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Ludwig Bittner 19 Februar 1877 in Wien 2 April 1945 ebenda war ein osterreichischer Archivar und Historiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLudwig Bittner war der Sohn eines Richters am Wiener Landesgericht Sein Bruder Julius Bittner war einer der bekanntesten Komponisten im Osterreich der Ersten Republik Bittner studierte ab dem Sommersemester 1895 in Wien Geschichte im Hauptfach und Geografie im Nebenfach Nach Absolvierung des Vorbereitungsjahres wurde Bittner am 17 Juli 1897 zum ordentlichen Mitglied des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung IOG ernannt Als Hausarbeitsthema wahlte Bittner das Thema Der Eisenhandel und die Eisenindustrie der Stadt Steyr im Mittelalter das Gutachten daruber fiel vorzuglich aus Den Ausbildungslehrgang des Instituts schloss Bittner mit ausgezeichnetem Erfolg ab 1898 promovierte er bei Max Budinger mit einer Arbeit uber Die Begrundung der Normandie zum Doktor der Philosophie Bittner war Mitglied der Wiener Burschenschaft Alania 1 Nach erfolgter Staatsprufung und Promotion arbeitete Bittner beim am IOG angesiedelten Editionsvorhaben Regesta Habsburgica Im Jahr 1900 trat Bittner in das Haus Hof und Staatsarchiv ein Nach einjahriger Probezeit legte er dort seinen Diensteid ab Bittner war eine der treibenden Krafte hinter der Neuinventarisierung des Archivs die in der funfbandigen von ihm herausgegebenen Ausgabe des Gesamtinventars des Haus Hof und Staatsarchivs mundete Daneben habilitierte er sich 1904 an der Universitat Wien mit einer Arbeit uber Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstift Salzburg bis zur Aufhebung der Landschaft unter Wolf Dietrich fur mittlere und neuere Geschichte Seine weitere Laufbahn im Haus Hof und Staatsarchiv sah wie folgt aus 1912 wurde er zum Haus Hof und Staatsarchivar ernannt 1918 erhielt er den Titel und Charakter eines Sektionsrates 1919 wurde er Sektionsrat und am 6 Juni 1919 zum Stellvertreter des Leiters des Archivs ernannt Gleichzeitig war er ab 1919 Stellvertreter des Archivbevollmachtigten Oswald Redlich und neben diesem die wichtigste Person auf osterreichischer Seite bei den Archivverhandlungen zwischen Osterreich und den Nachfolgestaaten der Monarchie Im Jahr 1926 wurde er schliesslich Direktor des Haus Hof und Staatsarchivs Zugleich wurde er 1928 Professor an der Wiener Universitat 1929 wurde Bittners Tochter Hertha als die erste Frau zum Institutskurs fur den gehobenen Archivdienst zugelassen 2 Bittner war in mehreren deutschnationalen Vereinigungen aktiv unter anderem beim Deutschen Klub dem Alldeutschen Verband dem Deutschnationalen Verein fur Osterreich und dem Deutschradikalen Bezirksverein in Wahring Parteipolitisch gehorte er der Grossdeutschen Volkspartei an und sah sich ab deren Kampfabkommen mit der osterreichischen NSDAP am 15 Mai 1933 als NSDAP Mitglied Am 20 Mai 1938 beantragte er die regulare Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 6 226 972 3 Bittner beschaftigte im Austrofaschismus sechs illegale osterreichische NSDAP Mitglieder deren Arbeitsplatz im Kanzleramt war ihr Gehalt bezogen sie aus Berlin Sie legten Sammlungen zur Geschichte des neuen deutschen Reiches und zu Juden an 4 Dieses Material wurde auch fur die Munchner und Wiener Ausstellung Der Ewige Jude genutzt Im Rahmen der Munchner Ausstellung wollte er 1937 einen Vortrag halten was ihm nach Protesten untersagt wurde 1938 erhielt er fur seine Arbeit zur Kriegsschuldfrage die Ehrendoktorwurde der Friedrich Wilhelms Universitat zu Berlin 5 Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich versuchte Bittner die Stellung der Wiener Zentralarchive insbesondere gegen den Prasidenten des Reichsarchivs Potsdam Ernst Zipfel zu verteidigen Bittner selbst wurde 1941 zum Direktor des Reichsarchivs Wien ernannt In seiner Funktion als Reichsarchivdirektor betrieb der uberzeugte Nationalsozialist wahrend des Zweiten Weltkriegs aktive Forschungen in der Kriegsschuldfrage und liess zu diesem Zweck das Archiv des Belgrader Aussenministeriums nach Wien transportieren Aktenpublikationen des Wiener Reichsarchivs sollten die Schuld des serbischen Konigreiches am Ausbruch des Ersten Weltkrieges beweisen Das archivintern serbisches Aktenwerk genannte Editionsvorhaben konnte aber vor Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erscheinen Schon vor dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich war Bittner Mitarbeiter des Reichsinstituts fur Geschichte des Neuen Deutschlands und forderte im Archiv die vom Munchner Institut finanzierten antisemitischen Forschungen 1941 wurde er zum Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 6 Ab 1943 war er Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Wahrend der Herrschaft des Nationalsozialismus galt Bittner als Alter Kampfer und wurde mit der Medaille zur Erinnerung an den 13 Marz 1938 der Treudienst Ehrenzeichen und dem Kriegsverdienstkreuz II Klasse ausgezeichnet Der Volkische Beobachter lobte 1942 die Arbeiten Bittners zur Kriegsschuldfrage 7 1944 publizierte Bittner selbst im Volkischen Beobachter uber Archivalien 8 Am 2 April 1945 beging Bittner gemeinsam mit seiner Frau Selbstmord Er wurde am Doblinger Friedhof bestattet 9 Schriften BearbeitenChronologisches Verzeichnis der Osterreichischen Staatsvertrage 1 Die Osterreichischen Staatsvertrage von 1526 bis 1763 Wien 1903 Chronologisches Verzeichnis der Osterreichischen Staatsvertrage 2 Die Osterreichischen Staatsvertrage von 1763 bis 1847 Wien 1909 Chronologisches Verzeichnis der Osterreichischen Staatsvertrage 3 Die Staatsvertrage des Kaisertums Osterreich und der Osterreichisch Ungarischen Monarchie von 1848 bis 1911 Wien 1914 Chronologisches Verzeichnis der Osterreichischen Staatsvertrage 4 Register mit Nachtragen 1526 bis 1914 Wien 1917 Die Lehre von den volkerrechtlichen Vertragsurkunden Berlin Leipzig 1924 ND 2005 Die zwischenstaatlichen Verhandlungen uber das Schicksal der osterreichischen Archive nach dem Zusammenbruch Osterreich Ungarns in Archiv fur Politik und Geschichte 3 Berlin 1925 S 58 96 Osterreich Ungarn und Serbien in Historische Zeitschrift 144 1931 S 78 104 Die schwarze Hand Material aus dem Wiener Pressearchiv in Berliner Monatshefte 10 1932 S 55 64 Das Eigentum des Staates an seinen Archivalien nach dem osterreichischen Allgemeinen Burgerlichen Gesetzbuch in FS Hans Nabholz Zurich 1934 S 299 328 Graf Johann Forgach in Berliner Monatshefte 13 1935 S 950 959 Graf Friedrich Szapary in Berliner Monatshefte 14 1936 S 958 962 Das osterreichisch ungarische Ministerium des Ausseren seine Geschichte und seine Organisation in Berliner Monatshefte 15 1937 S 819 843 Die deutsche Sendung Osterreichs in Berliner Monatshefte 16 1938 Neue Beitrage zur Haltung Kaiser Wilhelms II in der Faschodafrage in HZ 160 1942 S 540 550 Osterreich Ungarns Aussenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914 Diplomatische Aktenstucke des osterreichisch ungarischen Ministeriums des Ausseren Bd 1 9 hrsg v Ludwig Bittner Alfred Francis Pribram Heinrich von Srbik Hans Uebersberger Wien 1930 Repertorium der diplomatischen Vertreter aller Lander seit dem Westfalischen Frieden 1 1648 1715 hrsg v Ludwig Bittner Lothar Gross Oldenburg 1936 Ludwig Bittner Hrsg Gesamtinventar des Wiener Haus Hof und Staatsarchivs 5 Bde Wien 1936 1940 Inventare osterreichischer staatlicher Archive V 4 8 Literatur BearbeitenTaras von Borodajkewycz Bittner Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 281 Digitalisat Bittner Ludwig In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 89 Josef Karl Mayr Ludwig Bittner 1877 1945 In Neue osterreichische Biographie Bd 14 Wien 1960 Leo Santifaller Ludwig Bittner In Almanach der Akademie der Wissenschaften in Wien Bd 95 1947 S 183 192 Herbert Hutterer Thomas Just Zur Geschichte des Reichsarchivs Wien 1938 1945 In Das deutsche Archivwesen und der Nationalsozialismus 75 Deutscher Archivtag 2005 in Stuttgart Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag Bd 10 Klartext Essen 2007 ISBN 978 3 89861 703 1 S 313 325 PDF 141 kB Thomas Just Ludwig Bittner 1877 1945 Ein politischer Archivar In Karel Hruza Hrsg Osterreichische Historiker 1900 1945 Lebenslaufe und Karrieren in Osterreich Deutschland und der Tschechoslowakei Bohlau Wien 2008 ISBN 978 3 205 77813 4 S 283 305 PDF 387 kB Thomas Just Oswald Redlich als Archivbevollmachtigter der Republik Deutsch Osterreich In Mitteilungen des Instituts fur Osterreichische Geschichtsforschung Bd 117 2009 S 418 425 PDF 838 kB Thomas Just Das Haus Hof und Staatsarchiv in der NS Zeit In Osterreichs Archive unter dem Hakenkreuz Mitteilungen des Osterreichischen Staatsarchivs Bd 54 Studienverlag Innsbruck 2010 ISBN 978 3 7065 4941 7 S 103 147 PDF 3 18 MB Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ludwig Bittner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Ludwig Bittner im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten Gunther Berka 100 Jahre Deutsche Burschenschaft in Osterreich 1859 1959 Graz 1959 S 68 Archivalie des Monats fur den 1 Juli 2013 Die ersten Frauen im hoheren Archivdienst PDF 21 4 MB In Osterreichisches Staatsarchiv Hrsg Archivalien des Monats 2006 bis 2018 S 265 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 3110272 Illegale arbeiten im Bundeskanzleramt In Arbeitersturm Kampfblatt der nationalsozialistischen Arbeiter Deutschosterreichs 18 Mai 1938 S 6 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung abs Ehrendoktor von Berlin In Deutscher Telegraf 16 Mai 1938 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nst Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 40 Prof Uebersberger 65 Jahre alt In Volkischer Beobachter Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Grossdeutschlands Wiener Ausgabe 25 Juni 1942 S 3 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung vob Akten In Volkischer Beobachter Kampfblatt der nationalsozialistischen Bewegung Grossdeutschlands Wiener Ausgabe 17 Mai 1942 S 4 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung vob Ludwig Bittner in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien atNormdaten Person GND 116198230 lobid OGND AKS LCCN no97049529 VIAF 95296524 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bittner LudwigKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Archivar und HistorikerGEBURTSDATUM 19 Februar 1877GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 2 April 1945STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Bittner amp oldid 237310904