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Die Jungtschechen Mladocesi auch Freisinnige Nationalpartei Narodni strana svobodomyslna genannt waren eine tschechische nationalliberale Partei in der k u k Monarchie Sie spaltete sich 1874 von der Narodni strana Nationalpartei Alttschechen ab In den 1890er Jahren hatte sie eine dominante Position in der tschechischen Politik Ab dem Beginn des 20 Jahrhunderts zerfiel sie dann in eine Vielzahl kleinerer Parteien und Gruppen Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 1 1 Narodni listy 1 2 Verhaltnis zu den Grossgrundbesitzern und die Staatsrechtsfrage 1 3 Auseinandersetzung in der Zentralisierungsfrage 1 4 Endgultiger Bruch mit der alttschechischen Fraktion 2 Aufbau und Anliegen der Jungtschechischen Partei 2 1 Selbstbild 2 2 Programm 2 3 Zusammensetzung der Partei 3 Bedeutung in der tschechischen Politik 3 1 Aufstieg 3 2 Blutezeit 3 3 Niedergang 4 LiteraturEntstehung BearbeitenNarodni listy Bearbeiten Ein erstes wichtiges Ereignis das zur Entstehung der Jungtschechischen Partei beitrug war die Grundung der Zeitung Narodni listy am 1 Januar 1861 Deren geistigen Vater waren Frantisek Palacky und Frantisek Ladislav Rieger und sie verfolgte das Ziel das nationale und politische Bewusstsein der Tschechen zu scharfen Zum Redakteur dieser Zeitung wurde Julius Gregr der seinerzeit noch als Sprachrohr Palackys und Riegers galt spater jedoch ein fuhrendes Mitglied der Jungtschechischen Partei sein sollte Freilich kann man hierbei noch nicht von einem wirklichen ersten Auftreten der Jungtschechen sprechen jedoch markiert das Erscheinen der Narodni listy durchaus einen wichtigen Schritt auf dem Weg dahin Denn in dieser Zeitung bundelten sich zum einen die Gedanken der nationalen Vordenker und sie diente somit auch immer wieder als Artikulationsorgan der Jungtschechen Zum anderen trat mit Julius Gregr auch erstmals eine der Schlusselfiguren fur ihre Entstehung ins Licht der Offentlichkeit So verwundert es nicht dass 1863 als es zum Bruch zwischen Gregr und den fuhrenden Alttschechen kam Palacky und Rieger auch mit der Narodni listy brachen und stattdessen eine spezifisch alttschechische Zeitung namens Narod ins Leben riefen Auf diese Weise kam es schon vor der eigentlichen Entstehung der Jungtschechischen Partei zur Entstehung eines offentlichen Sprachrohrs ihrer Politik Der jungtschechische Teil innerhalb der Nationalpartei hatte somit bereits sein erstes eigenes Organ nbsp Frantisek Ladislav Rieger nbsp Frantisek PalackyVerhaltnis zu den Grossgrundbesitzern und die Staatsrechtsfrage Bearbeiten Der eigentliche Konflikt zwischen den verschiedenen Lagern innerhalb der Jungtschechen begann etwas spater noch im Jahre 1861 Denn damals ging die Nationalpartei ein Bundnis mit den adligen Grossgrundbesitzern ein um ihre Forderung nach dem bohmischen Staatsrecht besser durchsetzen zu konnen Dieser politisch motivierte Schulterschluss widerstrebte den liberaleren Parteimitgliedern jedoch sehr Zwar kam es zu diesem Zeitpunkt noch zu keinem wirklichen Riss jedoch wurde das erste Mal eine deutliche Lagerbildung spurbar Das sollte sich jedoch 1863 andern Die beiden Lager entfernten sich immer weiter voneinander und Differenzen wurden immer deutlicher spurbar So pragte auch die Prager Morgenpost im Juli 1863 erstmals die Bezeichnung Alttschechen und Jungtschechen zur Kennzeichnung dieser beiden Gruppierungen Einen gewissen Bruch hatte es aber bereits im Marz gegeben als sich die liberaler gesinnten Landtagsabgeordneten geweigert hatten neuen Privilegien fur Adel und Grossgrundbesitzer zuzustimmen Es wurde unter anderem ein Gesetz zu Fall gebracht das diesen gewisse Selbstverwaltungsrechte garantieren sollte Im April 1864 wurde das Gesetz von Frantisek Ladislav Rieger und Jindrich Jaroslav Graf Clam Martinic erneut in abgeschwachter Form eingebracht und dieses Mal trotz erneuten Widerstands beschlossen Bereits 1863 hatten liberale wie Karel Sladkovsky und Alois Pravoslav Trojan stattdessen eine Ausweitung des Wahlrechts gefordert da die Grossgrundbesitzer durch das bisherige 4 Klassen System eindeutig uberreprasentiert waren und sich damit in Opposition zu weiten Teilen ihrer Partei begeben Auch was die Staatsrechtsfrage betraf vertrat das jungtschechische Lager einen anderen Standpunkt Zwar unterstutzte man das Staatsrechtsprogramm von Palacky und Rieger Jedoch sah man das Ziel nicht darin das Staatsrecht als eine Gabe Habsburgs aufgrund historischen und naturlichen Rechts zu erhalten Auseinandersetzung in der Zentralisierungsfrage Bearbeiten nbsp Anton Ritter von Schmerling nbsp Adolf Carl Daniel Furst von AuerspergDie wohl wichtigste Streitfrage tat sich aber in einem anderen Gebiet auf Bereits im April 1861 war es zu innerparteilichen Streitigkeiten gekommen Ausloser waren die Bemuhungen von Staatsminister Anton Ritter von Schmerling und Ministerprasident Adolf Carl Daniel von Auersperg die Regierungsgewalt des Reiches zu zentralisieren Hierbei stimmte der linke Parteiflugel mit der Mehrheit des Landtags gegen Riegers Antrag dieser Politik durch einen Boykott des Reichstages zu begegnen Ahnliches wiederholte sich am 21 Marz 1863 als Rieger vorschlug dass der bohmische Landtag keine Abgeordneten entsenden sollte um sieben verwaiste Sitze im Reichsrat zu besetzen Er begrundete seinen Vorschlag damit dass eine Entsendung zu dem verkleinerten Reichstag ohne ungarische Abgeordnete den Dualismus fordern und somit dem Bestreben nach bohmischem Staatsrecht entgegen stunde Diese Aussage untermauerte er indem er ein Schreiben der 63 tschechischen Abgeordneten verlas welche seine Ansicht teilten Als dieser Vorschlag aber mit deutlicher Mehrheit abgelehnt wurde forderte Rieger die tschechischen Reichstagsabgeordneten auf aus ebendiesem Grund die kunftigen Sitzungen zu boykottieren Dieser Vorschlag wurde von der Nationalpartei mit einer hauchdunnen Mehrheit auch verabschiedet Dieses Vorgehen war dem passiven Widerstand der ungarischen Abgeordneten 1861 nachempfunden Jedoch war es nicht sonderlich erfolgreich da Ministerprasident Schmerling nach Verstreichen eines Ultimatums die Mandate der Boykottierenden einfach fur nichtig erklarte und Neuwahlen fur das kommende Jahr ausrief Wie das knappe Ergebnis der Abstimmung zeigt hatte sich die Nationalpartei zu diesem Zeitpunkt bereits in zwei grosse Lager aufgespaltet Die Uneinigkeit uber das Vorgehen in diesem speziellen Fall vertiefte die Spaltung nur noch Endgultiger Bruch mit der alttschechischen Fraktion Bearbeiten Am 31 Marz 1867 schlug Frantisek Ladislav Rieger erneut vor keine Abgeordneten in den bohmischen Landtag zu entsenden um gegen die Wahl der Ersten Kurie im Februar zu demonstrieren Dieser Vorschlag wurde von den jungtschechischen Vertretern um die Gebruder Gregr und Karel Sladkovsky kategorisch abgelehnt Allerdings war zu dieser Zeit die Parteidisziplin noch gross genug dass die uberstimmten Jungtschechen gemeinsam mit den anderen Abgeordneten ihrer Partei am 13 April eine Protestnote unterzeichneten und darauf aus dem Landtag abzogen Auch stimmten sie am 22 August des Jahres 1868 der Staatsrechtserklarung und einem weiteren Boykott der bis zum 30 August 1870 dauern sollte zu Jedoch war immer deutlicher zu spuren dass die Jungtschechen eigentlich eine aktivere und liberalere Politik wunschten Ab Mai 1868 begannen die Jungtschechen schliesslich die sogenannten tabory zu organisieren Dabei handelte es sich um grosse unter freiem Himmel abgehaltene Demonstrationen welche die Obrigkeit dazu bewegen sollten das Staatsrechtsprogramm und die Forderung nach allgemeinem Mannerwahlrecht zu unterstutzen Diese tabory erfreuten sich eines regen Zulaufs was der jungtschechischen Bewegung einiges an Auftrieb gab Die grossen Massen die sich hinter ihre Politik stellten bestarkten ihre Meinung dass eine Partei die im Parlament eine aktive patriotische und liberale Politik betrieb die Unterstutzung der meisten Tschechen gewinnen konnte Das dadurch gewonnene Selbstvertrauen beschleunigte den Prozess der Abspaltung welche faktisch am 15 September 1874 geschah als die sieben jungtschechischen Abgeordneten um Alois Pravoslav Trojan und Edvard Gregr im Landtag erschienen obwohl die Nationalpartei abermals einen Boykott ausgerufen hatte Mit diesem Vorgehen folgten sie nur ihrer Meinung dass Riegers Politik des passiven Widerstandes zu keinem konstruktiven Ergebnis fuhren konne Ausserdem machten sie die praktisch schon vollzogene Spaltung der Narodni strana offenbar auch wenn sie noch nicht formal stattgefunden hatte Doch liess nun auch dieser letzte Schritt nicht mehr lange auf sich warten Die offizielle Grundung der Narodni strana svobodomyslna erfolgte nur wenige Monate spater am 27 Dezember 1874 Aufbau und Anliegen der Jungtschechischen Partei Bearbeiten nbsp Gedenktafel fur Havlicek in SedmihorkySelbstbild Bearbeiten Die Jungtschechen sahen sich in der Tradition des Journalisten Karel Havlicek der als patriotischer Martyrer galt Dieser war der politische Erwecker der Tschechen da er die Moglichkeiten der Presse und der reprasentativen Institutionen fur das Erreichen der nationalen Autonomie einsetzte Er stand dabei sowohl der Habsburger Monarchie als auch der autoritaren Regierung in Russland sehr kritisch gegenuber und befurwortete daher eine auf gegenseitiger Hilfe beruhende Selbststandigkeit der slawischen Volker Mit dieser Ansicht war er naturlich der osterreichischen Obrigkeit ein Dorn im Auge und so schickte man den unliebsamen Geist ins Exil nach Brixen wo er an der Schwindsucht erkrankte und dieser auch kurz darauf erlag Es gab einige gewichtige Grunde die dafur sprachen ausgerechnet Havlicek zum Leitbild der neugegrundeten Partei zu kuren Zum einen wurde er von Tschechen aus allen gesellschaftlichen Schichten aufs hochste geschatzt und man hatte somit einen Mentor der sich mit Palacky dem Urvater der Alttschechen messen konnte Zum anderen hatte er bereits etliche der wichtigsten Ziele der jungtschechischen Politik in seinem beruhmten Stil formuliert und begrundet Daruber hinaus stand Havlicek in dieser Zeit der strengen staatlichen Pressezensur fur freie und ehrliche Meinungsausserung und stellte somit ein Idol fur die jungtschechischen Journalisten dar Programm Bearbeiten Das Programm der Jungtschechischen Partei wurde auf dem ersten Parteitag am 27 Dezember 1874 beschlossen und auf dem dritten Parteitag am 14 September 1879 nochmals erganzt Dieses Programm bildete fortan die Grundlage fur alle zukunftigen Partei und Wahlprogramme Der erste Teil dieses Programms beschaftigte sich mit den langfristigen Zielen wie der Aufklarung des tschechischen Volkes und der Verankerung demokratischer Institutionen in ihrer Gesellschaft Der zweite Teil hingegen fasste noch einmal die Kritik am passiven Widerstand der Alttschechen zusammen und erklarte eine engere Kooperation der slawischen Volker zum Ziel Wirklich programmatisch ist jedoch der dritte Absatz Denn dieser fordert einen autonomen tschechischen Staat innerhalb Osterreich Ungarns Des Weiteren forderte das Programm im Gegensatz zu dem der Alttschechen das allgemeine Wahlrecht fur den Landtag Daruber hinaus verlangte es auch nach einer eigenen tschechischen Universitat in Bohmen und einigen Verbesserungen im Schulsystem sowie eine Unterstutzung des technischen Fortschritts und der wirtschaftlichen Entwicklung Insgesamt gesehen gab sich die Jungtschechische Partei also ein Programm das sich deutlich von dem der Alttschechen abheben sollte Zwar verfolgte man ahnliche Ziele was das Staatsrecht betraf jedoch gab es auch etliche Unterschiede welche im Programm betont wurden Man wollte sich deutlich von der alten Partei abheben und als Partei des Fortschritts prasentieren Aus diesem Grund fugte man in allen Bereichen vom Wahlrecht bis zur Wirtschaftspolitik ausserst progressive Ziele in das Programm ein Dennoch bestanden grosse Ubereinstimmungen mit den Anliegen der Alttschechen so dass man sagen kann dass der grosste Unterschied zwischen den beiden Parteien in der Frage der Methoden zur Durchsetzung des Programms bestand und weniger in seinen Inhalten Zusammensetzung der Partei Bearbeiten Die Fuhrungsebene der Jungtschechen rekrutierte sich im Prinzip aus sechs Gruppen Die eine waren Revolutionare von 1848 wie Karel Sladkovsky Eine andere wichtige Gruppe bestand aus radikalen Zeitungsredakteuren wie Julius Gregr Diese beiden Gruppierungen hatten gemein dass viele von ihnen aufgrund ihrer politischen Uberzeugungen schon ernstlich unter der habsburgischen Obrigkeit gelitten hatten Die dritte Gruppe wurde schliesslich von Arzten und Wissenschaftlern gebildet Des Weiteren fanden sich auch viele gewahlte Reprasentanten auf der Distriktebene und Vertreter patriotischer Agrarorganisationen sowie Prager Rechtsanwalte unter den fuhrenden Kopfen der Partei Gemeinsam war all diesen Gruppen ihre Grundeinstellung welche durch Liberalismus Nationalismus und Anti Klerikalismus gepragt wurde und vor allem standen sie alle der Politik des passiven Widerstands wie sie von Rieger propagiert wurde mit grosster Ablehnung gegenuber Bedeutung in der tschechischen Politik Bearbeiten nbsp Wenzel bietet dem Russischen Baren den Habsburgischen Doppeladler zum Frass 1894 Hauptartikel Bohmischer Sprachenkonflikt Aufstieg Bearbeiten 1879 machten die Jungtschechen mit radikalen Forderungen im Reichs und Landtag erstmals auf sich aufmerksam Zum einen forderten sie das allgemeine Wahlrecht und die Garantie der Burgerrechte wobei sie sich die Dritte Republik in Frankreich zum Vorbild nahmen zum anderen verlangten sie die bedingungslose Unabhangigkeit der bohmischen Kronlander Mit diesen Forderungen zogen sie sich naturlich den Unmut Kaiser Franz Josephs zu jedoch gelang es ihnen die Alttschechen innerhalb kurzer Zeit als wichtigste politische Kraft im Lande zu uberflugeln Die Anfange waren jedoch noch eher bescheiden So formten die Alt und Jungtschechen im August 1879 noch gemeinsam einen Staatsrechtsverein welcher sich im Oktober dieses Jahres gemeinsam mit einigen anderen Parteien der konservativen Regierung unter Eduard Graf Taaffe anschloss Zweck dieses Bundnisses war es in erster Linie ein Jahrzehnt der deutsch liberalen Regierung zu beendet und die Jungtschechen schlossen sich als liberale Partei nur widerstrebend mit ihrem grossteils konservativen und adeligen Bundnispartner zusammen Daher stand dieser Zusammenschluss von Anfang an auf eher wackligen Beinen In die Zeit der fruhen Regierung Taaffe fallen einige Sozial und Arbeitsgesetze wie das Fabrikinspektionsgesetz von 1883 Gesetze zur Regelung der Arbeitszeiten in den Jahren 1884 und 1885 und ein Gesetz zur Unfallversicherung im Jahre 1887 Ausserdem kam es im Jahre 1880 zu einer Sprachenverordnung Darin wurde Tschechisch auch in den deutschbesiedelten Gebieten Bohmens als Amtssprache anerkannt und somit eine wichtige Forderung der Jungtschechen umgesetzt Dennoch kann man davon ausgehen dass die Jungtschechen keineswegs zufrieden waren Schliesslich zerbrach im Januar 1888 das wackelige Bundnis und die Jungtschechen bildeten von nun an wieder ihre eigene Fraktion im Reichsrat Die Folge war ein harter Schlagabtausch mit den Alttschechen aus dem jedoch die Jungtschechen eindeutig als Sieger hervorgingen wie die nachsten Wahlen belegen sollten So gewannen die Jungtschechen im Juli 1889 gemeinsam mit ihrem neuen Bundnispartner der Bauernunion 30 von 39 Sitzen in der vierten Kurie Taaffe versuchte daraufhin die ihn unterstutzenden Parteien zu starken und versammelte daher am 4 Januar 1890 die Alttschechen die Deutsch Liberalen und zwei der Landbesitzerparteien in Wien um ein Abkommen uber die Fragen der bohmischen Nationalitat und des Sprachgebrauchs in Bohmen zu erzielen Die Alttschechen nahmen daran teil in der Hoffnung durch einen Erfolg dieser Verhandlungen ihren Stimmenschwund zu Gunsten der Jungtschechen aufhalten zu konnen Man erreichte bis zum 19 Januar eine Teilung der meisten Einrichtungen wie etwa Schulen und Gerichte nach Nationalitat Auch der bohmische Landtag sollte in zwei Kammern aufgeteilt werden von denen jede ein Vetorecht besass Dies hatte der deutschen Minderheit erlaubt weiterhin grossen Einfluss zu nehmen und auch die Grossgrundbesitzer hatten weiterhin eine bedeutende Position innegehabt Jedoch sollte sich dieser Schachzug Taaffes als nicht erfolgreich entpuppen Die Tatsache dass er die Jungtschechen bei den Verhandlungen von vorneherein ausgeschlossen hatte brachte diese naturlich gegen das Abkommen auf und spielte ihnen auch propagandistisch in die Hande Viele jungtschechische Journalisten und Redakteure allen voran Gustav Eim und Julius Gregr kritisierten das Ergebnis der Verhandlungen als einen nur sparlich verkleideten Entwurf die politischen Privilegien der deutschen Minderheit zu starken und die Tschechen daran zu hindern einen ihrem Bevolkerungsanteil in Bohmen entsprechenden Einfluss zu erlangen Blutezeit Bearbeiten Am Anfang dieser stand ein grandioser Wahlerfolg der Jungtschechen im Marz des Jahres 1891 und sie nutzten ihre neugewonnene Macht um die Autorisierung des Ausgleichsabkommens von 1890 im Parlament zu vereiteln Hierbei gelang es ihnen sogar einen Grossteil der alttschechischen Abgeordneten auf ihre Seite zu ziehen zum einen da diese dadurch tschechische Einrichtungen in uberwiegend deutsch besiedelten Gebieten gefahrdet sahen zum anderen weil sie einen weiteren Stimmenverlust im Falle einer Zustimmung befurchteten Da der Statthalter Franz Graf von Thun welcher politisch den konservativen Grossgrundbesitzern zuzurechnen ist im Falle einer Neuwahl einen weiteren Vormarsch der Jungtschechen befurchtete wagte er es jedoch nicht den Landtag aufzulosen Jedoch kam es in der Folgezeit vermehrt zu repressiven Massnahmen gegen die tschechische progressiv sozialistische Bewegung und auch gegen die Jungtschechen und ihr Parteiorgan die Narodni listy So war es aufgrund der sogenannten Omladina Verschworung zur Verhaftung etlicher Angehoriger der tschechischen Jugendbewegung und auch einiger Zeitungsherausgeber gekommen Verantwortlich fur diese Massenverhaftungen waren in erster Linie anonyme Briefe und Polizeispitzel Am 8 Oktober 1893 versammelten sich Abgeordnete der Jungtschechen in Nymburk um die Partei wieder auf einen einheitlichen Kurs zu bringen Denn etliche Vertreter des radikaleren Flugels wie Edvard Gregr wunschten ein entschlossenes Vorgehen gegen diesen staatlichen Repressionskurs Die gemassigtere Mehrheit um Emanuel Engel hingegen wollte diesen radikalen Flugel zuruckhalten aber in der Partei behalten wohl vor allem weil ein Bruch mit Parteiikonen wie den Gregr Brudern auch einen Verlust vieler Wahler bedeutet hatte Eine dritte Gruppe um Karel Kramar wiederum hatte gar eine Trennung vom radikalen Flugel bevorzugt Am Ende der konfliktreichen Verhandlungen stand eine Resolution die sich eindeutig zum Wahlprogramm von 1889 und 1891 bekannte und acht weitere Kernpunkte festlegte Man sah sich eindeutig in Opposition zur aktuellen Regierung Weiterhin wurde das Staatsrecht der bohmischen Lander und eine Reform des Wahlgesetzes gefordert Man wollte zudem einheitliche Aussagerichtlinien fur alle Abgeordneten Journalisten und Mitglieder der Partei Es sollte eine nationale Widerstandsbewegung auch ausserhalb des Parlaments gebildet werden Die Parlamentsfraktion sollte die Befugnis erhalten auch unpolitische Vorschlage der Regierung abzulehnen falls diese dazu angelegt waren das bisherige System zu starken Diese Richtlinie sollte auch in parlamentarischen Komitees gelten Die Inhalte von Diskussionen in parteiinternen Vereinigungen sollten geheim gehalten werden und schliesslich einigte man sich noch alle Formen der tschechischen Selbstverwaltung zu verteidigen Alles in allem stellte dieses Programm eine klare Niederlage fur den radikalen Parteiflugel dar und dieser sollte sich auch nicht mehr von diesem Schlag erholen Zwar verblieben die fuhrenden Radikalen allesamt in der Partei doch konnten sie ihre Forderung gegen eine neue Politikergeneration um Karel Kramar nicht mehr durchsetzen Erschwerend kam hinzu dass in der Folgezeit etliche der radikalen Vordenker verstarben So musste sich auch Julius Gregr im Fruhling 1894 aus gesundheitlichen Grunden von der aktiven Politik zuruckziehen und segnete im Jahre 1896 das Zeitliche Die Jungtschechen hingegen verblieben eine eher gemassigte Oppositionspartei bis sie 1897 unter Kasimir Graf Badeni erneut in die Regierung eintraten Dabei war es im Vorfeld der Reichsratswahlen von 1897 zu einer Annaherung zwischen dem konservativen Badeni und den ihm anfangs eher skeptisch gegenuberstehenden Jungtschechen gekommen Dies hatte erfordert dass sich die Jungtschechen abermals mit den Grossgrundbesitzern arrangierten im Gegenzug hatte Badeni auch nicht deutschen Parlamentsreden Immunitat vor gesetzlicher Verfolgung gewahrt Unter Fuhrung von Badenis personlichem Freund Gustav Eim war es darauf Anfang 1896 erstmals zu Sondierungsgesprachen gekommen Zwar konnte der radikale Flugel nicht von einer Zusammenarbeit uberzeugt werden es fand sich jedoch dennoch eine deutliche parteiinterne Mehrheit unter der Voraussetzung dass die Tschechen in allen Bereichen des offentlichen Lebens in Cisleithanien gleichberechtigt werden sollten Im Dezember 1897 legte Badeni dem Reichsrat eine Verordnung zur Abstimmung vor nach welcher Tschechisch und Deutsch als Amtssprache in Bohmen und Mahren mit Ausnahme des Steuerwesens gleichberechtigt werden sollten Dieses blieb namlich auf kaiserliches Geheiss weiterhin einheitlich deutsch Daher fand eine Kooperation mit Badeni trotz Gustav Eims Ableben im Januar 1897 im Marz desselben Jahres eine Mehrheit in der Jungtschechischen Partei Nach schwierigen Verhandlungen mit Abgesandten der deutschen Regierungsparteien erfolgte schliesslich der Eintritt in die Koalition Dafur mussten sie jedoch den Kompromiss eingehen dass Deutsch weiterhin die innerste Dienstsprache blieb d h jede Kommunikation mit der Zentralverwaltung in Wien musste weiterhin in deutscher Sprache erfolgen Wie deutlich zu sehen ist zwang die Beteiligung an der Regierung die Jungtschechen einige Kompromisse einzugehen Zusammen mit dem zunehmenden Verlust des radikalen Flugels bedeutete das auch den Verlust eines scharfen Parteiprofils Man war in vielen Belangen einfach gebunden und musste daher die eigenen Forderungen gemassigt halten Naturlich riskierte man dadurch auch den Verlust einiger Stammwahler und in der Tat sollte der Eintritt in die Badeni Regierung einen deutlichen Wendepunkt in der Parteigeschichte markieren denn dieser leitet das Ende des rasanten Aufstiegs ein nbsp Karel KramarNiedergang Bearbeiten Anfang des 20 Jahrhunderts begannen die Jungtschechen immer mehr ihre politische Fuhrungsrolle einzubussen Verantwortlich dafur war in erster Linie das Aufkommen neuer politischer Stromungen die ihre Wahler aus den gleichen Bevolkerungsschichten rekrutierten und den Jungtschechen somit einen Teil ihres Zulaufs abgruben Eine dieser sich immer starker abgrenzenden Bewegungen war die der Arbeiterschaft So band die Tschechische Sozialdemokratische Arbeiterpartei immer grossere Teile der unteren Bevolkerungsschichten an sich und entzog den Jungtschechen einen Grossteil ihrer kleinburgerlichen Klientel Schliesslich entstanden auch noch einige gemassigte Parteien die mit dem Liberalismus unzufrieden ihre eigene Politik verfolgten und auch die Agrarier manifestierten sich immer deutlicher als eigene politische Stromung und reiften vor allem in den landlichen Regionen zu einer beachtlichen konkurrierenden Kraft heran Diese sollten sich schon bald als der grosste Konkurrent der Jungtschechen innerhalb Bohmens herausstellen Es gab jedoch noch weitere Konkurrenz 1894 konzipierte Rudolf Horsky eine christlich soziale Partei die ab 1904 auch aktiv ins politische Geschehen eingriff Nach der Wahlrechtsreform von 1907 gelang es den christlichen Kraften immer besser den nationalen Parteien in Tschechien entgegenzutreten Diese ubernahmen nationale Ziele in ihr Programm und konnten vor allem auf dem Land Massenorganisationen schaffen Auf diese Weise banden sie grosse Teile der bauerlich kleinburgerlichen Wahlerschaft an sich Durch diese Entwicklung wurden jedoch nicht nur die alteingesessenen Parteien geschwacht sondern auch die staatsrechtlichen Bestrebungen der Tschechen Denn durch die Zersplitterung der tschechischen Parteienlandschaft war es fur die tschechischen Abgeordneten im Reichsrat kaum noch moglich in diesen Belangen einheitlich vorzugehen Schliesslich zog sich die Arbeiterpartei ganz aus der durch die nationale Frage vereinten Front zuruck da man sich von den Arbeiterparteien der anderen Lander mehr Unterstutzung im Kampf um soziale Anliegen erhoffte als bei den burgerlich dominierten nationalen Parteien Dadurch geriet auch die Staatsrechtsfrage und damit ein wichtiges Anliegen der Jungtschechen aus dem Blickfeld Dieser Ruckgang machte sich auch in der Sitzverteilung des bohmischen Landtages bemerkbar Bereits bei der Wahl 1901 fielen sie von 90 auf 66 Sitze jedoch blieben sie damit weiterhin die starkste Partei Bei der Wahl des Jahres 1908 jedoch erlitten sie erneute Verluste und kamen nur noch auf 38 Damit fielen sie hinter die Agrarpartei zuruck und waren damit das erste Mal seit 17 Jahren nicht mehr die starkste Kraft im bohmischen Landtag Es ist festzustellen dass die Jungtschechen mit Beginn des 20 Jahrhunderts ihre Vormachtstellung bald verloren Sie wurden von einer Massenpartei die ganze Bevolkerungsteile bewegen konnte zu einer Randgruppe die nur noch das Interesse gewisser bourgeoiser Kreise erweckte Die Jungtschechen konnten sich nicht wie die in Konkurrenz stehenden Parteien uber identitatsstiftende Gemeinsamkeiten definieren und waren mit ihren eher abstrakten Anliegen fur viele Leute auch weniger interessant Sie wurden schlicht von spezialisierteren auf die Anliegen ihrer Wahler konkreteren Parteien verdrangt Obwohl die Jungtschechische Partei in der Zeit von der Jahrhundertwende an zunehmend der Bedeutungslosigkeit anheimfiel trat in eben jener Periode vor dem Ersten Weltkrieg erstmals eine wirkliche politische Fuhrungsfigur in dieser Partei auf Karel Kramar Dieser wurde zumindest im Westen Europas als die zentrale Gestalt der tschechischen Politik wahrgenommen ahnlich wie einige Jahre zuvor Palacky und Rieger Auf diese Weise erfullten die Jungtschechen zumindest in den Augen ihrer westlichen Nachbarn immer noch eine wichtige Funktion auch wenn sie im Lande ihre Anspruche schon nicht mehr verwirklichen konnten Literatur BearbeitenKarl Bosl Hrsg Die bohmischen Lander im Habsburgerreich 1848 1919 Burgerlicher Nationalismus und Ausbildung einer Industriegesellschaft Handbuch der Geschichte der bohmischen Lander Bd 3 Hiersemann Stuttgart 1968 Bruce M Garver The Young Czech Party 1874 1901 and the Emergence of a Multi Party System Yale Historical Publications Series 3 Miscellany 111 Yale University Press New Haven CT u a 1978 ISBN 0 300 01781 2 William A Jenks Austria under the Iron Ring 1879 1893 University Press of Virginia Charlottesville VA 1965 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jungtschechen amp oldid 237835984