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Als Osterreichisch Tschechischer Ausgleich auch deutsch tschechischer Ausgleich oder deutsch bohmischer Ausgleich wird der innerhalb der osterreichischen Reichshalfte Osterreich Ungarns angestrebte politische Ausgleich zwischen der Bevolkerungsmehrheit der Tschechen und der deutschsprachigen Minderheit in den Landern der bohmischen Krone bezeichnet der nicht zustande gekommen ist Inhaltsverzeichnis 1 Forderungen der Alttschechen 2 Vorbild Ungarn 3 Fundamentalartikel und Reichsratswahlen 4 Erste Erfolge der Tschechen 5 Verscharfung des Konflikts 6 Vorbereitung der Tschechoslowakei 7 Siehe auch 8 Literatur 9 FussnotenForderungen der Alttschechen BearbeitenDie politische Partei der Alttschechen entstand nach dem Slawenkongress von 1848 aus den tschechischen Slawophilen Ihr wichtigster Vertreter war zunachst Frantisek Palacky der die Einheit aller Slawen auf osterreichischem und ungarischem Boden sowie die Umwandlung des Kaiserreiches in eine slawisch dominierte und mit Russland verbundete Foderation anstrebte Palackys Schwiegersohn Frantisek Ladislav Rieger prasentierte dem bohmischen Landtag am 22 August 1868 die Bohmische Deklaration Die Alttschechen beschrankten sich vorerst darauf auf eine kulturelle Wiedergeburt der Tschechen hinzuarbeiten Nationaltheater und einen Ausgleich zu fordern wie ihn die Ungarn eben erreicht hatten Vorbild Ungarn BearbeitenIm osterreichisch ungarischen Ausgleich von 1867 Dualismus sahen tschechische Politiker ein Vorbild fur den zwischen den bohmischen und den osterreichischen Kronlandern Cisleithaniens anzustrebenden Status Man wollte wie die Magyaren in Budapest eine innenpolitisch autonome Regierung und ein Landesparlament in Prag erreichen die von der k k Regierung in Wien und vom k k Reichsrat weitestgehend unabhangig agieren sollten Die erste nach dem Ausgleich von 1867 eingesetzte k k Regierung in Wien das so genannte Burgerministerium zerstritt sich bald uber die Frage wie weit man den Tschechen im Sinn des Foderalismus entgegenkommen sollte Die neue koniglich ungarische Regierung in Budapest wandte sich gegen jeden Ausgleich mit den Tschechen weil sie die Vorbildwirkung auf das mehrheitlich slowakische Oberungarn und auf das zu den Landern der ungarischen Krone zahlende Konigreich Kroatien furchtete Fundamentalartikel und Reichsratswahlen Bearbeiten1871 beschloss der bohmische Landtag die Schaffung einer autonomen Verfassung Fundamentalartikel und verhandelte mit Wien uber den Ausgleich der jedoch von der Deutsch Liberalen Verfassungspartei verhindert wurde Die Deutschen in Bohmen und Mahren blieben bis 1918 lieber Teil der relativen deutschen Mehrheit in den im Reichsrat vertretenen Konigreichen und Landern als Minderheit im eigenen Kronland Die Landtage der bohmischen Lander weigerten sich Abgeordnete in den Reichsrat zu entsenden Diese mussten daher auf Anordnung der k k Regierung in Wien fruher als in anderen Kronlandern von den mannlichen Wahlberechtigten direkt gewahlt werden Kaiser Franz Joseph I vermied es in diesem Konflikt konsequent Partei zu ergreifen Er lehnte z B 1870 den Antrag seiner k k Regierung unkooperative Landtage aufzulosen ab und provozierte damit den Rucktritt von Ministerprasident Eduard Taaffe und zwei Ministern Erste Erfolge der Tschechen BearbeitenZehn Jahre spater wieder mit Taaffe als Ministerprasident wurde 1880 Tschechisch neben Deutsch wieder Amtssprache in Bohmen Jedoch wurden nur Gemeinden mit bedeutendem tschechischen Bevolkerungsanteil zweisprachig verwaltet 1882 wurde von der damals weitgehend deutschen Karl Ferdinands Universitat in Prag eine tschechische Universitat k k bohmische Karl Ferdinands Universitat abgespalten Ebenfalls 1882 wurde das Wahlrecht zum Reichsrat von diesem etwas demokratischer gestaltet ein Vorteil fur die im Durchschnitt etwas armeren mannlichen Tschechen Seit 1883 hatten sie die Mehrheit im bohmischen Landtag Da es aber immer noch ein Zensuswahlrecht war hatte die Stadt Budweis zwar seit den 1880er Jahren eine tschechische Bevolkerungsmehrheit aber bis 1918 einen mehrheitlich deutschen Stadtrat Die Alttschechen unternahmen vor 1890 einen weiteren Versuch einer tschechisch osterreichischen Einigung Mit dem Wahlsieg der panslawistischen Jungtschechen uber die Alttschechen 1890 eskalierte jedoch der Sprachen und Machtkampf zwischen Tschechen und Deutschen in Bohmen und im Wiener Reichsrat weiter Verscharfung des Konflikts Bearbeiten1897 erliess der osterreichische Ministerprasident Graf Badeni eine Nationalitatenverordnung fur Bohmen und Mahren nach der dort alle politischen Gemeinden zweisprachig zu verwalten waren Badenische Sprachenverordnung Damit avancierte Tschechisch in beiden Kronlandern von einer Minderheitensprache zur Nationalsprache Daraufhin legten deutsche Abgeordnete den osterreichischen Reichsrat lahm Aufgrund der Boykotte im Parlament in Wien und in Bohmen und der als Badeni Krawalle in die Geschichte eingegangenen aggressiven Demonstrationen in Wien und Prag musste die Regierung schliesslich zurucktreten und 1899 wurde die Nationalitatenverordnung wieder aufgehoben Da die katholische Kirche zum Teil die Badenischen Sprachenverordnungen unterstutzt hatte riefen die Deutschnationalen unter Georg von Schonerer in Reaktion darauf die Los von Rom Bewegung aus Seither blockierten die tschechischen Abgeordneten die Parlamentsarbeit in Wien und die Deutschen jene in Prag Der Fuhrer der Jungtschechen Karel Kramar forderte die Foderalisierung des Reiches zugunsten der tschechischen Mehrheit in Bohmen und Mahren und deren Vereinigung mit der ungarischen Slowakei Der angestrebte deutsch tschechische Ausgleich den die konservativeren Alttschechen unter anderem mit Hilfe des vorbildlichen Mahrischen Ausgleichs von 1905 gesucht hatten scheiterte wohl endgultig mit den Reichsratswahlen im Jahr 1911 was schliesslich zur Auflosung des bohmischen Landtages durch das kaiserliche Patent vom 26 Juli 1913 fuhrte Die Fuhrer der tschechischen Nationalbewegung darunter Tomas Masaryk verlangten nun mehr denn je die Entosterreicherung tschechisch odrakousteni 1 Vorbereitung der Tschechoslowakei BearbeitenIm Ersten Weltkrieg gingen jungtschechische Politiker wie Tomas Garrigue Masaryk ins Exil um die Konstituierung eines autonomen tschecho slowakischen Staates zu erreichen Karls I Versuch die osterreichische Reichshalfte mit seinem Kaiserlichen Manifest vom 16 Oktober 1918 zu retten und sie in einen Bundesstaat mit weitgehender Autonomie fur die einzelnen Nationen umzuwandeln kam zu spat Seine Einladung an die Nationalitaten Cisleithaniens Nationalrate zu bilden wurde angenommen diese neuen Volksvertretungen grundeten aber voneinander und von Altosterreich unabhangige Staaten Am 28 Oktober 1918 wurde in Prag von Exilpolitikern langst vorbereitet die Tschechoslowakische Republik gegrundet am 30 Oktober in Wien der Staat Deutschosterreich der auf die uberwiegend deutschsprachig besiedelten Gebiete der bisherigen Kronlander Bohmen Mahren und Osterreichisch Schlesien Anspruch erhob Siehe auch BearbeitenTrialismusLiteratur BearbeitenRobert A Kann Das Nationalitatenproblem der Habsburgermonarchie Geschichte und Ideengehalt der nationalen Bestrebungen vom Vormarz bis zur Auflosung des Reiches im Jahre 1918 Band 1 Das Reich und die Volker Bohlau Graz Koln 1964 Eugenie Trutzschler von Falkenstein Der Kampf der Tschechen um die historischen Rechte der bohmischen Krone im Spiegel der Presse 1861 1879 Verlag Otto Harrassowitz Wiesbaden 1982 ISBN 3 447 02255 8 Dissertation an der Universitat Munchen Ernst Rutkowski Briefe und Dokumente zur Geschichte der osterreichisch ungarischen Monarchie Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1983 ISBN 3 486 51831 3 Roland J Hoffmann T G Masaryk und die tschechische Frage Nationale Ideologie und politische Tatigkeit bis zum Scheitern des deutsch tschechischen Ausgleichsversuchs vom Februar 1909 Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 1988 ISBN 3 486 53961 2 Helmut Soriat Zerhau der Sprache Welschheit Mittelalterrezeption und Sprachenkampf der alldeutschen Bewegung in Osterreich Kummerle Goppingen 2004 ISBN 3 87452 972 X Goppinger Arbeiten zur Germanistik Band 721 zugleich Dissertation an der Universitat Salzburg 2004 Michael Wladika Hitlers Vatergeneration die Ursprunge des Nationalsozialismus in der k u k Monarchie Bohlau Wien 2005 ISBN 3 205 77337 3 mit einem langen Kapitel zum Thema 1897 Fussnoten Bearbeiten Joachim Bahlcke Geschichte Tschechiens Vom Mittelalter bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66179 2 S 94 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Osterreichisch Tschechischer Ausgleich amp oldid 229134412