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Die Kasel oder Casel 1 von lat casula Hauschen auch planeta oder paenula ist ein armelloses liturgisches Gewand das ursprunglich den ganzen Korper umhullte Sie ist heute das liturgische Obergewand des Bischofs und des Priesters bei der heiligen Messe Im Deutschen wird sie haufig als Messgewand bezeichnet In den ostkirchlichen Riten entspricht das Phelonion der Kasel Modern gotische KaselKasel in traditioneller romischer Bassgeigenform mit reicher barocker Ornamentik und einer Lamm Gottes Darstellung besticktKasel in gotischer FormKasel in Renaissanceform mit Manipel Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Kasel 2 Formen und Ausstattung 3 Liturgischer Gebrauch 4 Planeta plicata 5 Protestantismus 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte der Kasel BearbeitenBei der antiken Casula griechisch felonion phelonion felonhs phelones oder fainolhs phainoles davon das lateinische Lehnwort paenula handelte es sich um einen Uberwurf bzw Wettermantel in Form eines runden oder ovalen Tuchs aus beliebigem Stoff mit einer mittigen Offnung fur den Kopf an der haufig eine Kapuze befestigt war Paulus erwahnt im 2 Timotheusbrief 2 Tim 4 13 EU dass er in Troas einen Mantel vergessen habe und bittet Timotheus ihn ihm mitzubringen Als Glockenkasel kann das Kleidungsstuck auch aus einem halbkreisformigen Stoff zusammengenaht werden Die antike Kasel reichte rundherum bis ungefahr zur Wade und verfugte nicht uber Offnungen fur die Arme Dadurch war der Trager in der Beweglichkeit eingeschrankt aber vor Wind und Wetter geschutzt Um die Arme frei zu bekommen musste der Trager einen Teil des Tuches raffen so dass im Pontifikalamt zeitweise der Diakon die Aufgabe hatte die Kasel des Bischofs zuruckzufalten 2 oder seitlich uber die Schulter zuruckwerfen Wird der Stoff vorne geoffnet ist der Ubergang zum Pluviale fliessend Verwandt sind alle cape oder ponchoartigen Kleidungsstucke In der romischen Kaiserzeit wurde die Kasel uber der Tunika zunehmend zum Bestandteil der alltaglichen Oberbekleidung bekam den Charakter von Festkleidung und ersetzte die Toga 3 Als spater die Hosenmode Kasel und Tunika verdrangte wurde die Kasel exklusives Kleidungsstuck der Kleriker Sie diente nicht nur bei der heiligen Messe sondern auch bei anderen Kulthandlungen als Gewand auch fur Diakone Subdiakone und Akolythen Bereits das vierte Konzil von Toledo erwahnt 633 die Casula Ein Diakon tragt etwa seit dem 4 Jahrhundert die Dalmatik als Obergewand und fur Anlasse ausserhalb der heiligen Messe entwickelte sich das vorne geoffnete Pluviale aus der Kasel so dass die Kasel spatestens ab dem 12 Jahrhundert uberall ausschliessliches Gewand des Priesters bei der heiligen Messe wurde Formen und Ausstattung BearbeitenDie traditionelle Form einer kegelformigen oder Glockenkasel wird als gotische Form bezeichnet Im 12 Jahrhundert wurden die Kaseln an beiden Seiten etwas ausgeschnitten so dass die Hande benutzt werden konnten ohne das Gewand zu raffen 4 Die Kaseln endeten so nach vorn und hinten in einer Spitze Ab dem 13 Jahrhundert kamen kostbarere schwerere Stoffe und gefutterte Kaseln in Gebrauch so dass die Kaseln schmaler wurden und einem schulterbreiten Skapulier ahnelten auch die Lange wurde reduziert Solche Kaseln waren leichter zu tragen und preisgunstiger Die steifen Stoffe waren entweder gerade geschnitten oder vorn geschweift zugeschnitten sogenannte romische Kasel oder Bassgeige Seit dem 19 Jahrhundert wurden neugotische Kaselformen ublich in denen der Stoff wieder uber die Arme und teilweise bis zu den Handen fallt 5 Weitere Typunterschiede romisch deutsch spanisch franzosisch ergaben sich aus Grosse und Form der Kopfoffnung rund oder trapezformig der Anordnung der Nahte und dem Zuschnitt 6 Das rein gotische Gewand ist auf der Vorderseite mit einem vertikalen Streifen Stab und auf der Ruckseite oft auch auf beiden Seiten mit einem Kreuz fruher mit einem Y formig aufsteigenden Querbalken als Gabelkreuz belegt Das Kreuz auf der Ruckseite der Kasel wird in der Kunstgeschichte als Dorsalkreuz von lat dorsum Rucken bezeichnet Seit dem hohen Mittelalter fuhrte man diese Zierde oft in prachtiger figurlicher oder ornamentaler Stickerei aus bei der auch Goldfaden und echte Perlen verarbeitet wurden Fur die Casula verwendet man meist Damast und Samt aus Seide In alterer Zeit waren auch orientalische Gold und Seidengewebe in der Antike auch einfache Leinen oder Baumwollstoffe gebrauchlich Im 18 Jahrhundert gab es sogar Kaseln aus Leder vereinzelt auch aus Stroh Kirchliche Bestimmungen zum Material der Kaseln wurden fur die ganze Kirche erst im 19 Jahrhundert erlassen 7 Neben Kreuzformen kommen als Schmuck Ornamente und vor allem auf der Ruckseite der Kasel Bildmotive oder symbolische Darstellungen zur Anwendung etwa das Christusmonogramm eucharistische oder marianische Symbole sowie Heiligendarstellungen Einen kunstlerischen Hohepunkt stellten im Mittelalter gestickte Bildkaseln dar die zum Teil vollflachig mit biblischen Motiven gestaltet waren und von denen einige in Domschatzen erhalten sind etwa in Halberstadt Bamberg Erfurt oder Wien 8 nbsp Zur Kasel passende Gewander der Altarassistenz bei einer Messfeier mit Leviten in der ausserordentlichen Form des romischen RitusIn der katholischen Kirche gilt seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil die Regel dass die liturgischen Riten den Glanz edler Einfachheit an sich tragen sollen 9 Fur die Ausstattung der Kaseln und anderer liturgischer Gewander gilt dass ausser den bisher gebrauchlichen Stoffen auch andere in den verschiedenen Gebieten ubliche Naturfasern verwendet werden konnen ebenso Stoffe aus Kunstfasern sofern sie der heiligen Handlung und der Person wurdig sind Schonheit und Wurde eines jeden Gewands soll nicht durch Anhaufen von Schmuck und Verzierung erreicht werden sondern durch die Auswahl des Stoffes und seine Form Ihre Verzierung soll aus solchen Figuren Bildern oder Symbolen bestehen die auf den heiligen Gebrauch hinweisen und nichts enthalten was zu ihm nicht passt Einzelheiten bestimmen die einzelnen Bischofskonferenzen 10 Die Farbe des Gewandes hangt seit dem Mittelalter zumeist von den Festen und Zeiten im Kirchenjahr sowie den Anlassen fur den Gottesdienst ab und richtet sich nach dem liturgischen Farbkanon Es ist ublich dass zur Kasel eine Stola fruher auch ein Manipel sowie ein Kelchvelum und eine Burse aus gleichem Stoff und in gleicher Ornamentik gehoren Manchmal richten sich Dalmatik und Tunicella und eventuell auch das Pluviale fur den Presbyter assistens in Material und Ausschmuckung nach einer Kasel so dass die an einem levitierten Hochamt mitwirkenden Kleriker aufeinander bezogene Gewander tragen Wenn eine solche Gesamtausstattung besonders kunst und wertvoll ist wird sie regional auch als Ornat bezeichnet Regierende Fursten und Furstinnen zeichneten haufig ihre Hauptkirchen durch die Stiftung besonders kostbarer Ornate aus 11 Liturgischer Gebrauch BearbeitenDie Kasel wird heute ausschliesslich von Priestern und Bischofen und ausschliesslich wahrend der heiligen Messe getragen daher ruhrt die gelaufige Bezeichnung als Messgewand Dabei werden in der Regel wieder die gotischen Kaseln mit Symbolsprache und zum Teil mit Uberstolen verwendet Die Priester tragen die Kasel herabfallend und raffen die Seiten oder das vordere Teil wenn sie die Hande gebrauchen wollen Unter der Kasel werden Albe und Stola getragen Die Uberreichung der Kasel an den Weihekandidaten bei der Priesterweihe gehorte seit dem Fruhmittelalter regional zum Weiheritus Vom Hochmittelalter bis zur Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil war diese Kasel am Rucken zusammengefaltet und wurde erst nach der Kommunion der Weihemesse vom Bischof entfaltet als Zeichen dass der Priester nun zum Altardienst vollig fahig sei 12 Die Kasel wurde gedeutet als Panzer des Glaubens oder als susses und leichtes Joch Christi das der Priester in der Nachfolge Christi trug 13 Zum Anlegen der Kasel sprach der Priester ein Ankleidegebet wie es in der ausserordentlichen Form des romischen Ritus bis heute ublich ist etwa Bekleide mich o Herr mit der Zier der Demut der Liebe und des Friedens auf dass ich allseitig mit Tugenden ausgerustet den Feinden zu widerstehen vermag Herr du hast gesagt Mein Joch ist suss und meine Burde leicht gewahre mir dass ich es so zu tragen vermag dass ich deine Gnade erlange Planeta plicata BearbeitenDiakone und Subdiakone trugen seit dem Hochmittelalter statt der Kasel die Dalmatik und die Tunicella Nur zu bestimmten Anlassen trugen sie eine vorn aufgerollte oder aufgebundene Kasel Planeta plicata deutsch gefaltete Kasel um die Hande frei zu haben Ublich war dies nach einem ab dem 12 Jahrhundert im lateinischen Raum allgemein verbreiteten romischen Brauch an Tagen mit Busscharakter Advents und Fastenzeit Quatembertage an denen die Verwendung prunkvoller Gewander nicht angemessen erschien Beim Verlesen von Epistel und Evangelium legten der Subdiakon oder Diakon die Planeta plicata ab Der Diakon rollte sie zusammen legte sie wie eine Scharpe quer uber die linke Schulter und fuhrte die herabhangenden Seiten rechts an der Hufte zusammen Hieraus entwickelte sich die diagonal getragene Stola latior breitere Stola die anstelle der zusammengerollten Kasel angelegt wurde Der Diakon legt die Planeta plicata erst wieder nach der Kommunion an Der Subdiakon verlas die Epistel in Albe und mit angelegtem Manipel und legte sofort danach die Planeta plicata wieder an Dadurch wurde der Rangunterschied zwischen Diakon dem das Tragen der Stola zukommt und dem Subdiakon deutlich 14 Dies war vorgeschrieben fur Kathedral Kloster und Pfarrkirchen an kleineren Kirchen war es nicht ublich Dort assistierten Diakon und Subdiakon beim Hochamt an Tagen mit Busscharakter die ganze Messe uber in Albe und mit angelegtem Zingulum der Diakon trug zusatzlich die ubliche Diakonenstola 15 Die Reform der Karwoche und der Rubriken insgesamt 1955 bzw 1960 Codex Rubricarum fuhrte jedoch bereits vor der Liturgiereform Pauls VI in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils zum Verschwinden von Planeta plicata und Stola latior 16 Die Trageform der regularen Diakonen Stola in der Westkirche ist durch diese Herkunft bedingt bzw beeinflusst Querstola in Form einer Scharpe 17 Protestantismus BearbeitenIn der reformierten Kirche wurden die Messgewander zur Zeit der Reformation abgeschafft Auf lutherischem Gebiet blieben sie zunachst weitgehend in Gebrauch Unter anderem in Sachsen und in Brandenburg wurden Casula und Albe vereinzelt bis zum Ende des 18 Jahrhunderts und daruber hinaus benutzt So stiftete der Kaufmann Thomas Fredenhagen noch 1697 zusammen mit dem neuen Hochaltar der Marienkirche in Lubeck eine rotsamtene reich bestickte Kasel Gelegentlich wird die Kasel in Deutschland heute in der Selbstandigen Evangelisch Lutherischen Kirche bisweilen auch in Gemeinden der evangelisch lutherischen Landeskirchen getragen Bis heute wird sie ausserdem in den lutherischen Kirchen Skandinaviens verwendet Dort finden auch die sogenannten Bassgeigen und moderne Kaseln fast rechteckiger Form die seitlich nur bis uber den Oberarm reichen Verwendung In den lutherischen Kirchen des Baltikums und der Vereinigten Staaten ist der Gebrauch der Kasel ebenfalls verbreitet Siehe auch BearbeitenLiturgisches Gewand ParamentLiteratur BearbeitenJoseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit Ein Handbuch der Paramentik 2 verbesserte Auflage Herder Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Verlag Nova und Vetera Bonn 2005 ISBN 3 936741 07 7 Joseph Braun Die priesterlichen Gewander des Abendlandes nach ihrer geschichtlichen Entwicklung Stimmen aus Maria Laach Erganzungsheft 71 ZDB ID 505625 1 Herder Freiburg Breisgau 1897 Herbert Norris Church Vestments Their Origin amp Development Dover Publications Mineola NY 2002 ISBN 0 486 42256 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kasel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kasel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten http www kirchenweb at ministranten messdiener liturgischefarben htm Archivierte Kopie Memento des Originals vom 25 September 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kath kirche cappeln de Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 101f Johannes Wagner 3 In Lexikon fur Theologie und Kirche 5 Auflage Band 1282 Herder Freiburg im Breisgau Ein Beispiel ist etwa die gelbe Samitglockenkasel mit Goldborte und Stickereibesatz 1 Halfte 13 Jahrhundert Domschatz Halberstadt Inv Nr DS208 Johannes Wagner 3 In Lexikon fur Theologie und Kirche 5 Auflage Band 1282 Herder Freiburg im Breisgau Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 100f Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 111f Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 117f SC Nr 34 Allgemeine Einfuhrung in das Romische Messbuch 2002 Nr 343f 1 Beispiele sind in der Kaiserlichen Schatzkammer in Wien zu sehen u a der Schwarze Damen Ornat und der Franzblaue Ornat mit Widmung der Kaiserin Maria Theresia sowie der von Elisabeth Christina der Frau des Kaisers Karl VI gestiftete Paperl Ornat und im Museum Schnutgen in Koln der Maria Theresia Ornat Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 103f 106f Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 118f Josef Andreas Jungmann SJ Missarum Sollemnia Eine genetische Erklarung der romischen Messe Band 1 Herder Verlag Wien Freiburg Basel 5 Auflage 1962 S 526f Rubricae generales Missalis XIX De Qualitate Paramentorum no 6f In Missale Romanum editio XXIX Ratisbonae 1953 p 24 Shawn Tribe Use History and Development of the Planeta Plicata or Folded Chasuble New Liturgical Movement 8 Marz 2009 abgerufen am 29 Dezember 2016 Joseph Braun Die Liturgischen Paramente in Gegenwart und Vergangenheit 2 verbesserte Auflage Freiburg Breisgau 1924 Reprographischer Nachdruck Bonn 2005 S 103 Planeta picata 2 Stola latior 3 Normdaten Sachbegriff GND 4227217 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kasel liturgische Kleidung amp oldid 210568784