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Der Deutsche Klub war ein 1908 in Wien von Alldeutschen gegrundeter Verein 1 mit grosser politischer Bedeutung 2 In der Ersten Republik wurde er zu einem Zentrum der deutschnationalen Bewegung 1 mit Mitgliedern in hochsten politischen wissenschaftlichen und kulturellen Amtern 2 und Beteiligten am Juliputsch 1934 gegen die Standestaatsregierung sowie der bedeutendste parapolitische Verein im Zusammenhang mit dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich 2 Auch war er stark mit den ahnlich ausgerichteten antisemitischen Netzwerken Akademische Sektion und Deutsche Gemeinschaft sowie mit der konspirativen Professorenclique Barenhohle der Universitat Wien vernetzt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Deutschnationales Sammelbecken 1 2 Radikalisierung zum Nationalsozialismus 1 3 Anschluss und Vereinsauflosung 1 4 Nachfolgeverein Neuer Klub 2 Politische Ausrichtung und Mitgliederstruktur 2 1 Einflussreiche Positionen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDeutschnationales Sammelbecken Bearbeiten Am 21 Februar 1908 wurde der Deutsche Klub vom damaligen Handelskammersekretar und spateren Gesandten Osterreichs in Berlin dem Wirtschaftspolitiker Richard Riedl gegrundet um Spannungen vornehmlich zwischen deutschnationalen Burschenschaften und Studentenverbindungen abzubauen wobei sich die Konflikte zwischen diesen Organisationen auf den Waffengebrauch sowie auf die Mensuren fokussierten Er wirkte zunachst als Sammelbecken deutschnationaler Verbindungen und Organisationen und radikalisierte sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 2 Radikalisierung zum Nationalsozialismus Bearbeiten 1923 wurde der Deutsche Klub in acht reprasentativen Raumen im Leopoldinischen Trakt der Hofburg dem heutigen Sitz des Bundesprasidenten untergebracht 2 Ab Dezember 1928 organisierte der Klub eine mehrmonatige Vortragsreihe uber die Heimwehr in deren Rahmen auch ihr Bundesfuhrer Richard Steidle als Redner auftrat 4 Spatestens ab 1930 driftete der Deutsche Klub immer weiter nach rechts wo er sich immer mehr dem Nationalsozialismus andiente In diesem Jahr traten viele der betont nationalen Mitglieder der aufgelassenen Deutschen Gemeinschaft einem 1919 gegrundeten Geheimbund von deutschnationalen und katholischen Gesinnungsgenossen in den Deutschen Klub uber 2 Mit dem Ende der Burgerblockregierungen und der Ausschaltung des Parlaments durch Engelbert Dollfuss am 4 Marz 1933 kam es zu Neukonfigurationen des konservativen und rechten politischen Spektrums in Osterreich Die Spannungen zwischen den nun autoritar herrschenden Christlichsozialen und den Betont Nationalen verstarkten sich Die immer machtiger werdende nationalsozialistische NSDAP wurde am 19 Juni 1933 verboten Der Deutsche Klub der in den 1920er Jahren noch regierungskonform agiert hatte vertrat nun die Agenda der Betont Nationalen und suchte unter seinem Obmann Carl Bardolff bereits vor dem Verbot der NSDAP aktiv eine Annaherung zu den Nationalsozialisten 2 Nach dem Putschversuch am 25 Juli 1934 gegen die Standestaatsregierung an dem Otto Wachter ein Klubvorstand und andere Vereinsmitglieder wie Hanns Blaschke und Otto Persch beteiligt waren wurde der Klub am 31 August zwangsweise aufgelost auch weil er eine Pflegestatte nationalsozialistischer Opposition gewesen sei 2 Dem damaligen Obmann Carl Bardolff einem geadelten k u k Berufsoffizier und Nazi Sympathisanten gelang allerdings mit Hilfe von Klubfursprechern in hochsten Kreisen der Politik und der Exekutive dass der Deutsche Klub nach zehn Wochen wieder geoffnet werden durfte Am 11 Marz 1938 schliesslich beteiligten sich 200 Mitglieder des Deutschen Klubs am SA Aufmarsch vor dem Bundeskanzleramt wo Kurt Schuschnigg auf Druck von Adolf Hitler zurucktrat und Arthur Seyss Inquart mit vier weiteren Vereinsmitgliedern Handelsminister Hans Fischbock Justizminister Franz Hueber Sozialminister Hugo Jury und Unterrichtsminister Oswald Menghin die Mehrheit in der neuen Regierung stellte 5 6 Anschluss und Vereinsauflosung Bearbeiten Mit dem Anschluss Osterreichs einem der grossten Ziele des Deutschen Klubs am 13 Marz 1938 wurde zwar die Bundesregierung Seyss Inquart hinfallig Mitglieder des Deutschen Klubs ubernahmen in den nachsten Tagen und Wochen freilich zahlreiche wichtige Leitungspositionen in Institutionen des gleich geschalteten Osterreich So gehorte etwa der NS Burgermeister der Stadt Wien Hermann Neubacher dem Klub ebenso an wie der Rektor der Prorektor und drei Dekane der Universitat Wien Auch Otto Antonius Direktor des Tiergartens Schonbrunn war Mitglied des Deutschen Klubs 2 7 Der Klub wurde jedoch mit dem Erlass des Ostmarkgesetzes am 1 Mai 1939 und der Entmachtung von Seyss Inquart in Wien im September 1939 am 21 Oktober 1939 offiziell aufgelost da ihn das nationalsozialistische Regime als zu machtvoll und als gefahrliche Nebenregierung ansah In diesem Jahr gab es im Verein annahernd 30 Prozent NSDAP Mitglieder 7 Diese Liquidation des Klubs machte es wiederum einfach sich nach 1945 vom NS Regime zu distanzieren 2 7 Nachfolgeverein Neuer Klub Bearbeiten Die ehemaligen Mitglieder des Deutschen Klubs und der NSDAP Erich Fuhrer Franz Hueber er war Justizminister im Anschlusskabinett Seyss Inquarts und Karl Anton Rohan grundeten 2 gemeinsam mit Taras Borodajkewycz 8 1957 den bis heute bestehenden Neuen Klub in Wien und Salzburg 2 Der Klub dessen Mitglieder von der mit dem VdU kooperierenden Aktion zur politischen Erneuerung als Elite des politischen geistigen wirtschaftlichen und kulturellen Lebens soweit sie sich zum deutschen Volkstum bekennt bezeichnet wurden 8 versteht sich als uberparteilicher Verein wobei auf verschiedene Gastredner wie Erhard Busek Franz Olah oder Jorg Haider verwiesen wird 9 10 Allerdings ist die Homepage des Neuen Klubs Teil des Internetauftritts des Freiheitlichen Akademikerverbands Salzburgs 7 10 Auf der Homepage des Neuen Klubs war der Artikel Phasenplan fur eine nachhaltige Ruckwanderungspolitik bis 2015 zu finden was dem Autor Wolfgang Caspart eine Anzeige wegen Verhetzung einbrachte da hier Arbeitslager fur Ausweislose und Abzuschiebende vorgeschlagen wurden 7 11 Dieser wurde jedoch 2016 vom Verdacht der Verhetzung freigesprochen 7 Politische Ausrichtung und Mitgliederstruktur BearbeitenZu Beginn des Klubs schlossen sich die Altherren der Burschenschaften der deutschnationalen Korporationen des Kyffhauserverbands der Sangerschaften und des akademischen Turnvereins zusammen 2 Neben der deutschnationalen Gesinnung verband sie ein mehr oder weniger starker Antisemitismus der aber erst 1934 mit dem Zusatz und arischer Abkunft in die Statuten des nach Eigendefinition nicht politische n Verein s zur Pflege des deutschen Volkstums aufgenommen wurde 2 Obwohl parteipolitische Fragen nicht offiziell erortert wurden wurden Themen wie der Einfluss des Judentums auf die osterreichische Wirtschaft oder die Rassenhygiene im Verein diskutiert 7 Der Verein stand auch dem Anschluss Osterreichs an Deutschland ausserst positiv gegenuber 7 Arthur Seyss Inquart nutzte den Verein um fur eine Kooperation von Heimwehr und NSDAP zu pladieren 7 Unter Carl Bardolff der dem Deutschen Klub zwischen 1932 und 1937 sowie 1938 1939 vorstand versuchte der Verein Bestrebungen von der Regierung Dollfuss auf Distanz zu Deutschland zu gehen zu unterbinden 1 Uber die einzelnen Mitglieder in den ersten Jahren lasst sich vergleichsweise wenig sagen da ein namentliches Verzeichnis liegt erst aus dem Marz 1919 vorliegt Da zahlte der Deutsche Klub knapp mehr als die informell festgelegten 7 1 000 Mitglieder die sich in erster Linie aus dem Hochburgertum 2 und dem ehemaligen Adel rekrutierten 7 Uber die ganze Zeit seines dreissigjahrigen Bestehens hatte der Klub insgesamt rund 2 000 Mitglieder 2 Besonders stark vertreten waren hohere Beamte beziehungsweise Verwaltungsjuristen 19 Kaufleute und Fabrikanten 16 darunter viele Grossindustrielle sowie Hochschullehrer 11 Der uberwiegende Teil 79 dieser tausend Manner Frauen waren von der Mitgliedschaft ausgeschlossen lebte in Wien weitere zwolf Prozent in den Bundeslandern und sechs Prozent auf dem Gebiet der kurz zuvor gegrundeten Tschechoslowakei Die ubrigen Mitglieder verteilten sich auf das Deutsche Reich und andere Gebiete der ehemaligen Habsburgermonarchie Entsprechend den beruflichen Positionen war der Akademikeranteil im Klub sehr hoch und lag bei zumindest 62 Prozent 2 Einflussreiche Positionen Bearbeiten Der Deutsche Klub unterschied sich von anderen burgerlichen Vereinen im deutschsprachigen Raum durch die Prasenz seiner Mitglieder in hochsten politischen Amtern Neben dem Dienen als Personalreservoir der Grossdeutschen Volkspartei fanden sich in seinen Reihen der von 1920 bis 1928 amtierende Bundesprasident Michael Hainisch sowie mindestens zehn Regierungsmitglieder der Ersten Republik die da waren 2 Emil Kraft Handel und Gewerbe Industrie und Bauten 1922 1923 Walter Rodler Verkehrswesen 1921 1922 Hans Schurff Handel und Verkehr 1923 1929 Justiz 1930 1931 1931 1932 Friedrich Schuster Handel und Verkehr 1930 Franz Slama Justiz 1928 1930 Heinrich Srbik Unterricht 1929 1930 Leopold Waber Inneres und Unterricht 1921 1922 Justiz 1922 1923 Vizekanzler 1924 1926 Josef Wachter Heereswesen 1921 1922 Im Bereich der Wissenschaft stellte der Deutsche Klub 1932 an der Universitat Wien 26 Prozent der ordentlichen Professoren und die Halfte der 1908 bis 1939 amtierende Rektoren 2 die da waren 12 Auch ein Grossteil der Teilnehmer an antisemitischen Professorenkartellen dieser Universitat der Fachgruppe Hochschullehrer der Deutschen Gemeinschaft und der Barenhohle waren im Klub organisiert wie auch der von 1938 bis 1945 amtierende Prasident der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Heinrich Srbik 13 Anton Weichselbaum 1912 13 Richard Wettstein 1913 14 Friedrich Johann Becke 1918 19 Ernst Schwind 1919 20 Alfons Dopsch 1920 21 Hans Sperl 1925 26 Karl Luick 1925 26 Hans Molisch 1926 27 Wenzel Gleispach 1929 30 Hans Ubersberger 1930 31 Othenio Abel 1932 33 Alexander Hold Ferneck 1934 35 Oswald Menghin 1935 36 Fritz Knoll Ebenfalls befanden sich hohe Polizeibeamte wie die Leiter der Staatspolizei Heinrich Tandler und Franz Brandl letzterer war von 1932 bis 1933 auch Wiener Polizeiprasident in diesem Verein 2 Literatur BearbeitenAndreas Huber Linda Erker Klaus Taschwer Der Deutsche Klub Austro Nazis in der Hofburg Czernin Wien 2020 ISBN 978 3 7076 0651 5 Weblinks BearbeitenMitgliederverzeichnis des Deutschen Klubs vom 30 September 1939 Zusammengestellt von Andreas Huber online auf academia edu Einzelnachweise Bearbeiten a b c Deutscher Klub im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Linda Erker Andreas Huber und Klaus Taschwer Von der Pflegestatte nationalsozialistischer Opposition zur ausserst bedrohlichen Nebenregierung Der Deutsche Klub vor und nach dem Anschluss 1938 2017 abgerufen am 25 Juli 2017 Mitchell G Ash Die Universitat als Ort der Politik seit 1848 In Universitat Politik Gesellschaft V amp R unipress 2015 S 84 86 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Walter Wiltschegg Die Heimwehr eine unwiderstehliche Volksbewegung Hrsg Rudolf Neck Adam Wandruszka Studien und Quellen zur osterreichischen Zeitgeschichte Nr 7 Verlag fur Geschichte und Politik Wien 1985 ISBN 978 3 7028 0221 9 S 48 Bundesregierung Schuschnigg IV Bundesregierung Seyss Inquart a b c d e f g h i j k Linda Erker Andreas Huber Klaus Taschwer Austro Nazis in der Hofburg derstandard at abgerufen am 23 Juli 2017 a b Neues Forum Band 26 Ausgabe 301 312 S 93 1979 Die Geschichte des Neuen Klub Freiheitlicher Akademikerverband Salzburg abgerufen am 23 Juli 2017 a b Die Aktivitaten des Neuen Klub Freiheitlicher Akademikerverband Salzburg abgerufen am 25 Juli 2017 Freiheitlicher Akademiker aus Salzburg wegen Verhetzung angeklagt Salzburger Nachrichten abgerufen am 25 Juli 2017 Tamara Ehs Thomas Olechowski Kamila Staudigl Ciechowicz Die Wiener Rechts und Staatswissenschaftliche Fakultat 1918 1938 V amp R unipress 2014 ISBN 978 3 89971 985 7 S 71 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Franz Graf Stuhlhofer Die Akademie der Wissenschaften in Wien im Dritten Reich In Christoph J Scriba Hrsg Die Elite der Nation im Dritten Reich Das Verhaltnis von Akademien und ihrem wissenschaftlichen Umfeld zum Nationalsozialismus Acta historica Leopoldina 22 Halle a d Saale 1995 S 133 159 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Klub Verein amp oldid 231951760