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Fritz Knoll eigentlich Friedrich Josef Knoll 21 Oktober 1883 in Gleisdorf Steiermark 24 Februar 1981 in Wien war ein osterreichischer Botaniker und nationalsozialistischer Rektor der Universitat Wien Sein botanisches Autorenkurzel lautet Knoll Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Privates 1 2 Wissenschaftlicher Werdegang 1 3 Fritz Knoll und der Nationalsozialismus 1 4 Nach 1945 2 Auszeichnungen und Ehrungen 3 Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen und Institutionen 4 Schriften 5 Literatur 6 Quellen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPrivates Bearbeiten Knolls Eltern waren der Gerichtsadjunkt Friedrich Jakob Joseph Knoll 13 Juli 1849 in Schleinitz bei Marburg Drau 3 August 1891 in Gleisdorf und Maria Katharina Karl 7 Dezember 1860 in Leoben 11 Oktober 1953 in Gleisdorf Am 5 November 1923 heiratete Knoll Sophie Maria Heisegg 9 Oktober 1886 Pressburg April 1979 in der Domkirche St Stephan zu Wien 1924 kam die Tochter Friederika Maria Sophia genannt Friedl Knoll zur Welt die als Doktorin der Botanik und Lehrerin an einer Madchenoberschule dem Beispiel ihres Vaters folgen sollte Ihr Tod am 23 August 1953 infolge eines Absturzes vom Traunstein 1 traf Knoll hart Knolls Sohn Johann Baptist Friedrich Josef genannt Hans Knoll wurde 1928 geboren verstarb aber bereits 1930 Wissenschaftlicher Werdegang Bearbeiten Fritz Knoll besuchte das humanistische Staatsgymnasium in Graz an dem er 1902 die Reifeprufung ablegte Anschliessend begann er das Studium der Naturwissenschaften mit Schwerpunkt auf Botanik und Zoologie an der Philosophischen Fakultat der Universitat Graz 1903 wurde er dort Demonstrator am Botanischen Laboratorium und promovierte 1906 mit einer vergleichend anatomischen Studie uber die Brennhaare von Wolfsmilchgewachsen 1906 und 1908 09 war er als Assistent am Botanischen Institut der Universitat Wien unter dem Vorstand Gottlieb Haberlandt tatig und arbeitete uber Bau Entwicklung und Wasserhaushalt von Hutpilzen Dazwischen absolvierte er 1907 08 Militardienst als Einjahrig Freiwilliger in Pula und Kotor bei der Festungsartillerie Bei diesem Aufenthalt am Mittelmeer beobachtete er die Bestaubungsvorgange bei Zistrosen und Aronstabgewachsen Araceae Diese Erkenntnisse gemeinsam mit den ersten Publikationen uber den Farbensinn der Honigbienen weckten sein Interesse an der Blutenokologie die zum Forschungsschwerpunkt seiner weiteren Laufbahn werden sollte Weitere praktische Erfahrung sammelte er 1909 1910 als Assistent an der Landwirtschaftlichen Landes Lehr und Versuchsanstalt in St Michael an der Etsch in Sudtirol sowie von 1910 bis 1912 als Assistent und 1913 als Adjunkt an der Staatlichen Untersuchungsanstalt fur Lebensmittel in Graz Im Jahr 1912 erfolgte seine Habilitation fur Anatomie und Physiologie der Pflanzen an der Universitat Graz 1913 berief ihn Richard von Wettstein erneut als Assistent an das Botanische Institut der Universitat Wien Dieser Berufung folgte 1914 die Habilitation fur Systematik und Okologie der Pflanzen an der Universitat Wien Von 1914 bis 1918 versah Knoll Kriegsdienst im Kriegshafen Kotor als Reserveoffizier zuletzt als Oberleutnant Wiederum fand er hier Zeit sich mit blutenokologischen Beobachtungen und blutenbiologischer Freilandarbeit zu beschaftigen Die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Tieren bei der Bestaubung der Angiospermenbluten Bedecktsamer wurden hier zum Fokus seiner weiteren Arbeiten Nach Kriegsende kehrte er an das Botanische Institut der Universitat Wien zuruck Dort blieb er als Assistent bis er 1922 zuerst den Titel eines ausserordentlichen Professors an der Universitat Wien erhielt Dem folgte dann auch im Jahr 1922 die Ernennung zum wirklichen ausserordentlichen Professor und zum Direktor des Botanischen Instituts und Gartens der Deutschen Universitat in Prag heute Karl Ferdinands Universitat 1926 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor in Prag und 1930 die Bestellung zum Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultat der Deutschen Universitat in Prag Knoll kehrte 1933 nach Wien zuruck auch hier wurde er zum ordentlichen Professor der systematischen Biologie ernannt Nach einstimmigem Vorschlag der Philosophischen Fakultat der Universitat Wien trat er die Nachfolge Wettsteins als Direktor des Botanischen Instituts und des Botanischen Gartens der Universitat Wien an Diese Positionen hielt er bis 1945 inne Fritz Knoll und der Nationalsozialismus Bearbeiten Knoll war seit 1937 illegales Mitglied der damals verbotenen osterreichischen NSDAP am 21 Mai 1938 beantragte er die offizielle Aufnahme in die Partei und wurde ruckwirkend zum 1 Mai aufgenommen Mitgliedsnummer 6 235 774 2 Auch war er Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes Gaudozentenfuhrer und ab 1938 Vorsitzender des Reichsbundes fur Biologie Bereits vor dem 12 Marz 1938 soll er Vorlesungen in SS Hosen gehalten haben 3 Seine Nahe zum Nationalsozialismus kann als Erklarung dienen warum er bereits am 15 Marz 1938 mittels eines Dienstzettels der Landesleitung der NSDAP Osterreich den Auftrag erhielt mit sofortiger Wirksamkeit die Interessen der Landesleitung an der Wiener Universitat wahrzunehmen 4 Ebenfalls am 15 Marz erfolgte die Weisung des Bundesministeriums fur Unterricht Knoll solle das Rektorat der Universitat Wien ubernehmen Am 16 Marz ubernahm Knoll vom bisherigen Rektor Ernst Spath die Amtsgeschafte und wurde somit zum kommissarischen Rektor bestellt Dieses Vorgehen ist bis heute einzigartig Der Auftrag die Interessen der Landesleitung der NSDAP zu wahren koppelte die Verantwortung des Rektoratsamtes zusatzlich an einen eindeutigen politisch ideologischen Auftrag In diesem Sinne begann Knoll gleich mit der Neuordnung der Universitatsverhaltnisse indem er zuerst die Dekanatsstellen neu besetzte damit die Fakultaten in einen zeitgemassen Zustand kamen 5 Die Liste der neuen Dekane wurde bereits am 19 Marz 1938 veroffentlicht Es folgte die massenhafte Entlassung judischer und politisch missliebiger Dozenten Bis zum 23 April 1938 also binnen funf Wochen wurden nicht weniger als 252 Mitglieder des Lehrkorpers entlassen 6 Mit Beginn des Wintersemesters 1938 39 waren drei der wichtigsten Grundzuge nationalsozialistischer Hochschulpolitik umgesetzt Umgestaltung des Lehrkorpers durch Sauberung und politische Rekrutierungspraxis Heranziehen einer NS loyalen Studentenschaft und Umgestaltung der Hochschulverfassung nach dem Fuhrerprinzip 7 Dementsprechend erklarte Knoll fur das erste nationalsozialistische Studentenjahr So ist nun die Bahn frei fur einen neuen Studienbetrieb und fur den notwendigen Aufbau 8 Im Jahr 1939 erfolgte die Bestellung zum wirklichen Rektor Dieses Amt hatte Knoll bis 1943 inne Am 15 Mai 1943 fand die feierliche Inauguration seines Nachfolgers des fruheren Dekans der Medizinischen Fakultat Eduard Pernkopf als Rektor der Universitat Wien statt Am 25 Marz 1938 wurde in der Akademie der Wissenschaften bei einer Gesamtsitzung der Beschluss gefasst Knoll zu ersuchen vorerst auch fur die Akademie die Wahrung der Interessen der Landesleitung der NSDAP zu ubernehmen Bereits am 29 Marz 1938 wurde die Bestellung Knolls von Seiten der NSDAP bestatigt und Knoll hatte sie bis Marz 1939 inne Im November 1938 wurde Knoll auch noch in einem verhaltnismassig schnellen Verfahren zum ordentlichen Mitglied der Akademie gewahlt Als Beispiel fur Knolls Wirken 1938 39 kann seine antisemitische Handlungsweise gegenuber dem langjahrigen Leiter der Biologischen Versuchsanstalt der Akademie der Wissenschaften Hans Leo Przibram angefuhrt werden an dessen Beraubung er sich nach der von ihm verfugten Amtsenthebung Przibrams aktiv beteiligte Nach 1945 Bearbeiten Im Juni 1945 wurde Knoll aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der NSDAP durch Erlass des Staatsamtes fur Volksaufklarung Unterricht Erziehung und Kultusangelegenheiten aus dem offentlichen Dienst entlassen Auch von der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften wurde er von der Mitgliedschaft 1945 ausgeschlossen Im Dezember 1947 erhielt Knoll die Bescheinigung dass er gemass 17 Abs 3 des Verbotsgesetzes 1947 als minderbelastete Person gelte Aus diesem Grund wurde seine Entlassung in eine Pensionierung umgewandelt Auch wurde er wieder vollberechtigtes wirkliches Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Ab 1947 war er in erster Linie an der Akademie der Wissenschaften tatig Er war Obmann verschiedener Kommissionen wurde 1957 zum Sekretar der mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse und 1959 zum Generalsekretar der Akademie gewahlt Zu seinen Aufgabenbereichen zahlte die Arbeit in den Kommissionen die verantwortliche Kanzlei Verwaltungs und Finanzfuhrung sowie die Beratung der biologischen Stationen Lunz und Wilhelminenberg Fur die Akademie gab Knoll auch die beiden Bande Osterreichische Naturforscher und Techniker 1950 und Osterreichische Naturforscher Arzte und Techniker 1957 heraus zu denen er auch mehrere eigene Beitrage beisteuerte In den Buchern werden mehrere herausragende judische Forscher unterschlagen 9 Am 24 Februar 1981 verstarb Fritz Knoll im Alter von 97 Jahren Er wurde am Friedhof Rodaun bestattet 10 Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1906 Unger Preis der Grazer Philosophischen Fakultat 1929 Reiner Medaille der Zoologisch Botanischen Gesellschaft in Wien als Anerkennung fur wissenschaftliche Leistungen 1942 Kriegsverdienstkreuz II Klasse fur den Kriegseinsatz der Universitat Wien 1943 Offizierskreuz des rumanischen Ordens fur kulturelle Verdienste 1961 Verleihung des Rektorserinnerungszeichens der Universitat Wien durch den akademischen Senat in Anerkennung der ehrenvollen und mutigen Amtsfuhrung in schwerer Zeit 1965 Osterreichisches Ehrenkreuz fur Wissenschaft und Kunst I Klasse 1967 Verleihung der Medaille Bene merito Silber fur besondere Verdienste um die Osterreichische Akademie der Wissenschaften Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen und Institutionen Bearbeiten1924 Ernennung zum wirklichen Mitglied der Deutschen Gesellschaft der Wissenschaften und Kunste in Prag 1934 Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien 1936 Ernennung zum Mitglied der Kaiserlich Leopoldinisch Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a d Saale heute Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 1938 Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Koniglich Schwedischen Gesellschaft der Wissenschaften in Uppsala 1938 Wahl zum wirklichen Mitglied der Wiener Akademie der Wissenschaften 1941 Ernennung zum Ehrenmitglied der Rumanischen Akademie der Naturwissenschaften in Bukarest 1942 Ernennung zum auslandischen Mitglied der Akademie der Wissenschaften von Bologna 1956 Wahl zum Ehrenmitglied der Zoologisch Botanischen Gesellschaft 1958 Von der Deutschen Akademie der Naturforscher in Halle a d Saale zum Adjunkten fur Osterreich Mitglied des Senats bestellt 1961 Ernennung zum Ehrenmitglied des naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Schriften BearbeitenInsekten und Blumen Experimentelle Arbeiten zur Vertiefung unserer Kenntnisse uber die Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen und Tieren 3 Bande Wien 1921 1922 1926 Wissen und Bildung Rede gehalten bei der feierlichen Eroffnung der Klagenfurter Hochschulwochen am 22 Okt 1941 Klagenfurt 1941 Die Wissenschaft im Neuen Deutschland Vortrag gehalten im Rahmen der Vortrage des Deutschen Wissenschaftlichen Institutes in Bukarest am 23 Mai 1941 Wien 1942 Die feierliche Rektorsinauguration der Universitat Wien 1943 Wien 1944 Akademie der Wissenschaften Hrsg Osterreichische Naturforscher und Techniker Wien 1950 Hrsg Osterreichische Naturforscher Arzte und Techniker Wien 1957 Literatur BearbeitenMichael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2005 ISBN 3 935025 68 8 S 93 Gernot Heiss Siegfried Mattl Sebastian Meissl Edith Saurer Karl Stuhlpfarrer Hrsg Willfahrige Wissenschaft Die Universitat Wien 1938 bis 1945 Wien 1989 ISBN 3 85115 107 0 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich S Fischer Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 10 039309 0 S 320 Osterreichische Akademie der Wissenschaften Hrsg Fritz Knoll Nachruf von Friedrich Ehrendorfer Sonderabdruck aus dem Almanach der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften 132 Jahrgang 1982 Klaus Taschwer Die zwei Karrieren des Fritz Knoll Wie ein Botaniker nach 1938 die Interessen der NSDAP wahrnahm und das nach 1945 erfolgreich vergessen machte In Johannes Feichtinger Herbert Matis Stefan Sienell Heidemarie Uhl Hrsg Die Akademie der Wissenschaften 1938 1945 Katalog zur Ausstellung Wien 2013 S 47 54 Quellen BearbeitenNachlass Fritz Knoll im Archiv der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Personalakt Fritz Knoll im Archiv der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Personalakt Fritz Knoll im Archiv der Universitat Wien Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fritz Knoll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Autoreintrag und Liste der beschriebenen Pflanzennamen fur Fritz Knoll beim IPNIEinzelnachweise Bearbeiten Dreifacher Tod auf dem Traunstein Eine regennasse Wand brachte eine Seilschaft zum Absturz In Arbeiter Zeitung Wien 25 August 1953 S 4 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 21341063 Klee Personenlexikon S 320 Knoll Rektoratsinauguration S 12 Knoll Rektoratsinauguration S 12f Klaus Taschwer Die zwei Karrieren des Fritz Knoll derstandard at 1 Marz 2013 abgerufen am 6 Oktober 2017 Vgl Lichtenberger Fenz Brigitte Osterreichs Universitaten und Hochschulen Opfer oder Wegbereiter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft Am Beispiel der Universitat Wien in Heiss u a Hrsg Willfahrige Wissenschaft S 3 Jahrbuch der Deutschen Studentenschaft an den Ostmarkdeutschen Hochschulen 1938 39 S 60 Klaus Taschwer Die zwei Karrieren des Fritz Knoll derstandard at 1 Marz 2013 abgerufen am 3 Marz 2013 Ein tragischer Held der osterreichischen Wissenschaft derstandard at 5 Februar 2014 abgerufen am 6 Februar 2014 Grabstelle Friedrich Knoll Wien Friedhof Rodaun Gruppe A Nr 676 Normdaten Person GND 117524816 lobid OGND AKS VIAF 54237230 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Knoll FritzALTERNATIVNAMEN Knoll Friedrich JosefKURZBESCHREIBUNG osterreichischer BotanikerGEBURTSDATUM 21 Oktober 1883GEBURTSORT GleisdorfSTERBEDATUM 24 Februar 1981STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Knoll amp oldid 236066588