enthaltenden schweren Anklagen gegen die osterreichisch ungarische Regierung der Tadel ihres unentschlossenen Vorgehens in der Polenfrage und ihrer Nachgiebigkeit gegenuber Deutschland sind trotz der massvollen Art in der sie vorgebracht wurden fur die Stimmung die selbst unter den konservativsten galizischen Politikern herrschte symptomatisch 10 Im Dezember 1915 warnte Bilinski Aussenminister Burian dass die Errichtung einer besonderen aus Ostgalizien gebildeten deutsch oder ruthenisch verwalteten osterreichischen Provinz in fruherem oder spaterem Zeitpunkt zu einem neuerlichen Kriege mit Russland fuhren musste Daher war es erstaunlich wie stark der polnische Widerstand gegen die Teilung Galiziens in Wien und Budapest unterschatzt wurde 11 Die aktivistische Linke Polens unter Jozef Pilsudski wollte Anfang 1917 vom Zusammengehen mit der Leiche Habsburgermonarchie ohnehin nichts mehr wissen 12 Unabhangiges Polen Bearbeiten Bilinski wurde Ende 1919 noch von Pilsudski als Finanzminister des neuen polnischen Staates in die Regierung von Ministerprasident Ignacy Jan Paderewski nach Warschau berufen zog sich aber bald ins Privatleben zuruck und wurde Prasident der Osterreichisch Polnischen Bank in Wien 2 Seine sterblichen Uberreste wurden 1923 nach Teplitz Schonau in der Tschechoslowakei uberfuhrt und auf dem dortigen Friedhof in der Gruft der Familie seiner Frau Josefine geborene Seiche Nordenheim beigesetzt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Leon Bilinski Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilinski Leon Ritter von Dr iur Kurzbiografie auf der Webseite des Osterreichischen Parlaments Bosna i Hercegovina u uspomenama Leona Bilinskog PDF 1 4 MB Institut za istoriju Sarajevo 2004 ISBN 9958 9642 4 4 Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Rutkowski Briefe und Dokumente zur Geschichte der osterreichisch ungarischen Monarchie Band 1 Der verfassungstreue Grossgrundbesitz 1880 1899 Verlag Oldenbourg Munchen 1983 ISBN 3 486 51831 3 S 379 a b c Bilinski Bilinski Leon von In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 84 f Direktlinks auf S 84 S 85 Selbstverlag der k k Osterreichischen Staatsbahnen Almanach fur das Personale der k k Osterreichischen Staatsbahnen pro 1893 Wien S 85 William Jannen Jr The Austro Hungarian Decision For War in July 1914 In Samuel R Williamson Jr Peter Pastor Hrsg Essays On World War I Origins and Prisoners of War New York 1983 S 55 81 hier S 56f Ludwig Bittner Hans Uebersberger Osterreich Ungarns Aussenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914 Diplomatische Aktenstucke des osterreichisch ungarischen Ministeriums des Ausseren Wien Leipzig 1930 Band 6 1 April bis 31 Juli 1913 S 324ff Nr 6870 Miklos Komjathy Hrsg Protokolle des Gemeinsamen Ministerrates der Osterreichisch Ungarischen Monarchie 1914 1918 Budapest 1966 S 184ff Feldmarschall Conrad Aus meiner Dienstzeit 1906 1918 Band 4 24 Juni 1914 bis 30 September 1914 Die politischen und militarischen Vorgange vom Furstenmord in Sarajevo bis zum Abschluss der ersten und bis zum Beginn der zweiten Offensive gegen Serbien und Russland Wien Berlin Leipzig Munchen 1925 S 184 Ottokar Czernin Im Weltkriege Berlin Wien 1919 S 37 und 185 Heinz Lemke Allianz und Rivalitat Die Mittelmachte und Polen im ersten Weltkrieg Verlag Bohlau Wien Koln Graz 1977 ISBN 3 205 00527 9 S 34f Henryk Batowski Trialismus Subdualismus oder Personalunion Zum Problem der osterreichisch polnischen Losung 1914 1918 In Studia Austro Polnica Warszawa Krakow 1978 S 7 19 hier S 9 Ottokar Czernin Im Weltkriege Berlin Wien 1919 S 37 und 185 Heinz Lemke Allianz und Rivalitat Die Mittelmachte und Polen im ersten Weltkrieg Bohlau Wien Koln Graz 1977 ISBN 3 205 00527 9 S 40 Alexander Fussek Osterreich Ungarn und die polnische Frage zu Beginn des Ersten Weltkrieges In Osterreich in Geschichte und Literatur 11 1967 S 5 9 hier S 7 Heinz Lemke Allianz und Rivalitat Die Mittelmachte und Polen im ersten Weltkrieg Bohlau Wien Koln Graz 1977 ISBN 3 205 00527 9 S 280f Heinz Lemke Allianz und Rivalitat Die Mittelmachte und Polen im ersten Weltkrieg Bohlau Wien Koln Graz 1977 ISBN 3 205 00527 9 S 423 VorgangerAmtNachfolgerIstvan Buriank u k FinanzministerGouverneur von Bosnien und Herzegowina 12 Feb 1912 7 Feb 1915Ernest von KoerberMinisterium Badeni 1895 1897 Kasimir Felix BadeniLeon Bilinski Paul Gautsch von Frankenthurn Hugo Glanz von Eicha Johann Nepomuk Gleispach Emil von Guttenberg Johann Ledebur Wicheln Edward Rittner Zeno Welser von WelsersheimbMinisterium Bienerth 1908 1911 Richard von Bienerth SchmerlingDavid Abrahamowicz Leon Bilinski Albin Braf Ladislav Duleba Zdenko von Forster zu Philippsberg Friedrich von Georgi Stanislaw Glabinski Guido von Haerdtl Viktor von Hochenburger Robert Holzknecht von Hort Adolf von Jorkasch Koch Josef Kanera Karl Marek Viktor Mataja Robert Meyer Josef von Pop August Ritt Victor von Roll Gustav Schreiner Karl Sturgkh Richard Weiskirchner Max Wickenburg Adalbert von Widmann Ludwig Wrba Jan Zacek Wenzel Zaleski Normdaten Person GND 11618082X lobid OGND AKS LCCN no2005075480 VIAF 22427551 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bilinski LeonALTERNATIVNAMEN Bilinski Leon Ritter von Bilinsky Leon Ritter vonKURZBESCHREIBUNG polnisch osterreichischer PolitikerGEBURTSDATUM 15 Juni 1846GEBURTSORT Zaleszczyki GalizienSTERBEDATUM 14 Juni 1923STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leon von Bilinski amp oldid 237596980