www.wikidata.de-de.nina.az
Der Vierte Kreuzzug von 1202 bis 1204 an dem hauptsachlich franzosische Ritter sowie venezianische Seeleute und Soldaten beteiligt waren hatte ursprunglich die Eroberung Agyptens zum Ziel Trotz heftiger Einwande des Papstes und ganzlich dem Kreuzzugsgedanken zuwider wurde stattdessen das christliche Konstantinopel eingenommen und geplundert Das Ereignis vertiefte die sich ohnehin bereits abzeichnende Spaltung von griechisch orthodoxem Osten und romisch katholischem Westen Vierter Kreuzzug Teil von Kreuzzuge Datum 1202 bis 1204Ort BalkanhalbinselAusgang Eroberung und Plunderung Zadars und Konstantinopels durch die KreuzfahrerKonfliktparteienKreuzfahrer Republik Venedig Byzantinisches Reich Zadar unter ungarischer Oberherrschaft BefehlshaberTheobald III von der ChampagneBonifatius I von MontferratBalduin IX von FlandernEnrico Dandolo Alexios III AngelosAlexios V MurtzuphlosTruppenstarke10 000 Mann 1 10 000 Mann 1 210 Schiffe 2 30 000 byzantinische Soldaten 3 20 byzantinische Schiffe 4 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Kreuzzug 2 1 Die Vorbereitungen 2 2 Die Eroberung von Zara 2 3 Wendung gegen Byzanz 2 3 1 Erste Belagerung Konstantinopels 2 3 2 Erneuter Umsturz 2 3 3 Eroberung und Plunderung Konstantinopels 3 Folgen des Vierten Kreuzzuges 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten nbsp Konstantinopel im Mittelalter Cristoforo Buondelmonti 1422 Description des iles de l archipel Bibliotheque nationale Paris Mitte des 12 Jahrhunderts war beinahe ein Siebtel der uber eine halbe Million Einwohner Konstantinopels lateinischer westeuropaischer Herkunft Es waren zum grossten Teil Handler aus den Seerepubliken Amalfi Genua Pisa und der Republik Venedig Diese Handler hatten die Privilegien welche die byzantinische Regierung in Notzeiten den Italienern gegen militarische Unterstutzung hatte zugestehen mussen vgl Wirtschaftsgeschichte Venedigs Die Bevorteilung der Lateiner ihre anmassende Art und ihre fortwahrend untereinander ausgetragenen Feindseligkeiten schurten Hass in der byzantinischen Bevolkerung Anfang 1171 wurde bei Ausschreitungen das Viertel der genuesischen Kaufleute im Stadtteil Pera auf der gegenuberliegenden Seite des Goldenen Horns zerstort Die Taterschaft wurde nie geklart dennoch beschuldigte Kaiser Manuel I Komnenos die Venezianer Infolgedessen wurden am 12 Marz 1171 im gesamten Reich alle Kaufleute Venedigs verhaftet eingekerkert und ihr Besitz konfisziert Nur wenige konnten fliehen Die Serenissima fasste die Verhaftungswelle als Kriegserklarung auf Noch im Sommer wurde eine Kriegsflotte mit 120 Schiffen ausgerustet die unter dem Kommando des Dogen Vitale Michiel II im September 1171 in See stach Die Flotte umrundete die Peloponnes und traf bei Euboa auf byzantinische Diplomaten die um Verhandlungen baten Vitale Michiel ging darauf ein schickte eine Gesandtschaft nach Konstantinopel und uberwinterte mit der Flotte auf Chios Als die Gesandten im Fruhjahr 1172 aus Konstantinopel zuruckkehrten war klar dass Manuel Komnenos gar nicht daran dachte seine Haltung zu andern Die angeblichen Verhandlungen nutzte er als Vorwand um Zeit fur den Ausbau der byzantinischen Verteidigungslinie zu gewinnen Die venezianischen Diplomaten hatte er schimpflich behandelt vielleicht wurde der zur Gesandtschaft gehorende Enrico Dandolo auf dieser Mission geblendet Einen Angriff auf Byzanz konnte es allerdings nicht mehr geben denn auf den uberfullten Schiffen war im Winter 1171 72 eine Seuche ausgebrochen und hatte Tausende dahingerafft Die wenigen Uberlebenden waren nicht mehr zur Kriegsfuhrung imstande Die Expedition endete in einer Katastrophe Gedemutigt kehrte Vitale Michiel nach Venedig zuruck musste als Sundenbock herhalten und wurde angeklagt Noch vor dem Prozess erdolchte ihn ein Venezianer namens Marco Casolo der daraufhin gehangt wurde Das Verhaltnis zwischen den einstigen Verbundeten Byzanz und Venedig litt durch diese Ereignisse dauerhaft auch ein 1177 geschlossener Frieden zwischen den beiden Parteien anderte daran nichts 1182 griff infolge von Wirren um die Thronfolge Andronikos I Komnenos nach der Macht der bis dahin im Exil an der Schwarzmeer Kuste geweilt hatte Noch vor seiner Ankunft in Konstantinopel wurde bei dem sogenannten Lateinerpogrom nahezu die gesamte lateinische Bevolkerung noch immer waren Genuesen und Pisaner in der Stadt ermordet und ihre Stadtviertel niedergebrannt Im August 1189 verweigerte Kaiser Isaak II Angelos dem deutschen Heer des Dritten Kreuzzugs unter Friedrich Barbarossa die Durchreise obwohl er zuvor die freie Passage und den Transport uber den Hellespont heutiger Name Dardanellen zugesagt hatte Er hatte heimlich mit Sultan Saladin vereinbart das Vorwartskommen der Kreuzfahrer so lange wie moglich zu verzogern Erst nach der Besetzung und Plunderung zahlreicher byzantinischer Stadte und Burgen und der Bedrohung von Konstantinopel selbst liess Isaak II Angelos die Kreuzfahrer im Marz 1190 nach Kleinasien ubersetzen 1195 wurde Kaiser Isaak II durch eine Palastrevolte von seinem Bruder Alexios III gesturzt Mit seiner Thronbesteigung setzte sich der Niedergang der kaiserlichen Autoritat im byzantinischen Reich fort Erst loste sich Trapezunt vom Reich dann errichtete Leon Sgouros eine Herrschaft in Mittelgriechenland mit dem Zentrum Korinth Alexios stand den Entwicklungen hilflos gegenuber Byzanz verlor seine Bedeutung als europaische Macht Als sich der armenische Furst Leo II in Kilikien zum Konig des neuen Reiches von Kleinarmenien erklarte forderte er seine Anerkennung nicht etwa vom nahen Kaiser in Byzanz sondern vom romisch deutschen Kaiser Heinrich VI sowie von Papst Coelestin III Noch verhangnisvoller als der Verlust an Einfluss wurde fur Byzanz die Einbusse seiner Seeherrschaft Nachdem ein Grossteil der kaiserlichen Flotte 1186 von den Normannen vor Zypern vernichtet worden war besass das Byzantinische Reich noch 20 Schiffe Mit dieser Flotte vermochte man nicht einmal das Marmarameer frei von Piraten zu halten Infolgedessen ging der Seehandel die Haupteinnahmequelle Konstantinopels drastisch zuruck Ab 1195 plante der romische Kaiser Heinrich VI einen Kreuzzug der vermutlich zur Ausdehnung seiner Herrschaft auf den gesamten ostlichen Mittelmeerraum gefuhrt hatte Allerdings starb Heinrich 1197 im Alter von 32 Jahren noch wahrend sich in Messina seine Kreuzzugsflotte sammelte Der Kreuzzug BearbeitenDie Vorbereitungen Bearbeiten Im August 1198 rief Papst Innozenz III ohne besonderen Anlass wie etwa die Niederlage bei Hattin die Ausloser fur den Dritten Kreuzzug gewesen war mit der papstlichen Bulle Post miserabile Ierusolimitane zum erneuten Kreuzzug zur Ruckeroberung der Levante auf Nach den nur geringen Erfolgen des Dritten Kreuzzugs und des Kreuzzugs Heinrichs VI war der Grossteil Palastinas und insbesondere Jerusalem noch immer im Besitz der muslimischen Ayyubiden Der Papst konzentrierte sich mit seinem Kreuzzugsaufruf zunachst auf Nordfrankreich und beabsichtigte vor allem kleinere Machthaber zu werben vgl Erster Kreuzzug Zu den ersten die nach einer Predigt Fulkos von Neuilly das Kreuz ergriffen zahlten Theobald von der Champagne der bis zu seinem Tode als inoffizieller Kreuzzugsfuhrer galt Ludwig von Blois Balduin von Flandern und Hennegau sowie Hugo IV von St Pol Angesichts der Spannungen mit Byzanz die es beim Dritten Kreuzzug gegeben hatte war man sich anscheinend von vornherein daruber einig den Seeweg ins Heilige Land zu nehmen weshalb Gesandte unter ihnen Gottfried von Villehardouin der Chronist des Vierten Kreuzzugs zu Verhandlungen in die grossen italienischen Hafenstadte geschickt wurden Nach einiger Zeit einigte man sich mit Venedig das sich bereit erklarte den Transport von etwa 33 000 Mann zu organisieren und ebenso eine eigene Flotte mit 50 Galeeren auszurusten Als Bezahlung handelte der greise Doge Enrico Dandolo 85 000 Mark Silber sowie die Halfte des zu erobernden Gebiets aus Am 29 Juni 1202 plante die Flotte in See zu stechen Offizielles Ziel des Kreuzzugs war wie eh und je Jerusalem aber in einem geheimen Zusatzprotokoll einigten sich die Kreuzfahrer auf eine Einnahme Agyptens Dadurch sollte das Kerngebiet der Ayyubiden vor dem eigentlichen Angriff auf das Hauptziel erobert werden Die Kreuzfahrer erwarteten dass sich Palastina ohne Agypten nicht halten konne Nachdem Theobald von der Champagne im Mai 1201 gestorben war wurde der gerade eingetroffene Bonifatius von Montferrat zum Anfuhrer gewahlt Anfang Oktober 1202 konnte der Kreuzzug beginnen Die Eroberung von Zara Bearbeiten Hauptartikel Belagerung von Zara 1202 nbsp Vierter Kreuzzug 1202 1204Fur Venedig war das gesamte Unternehmen ein hochriskantes Wagnis Die Stadt stellte uber 200 Schiffe zur Verfugung neugebaute und von der eigenen Handelsschifffahrt abgezogene Nichts davon konnte im Voraus von den Kreuzfahrern bezahlt werden Bei einem Fehlschlag der Expedition ware Venedig bankrott gewesen Zudem war das Unterfangen in der Stadt umstritten da sie gute Handelsbeziehungen zu den Arabern unterhielt Als schliesslich nur ein Drittel der erwarteten 34 000 Kreuzfahrer zum Abfahrtstermin erschien ahnten die Venezianer ein Scheitern des Unternehmens Sie verlangten weiterhin die volle vertraglich zugesicherte Entlohnung welche die Kreuzfahrer zu diesem Zeitpunkt nicht zahlen konnten Man einigte sich darauf die dalmatinische Stadt Zara einzunehmen wofur Venedig eine Stundung des falligen Betrags akzeptieren wollte Nach zweiwochiger Belagerung hatte man die Stadt Ende November 1202 eingenommen Die Beute der Eroberung wurde mit den Schulden der Kreuzfahrer verrechnet Aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit uberwinterte man in Zara Wendung gegen Byzanz Bearbeiten Prinz Alexios Angelos Sohn des gesturzten Isaak II und Neffe von Alexios III traf am 20 oder 25 April in Zara ein Da war die Entscheidung nach Konstantinopel zu fahren langst gefallen Die Idee den Kreuzzug uber Konstantinopel umzulenken war alter und stammt von den Kreuzfahrern selbst er ging auf die Gesprache von Verona und auf Druck Philipps von Schwaben zuruck und die Barone hatten sich beeilt den Papst darauf aufmerksam zu machen dass eine derartige Unternehmung die Ruckeroberung des Heiligen Landes erleichtern wurde 5 Von alledem erfuhren die Kreuzfahrer offenbar erst als sie diese Botschaft im Januar 1203 im Winterlager bei Zara erreichte Prinz Alexios hatte vergeblich bei Papst Innozenz III um Hilfe gebeten war aber erfolgreich bei seinem Schwager dem romisch deutschen Konig Philipp von Schwaben und Bonifatius von Montferrat dem Anfuhrer des Kreuzfahrerheeres Letzterer kam merkwurdig spat bei den Kreuzfahrern an und zwar nachdem er Alexios IV bereits zugesagt hatte dessen Vater mit Hilfe der Kreuzfahrer wieder auf seinen Thron zu verhelfen Wie schon bei der Eroberung Zaras waren die Meinungen ob man dieses Angebot annehmen sollte geteilt Viele weigerten sich und verliessen das Kreuzfahrerheer Die wichtigsten Anfuhrer darunter Bonifatius von Montferrat Ludwig von Blois Balduin von Flandern und Hennegau sowie Hugo von St Pol stimmten jedoch zu Papst Innozenz III hatte den Kreuzfahrern in einem Brief ausdrucklich den Krieg gegen Christen untersagt Das bezog sich vor allem auf Zara das zu dieser Zeit vom ungarischen Konig beherrscht wurde der selbst einen Kreuzzug gelobt hatte Der Papst strafte die Venezianer die er als Ideengeber sah mit der Exkommunikation Der Brief wurde aber von den Anfuhrern des Kreuzzuges abgefangen Die ersten Schiffe liefen von Zara bereits am 7 April in Richtung Konstantinopel aus Bonifatius von Montferrat hatte den Kreuzfahrern in Zara reiche Belohnung versprochen wenn sie dem gesturzten Kaiser Isaak II wieder auf den Thron verhelfen wurden eine ungeheure Summe von 200 000 Silbermark die Versorgung des Kreuzfahrerheeres fur ein Jahr sowie eine Armee von 10 000 Mann als Unterstutzung bei der Ruckeroberung Jerusalems und der kindische Tropf gemeint ist Prinz Alexios nickte dazu kommentierte Niketas Choniates loc zit S 114 Man segelte weiter nach Dyrrhachion wo Prinz Alexios als Vertreter des rechtmassigen Kaisers empfangen wurde In Korfu zeigte sich Widerstand der Bevolkerung als sie von der Absicht der Kreuzfahrer erfuhren Am 24 Mai 1203 verliess man die Insel und erreichte uber Euboa die Dardanellen wo die Stadt Abydos eingenommen wurde Anschliessend segelte man nach Konstantinopel das man am 24 Juni 1203 erreichte Es begann eine Zeit der Verhandlungen obwohl schnell klar war dass Alexios III nicht ohne weiteres abdanken wurde Die Thronanspruche Alexios IV mussten militarisch erzwungen werden Erste Belagerung Konstantinopels Bearbeiten Die ersten kleineren Gefechte zu Land und zu Wasser blieben wirkungslos Die angegriffenen Byzantiner sperrten die Einfahrt zum Goldenen Horn mit einer Kette Den Venezianern und restlichen Kreuzfahrern gelang es allerdings die Sperre zu durchbrechen und die Kreuzfahrer lagerten nun direkt vor der Stadt Die Venezianer konzentrierten sich in einem ersten Angriff am 17 Juli 1203 auf die Schwachstelle der Festung Konstantinopel namlich die vergleichsweise leicht befestigte Seemauer zum Goldenen Horn Es gelang ihnen von Turmen auf ihren Schiffen aus einen Abschnitt der Mauer zu ersturmen Das franzosische Heer Frankenheer genannt das im Westen die Theodosianische Landmauer angriff musste sich allerdings zuruckziehen und wurde von den Truppen Alexios III verfolgt In Erwartung einer Schlacht zogen sich die Venezianer vom eroberten Mauerabschnitt zuruck nachdem sie in den angrenzenden Stadtvierteln Feuer gelegt hatten Doch zu einer offenen Schlacht kam es nicht denn der byzantinische Kaiser zog sich zuruck Obwohl die Lage alles andere als aussichtslos erschien floh Alexios III nach Thrakien Damit brach der Widerstand der Belagerten zusammen Der blinde seit seiner Entmachtung eingekerkerte Isaak II wurde von den Byzantinern wieder auf den Thron gesetzt Ein geschickter Schachzug denn nun gab es keinen Grund fur weitere Kampfe Ende Juli wurden die Anfuhrer der Kreuzfahrer in die Stadt gelassen und Isaak II erkannte die durch seinen Sohn Alexios der daruber hinaus am 1 August zum Mitkaiser ernannt wurde gegenuber den Kreuzfahrern gemachten Versprechen an Bis zur Erfullung eben jener lagerten die Franken und Venezianer vor der Stadt und planten den Feldzug gegen das eigentliche Ziel der Unternehmung Agypten Erneuter Umsturz Bearbeiten Die Kreuzfahrer warteten nun auf die Erfullung der ihnen gemachten Versprechungen Doch Isaak II sah sich ausserstande seine Schulden zu begleichen oder uberhaupt das versprochene Heer fur die Eroberung Palastinas aufzustellen Und so blieben die Lateiner in Konstantinopel und mit jedem weiteren Tag stieg die Unruhe Es kam zu wiederholten Uber und Angriffen von Byzantinern auf lateinische Kaufleute die daraufhin ihre Stadtviertel verliessen und ins Lager der Kreuzfahrer fluchteten Es wurden Versuche unternommen die venezianische Flotte mit Brandern zu attackieren was allerdings erfolglos blieb Die Franken zogen ihrerseits marodierend durch die Stadt und die Umgebung Das Kreuzfahrerheer hatte ein zunehmendes Versorgungsproblem und die Requirierungen verstarkten die Ablehnung der Lateiner und des mit ihnen vermeintlich verbundeten Kaisers Isaak II bei der einheimischen Bevolkerung Die Unbeliebtheit des unfahigen Herrscherduos Isaak II und Alexios IV wuchs Am 28 Januar 1204 wahlte eine Senats und Priesterversammlung daher Nikolaos Kanabos zum Kaiser aber schon im Februar erklarte sich der Anfuhrer der byzantinischen Partei Alexios V Murtzouphlos zum neuen Kaiser Seine Vorganger Alexios IV und Nikolaos wurden getotet und auch Isaak II starb wenig spater unter ungeklarten Umstanden wahrscheinlich ebenfalls durch die Hand Alexios V der im Ubrigen jegliche Zahlung an die Kreuzfahrer verweigerte und sie anwies unverzuglich seine Stadt und sein Reich zu verlassen auf das er Anspruch erhob Eroberung und Plunderung Konstantinopels Bearbeiten nbsp Darstellung der Eroberung Konstantinopels Bild stammt vermutlich aus dem 14 oder 15 Jahrhundert Hauptartikel Eroberung von Konstantinopel 1204 An einen Weiterzug der Kreuzfahrer war ohne ausreichend Proviant und Erganzung ihrer Ausrustung nicht zu denken Sie waren auch nicht bereit ohne Beute in die Heimat zuruckzukehren Nun hatten sie sogar ein Motiv und Ziel die christliche Stadt anzugreifen namlich die wortbruchigen Griechen durch eine lateinische Herrschaft zu ersetzen Der Sturmangriff auf Konstantinopel wurde sorgsam vorbereitet Ein Brief des Papstes der wiederum ein Verbot eines solchen Angriffs aussprach wurde abgefangen Im Marz 1204 unterzeichneten die teilnehmenden Machte einen Vertrag den sogenannten Partitio Terrarum Imperii Romaniae uber die Aufteilung von Beute und byzantinischem Gebiet fur den Fall des Sieges Demnach sollten die Venezianer drei Achtel die Kreuzfahrer drei Achtel und der neu zu benennende Herrscher Byzanz ein Viertel der Beute erhalten bis die Schulden der Franken getilgt waren Alles Weitere an Beute sollte eins zu eins geteilt werden Ebenso vereinbarte man dass der zukunftige lateinische Kaiser von je sechs venezianischen und frankischen Wahlmannern berufen werden sollte Ausserdem sollte die Partei die nicht den Kaiser stellte im Gegenzug einen der ihren zum Patriarchen ernennen durfen Zu einem ersten ernsthaften Angriff auf die Mauern Konstantinopels kam es am 9 April 1204 Die von Alexios V verstarkten Seemauern am Goldenen Horn hielten den Attacken der Venezianer diesmal stand Auch nach mehreren Stunden erzielte man keinen Erfolg so wurden Mann und Gerat gegen Abend wieder von den Mauern abgezogen und auf die andere Seite des Goldenen Horns gebracht Am 12 April folgte der nachste Angriff Diesmal gelang die Ersturmung einiger Turme der Seemauer Die Angreifer offneten nach harten Kampfen von innen eines der Stadttore und konnten sich im Hafenviertel dicht hinter der Mauer festsetzen Erneut setzten sie einige Hauser in Brand und losten damit eine Feuersbrunst aus Doch der Kampf war keineswegs entschieden denn nach wie vor kontrollierten die Byzantiner den Grossteil der Stadt In der Nacht zum 13 April jedoch ergriff Alexios V eilig die Flucht woraufhin der geordnete Widerstand in der Stadt zusammenbrach Der fluchtige Kaiser wurde gefasst erst geblendet dann getotet Die Kreuzfahrer hatten nun die Kontrolle uber die Stadt Es begann eine drei Tage andauernde Plunderungswelle bei der viele Einwohner misshandelt vergewaltigt oder getotet wurden Jahrhundertealte Kunstschatze wurden geraubt wertvolle Ikonen und Mosaike zerstort sowie dutzende Reliquien aller Art entwendet und infolgedessen uber ganz Europa verstreut So berichtet der Ritter und Augenzeuge Robert de Clari uber die Ersturmung des alten Kaiserpalastes am Bukoleon Hafen von der Reliquienkapelle der byzantinischen Herrscher Selbst die Turangel und Riegel waren hier aus Silber und dann gab es da keine Saule die nicht aus Jaspis oder Porphyr oder aus reichen Edelsteinen war In dieser Kapelle fand man ganz reiche Reliquien denn man fand da zwei Stucke vom wahren Kreuz Christi so gross wie das Bein eines Mannes und ungefahr so lang wie ein halber Klafter auch das Eisen der Lanze mit der unser Herr in die Seite gestochen wurde zwei Nagel die durch die Mitte seiner Hande und die Mitte seiner Fusse geschlagen wurden die Tunika die er trug und die von ihm genommen wurde als sie ihn auf den Kalvarienberg fuhrten und die gesegnete Krone mit der er gekront worden ist Jesus Tafel Hesemann Hesemann 1999 S 238 zitiert Robert de Clari The Conquest of Constantinople New York 1936 S 103 f siehe Dornenkrone und Kreuz Christi Im Gegensatz zu den Franken die wahllos Goldschmuck zusammenrafften und einschmolzen schickten die Venezianer Suchtrupps aus Kunstexperten durch die Stadt welche die wertvollsten Gegenstande sicherstellten Viele dieser Stucke schmucken noch heute den Dogenpalast in Venedig Der Gesamtwert der Beute wird auf etwa 900 000 Silbermark geschatzt Siehe auch Liste in Konstantinopel 1204 erbeuteter WerkeFolgen des Vierten Kreuzzuges Bearbeiten nbsp Karte mit der geographischen Aufteilung des Byzantinischen Reiches nach dem Vierten Kreuzzug 1204Vertragsgemass wurden die gewonnenen Gebiete unter den Siegern aufgeteilt Ein Rumpfgebiet des einstigen Byzantinischen Reichs wurde zum Lateinischen Kaiserreich Dessen erster Kaiser Balduin von Flandern und Hennegau hatte allerdings nur noch eine zerstorte Stadt die einst prachtigste Metropole der Christenheit zur Hauptstadt Das Lateinische Konigreich Thessalonike im Osten Nord und Mittelgriechenlands sowie diverse Fursten und Herzogtumer auf der Peloponnes und der agaischen Inselwelt unterstanden formal ebenfalls dem lateinischen Kaiser in Konstantinopel Kreta und ein kleiner Teil an der fur eine Seefahrernation wichtigen Spitze des westlichen Fingers der Peloponnes Modon und Koron gingen als Kolonie an Venedig Zudem erhielt Venedig im Westen Griechenlands Korfu und die Ionischen Inseln verschiedene in der Agais verstreute Stutzpunkte und Inseln die wichtige Kontrolle uber Gallipoli und die Dardanellen und ganz entscheidend drei Achtel von Konstantinopel einschliesslich der Hafenanlagen und Warenlager die Eckpfeiler kaufmannischen Reichtums 6 Einige andere Gebiete wurden jedoch von Nachfolgestaaten des Byzantinischen Reichs in Besitz genommen so etwa das Despotat Epiros im Nordwesten Griechenlands das Kaiserreich Trapezunt mit Alexios I Komnenos an der Spitze und das Kaiserreich Nikaia mit Theodor I Laskaris Dem Lateinischen Kaiserreich mangelte es bereits bei der Grundung an jeglicher militarischer Starke schon knapp ein Jahr nach der Einnahme Konstantinopels unterlag Kaiser Balduin I den Bulgaren unter Zar Kalojan in der Schlacht von Adrianopel Einem Nachfolger Theodors I von Nikaia Michael VIII Palaiologos gelang 1261 die Ruckeroberung Konstantinopels im Handstreich Das Byzantinische Reich vermochte allerdings nicht mehr den alten Glanz wiederherzustellen den es vor dem Vierten Kreuzzug hatte Das Bollwerk Byzanz das Europa uber 500 Jahre vor der Expansion der Muslime schutzte hatte nun stark an Widerstandskraft verloren Es setzte eine osmanische Eroberungswelle ein die erst nach den Schlachten an der Mariza auf dem Amselfeld bei Nikopolis und Mohacs in der ersten Wiener Turkenbelagerung zum Stillstand kam Fur die Osmanen war die Einnahme Konstantinopels im Laufe des 15 Jahrhunderts nur eine Frage der Zeit die Stadt fiel 1453 Durch die Graueltaten bei der Plunderung Konstantinopels blieb das Verhaltnis der orthodoxen Christen zu Westeuropa teilweise bis in die heutige Zeit gestort Obwohl der Papst die Ereignisse des Vierten Kreuzzugs im Nachhinein auf das Scharfste verurteilte wurde der Graben zwischen katholischer und orthodoxer Kirche der seit dem 11 Jahrhundert bestand nun unuberwindbar da theologische Einigungsversuche nach solchen Erfahrungen mit den Katholiken fur die orthodoxe Bevolkerung nicht mehr akzeptabel waren Dies gilt auch fur Russland das sich nach dem Vierten Kreuzzug und durch die im 13 Jahrhundert ebenfalls erfolgte mongolische Eroberung von Europa abwandte Als im Heiligen Land bekannt wurde dass der Vierte Kreuzzug die muslimischen Feinde in Agypten und Palastina nicht erreichen wurde verlangerte Konig Amalrich II von Jerusalem seinen 1204 ablaufenden Waffenstillstandsvertrag von 1198 mit dem Ayyubiden Sultan Al Adil I um weitere sechs Jahre Quellen Bearbeitender griechische Text der Chronik von Morea Die Eroberung von Konstantinopel durch die Kreuzfahrer im Jahre 1204 von Gottfried von Villehardouin Marschall der Champagne nach der Ausgabe von P Paris ubersetzt und herausgegeben von Franz Getz Leipzig 1915 Niketas Choniates Die Kreuzfahrer erobern Konstantinopel Mit einem Anhang ubersetzt eingeleitet und erklart von Franz Grabler Graz Wien Koln 1958 Graz 1971 Berlin New York 1975 Gerhard E Sollbach Hrsg Chroniken des Vierten Kreuzzugs 1202 1204 Die Augenzeugenberichte von Geoffroy de Villehardouin und Robert de Clari Pfaffenweiler 1998 ISBN 3 8255 0159 0 Konstantinopel 1204 Die Hystoria Constantinopolitana des Gunther von Pairis und andere Berichte vom Vierten Kreuzzug Lateinisch Deutsch Ubersetzt und kommentiert von Gernot Krapinger Hiersemann Stuttgart 2020 ISBN 978 3 7772 2022 2 Literatur BearbeitenMichael Angold The Fourth Crusade Event and Context Harlow u a 2003 ISBN 0 582 35610 5 Ernle Bradford The great betrayal Constantinople 1204 White Lion Publishers London 1975 ISBN 978 0 85617 078 2 George Demacopoulos Colonizing Christianity Greek and Latin Religious Identity in the Era of the Fourth Crusade Fordham University Press New York 2019 Nikolas Jaspert Die Kreuzzuge WBG Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15129 1 Ralph Johannes Lilie Byzanz und die Kreuzzuge Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 3 17 017033 3 Peter Lock The Franks in the Aegean 1204 1500 Longman London New York 1995 ISBN 0 582 05140 1 Werner Maleczek Petrus Capuanus Kardinal Legat am Vierten Kreuzzug Theologe Wien 1988 Georg Ostrogorsky Byzantinische Geschichte 324 bis 1453 C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 39759 X Jonathan Phillips The Fourth Crusade and the sack of Constantinople Viking New York 2004 ISBN 978 0 670 03350 8 Donald E Queller Thomas F Madden The Fourth Crusade The Conquest of Constantinople University of Pennsylvania Press Philadelphia 1997 ISBN 0 8122 1713 6 Kenneth M Setton Hrsg A History of the Crusades Band 2 University of Wisconsin Press Madison 2006 ISBN 0 299 04844 6 Online Ludwig Streit Venedig und die Wendung des vierten Kreuzzuges gegen Konstantinopel Anklam 1887 Reprint o O o J 2010 Leon Wystrychowski Distanz und Zasur Muslimische Perspektiven auf den Vierten Kreuzzug In Jusur Zeitschrift fur Orientalistik Islamwissenschaft Arabistik Heft 2 2020 S 13 19 PDF Weblinks BearbeitenDaniel Messner GAG289 Ein Kreuzzug der einen ungeahnten Verlauf nahm In Geschichten aus der Geschichte Podcast 7 April 2021 nbsp Commons Vierter Kreuzzug Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 21 06 Minuten 8 04 MB Text der gesprochenen VersionMehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Bearbeitungsstand der gesprochenen Version 22 November 2005 Einzelnachweise Bearbeiten a b Vgl Jonathan Phillips The Fourth Crusade and the sack of Constantinople New York 2004 S 269 Vgl Jonathan Phillips The Fourth Crusade and the sack of Constantinople New York 2004 S 106 Vgl Jonathan Phillips The Fourth Crusade and the sack of Constantinople New York 2004 S 159 Vgl Jonathan Phillips The Fourth Crusade and the sack of Constantinople New York 2004 S 157 Alvise Zorzi Venedig Die Geschichte der Lowenrepublik Dusseldorf 1985 Frankfurt 1987 Hildesheim 1992 Orig Milano 1979 S 116 f Roger Crowley Venedig erobert die Welt Die Dogen Republik zwischen Macht und Intrige Konrad Theiss Stuttgart 2011 ISBN 978 3 8062 2519 8 S 114 Die Kreuzzuge Volkskreuzzug Erster Kreuzzug Kreuzzug von 1101 Norwegischer Kreuzzug Zweiter Kreuzzug Wendenkreuzzug Dritter Kreuzzug Kreuzzug Heinrichs VI Vierter Kreuzzug Albigenserkreuzzug Kinderkreuzzug Funfter Kreuzzug Kreuzzug von Damiette Funfter Sechster Kreuzzug Kreuzzug Friedrichs II Kreuzzug der Barone Sechster Siebter Kreuzzug Hirtenkreuzzug von 1251 Siebter Achter Kreuzzug Kreuzzug des Prinzen Eduard Hirtenkreuzzug von 1320 Kreuzzug gegen Alexandria Kreuzzug von Nikopolis nbsp Dieser Artikel wurde am 3 Juni 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4139115 9 lobid OGND AKS LCCN sh85034385 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vierter Kreuzzug amp oldid 237079482