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Der Domschatz Halberstadt ist das zum Dom zu Halberstadt gehorige Museum kirchlicher Kunst Dom und Domschatz sind Eigentum der Kulturstiftung Sachsen Anhalt Die Sammlung birgt diejenigen Objekte die zur Kirchenausstattung und zur Feier der Gottesdienste am Halberstadter Dom dienten Dabei umfasst sie nicht nur zahlreiche wichtige Werke mittelalterlicher Kultur sondern stellt wegen der Vielzahl der erhaltenen Objekte unterschiedlicher Gebrauchszusammenhange ein historisch bedeutsames Ensemble mit hoher geschichtlicher Aussagekraft dar Domschatz Halberstadt Domschatz Halberstadt SchatzkammerDatenOrt HalberstadtArt KirchenschatzBetreiber Kulturstiftung Sachsen AnhaltLeitung Uta Christiane BergemannWebsite www dom schatz halberstadt deISIL DE MUS 804619Domschatz Halberstadt Kapitelsaal mit Skulpturen und Altarretabeln des Halberstadter DomsDomschatz Halberstadt Alabasterkalvarienberg Mitteldeutschland um 1450 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Geschichte der Sammlung 1 2 Geschichte des Museums 2 Ausstellung 3 Bildergalerie 4 Wissenschaftliche Leitung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGeschichte der Sammlung Bearbeiten Geschichte und Bestand des Domschatzes reichen bis in die Grundungszeit des Bistums Halberstadt im 9 Jahrhundert zuruck Viele der Objekte stammen aus der Zeit vor dem Bau des gotischen Doms Fur die zahlreichen Altare auch in den Vorgangerbauten entstanden bis heute erhaltene Gewander Messbucher Altargerate und fur den Kirchenraum Wandteppiche So kam ein Evangeliar als Schenkung des Fuldaer Abtes Rabanus Maurus 822 847 spater Erzbischof von Mainz 847 856 an Bischof Haimo von Halberstadt 840 853 bereits im 2 Viertel des 9 Jahrhunderts nach Halberstadt Auch bischofliche Kleidung oder die monumentalen Bildteppiche des 12 Jahrhunderts sind fruhe Zeugnisse Stiftungen und Importe durch Reisen von Bischofen vermehrten den Bestand an Reliquien und Kunstwerken in jedem Jahrhundert Eine besonders umfangreiche Schenkung brachte Bischof Konrad von Krosigk vom Vierten Kreuzzug mit der 1204 zur Plunderung Konstantinopels fuhrte erstrangige Reliquien wie Teile aus Kreuz und Dornenkrone Christi und von den Haaren und dem Gewand Mariens Reliquien zahlreicher Heiliger und Martyrer der ostlichen Kirche Altargerate und bestickte Seidenstoffe 1 Untergebracht waren diese geistigen wie materiellen Kostbarkeiten an und in den Altaren aber auch in der dafur gebauten Schatzkammer sowie in der Sakristei Anfang des 16 Jahrhunderts entstand der Heiltumsschrein ein eisengepanzerter Aufsatz ein Tresor auf dem Hochaltar in dem die Domherren die Reliquiare diebstahlsicher verwahrten und an Festtagen zur Schau stellten Diese mittelalterlichen Kostbarkeiten blieben auch nach der 1591 nur teilweise eingefuhrten Reformation erhalten Das gemischt konfessionelle Domkapitel garantierte den Erhalt der uberlieferten Objekte die evangelischen Domherren respektierten die von den katholischen Glaubensbrudern weiterverwendeten Ausstattungen an Gewandern Altargeraten und Reliquiaren 2 Im Laufe des 18 Jahrhunderts anderte sich das Verstandnis des Wertes der mittelalterlichen Werke die zunehmend in ihrer historischen und kunstlerischen Aussagekraft geschatzt wurden 3 Dies fuhrte dazu dass nach der Sakularisation 1810 protestantische Pfarrer sich gegen eine Verausserung und fur den Erhalt des Kirchenschatzes in Halberstadt erfolgreich bei der Regierung des Konigreichs Westfalen einsetzten 4 Im Laufe des 19 Jahrhunderts brachte man immer mehr Teile des Domschatzes aus dem Dom in dessen Nebengebaude in den Kapitelsaal und die Schatzkammer um die Kunstwerke vor dem Verfall zu retten und ihre Betrachtung zu vereinfachen 5 Geschichte des Museums Bearbeiten nbsp Domschatz Halberstadt Eingang zur SchatzkammerDer museale Gedanke fuhrte bereits ab den 1920er Jahren zur Planung eines Museums das schliesslich 1936 als Dommuseum eroffnet wurde Die Konzeption erstellte Erich Meyer Kustos und spater Direktor des Schlossmuseums Berlin Leitende Idee bildete ein Ensemble Arrangement in dem durch das Neben und Miteinander verschiedener Kunstwerke und Gattungen ihre einstigen Funktionen im kirchlichen Gebrauch sich selbst erklarten Auch die Gebaude nahm er in diese Konzeption hinein Die geistlichen Gewander wurden im Westflugel die Werke der Malerei und Skulptur im oberen Kapitelsaal direkt neben dem Kirchenraum gezeigt Die besonders kostbaren Schatzstucke standen wie bis heute in der historischen Schatzkammer 6 Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde der Domschatz ausgelagert so dass weite Teile der Sammlung erhalten blieben Nach der Wiederherstellung der im Krieg teilweise zerstorten Gebaude offnete der Domschatz von 1959 bis 2006 fur gefuhrten Gruppen Zwar blieb die grundsatzliche Raumkonzeption erhalten Um sich gegen ideelle Vereinnahmungen wie sie im Nationalsozialismus erfolgt waren dezidiert abzusetzen konzentrierte man allerdings das Konzept auf eine schlichte sachliche Prasentation der Einzelwerke Infolge starker konservatorischer Probleme und neuer Erfordernisse in der musealen Prasentation entstand nach jahrelangen Planungen das heutige Museumskonzept das kirchlich religiose Aspekte historische Raume ein Kunsterleben und konservatorische Bedingungen vereint 7 Seit 2008 ist der Domschatz fur Einzel und Gruppenbesucher zuganglich Die konservatorische Verantwortung ubernahm die Kulturstiftung Sachsen Anhalt als Eigentumerin 1998 Bis 2019 leitete die Evangelische Kirchengemeinde Halberstadt die Prasentation des Domschatzes ubergab aber 2020 infolge finanzieller Schwierigkeiten diese Aufgabe ebenfalls an die Kulturstiftung Sachsen Anhalt Ausstellung BearbeitenDie Ausstellung befindet sich in der ehemaligen Klausur des Halberstadter Doms Auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsflache zeigt sie rund 300 der insgesamt etwa 1250 erhaltenen Werke Die Schatzkunst ist in der aus dem 14 Jahrhundert stammenden Schatzkammer Sie beherbergt Reliquien und Reliquienbehaltnisse Reliquiare sowie liturgisches Gerat aus der Zeit zwischen dem 5 und dem 15 Jahrhundert aus Europa dem Nahen Osten und Nordafrika Bedeutende Werke sind das Konsulardiptychon die byzantinische Weihebrotschale 8 Armreliquiare das Tafelreliquiar und Bergkristallkreuze Die mit uber 500 Objekten umfangreiche Textilsammlung umfasst ca 90 vollstandige mittelalterliche Gewander zudem Altartucher Fahnen und monumentale Teppiche darunter die altesten erhaltenen gewirkten Bildteppiche der Welt Abraham Engel Teppich und Christus Apostelteppich Mitte 12 Jahrhundert In der historischen Sakristei und weiteren Orten bieten Truhen und Sakristeischranke aus dem 14 Jahrhundert und der Heiltumsschrein ein tresorartiges Schrankretabel des Hauptaltars aus dem Dom eine Ubersicht uber die Mobelkunst des Mittelalters zudem ein Kastensitz als ehemaliger bischoflicher Armlehnstuhl des 15 Jahrhunderts Seltene Einblicke in die Lebenswelten mittelalterlicher Kleriker ermoglichen Objekte wie holzerne Engelsflugel des fruhen 15 Jahrhunderts die zur Darstellung von Engeln bei Prozessionen oder Festspielen dienten oder ein bronzener vergoldeter Warmeapfel zum Handwarmen Auf der Sudempore des Doms und im oberen Kapitelsaal vermitteln Skulpturen und Altarretabel bzw Tafelbilder einen Uberblick uber die bildende Kunst des 14 bis 16 Jahrhunderts aus Mitteldeutschland Ein eigener Raum beherbergt Objekte aus der ehemaligen bischoflichen Stiftskirche Unserer Lieben Frauen auf der Westseite des Domplatzes mit bedeutenden Werken wie der sitzenden Madonna und dem in byzantinischer Art bemalten Liebfrauenschrank beide aus dem 13 Jahrhundert Wichtigen Schwerpunkt der Sammlung bilden Objekte byzantinischer Herkunft des 12 Jahrhunderts die durch Bischof Konrad von Krosigk 1205 von seiner Beteiligung am Vierten Kreuzzug nach Halberstadt kamen 1 Bildergalerie Bearbeiten nbsp Teppichsaal mit Abraham Engel Teppich um 1150 nbsp Bergkristallflasche fatimidisch 10 11 Jh mit Goldfassungen Mitteldeutschland 12 14 Jh nbsp Elfenbeinkastchen mit Reliquien Kastchen Elfenbein bemalt Suditalien oder Sizilien 2 Halfte 12 Jh nbsp Gewandersaal mit Chormantel Bischofsmantel aus geritzter Seide Spanien 1100 1150 und zwei Dalmatiken nbsp Christus Apostel Teppich Wolle und Leinen gewirkt Harzvorland um 1150 1200 Detail mit Christus in der Mandorla nbsp Lectionarium missae des Diakons und Kanonikers Marcwardus Pergament Halberstadt 1131 1147 nbsp Byzantinische Weihebrotschale Silber vergoldet Konstantinopel Ende 12 Jh nbsp Reliquienschrank ehem Liebfrauenkirche Eiche vergoldet bemalt Niedersachsen 2 Viertel 13 Jh nbsp Tafelreliquiar Goldfiligran Edelsteine Perlen Email u a Mitteldeutschland Halberstadt 2 Viertel 13 Jh nbsp Heiltumsschrank Eichenholz Eisen Halberstadt 1515 1530Wissenschaftliche Leitung Bearbeiten1997 2004 Petra Sevrugian Janke 2004 2010 Jorg Richter 2010 2017 Thomas Labusiak Seit 2020 Uta Christiane BergemannLiteratur BearbeitenK Danz B Pregla E Ruber Schutte Der Domschatz zu Halberstadt in neuer Prasentation 150 Jahre Betreuung durch die staatliche Denkmalpflege In Denkmalpflege in Sachsen Anhalt 1 2 16 Jg 2008 S 7 36 Domstiftung Sachsen Anhalt Hrsg Der Domschatz zu Halberstadt Studie zur modellhaften Erforschung der Bedingungen fur die Bewahrung und Pflege von umweltbelastetem national wertvollem Kunstgut in denkmalgeschutzten Innenraumen Leitzkau 2001 Hans Fuhrmann Die Inschriften des Doms zu Halberstadt Die Deutschen Inschriften hrsg von den Akademien der Wissenschaften in Dusseldorf et al Bd 75 Dr Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden 2009 Digitale Fassung Petra Janke Ein heilbringender Schatz Reliquienverehrung am Halberstadter Dom im Mittelalter Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2006 Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Stiftung Dome und Schlosser in Sachsen Anhalt Evangelischer Kirchenkreis Halberstadt Domschatz Verwaltung Hrsg Kostbarkeiten aus dem Domschatz zu Halberstadt Verlag Janos Stekovics Dossel 2009 Harald Meller Ingo Mundt Boje E Hans Schmuhl Hrsg Der heilige Schatz im Dom zu Halberstadt Schnell Steiner Regensburg 2008 Jorg Richter Der Domschatz zu Halberstadt Fuhrer durch die Ausstellung Verlag Janos Stekovics Dossel 2009 A Siebrecht Hrsg Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804 1648 Protokollband Eigenverlag Halberstadter Druckhaus Halberstadt 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Domschatz Halberstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Domschatz Halberstadt Der Klang des Semeca Missale auf YouTube Virtueller Rundgang https www dom schatz halberstadt de virtueller rundgang Einzelnachweise Bearbeiten a b P Janke Ein heilbringender Schatz Die Reliquienverehrung am Halberstadter Dom im Mittelalter Geschichte Kult und Kunst Munchen Berlin 2006 S 64 83 S auch Liste in Konstantinopel 1204 erbeuteter Werke H J Krause Zur Bestandsgeschichte und Verwahrung des Domschatzes vom Mittelalter bis zur Gegenwart In Ute Bednarz u a Kostbarkeiten aus dem Domschatz zu Halberstadt Dossel 2009 S 57 67 hier S 61 f B Pregla J Richter R Schmitt R Dom und Domschatz zu Halberstadt Zur Geschichte und Baugeschichte des Ensembles In H Meller I Mundt B Schmuhl Hg Der heilige Schatz im Dom zu Halberstadt Regensburg 2008 S 10 34 hier S 30 J Richter Der Halberstadter Domschatz Geschichte und Perspektiven In K Siebrecht Hg Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804 1648 Symposium anlasslich 1200 Jahre Bistumsgrundung Halberstadt 24 bis 28 Marz 2004 Protokollband Halberstadt 2006 S 275 287 hier S 280 J Richter Der Halberstadter Domschatz Geschichte und Perspektiven In K Siebrecht Hg Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804 1648 Symposium anlasslich 1200 Jahre Bistumsgrundung Halberstadt 24 Bis 28 Marz 2004 Protokollband Halberstadt 2006 S 275 287 hier S 281 J Richter Der Domschatz zu Halberstadt Fuhrer durch die Ausstellung Dossel 2008 S 14 f C M Haber Kurz gefasste Aber doch grundliche Nachricht Von der Hohen Stiffts Kirchen Oder so genannten Dom Kirchen Zu Halberstadt Und deroselben Merckwurdigkeiten Allen curiosen Gemuthern und Liebhabern Halberstadt 1728 H J Krause Zur Bestandsgeschichte und Verwahrung des Domschatzes vom Mittelalter bis zur Gegenwart In Ute Bednartz u a Kostbarkeiten aus dem Domschatz zu Halberstadt Dossel 2009 S 57 67 hier S 62 P Janke Ein heilbringender Schatz Die Reliquienverehrung am Halberstadter Dom im Mittelalter Geschichte Kult und Kunst Munchen Berlin 2006 S 121 K Danz B Pregla E Ruber Schutte Der Domschatz zu Halberstadt in neuer Prasentation In Denkmalpflege in Sachsen Anhalt Nr 1 2 2008 S 4 36 hier S 11 f K Danz B Pregla E Ruber Schutte Der Domschatz zu Halberstadt in neuer Prasentation In Denkmalpflege in Sachsen Anhalt Nr 1 2 2008 S 4 36 Hans Fuhrmann DI 75 Halberstadt Dom Nr 7 bei Deutsche Inschriften Online Christian Hecht Von Byzanz nach Halberstadt Der byzantinische Diskos des Halberstadter Domschatzes Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Halle Saale 2011 ISBN 978 3 939414 65 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domschatz Halberstadt amp oldid 229903343