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Die Huosi waren eines der bayerischen Ur und Hochadelsgeschlechter Sie werden in der Lex Baiuvariorum in der das alte Volksrecht des baierischen Stammesherzogtums ab 635 zusammengefasst wurde neben den Trozza Fagana Hahiligga Anniona und dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger ausdrucklich genannt Inhaltsverzeichnis 1 Stammesgebiet 2 Klostergrundungen der Huosi 3 Bekannte Familienmitglieder 4 Literatur 5 EinzelnachweiseStammesgebiet BearbeitenDas Stammland der Huosi war die Gegend zwischen Lech und Isar in Oberbayern Mit pagus Huosi ist als Adelsgau die fur dieses Geschlecht zentrale Landschaft gemeint daruber hinaus hat sich die Bezeichnung Huosigau fur das weitlaufige Einflussgebiet der Huosi herausgebildet hingegen hatte die Bezeichnung niemals die Bedeutung einer verwaltungsmassigen Einheit 1 Diese Benennung wird heute noch als folkloristische Identifikationsbezeichnung verwendet 2 Die im Einflussbereich des bayerischen Stammesherzogtums ausgebildeten Gaubezeichnungen waren vielfaltig sie haben sich nach Himmelsrichtungen Nordgau Sundergau ein Westgau wird auch in Einzelfallen genannt nach einem Zentralort wie dem Augstgau um Augsburg nicht zu verwechseln mit dem schwabischen Augstgau dem Kelsgau um das romische Lager Celeusum den Kunziggau nach dem romischen Quintana nach Gewassernamen Donaugau Rottachgau Isengau Attergau Mattiggau Traungau pagus inter valles spater Chiemgau oder nach dem Namen von Adelssippen u a pagus Poapintal der Grundungsfamilie von Scharnitz gebildet Von den anderen vier bayerischen ursprunglichen Hochadelsgeschlechtern sind solche Gaubezeichnungen nicht bekannt nbsp Stammesgebiet der HuosiDie Ausdehnung des pagus Huosi und des Huosigaus haben Max Fastlinger 3 und Elisabeth Hamm 4 dargestellt Uber die Orte die von den Huosi besiedelt wurden gibt eine Freisinger Traditionsnotiz von 791 Auskunft in der uber einen Erbstreit um eine dem Heiligen Martin geweihte Eigenkirche in dem nicht genau zu lokalisierenden Avvicozeshushir berichtet wird Dieser abgegangene Ort wird bisweilen mit Ilmberg Berg an der Ilm heute ein Ortsteil von Reichertshausen in dem es eine Filialkirche St Martin gibt gleichgesetzt ebenso wird die Deutung einer Vorgangersiedlung von Scheyern vertreten 5 Dieser Streit bei dem uber 20 Mitglieder der Huosi genannt werden wurde u a von Bischof Arn und mehreren karolingischen Konigsboten in Lorch an der Enns am Uuartperc zugunsten des Priesters Eio und dessen Bruder Isancrim und Erchanperht entschieden Die fruheste Nennung eines pago Huosi findet sich 840 in einer Urkunde Ludwigs des Deutschen der Sulzemoos als in pago Huosi gelegen bezeichnet in einer Freisinger Urkunde wird Landsberied als in confinio Hosiorum bezeichnet Im 11 Jahrhundert verlieren sich diese Bezeichnungen Erwahnenswert ist noch dass der 888 letztmals erwahnte Augstgau in dem pagus Huosi aufgegangen ist vielleicht Ergebnis eines Irrtums der Kaiserlichen Kanzlei Die Bezeichnung Huosigau erscheint noch im Laufe des Hochmittelalters wobei er sich zum Hausengau wandelte 6 Wie nachgewiesene Traditionen durch die Huosi belegen hatte die Familie auch weit verstreuten Besitz im Rottachgau bei Passau am Wallersee im Tiroler Inntal und in Bozen 7 Moglicherweise lasst sich aufgrund prosopographischer Analysen die Abstammung der Aribonen und der Babonen vielleicht auch der Wittelsbacher auf die Huosi zuruckfuhren Ebenso werden kognatische Beziehungen zu dem Herzogsgeschlecht der Agilolfinger angenommen 8 Die Identifizierung der jeweiligen Personen ist nicht leicht da zur damaligen Zeit Einnamen im Gebrauch waren und die Familienzugehorigkeit aus dem Verwendungskontext der Namen erschlossen werden muss Der Name wird u a als Pluralbildung eines maskulinen i Stammes mit der germanischen Wurzel hos has gesehen und bedeutet wie das Wort Hase der Graue oder die Grauen 9 Klostergrundungen der Huosi BearbeitenIm 8 Jahrhundert traten Mitglieder der Familie der Huosi als Grunder bzw Mitgrunder zahlreicher Kloster auf Insgesamt sollen sie drei Frauenkloster und zwar Kloster Kochel um 740 Kloster Polling um 750 Kloster Staffelsee um 750 und neun Mannerkloster namlich Kloster Benediktbeuern 739 740 Kloster Sandau um 740 Kloster Schlehdorf 763 772 Kloster Seiferstetten um 740 Kloster Tegernsee 746 oder 765 Kloster Ilmmunster 762 Kloster Scharnitz 769 772 und Kloster Wessobrunn diese Zuschreibung ist aber umstritten gegrundet haben nbsp Darstellung der Abte Lantfrid Waldram und Elilant auf dem romanischen Fussboden der Kirche von Kloster Benediktbeuern nbsp Darstellung von Bonifatius und der Abte Lantfrid und Elilant auf dem romanischen Fussboden der Kirche von Kloster BenediktbeuernUber die Grundung des Klosters Benediktbeuern ist keine zeitgeschichtliche Quelle vorhanden Aber aus der Mitte des 11 Jahrhunderts stammt der Rotulus historicus benedictoburanus des Monches Gottschalk in dem die Huosi Bruder Lantfrid Waldram und Elilant als Grunder und erste Abte des Klosters genannt werden Nach der Grundung des Klosters Benediktbeuern haben die Huosi Bruder das Kloster Kochel gegrundet in das ihre Schwester Kailswindis eingetreten ist Auch die Kirchen in Slechdorfensis Schlehdorf und Staphalastanga Staffelsee gehen auf sie zuruck bei diesen Kirchen war jeweils ein Kloster als Monasterium oder Coenobium benannt angeschlossen Laut dem Rotulus liegen alle diese Kloster in pago Huosi Der erste Abt Lantfried hielt jeden Tag in einem anderen Kloster Konvent am Sonntag in Benediktbeuern am Montag in Kochel am Dienstag in Schlehdorf dann im Kloster Staffelsee in Wessobrunn in Sandau und schliesslich in Polling Nach 25 Jahren wurde er von Abt Waldram abgelost und dieser nach 39 Jahren von Abt Elilant der 19 Jahre die Abtswurde besass und eine besondere Freundschaft zu Kaiser Karl dem Grossen pflegte der wiederum als Bucher und Reliquienschenker fur Benediktbeuern auftritt Diese Angaben zu den Sedenzzeiten machen aber die Behauptung die drei ersten Abte seien Bruder gewesen unglaubwurdig 10 Eine Stutze finden die Angaben zur Existenz dieser drei Abte durch archaologische Grabungen die in den 1970er Jahren durchgefuhrt wurden Dabei konnten von der romanischen Kirche Teile eines Schmuckfussbodens etwa 80 cm unter dem jetzigen Kirchenboden aufgedeckt werden der aus einem Gipsestrich besteht In diesen sind etwa 5 mm tiefe und teils farbige Inkrustationen eingebracht U a konnten zwei Felder Hohe ca 2 4 m Breite 3 6 m mit jeweils drei Personen unterhalb von Arkaden gesichert werden Die Personen sind im nordlichen Feld durch Skapulier und einfachen Staben mit Krummen und Nodus als Benediktinermonche bzw Abte zu erkennen Aufgrund der Umschriften kann man LANTFR IDVS A bbas WAL D RAMMVS A bbas und ELI LLANDVS A bbas lesen Im nordlichen Arkadenfeld ist S anctus BONIFACIVS C onfessor oder E piscopus zu identifizieren Letzterer ist aufgrund seines Pontifikalgewandes Mitra Pallium und roter Kaselsaum als der Bischof Bonifatius der das Kloster geweiht hat zu verstehen Daneben steht L ANTFRIDVS A bbas der Bonifatius ein Buch reicht Die dritte Figur ist EL ILANDVS A bbas der vor sich ein Buch halt Beide Huosi sind diesmal ohne Abtinsignien und nur mit Tonsur und Radmantel abgebildet 11 Die drei Grundungsabte von Benediktbeuern erscheinen auch unabhangig von dem Rotulus in verschiedenen Urkunden So wird Lantfrid als Zeuge einer Schenkung an das Kloster Schlehdorf zu Kienberg genannt 12 Waldram wird zwischen 766 und 788 in Mondseer und Schaftlarner Traditionen erwahnt 13 Abt Elilant wird auch nach 808 bei einem Prozess coram omnibus nobilissimus de pago Huosi vor dem Richter Kisalhart genannt der in der villa Sochering stattfand und bei dem Liutkerus Gagandus und Lantold angeklagt waren das Predium Uffing am Staffelsee mit einer Muhle und ihre Anteile an der Martinskirche herauszugeben die zur Erstausstattung des Klosters Benediktbeuern gehort hatten 14 Auch weitere Kloster sind von den Huosi gegrundet worden so das Kloster Scharnitz das 763 durch die Huosi Reginperht und Irminfried erwirkt wurde und dessen erster Abt Arbeo von Freising und dessen Nachfolger Atto von Freising war beide der Familie der Huosi zugehorig Atto von Freising erscheint auch als Abt von Kloster Schlehdorf sowie von Kloster Scharnitz und er ist auch Grunder von Stift Innichen Das Kloster Ilmmunster wurde 762 durch die Huosimitglieder Adalbert und Otker gegrundet Im 8 Jahrhundert werden die uberzahligen Bischofe Manno und Oadalhart in Zusammenhang mit dem Bistum Neuburg genannt das um 800 mit dem Bistum Augsburg vereinigt wurde In der Vita sancti Bonifatii wird Manno als vierter bayerischer Bischof in Nova civitate genannt und Oadalhart sei ihm nachgefolgt Manno setzte 759 760 sein Signum unter eine Traditionsurkunde in der ein Chunipert seine Besitzungen in dem nicht sicher zu lokalisierenden Poch eventuell heute der Ortsteil Leonhardsbuch von Allershausen und in Tandern der Freisinger Marienkirche ubertrug Er unterzeichnet auch bei der Synode von Dingolfing 776 als erster Bischof 784 hat Bischof Oadalhart sein Signum unter die Grundungsurkunde eines Klosters in der Gemarkung von Singenbach gesetzt Er erscheint noch bis 808 auf Urkunden Moglicherweise hatten beide ihren Sitz in der quasi bischoflichen Kirche in Staffelsee ohne dass es sich um ein kanonisches Bistum handelte Beide werden als personliche Bischofe dem Geschlecht der Huosi zugerechnet 15 Bekannte Familienmitglieder BearbeitenBedeutende Mitglieder der Familie Arbeo von Freising auch Aribo von Freising oder Arbo von Freising 723 4 Mai 784 Bischof von Freising 764 784 Atto von Freising 810 811 Bischof von Freising 783 784 810 811 zuvor Abt von Kloster Scharnitz und Kloster Schlehdorf Hitto von Freising 835 Bischof von Freising 811 12 835 Erchanbert 854 Bischof von Freising 835 836 854Zugehorigkeit zum Geschlecht der Huosi vermutet Markgraf Luitpold 907 von Karantanien und OberpannonienLiteratur BearbeitenHarald Krahwinkler Huosi In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 15 Walter de Gruyter Berlin New York 2000 ISBN 3 11 016649 6 S 272 274 online Lorenz Maier Huosi die In Karl Bosl Hrsg Bosls bayerische Biographie Pustet Regensburg 1983 ISBN 3 7917 0792 2 S 380 Digitalisat Gertrud Diepolder Die Herkunft der Aribonen In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 27 1964 ISSN 0044 2364 S 74 119 Johann Martin Maximilian Einzinger von Einzing Historische Erlauterung der im uralten bojuvarischen Gesetzbuche aufgezeichneten sechs furstlichen Geschlechtsnamen Drozza Huosi Fagana Hahilinga Aenion und Agilulfinger auf das hochst erfreulichen Jubelfest des im Jahre 1180 wieder an das durchlauchtigste Arnulfische Haus gebrachten Bajerlandes Strobel Munchen 1780 Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Holzfurtner Pagus Huosi und Huosigau Untersuchungen zur Gaulandschaft und westlichen Oberbayern In Andreas Kraus Hrsg Land und Reich Stamm und Nation Probleme und Perspektiven bayerischer Geschichte Festgabe fur Max Spindler zum 90 Geburtstag Beck Munchen 1984 ISBN 3 406 10478 9 S 287 304 Heimat und Trachtenvereinigung Huosigau Hrsg Huosi Eine Spurensuche zwischen Lech und Isar Eigenverlag Diessen 2011 Max Fastlinger Die wirtschaftliche Bedeutung der bayerischen Kloster der Zeit der Agilulfinger Freiburg 1903 Elisabeth Hamm Herzogs und Konigsgut Gau und Grafschaft im fruhmittelalterlichen Bayern Dissertation Munchen 1949 Elli Wolf Die Urahnen der Wittelsbacher Neues uber die familiaren Beziehungen zwischen den Huosi den Luitpoldingern und den Grafen von Berg Scheyern Verlag E Wolf Scheyern 2017 S 53 Ludwig Holzfurtner 1984 S 301 Wilhelm Stormer 1972 S 94 Joachim Jahn Ducatus Baiuvariorum Das bairische Herzogtum der Agilolfinger Hiersemann Stuttgart 1991 ISBN 3 7772 9108 0 S 301 Wilhelm Stormer Fruher Adel Studien zur politischen Fuhrungsschicht im frankisch deutschen Reich vom 8 bis 11 Jahrhundert S 46 Monographien zur Geschichte des Mittelalters Stuttgart Hiersemann 1973 ISBN 3 7772 7307 4 Brigitte Haas Gebhard Fruhmittelalterliche Kloster in pago Huosi In Peter Ettel Reinhard Friedrich Wolfram Schier Interdisziplinare Beitrage zur Siedlungsarchaologie Gedenkschrift fur Walter Janssen Verlag Leidorf Rahden 2002 ISBN 3 89646 397 7 S 153 159 Silvia Codreanu Windauer Der romanische Schmuckfussboden in der Klosterkirche Benediktbeuern Bayer Landesamt fur Denkmalpflege Munchen 1988 ISBN 3 87490 910 7 S 10 14 Wilhelm Stormer Adelsgruppen im fruh und hochmittelalterlichen Bayern Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Munchen 1972 ISBN 3 7696 9877 7 S 96 Gottfried Mayr Studien zum Adel im fruhmittelalterlichen Bayern Komm fur Bayer Landesgeschichte Munchen 1974 ISBN 3 7696 9892 4 S 146 Joachim Jahn 1991 S 459 Joachim Jahn Ducatus Baiuvariorum Das bairische Herzogtum der Agilolfinger Hiersemann Stuttgart 1991 ISBN 3 7772 9108 0 S 405f Normdaten Person GND 119389371 lobid OGND AKS VIAF 27880612 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Huosi amp oldid 208815877