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Hans Dichand eigentlich Johann Hermann Dichand 29 Janner 1921 in Graz 17 Juni 2010 in Wien war ein osterreichischer Journalist Medienunternehmer und Herausgeber der Kronen Zeitung die er 1959 in ihrer heutigen Form grundete Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Ausbildung bis Karrierebeginn 1 3 Dichand als Journalist 1 4 Kronen Zeitung 1 5 Einfluss auf Politik und Medien 1 6 Kunstsammlung 2 Privat 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Dichands Vater war Schuhoberteilzuschneider spater Werkmeister bei Humanic in Graz und machte sich schliesslich selbstandig 1 Seine Mutter verdiente als Hausdame und Vorleserin bei einer osterreichischen Grafin ihr Geld Als der Vater seine Schuhfirma verlor und verarmte war die Familie mit dem dreijahrigen Hans Dichand gezwungen von der Villa im Stiftingtal bei Graz in eine Barackensiedlung am Murufer im Suden von Graz zu ziehen Daran zerbrach die Ehe der Eltern 2 Ausbildung bis Karrierebeginn Bearbeiten Da es Dichands Traum war Journalist zu werden bewarb er sich schon im Alter von vierzehn Jahren bei der damaligen Kronen Zeitung Der Chefredakteur Lipschutz riet ihm eine Lehre als Schriftsetzer zu beginnen um spater in der Abendschule die Matura nachzuholen Dichand bekam bald eine Stelle bei einer Eggenberger Druckerei die er bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs behielt Bei seiner Musterung zum Kriegsdienst meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine bei der er den gesamten Zweiten Weltkrieg blieb Er gehorte nach eigenen Angaben zur Besatzung des Hilfskreuzers Leverkusen einem 10 000 Tonnen Transportschiff Am 1 Mai 1941 sank das Schiff nach einem Torpedoangriff des britischen U Boots Upholder Hans Dichand gehorte zu dem Teil der Besatzung der sich retten konnte Beim Sprung ins Wasser brach er sich ein Bein und wurde vom Sog des untergehenden Schiffes erfasst und ins Schiffsinnere gesaugt Das Schiff drehte wahrend des Sinkens jedoch noch einmal so dass er wieder herausgespult wurde Nach mehreren Stunden mit einem gebrochenen Bein Quetschungen und blutenden Wunden geschutzt durch die Schwimmweste und eine Kulani genannte Jacke wurde er von einem italienischen Zerstorer geborgen und in ein Lazarett bei Tripolis gebracht 3 Im Oktober 1945 kehrte Dichand nach Graz zuruck Durch einen absolvierten Buroschulungskurs der britischen Militarregierung wurde er bei der Bewerbung um einen Redakteurposten im britischen Pressedienst bevorzugt Es war seine Aufgabe aus dem Radio BBC Texte zu stenographieren und fur den Druck in der Neuen Steirischen Zeitung aufzubereiten Dichand als Journalist Bearbeiten Bereits 1946 wurde Dichand Chefredakteur und Verlagsleiter der Murtaler Zeitung die damals den drei Parteien OVP SPO und KPO gehorte Danach ging er als Redakteur und Kolumnist zum Steirerblatt Durch einen Redakteur dieser Zeitung wurde er auch nach Wien zur Neuen Wiener Tageszeitung geholt fur die er zusammen mit Hugo Portisch im Ressort Aussenpolitik arbeitete Dichand und Portisch wurden gute Freunde spater wurde Portisch von Dichand fur den Neuen Kurier von New York nach Wien zuruckgeholt 1949 bewarb sich Dichand bei der Kleinen Zeitung in Graz womit er zunachst scheiterte Durch seine Fahigkeit aus Radionachrichten drucktaugliche Nachrichten zu produzieren die er nach dem Krieg im britischen Dienst gelernt hatte konnte er jedoch ein grosses Problem der Kleinen Zeitung losen Denn die Osterreichische Presseagentur APA damals eine Genossenschaft aller Parteizeitungen hatte sich geweigert der Kleinen Zeitung ihren Nachrichtendienst zur Verfugung zu stellen Dichand benutzte das Radio als eine Ersatz Nachrichtenagentur und half so der Kleinen Zeitung bei ihrem Aufstieg Bald wurde er ihr Chefredakteur 1954 verliess Dichand die Kleine Zeitung und wurde Chefredakteur des sogenannten Neuen Kuriers des heutigen Kurier Dichand stand in dieser Position in direkter Konkurrenz mit Gerd Bacher dem Chefredakteur der Zeitung Bild Telegraf Wahrend des sogenannten Wiener Zeitungskriegs musste Dichand kurzzeitig zwei Zeitungen mit einer Redaktion herstellen Aufgrund eines Streites mit dem damaligen Herausgeber des Kurier Ludwig Polsterer verliess Dichand den Kurier und widmete sich der Wiedergrundung der Kronen Zeitung Kronen Zeitung Bearbeiten Nach dem Erwerb der Titelrechte fur die Zeitung zu einem Preis von 170 000 Schilling waren Dichands Finanzreserven vollig ausgeschopft Der damalige Vizeprasident des Osterreichischen Gewerkschaftsbunds OGB Franz Olah SPO schlug Dichand vor die Finanzierung der Zeitung zu ubernehmen Er sorgte fur einen Kredit uber 12 Millionen Schilling bei der Zentralsparkasse Kurt Falk ein ehemaliger Persil Angestellter wurde von Olah als kaufmannischer Leiter vorgeschlagen Am 11 April 1959 wurde die erste Ausgabe der Neuen Kronen Zeitung unter Fuhrung Dichands gedruckt 1974 kam es zum Verwurfnis mit Kurt Falk der bis 1987 einen 50 Anteil an der Krone hielt Seit langerem befand sich Dichand im Streit mit dem zweiten Eigentumer der Zeitung dem deutschen Medienkonzern WAZ der sich nach dem Ausscheiden Kurt Falks an dessen Stelle 1989 mit 315 Millionen Mark zu 50 an der Kronen Zeitung beteiligt hatte Nach Aussage Dichands in einem Fernsehportrat habe er zuvor vergeblich um Kredithilfe bei osterreichischen Banken zur Auszahlung Falks angesucht Dichand befand sich insbesondere auch mit dem WAZ Vertreter Erich Schumann im Streit Die WAZ lehnte es ab Dichands Sohn Christoph als neuen Chefredakteur der Krone zu akzeptieren diese Entscheidung wurde jedoch von einem Schiedsgericht geltend gemacht Trotz des nur 50 Anteils war Hans Dichand bis zu seinem Tod im Jahr 2010 Alleingeschaftsfuhrer und Herausgeber der Kronen Zeitung und hatte das alleinige wirtschaftliche Entscheidungsrecht und einen garantierten Vorausgewinnanteil von 1 Million Euro pro Jahr Mit seinem Tod erhalt die WAZ ihrem Halfteanteil entsprechend verbesserte Eigentumerrechte Bis zuletzt versuchte Dichand die WAZ Anteile an der Krone zuruck zu kaufen was ihm jedoch nicht gelang 4 Dichand war bis kurz vor seinem Tod taglich an seinem Arbeitsplatz im 16 Stock des Krone Hochhauses anzutreffen wo er sich vorrangig mit den Leserbriefseiten beschaftigte Bis ins hohe Alter veroffentlichte der Alte wie er in der Redaktion genannt wurde unter den Pseudonymen Cato und Aurelius Kommentare 5 Einfluss auf Politik und Medien Bearbeiten Von Beobachtern der osterreichischen Politik und des osterreichischen Journalismus wird Hans Dichand uber seinen Tod hinaus als einer der machtigsten Manner des Landes angesehen In der journalistischen Berichterstattung ausserhalb der Kronen Zeitung daneben auch in Kabarettprogrammen und Karikaturen wurde Dichand oft als Kanzlermacher dargestellt der durch seine publizistische Macht beeinflussen kann wer in Osterreich Wahlen gewinnt 1984 unterstutzte die Kronen Zeitung auf Initiative Dichands die Anliegen der Umweltschutzer wahrend der Besetzung der Hainburger Au und war damit an der Verhinderung der Errichtung eines Donaukraftwerkes in der Au und der Eingliederung in den Nationalpark Donau Auen beteiligt Als 1986 Kurt Waldheim der OVP Kandidat zur Prasidentschaftswahl mit massiver Kritik wegen seiner Rolle wahrend des Zweiten Weltkrieges konfrontiert wurde Waldheim Affare ergriff Dichand und mit ihm die Kronen Zeitung Partei fur ihn und trug das Seine zu dessen Wahl bei Einen ersten deutlichen Umschwung brachte die Nationalratswahl 1999 Wahrend des Wahlkampfs hatte Dichand die SPO mit ihrem Spitzenkandidaten Viktor Klima unterstutzt Wahlsieger mit den hochsten Stimmenzuwachsen war dennoch die FPO unter Haider die knapp vor der OVP auf den zweiten Platz hinter der SPO kam Auch konnte Dichand die von ihm personlich abgelehnte Koalition von OVP und FPO nicht verhindern Dies gilt als erste bedeutende politische Richtungsentscheidung Osterreichs der letzten 30 Jahre die gegen den deklarierten Willen von Hans Dichand und der Kronen Zeitung zustande kam Die filmische Dokumentation Kronenzeitung Tag fur Tag ein Boulevardstuck der Belgierin Nathalie Borgers aus dem Jahr 2002 zeigt Dichand mit dem damaligen osterreichischen Bundesprasidenten Thomas Klestil in der Wiener Hofburg beim gemeinsamen Kuchenessen einem Gugelhupf Danach fuhrt Klestil Dichand stolz durch seine Arbeitsraume in der Hofburg Dies wurde oft als Kniefall Klestils vor Dichand interpretiert und bestatigte nach Ansicht von Beobachtern den Machtstatus Dichands Dichand selbst beschrieb seine Rolle mit dem von ihm 1996 so betitelten Buch als Im Vorhof der Macht stehend und relativierte sie kokett So meinte er in einem Interview er streichle lieber zu Hause seinen Hund als politische Macht auszuuben Seinen Hund streicheln und Gugelhupf Essen sind seither stehende Bilder in osterreichischen Kabarettprogrammen fur die politische Macht Dichands Diese Filmdokumentation wurde noch nie vom offentlich rechtlichen osterreichischen Rundfunk gesendet offiziell aufgrund journalistischer Defizite da Borgers in einer kurzen Filmpassage unautorisiertes offenbar nur durch Zufall aufgezeichnetes Tonmaterial der Hofburg Visite verwendete Der Film war bisher uber Satelliten und Kabelfernsehen auf ARTE zu sehen daraufhin wurde einige Zeit das tagliche Programm des Kultursenders nicht mehr im taglichen Fernsehprogramm der Kronen Zeitung ausgewiesen sowie im privaten Fernsehsender ATV Im Jahre 2007 erhielt Hans Dichand den osterreichischen Big Brother Award fur ein Leben als Manipulator der Republik da Dichand die Reichweite seiner Tageszeitung fur Kampagnenjournalismus nutze um politische Stimmungen zu erzeugen Seit dem ersten Erscheinen der Krone wie sie umgangssprachlich genannt wird hat sie sich zur machtigsten Tageszeitung Osterreichs entwickelt Sie ist das Gesamtkunstwerk eines einzigen Mannes Hans Rauscher im Standard 5 Laut Osterreichischer Media Analyse MA hat die Zeitung eine Reichweite von uber 43 Prozent Siehe auch Kronen Zeitung Abschnitt Kritik an den Inhalten nbsp Klimts Danae 1907Sammlung DichandKunstsammlung Bearbeiten Hans Dichand besass eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Osterreichs Sie besteht uberwiegend aus Werken des Jugendstils und der Klassischen Moderne aus Osterreich mit Schwerpunkten auf Klimt Schiele Kokoschka Moll Egger Lienz Gerstl Kubin Boeckl und Wotruba Die Sammlung ist auf die verschiedenen Wohnsitze der Familie und teilweise auch auf Zollfreilager in der Schweiz verteilt Von 1976 bis zu ihrer Schliessung im Jahr 1995 war Dichand auch Eigentumer der traditionsreichen Galerie Wurthle in der Wiener Weihburggasse die zuletzt von seiner Tochter Johanna Dichand gefuhrt wurde Der Wert der Sammlung wird auf mehrere Hundert Millionen Euro geschatzt 6 Es gibt keinen Katalog und keine der Offentlichkeit zugangliche Liste der Kunstwerke im Dichand schen Besitz In einer fur 2003 in der damaligen Kulturhauptstadt Graz geplanten Ausstellung sollten wesentliche Teile der Sammlung gezeigt werden Das Projekt scheiterte letztlich am Denkmalschutzgesetz nach dem massgebliche Werke der osterreichischen Kunstgeschichte mit einem Ausfuhrverbot belegt werden konnen 6 Dies hatte den moglichen Verkaufswert gemindert Daher verblieben die Werke im Ausland bzw in der Anonymitat Privat BearbeitenHans Dichand war verheiratet mit Helga Dichand 1937 sie hatten gemeinsam drei Kinder Ihr Sohn Christoph Dichand ist seit dem Jahr 2003 als Chefredakteur in der Krone beschaftigt Michael und die Tochter Johanna sind nicht in der Zeitung engagiert Dichands Schwiegertochter Eva Dichand Ehefrau von Christoph ist Herausgeberin der Gratiszeitung Heute 7 nbsp Das frische Grab 26 Juni 2010 Am 17 Juni 2010 starb Hans Dichand im Allgemeinen Krankenhaus Wien im Beisein seiner Familie an Nierenversagen nachdem er bereits zuvor seit langerer Zeit altersschwach gewesen war 8 Er wurde auf dem Grinzinger Friedhof Gruppe 6 Reihe 1 Nummer 9 bestattet Schriften BearbeitenKronen Zeitung Die Geschichte eines Erfolgs Orac Wien 1977 ISBN 385368 832 2 Begegnung mit Paris Mit 16 Reproduktionen nach Aquarellen von Lyse Casanova Molden Wien 1981 ISBN 3 217 01229 1 Die Kunstler der klassischen Moderne in Osterreich Propylaen Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 549 05311 8 Im Vorhof der Macht Erinnerungen eines Journalisten Ibera amp Molden Wien 1996 ISBN 3 900436 36 3 Literatur BearbeitenHans Janitschek Nur ein Journalist Hans Dichand Ein Mann und drei Zeitungen Orac Wien Munchen Zurich 1993 ISBN 3 7015 0265 X Herbert Riehl Heyse Gotterdammerung Die Herren der offentlichen Meinung Siedler 1999 224 S ISBN 3 442 75579 4 Lore Jarosch Hans Dichand Almathea Wien Munchen 2000 ISBN 3 85002 458 X Peter Muzik Die Zeitungsmacher Osterreichs Presse Macht Meinung und Milliarden Wien 1984 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikiquote Hans Dichand Zitate Literatur von und uber Hans Dichand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kronen Zeitung Im 90 Lebensjahr Hans Dichand ist tot Trauer um den Krone Herausgeber Johann Skocek et al In a sentimental mood Interview mit Hand Dichand mit Kritik an dieser Wikipedia Biografie wegen falschlichem und zwischenzeitlich entfernten Kategorieneintrag Hans Dichand ein Leben fur die Kronen Zeitung von Ernst TrostEinzelnachweise Bearbeiten Georg Wailand Die Reichen und die Superreichen in Osterreich Hoffmann und Campe Hamburg 1981 ISBN 3 455 08763 9 S 143 Gerald John Eva Weissenberger Die Dichands Krieg um die Krone Memento vom 18 Januar 2012 im Internet Archive In Falter Ausgabe 45 2003 vom 5 November 2003 Hans Dichand Eine Muttertagsgeschichte ohnegleichen In Kronen Zeitung Ausgabe vom 13 Mai 2007 Krone Bunt S 6 9 ORF at Wie geht es weiter bei der Krone Viele offene Fragen Abgerufen am 18 Juni 2010 a b Hans Rauscher Dichand und die Macht Das Volk die Zeitung und der Alte In Der Standard Printausgabe vom 18 Juni 2010 a b Profil Wien Hans Dichand war als Kunstsammler sehr ambitioniert und noch verschwiegener Reportage von Sebastian Hofer 26 Juni 2010 Der Standard Nachruf Hans Dichand 1921 2010 Printausgabe vom 18 Juni 2010 Oliver Pink Die Dichands die Familie hinter dem Patriarchen diePresse com 18 Juni 2010 abgerufen am 9 April 2015 Normdaten Person GND 119096137 lobid OGND AKS LCCN n84084585 VIAF 67268336 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dichand HansALTERNATIVNAMEN Dichand Johann HermannKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Journalist und Herausgeber der Kronen ZeitungGEBURTSDATUM 29 Januar 1921GEBURTSORT GrazSTERBEDATUM 17 Juni 2010STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Dichand amp oldid 230888551