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Franz Olah 13 Marz 1910 als Franz Ferdinand Gluck 1 in Wien 4 September 2009 in Baden war ein osterreichischer Politiker der SPO und DFP Er war unter anderem Innenminister und Prasident des Osterreichischen Gewerkschaftsbundes OGB Franz Olah als Innenminister 1964 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Anfange in der Politik 1 2 Illegale Medienfinanzierung 1 3 Erfolge und Misserfolge 1 4 Sturz 1 5 Olah als Parteigrunder 1 6 Ruckzug 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFranz Olah wuchs in Wien Laibach und Budapest als Sohn eines Unteroffiziers auf Er lernte bei Bosendorfer den Beruf des Klavierbauers und trat 1926 der Sozialistischen Jugend bei Wahrend der Weltwirtschaftskrise wurde er arbeitslos und widmete sich der Sozialarbeit Er war Heimleiter der Aktionen Jugend in Not und Jugend am Werk 1929 wurde er politischer Vertrauensmann der SDAP in Wien Hernals nbsp Anmeldeformular von Franz Olah als Gefangener im nationalsozialistischen Konzentrationslager Buchenwald nbsp Olahs Gefangenenregistrierungskarte ebenfalls aus BuchenwaldWegen Verbreitung sozialistischer Schriften verbusste er 1933 1935 und 1937 politische Freiheitsstrafen Er war in diesen Jahren als Mitglied der Widerstandsgruppe Revolutionare Sozialisten Osterreichs RSO tatig und arbeitete im Untergrund fur die Freien Gewerkschaften So verhandelte er bis zuletzt mit der Regierung von Kurt Schuschnigg um eine gemeinsame Abwehr gegen die Nationalsozialisten aufzustellen 1938 wurde er nach dem Anschluss Osterreichs von der Gestapo verhaftet und mit dem sogenannten Prominententransport ins Konzentrationslager Dachau gebracht Am 30 Marz 1944 wurde er von dort in das KZ Buchenwald uberstellt wo er 1945 befreit wurde Anfange in der Politik Bearbeiten Von 1945 bis 1948 und von 1969 bis 1970 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat 1949 1957 war er Vorsitzender der Gewerkschaft der Bau und Holzarbeiter In dieser Position war er im Oktober und November 1950 fuhrend an der Auflosung der Oktoberstreiks kommunistischer Arbeiter beteiligt Die Streikenden hatten u a Weichen der Wiener Strassenbahn mit Beton ausgegossen um den Verkehr zu blockieren und Rollkommandos in Betriebe entsandt deren Arbeiter sich ihrem Streikaufruf nicht freiwillig anschlossen Die anfangs spontane spater vielfach erzwungene Arbeitsniederlegung wurde von OVP und SPO als Putschversuch der KPO interpretiert der OGB erklarte am 7 Oktober 1950 Der Anschlag auf die Freiheit der osterreichischen Arbeiter und Angestellten ist abgewehrt 2 Tatsachlich stellte man sich damals in Ostosterreich und im sowjetischen Sektor Wiens die Frage ob die Rote Armee zu Gunsten der Streikenden eingreifen und ebenso wie die KPO eine Regierungsumbildung fordern werde Dies geschah jedoch nicht Die der OVP SPO Regierung gegenuber loyalen Gewerkschafter behielten die Oberhand Olah rustete Aktivisten aus seiner Bauarbeitergewerkschaft mit Schlagstocken aus lieh bei Unternehmern Lastautos aus und trat den kommunistischen Rollkommandos auch im sowjetischen Sektor Wiens schlagkraftig entgegen wahrend die Polizei hier nach Anweisung der Besatzungsmacht nicht einschreiten durfte 3 Die Kommunisten hatten mittlerweile aus Moskau erfahren dass die Sowjetunion mitten im Koreakrieg keinen Unruheherd in Osterreich haben wollte und gaben letztlich auf Als Lehre aus den Ereignissen im Oktober 1950 verstarkte Olah daraufhin mit Unterstutzung der CIA die nicht direkt in Erscheinung trat und mit Wissen weniger westalliierter und osterreichischer Entscheidungstrager die bereits 1947 gegrundete geheime paramilitarische Organisation Osterreichischer Wander Sport und Geselligkeitsverein um fur etwaige zukunftige kommunistische Bedrohungen besser gerustet zu sein Sie wurde ebenso unauffallig wie sie bestanden hatte Anfang der sechziger Jahre aufgelost 4 Im Jahr 1955 wurde Olah Vizeprasident des OGB von 1959 bis 1963 war er dessen Prasident Illegale Medienfinanzierung Bearbeiten Olah gab 1959 der Kronen Zeitung mit Gewerkschaftsgeldern geheime finanzielle Starthilfe und empfahl dem Grunder Hans Dichand zunachst seinen Freund den Grosskaufmann Ferdinand Karpik dann den Werbefachmann Kurt Falk als Partner In dieser Zeit hatten so genannte unabhangige Zeitungen die Parteiblatter Volksblatt OVP Arbeiter Zeitung SPO und Volksstimme KPO in der Verbreitung bereits weit uberholt Unabhangig bedeutete damals aber SPO kritisch Olah trachtete mit seiner Starthilfe ein SPO freundliches Massenblatt zu ermoglichen Ahnlich und aus den gleichen Motiven ging er bei der Finanzierung der Tageszeitung Express vor In dieser Causa wurde er 1969 nachdem er bei seiner Partei in Ungnade gefallen war wegen widmungswidriger und eigenmachtiger Verwendung von Gewerkschaftsgeldern zu einer einjahrigen Haftstrafe verurteilt Erfolge und Misserfolge Bearbeiten Olah legte 1961 mit dem am 28 Dezember geschlossenen geheimen Raab Olah Abkommen 5 einem Partnerschaftsvertrag zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern den Grundstein fur die Institutionalisierung der osterreichischen Sozialpartnerschaft In den 1960er Jahren war der machtbewusste Pragmatiker Franz Olah vor allem innerparteilicher Gegner des starker ideologisch orientierten Christian Broda Man bezeichnete die beiden Politiker bald als Erzfeinde Der von Norbert Leser als Mannerheld im Sinne Hans Bluhers charakterisierte Olah war auch bei der Frauenorganisation der SPO unbeliebt 6 Im Jahr 1963 wurde Olah Innenminister Dieses Amt bekleidete er jedoch nur ein Jahr Sturz Bearbeiten 1964 kam Olah unter starke innerparteiliche Kritik Grund dafur war eine Finanzspritze in der Hohe von einer Million Schilling an die FPO Auch dieses Geld stammte aus Gewerkschaftskassen Es wird vermutet dass Olah damit die Weichen in Richtung einer kleinen Koalition zwischen SPO und FPO stellen wollte Die Mehrheit in der SPO trug diese Linie jedoch nicht mit Ihr schien Olah zu sehr auf personliche Macht bedacht Unter anderem meinte Christian Broda Olah wolle die SPO zu einer Fuhrerpartei machen 7 Man verdachtigte den Innenminister auch mit Geheimakten uber politische Gegner zu operieren Auf alle tatsachlichen und vermuteten Geheimaktionen Olahs reagierte die SPO mit dem Ausschluss obwohl Olah viele Anhanger hatte die vor der Parteizentrale fur ihn demonstrierten Als formaler Grund fur den Parteiausschluss wurde Mitarbeit an nichtsozialistischen Presserzeugnissen genannt Olah hatte der Tageszeitung Die Presse ein Interview gegeben in dem er heftige Worte fur innerparteiliche Gegner fand 8 Wenige Tage zuvor war bekannt geworden dass Olahs Widersacher im Machtkampf den Wiener Psychiater Hans Hoff beauftragt hatten ein Gutachten uber Olah zu erstellen wobei der Arzt zum Schluss kam dass der Innenminister schizophren und daher unzurechnungsfahig sei Im Interview mit der Presse bezichtigte er seine Gegner wegen dieser Vorgehensweise des Stalinismus 9 Olah als Parteigrunder Bearbeiten Nach dem Ausschluss aus der SPO grundete Olah 1965 die Demokratische Fortschrittliche Partei DFP Diese populistische Partei erhielt bei der Nationalratswahl 1966 etwas mehr als 3 Prozent der Stimmen errang aber kein Mandat fur den Einzug ins Parlament Das Antreten der Partei war somit entscheidend fur die absolute Mandatsmehrheit der OVP bei einem Wahlerstimmenanteil von lediglich 48 35 Prozent Die Olah Stimmen durften grosstenteils von bisherigen SPO Wahlern gekommen sein und verstarkten so die Niederlage der SPO 1969 konnte die DFP die ausschliesslich von Olahs Ruf lebte drei Mandate bei der Wiener Gemeinderatswahl erringen Olah selbst beschuldigt aber noch nicht verurteilt wurde da er sich weigerte freiwillig zu gehen im Auftrag von Burgermeister Bruno Marek von Rathauswachtern aus einer Gemeinderatssitzung hinausgetragen Die Bestimmungen fur den Wiener Gemeinderat sahen namlich das Ruhen des Mandats bereits von der Einleitung eines Strafverfahrens an gegen den Mandatar vor Olah rief den Verfassungsgerichtshof an der diese Aktion und die ihr zu Grunde liegenden Bestimmungen spater fur verfassungswidrig erklarte In der folgenden Wahlperiode war die DFP nicht mehr im Wiener Gemeinderat vertreten Ruckzug Bearbeiten Nach seiner Verurteilung zog sich Franz Olah aus dem politischen Leben zuruck Spater war er als Zeitzeuge fur die Entwicklung Osterreichs seit der Ersten Republik gefragt Die SPO schloss letztlich ihren Frieden mit ihm Olah wurde zu diversen Republikjubilaen als Ehrengast eingeladen Olah starb am 4 September 2009 in Baden und wurde am 25 September auf dem dortigen Stadtpfarrfriedhof beigesetzt Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten2005 zeichnete ihn der sozialdemokratische Bundesprasident Heinz Fischer auf Vorschlag der schwarz blauen Bundesregierung unter Wolfgang Schussel anlasslich seines 95 Geburtstags mit dem Grossen Goldenen Ehrenzeichen mit Stern fur Verdienste um die Republik Osterreich aus 10 11 2005 erhielt er auch das Grosse Goldene Ehrenzeichen fur Verdienste um das Land Wien mit dem Stern und 2008 die Julius Raab Medaille 12 Literatur BearbeitenHans Weiss Krista Federspiel Wer Kremayr und Scheriau Wien 1988 ISBN 3 218 00475 6 S 137 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Franz Olah Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Franz Olah im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Franz Olah auf den Webseiten des osterreichischen Parlaments Franz Olah In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Der Fall Olah auf historisch apa at Harmlos war ich ganz sicher nicht Memento vom 12 September 2009 im Internet Archive Interview mit Franz Olah In Wiener Zeitung vom 25 Juli 2009 Geburtshelfer fur Kronen Zeitung Archivaufnahmen mit und uber Franz Olah im Onlinearchiv der Osterreichischen Mediathek Reden Parlamentsdebatten Radiobeitrage Einzelnachweise Bearbeiten Laut Hans Weiss Krista Federspiel erfolgte die amtliche Namensanderung auf Olah erst 1951 Vgl Wer Kremayr und Scheriau Wien 1988 ISBN 3 218 00475 6 S 137 Hugo Portisch Sepp Riff Osterreich II Der lange Weg zur Freiheit Kremayr amp Scheriau Wien 1986 ISBN 3 218 00442 X S 434 Hugo Portisch Sepp Riff Osterreich II Der lange Weg zur Freiheit Kremayr amp Scheriau Wien 1986 ISBN 3 218 00442 X S 414 438 Hugo Portisch Sepp Riff Osterreich II Der lange Weg zur Freiheit Kremayr amp Scheriau Wien 1986 ISBN 3 218 00442 X S 441 f Kapitel Olahs geheime Waffenlager https www hdgoe at sozialpartnerschaft Norbert Leser Anton Benya und Franz Olah eine idealtypische Konfrontation In Europaische Rundschau Nr 3 2012 S 43 ff Manfred Lechner Jener dessen Namen unter den Lebenden nicht genannt werden mag Der Fall Olah Ein Megaskandal der Zweiten Republik In Michael Gehler Hubert Sickinger Hrsg Politische Affaren und Skandale in Osterreich Von Mayerling bis Waldheim Kulturverlag Thaur Wien Munchen 1996 ISBN 3 85400 005 7 S 419 436 hier S 432 Fritz Klenner Die osterreichischen Gewerkschaften Vergangenheit und Gegenwartsprobleme Band 3 Verlag des OGB Wien 1979 ISBN 3 7035 0223 1 S 2452 Oh la la Der Spiegel 40 1964 Schussel zu Olah Sein Eingreifen hat Osterreich gerettet APA OTS abgerufen am 27 Juli 2018 Aufstellung aller durch den Bundesprasidenten verliehenen Ehrenzeichen fur Verdienste um die Republik Osterreich ab 1952 PDF 6 9 MB OTS Presseaussendung 0062 vom 25 September 2009 10 10 Zweite Prasidenten des osterreichischen Nationalrates Erste Republik Hauser Eldersch Seitz Eldersch RamekZweite Republik Bohm Olah Hillegeist Waldbrunner Maleta Minkowitsch Hubinek Lichal Neisser Prinzhorn Fischer Prammer Spindelegger Neugebauer Kopf BuresRegierung Gorbach II 1963 1964 Alfons Gorbach Bruno PittermannFritz Bock Christian Broda Heinrich Drimmel Eduard Hartmann Franz Hetzenauer Franz Korinek Otto Kranzlmayr Vinzenz Kotzina Bruno Kreisky Franz Olah Otto Probst Anton Proksch Otto Rosch Karl Schleinzer Franz Soronics Ludwig Steiner Eduard WeikhartRegierung Klaus I 1964 1966 Josef Klaus Bruno PittermannCarl Heinz Bobleter Christian Broda Fritz Bock Hans Czettel Franz Hetzenauer Vinzenz Kotzina Bruno Kreisky Franz Olah Theodor Piffl Percevic Georg Prader Otto Probst Anton Proksch Otto Rosch Karl Schleinzer Wolfgang Schmitz Franz Soronics Eduard WeikhartInnenminister der Republik Osterreich Erste Republik Mataja Eldersch Breisky Glanz Breisky Ramek Waber Breisky Frank Schumy Starhemberg Winkler Bachinger Schumy Kerber Fey Baar Baarenfels Schuschnigg interim i A Glaise von Horstenau Seyss InquartZweite Republik Honner Helmer Afritsch Olah Czettel Hetzenauer Soronics Rosch Lanc Blecha Loschnak Einem Schlogl Strasser Platter interim Prokop Schussel interim Platter Molterer interim Fekter Mikl Leitner Sobotka Kickl Ratz Peschorn Nehammer KarnerPrasidenten des Osterreichischen Gewerkschaftsbunds Johann Bohm Franz Olah Anton Benya Friedrich Verzetnitsch Rudolf Hundstorfer Erich Foglar Wolfgang Katzian Normdaten Person GND 118937308 lobid OGND AKS LCCN n90721115 VIAF 84036264 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Olah FranzALTERNATIVNAMEN Gluck Franz Ferdinand Geburtsname KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Gewerkschafter und Politiker SPO LandtagsabgeordneterGEBURTSDATUM 13 Marz 1910GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 4 September 2009STERBEORT Baden Niederosterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Olah amp oldid 237177146