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Der ewige Jude war der Titel einer von den Nationalsozialisten ab November 1937 veranstalteten Wanderausstellung die der weiteren Aufhetzung der Bevolkerung im Rahmen der antisemitischen Rassismusideologie diente Plakat zur Ausstellung Der ewige Jude mit den Attributen des Wuchers einer Geissel und einer Weltkarte des Bolschewismus 1 Blick von der Uferstrasse auf das Bibliotheksgebaude des Deutschen Museums mit dem beleuchteten Plakat Der ewige JudePlakate an der Fassade des Deutschen Museums MunchenInnenraumDie Wanderausstellung Le Juif et la France wurde am 5 September 1941 im besetzten Paris eroffnet Inhaltsverzeichnis 1 Organisatoren 2 Verlauf 3 Inhalt und Interpretation 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseOrganisatoren BearbeitenInitiator der Ausstellung war wie schon bei der ein Jahr zuvor am 7 November 1936 ebenfalls im Bibliotheksbau des Deutschen Museums eroffneten Ausstellung Grosse antibolschewistische Schau der stellvertretende NSDAP Gauleiter von Munchen Oberbayern Otto Nippold Durchgefuhrt wurde die Ausstellung durch den stellvertretenden Gaupropagandaleiter Walther Wuster 2 fur die Gestaltung zeichneten der Architekt Fritz von Valtier 3 und der Maler Horst Schluter verantwortlich Verlauf BearbeitenDie als Wanderausstellung konzipierte propagandistische Schau fand vom 8 November 1937 bis 31 Januar 1938 erstmals in der Bibliothek des Deutschen Museums in Munchen statt und wurde am 8 November von Joseph Goebbels und anderen NS Grossen eroffnet Die Ausstellung war die dritte Schau eines in sich geschlossenen Zyklus der sogenannten Schandausstellungen der 1936 mit der Grossen antibolschewistischen Schau begann gefolgt von der Ausstellung Entartete Kunst und mit der Ausstellung Der ewige Jude seine Fortsetzung fand 4 Der Eintritt kostete 50 Pfennige im Vorverkauf der NSDAP 35 Pfennige Die Ausstellung erhielt das womoglich werbewirksame Verdikt Jugendliche haben keinen Zutritt allerdings wurden die Schuler der Munchner Schulen klassenweise durch die Ausstellung gefuhrt Die Sonderpostkarte zur Ausstellung war nach wenigen Tagen vergriffen In Munchen verzeichnete die Ausstellung 412 300 Besucher 5 Vom 2 August bis 23 Oktober 1938 wurde die Schau in der Nordwestbahnhalle in Wien gezeigt die Eroffnungsrede hielt Arthur Seyss Inquart 6 In der Ausstellung in Wien waren Fotos des ehemaligen Wiener Burgermeisters Richard Schmitz und des Kabarettisten Fritz Grunbaum beide im Konzentrationslager Dachau inhaftiert mit der Legende Juden und Judenknechte in Dachau auf Sommerfrische zu sehen Auch in Wien war die Ausstellung ein grosser Erfolg und verzeichnete 350 000 Besucher Der Besuch war fur Wiener Schuler obligatorisch Vom 12 November 1938 bis am 13 Januar 1939 wurde die Ausstellung in Berlin gezeigt Im Schatten der Reichspogromnacht verzeichnete die Ausstellung in Berlin mit 250 000 Besuchern etwas weniger Beachtung Vom 4 Februar bis 5 Marz gastierte die Ausstellung in Bremen vom 24 Marz bis 23 April in Dresden und schliesslich vom 13 Mai bis 11 Juni in der Stadthalle Magdeburg wo sie von 80 000 Besuchern gesehen wurde Wahrend der deutschen Besetzung Frankreichs wurde eine ahnliche Ausstellung mit dem Titel Le Juif et la France im besetzten Frankreich gezeigt dazu hatte der Judenreferent der Deutschen Botschaft in Paris Carltheo Zeitschel aus Berlin die Unterstutzung durch Walther Wuster angefordert 7 Inhalt und Interpretation BearbeitenDer erste Saal drehte sich um die biologischen Grundlagen des Judentums diente also der rassistischen Diffamierung Im zweiten Saal war die judische Religion Gegenstand herabsetzender falscher und beleidigender Interpretationen Im weiteren Verlauf der Ausstellung wurde die Geschichte des Judentums als Gang durch die Weltgeschichte thematisiert in der die Juden als omniprasente Wucherer und Hehler dargestellt wurden die man aus Notwehr in Ghettos sperren oder vertreiben musste 1 Die grafische Ausfuhrung von Plakaten und Schriftzugen geben ein charakteristisches Beispiel fur die klischeehafte Bildersprache der antisemitischen Propaganda des NS Regimes Anhand von Bildern und Fotografien wie etwa von Leo Trotzki und Charlie Chaplin den die Nationalsozialisten falschlicherweise als Juden titulierten sollten sogenannte typisch judische Merkmale herausgestellt werden Ferner sollten fur die damalige Propaganda typische Karikaturen wie der Typus des Ostjuden im Kaftan mit Goldmunzen und Peitsche in den Handen und einer Weltkarte unter dem Arm kombiniert mit Hammer und Sichelsymbolik antisemitische Tendenzen mit dem Bolschewistenschreck verflechten der spater im funften Flugblatt der Weissen Rose von Alexander Schmorell kritisiert wurde So wurden Weltverschworungstheorien und angebliche Versuche der Juden zur Sowjetisierung Deutschlands mannigfach und uberspitzt postuliert siehe auch Judischer Bolschewismus Die Ausstellung ebenso wie der gleichnamige Film sind daher zur Vorgeschichte der Novemberpogrome 1938 und des bald darauf folgenden Holocaust zu rechnen da sie ideologisch vor allem dazu dienten letzte moralische Skrupel bei der sogenannten arischen Bevolkerung zu beseitigen und eine Entmenschlichung der vielen spateren Opfer die bisher normale Mitburger des Alltagslebens waren durch kunstliche Weckung von Angst Neid und Hassgefuhlen vorzubereiten Laut Polizeiberichten bestand ein direkter Zusammenhang zwischen der Ausstellung und der steigenden Zahl antisemitischer Ubergriffe Siehe auch BearbeitenPropagandafilm Der ewige Jude 1940Literatur BearbeitenWolfgang Benz Der ewige Jude Propaganda Ausstellung In Handbuch des Antisemitismus Ereignisse Dekrete Kontroversen Band 4 De Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 598 24076 8 S 114 117 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Der ewige Jude Ausstellung Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eroffnung am 8 November 1937 durch Goebbels Postkarte zur Ausstellung von 1938 in Wien Rosemarie Burgstaller Der Ewige Jude Ausstellung 1937 In Historisches Lexikon Bayerns Vor 80 Jahren Die NS Propagandaausstellung Der ewige Jude wird eroffnet In bpb de 1 November 2017Einzelnachweise Bearbeiten a b Wolfgang Benz Der ewige Jude Propaganda Ausstellung In Handbuch des Antisemitismus Ereignisse Dekrete Kontroversen Band 4 De Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 598 24076 8 S 114 117 Wolfgang Benz Die Ausstellung Der ewige Jude In Elisabeth Vaupel Stefan L Wolff Hrsg Das Deutsche Museum in der Zeit des Nationalsozialismus Eine Bestandsaufnahme Wallstein Gottingen 2020 ISBN 978 3 8353 0596 0 S 652 ff Johannes Hurter Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 5 T Z Nachtrage Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger Schoningh Paderborn u a 2014 ISBN 978 3 506 71844 0 S 112 f Brigitte Zuber Grossmachttraum im Andachtsraum Welche Ausstellungen Munchner Schulerinnen und Schuler 1933 1943 klassenweise besuchten Memento vom 3 Mai 2014 im Internet Archive in Einsichten und Perspektiven Bayerische Zeitschrift fur Politik und Geschichte 14 August 2009 Bernhard Schulz Munchner Ausstellung Am Vorabend des Volkermords In Tagesspiegel de 25 Mai 2010 abgerufen am 21 Juli 2021 Arthur Seyss Inquart Arthur Seyss Inquart bei der Eroffnung der Ausstellung Der ewige Jude Wien Nordwestbahnhalle Tonausschnitt Osterreichische Mediathek 2 August 1938 abgerufen am 6 April 2018 Serge Klarsfeld Vichy Auschwitz Die Endlosung der Judenfrage in Frankreich Aus dem Franzosischen von Ahlrich Meyer Nordlingen 1989 Neuauflage 2007 bei WBG Darmstadt ISBN 978 3 534 20793 0 S 386 Normdaten Veranstaltung GND 1084247372 lobid OGND AKS VIAF 791145662623205030458 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Der ewige Jude Ausstellung amp oldid 237848348