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Othenio Lothar Franz Anton Louis Abel 20 Juni 1875 in Wien 4 Juli 1946 in Pichlhof am Mondsee war ein osterreichischer Palaontologe und Evolutionsbiologe Er war Hochschullehrer Rektor der Universitat Wien und gilt als Begrunder der Palaobiologie als eigener Zweig des ehemals vollkommen geologisch orientierten Faches Palaontologie Othenio AbelAbel war zudem politisch aktiv und vertrat bereits als Student sowie spater in seiner Rolle als Hochschullehrer einen aggressiven Antisemitismus Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war Abel ein Verehrer der nationalsozialistischen Politik und war selbst aktives Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschungen 3 Politische Haltung 4 Othenio Abel Preis 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren wurde Othenio Abel in Wien als Sohn des Architekten Lothar Abel An der Universitat Wien studierte er bis 1899 Rechtswissenschaft und Naturwissenschaften und schloss mit der Promotion als Dr phil ab Bereits ab 1898 war er Assistent im Labor des Geologen Eduard Suess 1901 habilitierte er sich als Privatdozent fur Palaontologie an der Universitat Wien und arbeitete von 1900 bis 1907 an der Geologischen Reichsanstalt 1905 wurde sein Sohn Wolfgang Abel geboren der in der Zeit des Nationalsozialismus als Rassenforscher tatig war 1907 wurde Othenio Abel ausserordentlicher Professor in Wien und von 1917 bis 1934 bekleidete er als ordentlicher Professor den Lehrstuhl fur Palaontologie in Wien Als solcher leitete er mehrere Expeditionen die ihn auch breiteren Kreisen bekannt machten etwa die Pikermi Expedition nach Griechenland 1912 sowie eine Amerika und eine Sudafrikaexpedition 1925 bzw 1929 Mit besonderem Eifer untersuchte Abel die so genannte Drachenhohle bei Mixnitz und ihre Uberreste von Hohlenbaren 1920 erhielt Abel die Daniel Giraud Elliot Medal 1927 wurde er als auslandisches korrespondierendes Mitglied in die Russische Akademie der Wissenschaften aufgenommen 1 1935 wurde er zum Mitglied der Gelehrtenakademie Leopoldina und der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 2 3 Von 1935 bis 1940 war Abel Ordinarius an der Georg August Universitat Gottingen 1941 wurde er emeritiert 1942 wurde er Ehrenmitglied der Palaontologischen Gesellschaft Forschungen BearbeitenSein Arbeitsfeld waren fossile Wirbeltiere wobei er die Stammesgeschichte noch sehr stark nach dem Vorbild von Jean Baptiste de Lamarck interpretierte Politische Haltung BearbeitenBereits als Student war Abel 1897 im Zuge der Badeni Krise aktiv an antisemitischen Ausschreitungen an der Universitat beteiligt Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende der Monarchie Osterreich Ungarn inzwischen Professor an der Universitat Wien erklarte er seine Furcht vor einer Machtubernahme durch Kommunisten Sozialdemokraten und mit den beiden verbundet Juden und wieder Juden Laut Kurt Ehrenberg seinem Schuler und Schwiegersohn der die autobiographischen Aufzeichnungen Abels verarbeitete grundete Abel in der Folge eine im Geheimen agierende Verbindung Barenhohle genannt von insgesamt 18 christlichsozialen und deutschnationalen Professoren die ihren Einfluss in Gremien der Universitat geltend machten um die Forschungstatigkeit und die universitaren Karrieren linker 4 und nach eigener Aussage auch judischer 5 Wissenschaftler zu verhindern Ein prominentes Opfer war der Physiker Otto Halpern Abels Intrigen provozierten offenbar Karl Camillo Schneider der am 30 Juni 1932 ein Pistolenattentat auf ihn verubte und sich offenbar von Abel um seine Chancen gebracht sah 6 Der zunehmenden Gewalt nationalsozialistisch orientierter Studentengruppen vor allem gegenuber judischen Studenten begegnete er als Rektor 1932 33 mit offener Sympathie Als diese Ubergriffe sich auch gegen katholische Studenten richteten kam es zum Bruch mit den Christlichsozialen und er wurde September 1934 von der austrofaschistischen Fuhrung als Rektor in den vorzeitigen Ruhestand versetzt woraufhin er 1935 eine Professur in Gottingen antrat Dort trat er dem NSDDB bei Im Marz 1938 nach dem Anschluss Osterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich besuchte er Wien und sah wie an der Universitat Wien Hakenkreuzfahnen entrollt wurden wozu er erklarte Das war der schonste Augenblick meines Lebens 7 Abel seit dem 25 Juni 1933 irregulares Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei NSDAP 8 beantragte am 10 Dezember 1938 die regulare Aufnahme in die Partei und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 6 196 288 9 10 Von den neuen Machthabern wurde er 1941 mit dem neu eingefuhrten Titel eines Ehrensenators der Universitat Wien geehrt 11 und 1944 fur die Goethe Medaille vorgeschlagen in der Empfehlung hiess es er habe bereits in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg im Kampf gegen die drohende Verjudung und Uberfremdung an der Wiener Universitat stets in der ersten Reihe gestanden 12 13 Othenio Abel Preis BearbeitenAb 1985 wurde von der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften alle zwei Jahre der mit 3 700 Euro dotierte Othenio Abel Preis an die Verfasser einer ausgezeichneten Publikation auf dem Gebiet der Palaobiologie oder fur das Lebenswerk in der Palaontologie vergeben Nachdem Abels enge Verbindungen zum Nationalsozialismus und seine antisemitische Haltung und Tatigkeit thematisiert wurden beschloss die OAW im Oktober 2012 eine Umbenennung des Preises 13 Schriften Auswahl BearbeitenLes dauphins longirostres du bolderien miocene superieur des environs d Anvers Brussel 1901 1931 doi 10 5962 bhl title 16053 Les odontocetes du Bolderien miocene superieur d Anvers Brussel 1905 doi 10 5962 bhl title 15923 Fossile Flugfische Jahrbuch K K Geol Reichsanstalt 56 Heft 1 Wien 1906 doi 10 5962 bhl title 61007 Die Morphologie der Huftbeinrudimente der Cetaceen Wien 1907 doi 10 5962 bhl title 16064 Die Stammesgeschichte der Meeressaugetiere Meereskunde Sammlung volkstumlicher Vortrage zum Verstandnis der nationalen Bedeutung von Meer und Seewesen 1 4 Mittler Berlin 1907 Digitalisat Grundzuge der Palaobiologie der Wirbeltiere 470 Abb 708 S E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Erwin Nagele Stuttgart 1911 doi 10 5962 bhl title 61833 Vorzeitliche Saugetiere Jena 1914 Die Palaontologie in Forschung und Lehre In Naturwissenschaften 3 1915 S 413 419 Palaobiologie der Cephalopoden aus der Gruppe der Dibranchiaten 100 Fig 281 S Verlag Gustav Fischer Jena 1916 doi 10 5962 bhl title 46089 doi 10 5962 bhl title 82313 Die Stamme der Wirbeltiere 669 Fig 914 S Walter de Gruyter Berlin und Leipzig 1919 doi 10 5962 bhl title 2114 Lehrbuch der Palaozoologie 700 Abb 500 S Verlag Gustav Fischer Jena 1920 Lebensbilder aus der Tierwelt der Vorzeit 507 Abb 643 S Verlag Gustav Fischer Jena 1922 doi 10 5962 bhl title 61701 Geschichte und Methode der Rekonstruktion vorzeitlicher Wirbeltiere Jena 1925 Palaobiologie und Stammesgeschichte Jena 1929 als Hrsg mit Georg Kyrle Die Drachenhohle bei Mixnitz Spelaologische Monographien Band 7 8 Osterreichische Staatsdruckerei Wien 1931 Die Stellung des Menschen im Rahmen der Wirbeltiere 1931 Vorzeitliche Lebensspuren Jena 1935 Die Tiere der Vorzeit in ihrem Lebensraum Jena 1939 Vorzeitliche Tierreste im Deutschen Mythus Brauchtum und Volksglauben Jena 1939Ab 1928 war Abel Herausgeber der Zeitschrift Palaobiologica Literatur BearbeitenKurt Ehrenberg Abel Othenio Lothar Franz Anton Louis In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 13 Digitalisat Abel Othenio In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1957 S 1 Stefan Khittel Von der Palaobiologie zum biologischen Tragheitsgesetz Herausbildung und Festigung eines neuen palaontologischen Denkstils bei Othenio Abel 1907 1934 Lang Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 631 52539 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Othenio Abel Quellen und Volltexte Literatur von und uber Othenio Abel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Othenio Abel in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Othenio Abel im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon https www biographien ac at oebl oebl A Abel Othenio 1875 1946 xml Herbert Posch Othenio Abel o Univ Prof Website 650 Jahre Geschichte der Universitat Wien Klaus Taschwer Die Barenhohle eine geheime antisemitische Professorenclique der Zwischenkriegszeit Website 650 Jahre Geschichte der Universitat Wien Klaus Taschwer Der Inkor Rektor Eine kurze politische Biografie des Palaontologen Othenio Abel 1875 1946 unter besonderer Berucksichtigung seines Wirkens an der Universitat Wien https www academia edu 6918847 Der Inkor Rektor Eine kurze politische Biografie des Pal C3 A4ontologen Othenio Abel 1875 1946 unter besonderer Ber C3 BCcksichtigung seines Wirkens an der Universit C3 A4t Wien 2014 Einzelnachweise Bearbeiten Korrespondierende Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Abel Othenio Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 25 August 2019 russisch Mitgliedseintrag von Othenio Abel mit Bild bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 1 Oktober 2022 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 23 Kurt Ehrenberg Othenio Abel s Lebensweg unter Benutzung autobiographischer Aufzeichnungen Kurt Ehrenberg Wien 1975 S 85 f ausgewertet bei Klaus Taschwer Geheimsache Barenhohle Wie ein antisemitisches Professorenkartell der Universitat Wien nach 1918 judische und linke Forscherinnen und Forscher vertrieb In Regina Fritz Grzegorz Rossolinski Liebe Jana Starek Hrsg Alma mater antisemitica Akademisches Milieu Juden und Antisemitismus an den Universitaten Europas zwischen 1918 und 1939 Band 3 new academic press Wien 2016 S 221 242 hier S 223 224 online Kustodiatsarchiv der Sternwarte Kremsmunster Nachlass Leonhard Angerer Korrespondenz mit Othenio Abel Brief Abels an Pater Leonhard Angerer vom 19 Janner 1923 ausgewertet bei Klaus Taschwer Geheimsache Barenhohle Wie ein antisemitisches Professorenkartell der Universitat Wien nach 1918 judische und linke Forscherinnen und Forscher vertrieb In Regina Fritz Grzegorz Rossolinski Liebe Jana Starek Hrsg Alma mater antisemitica Akademisches Milieu Juden und Antisemitismus an den Universitaten Europas zwischen 1918 und 1939 Band 3 new academic press Wien 2016 S 221 242 hier S 224 online https www academia edu 6918847 Der Inkor Rektor Eine kurze politische Biografie des Pal C3 A4ontologen Othenio Abel 1875 1946 unter besonderer Ber C3 BCcksichtigung seines Wirkens an der Universit C3 A4t Wien 2014 S 10 Der schonste Augenblick meines Lebens Neues Wiener Tagblatt 18 Marz 1938 Bundesarchiv R 9361 II 255 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 11581 https www academia edu 6918847 Der Inkor Rektor Eine kurze politische Biografie des Pal C3 A4ontologen Othenio Abel 1875 1946 unter besonderer Ber C3 BCcksichtigung seines Wirkens an der Universit C3 A4t Wien 2014 Katharina Kniefacz Herbert Posch Othenio Abel o Univ Prof Dr Website 650 plus Geschichte der Universitat Wien abgerufen am 16 April 2023 Ute Deichmann Biologen unter Hitler Portrat einer Wissenschaft im NS Staat Fischer Frankfurt 1995 ISBN 3 593 34763 6 S zitiert in Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Aufl Fischer Frankfurt 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 9 a b Der Standard Othenio Abel Kampfer gegen die Verjudung der Universitat 9 Oktober 2012Normdaten Person GND 116001844 lobid OGND AKS LCCN n87820074 VIAF 61609070 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Abel OthenioALTERNATIVNAMEN Abel Othenio Lothar Franz Anton Louis vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Palaontologe und EvolutionsbiologeGEBURTSDATUM 20 Juni 1875GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 4 Juli 1946STERBEORT Pichlhof am Mondsee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Othenio Abel amp oldid 236394547