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Der Albigenserkreuzzug 1209 bis 1229 war ein von Papst Innozenz III initiierter Kreuzzug gegen die von der katholischen Kirche als ketzerisch betrachtete Glaubensgemeinschaft der Katharer in Okzitanien Sudfrankreich Die Katharer wurden aufgrund ihres fruhen Wirkens in der franzosischen Stadt Albi auch als Albigenser bezeichnet Der auch Katharerkreuzzug genannte Kreuzzug leitete den Untergang der Katharer ein und brachte als politisches Ergebnis die Eingliederung Okzitaniens in den Herrschaftsbereich der franzosischen Krone Im Unterschied zu anderen Kriegen die gegen die Katharer und andere christliche Haresien unternommen wurden besass nur der Albigenserkreuzzug von 1209 bis 1229 den offiziellen Status eines Kreuzzugs Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen 2 Verlauf 3 Folgen 4 Literatur 5 WeblinksUrsachen BearbeitenDie Katharer hatten seit der Mitte des 12 Jahrhunderts unter dem Schutz vieler franzosischer Adeliger in Okzitanien und vor allem in der dortigen Provinz Languedoc eine von der katholischen Kirche als ketzerisch betrachtete Gegenkirche errichtet Unterstutzt wurden die Katharer besonders in der Grafschaft Toulouse unter Graf Raimund VI Diese Grafschaft umfasste auch das Languedoc und war trotz Lehnshoheit des franzosischen Konigs weitgehend unabhangig Die franzosischen Konige die sich schon zuvor um den Machtausbau ihres Reiches bemuht hatten vgl englisches Lehen in Westfrankreich besassen grosses Interesse an einer Eingliederung Okzitaniens in ihr Konigreich Die Papste wiederum hatten schon zuvor verschiedene Massnahmen getroffen um die katharische Religion einzudammen alle Unternehmungen erwiesen sich jedoch als erfolglos Auch ein vorangegangener Versuch von Papst Innozenz III den franzosischen Konig Philipp II fur ein militarisches Unternehmen zu gewinnen schlug fehl da Philipp zu dieser Zeit in Auseinandersetzungen mit dem Heiligen Romischen Reich verwickelt war Graf Raimund VI von Toulouse verweigerte ebenfalls jede Unterstutzung und wurde deshalb 1207 exkommuniziert Nachdem am 14 Januar 1208 der papstliche Legat Pierre de Castelnau von einem Gefolgsmann des Grafen von Toulouse ermordet worden war rief Papst Innozenz III im Herbst desselben Jahres mit den Worten Voran Soldaten Christi zum Kreuzzug gegen die Katharer auf Den teilnehmenden Kreuzfahrern wurde nach einer Mindestteilnahmedauer von 40 Tagen die Vergebung der Sundenstrafen Ablass in Aussicht gestellt Die eroberten Gebiete sollten vom Papst an adelige Kreuzzugsteilnehmer als Lehen neu vergeben werden Verlauf Bearbeiten nbsp Die Eroberung von Carcassonne Buchmalerei in einer Handschrift von David Auberts Croniques abregies Paris Bibliotheque de l Arsenal 5090 fol 261v 15 Jahrhundert 1209 sammelten sich ca 10 000 Kreuzritter in Lyon Der Versuch Graf Raimunds VI das Blatt noch zu wenden indem er der Kirche seine Loyalitat versicherte wurde abgelehnt Die militarische Leitung des Kreuzzuges oblag vorerst den papstlichen Legaten Die Anzahl der teilnehmenden Kreuzfahrer variierte wahrend des gesamten Unternehmens stark Die Kreuzfahrer kamen sowohl aus Frankreich als auch aus dem Heiligen Romischen Reich etwa Herzog Leopold VI Auf der Seite der Gegner stand ein grosser Teil des okzitanischen Adels und mit ihm eng verflochten die katharische Kirche Den eigentlichen Mitgliedern der katharischen Kirche den sog Perfecti war es nicht gestattet Waffengewalt anzuwenden Die Verteidigung wurde deshalb von der Belegschaft des Adels zahlreichen Glaubigen Credentes und angeworbenen Soldnern geleistet die katharische Kirche verfugte uber grosse Geldmittel Die Bewohner Okzitaniens kampften jedoch nicht allein fur das Katharertum sondern auch in der Uberzeugung ihre politische und kulturelle Eigenstandigkeit siehe auch Okzitanische Sprache verteidigen zu mussen Der Kreuzzug wurde mit grosser Harte und Grausamkeit gefuhrt Als erste Stadt wurde Beziers am 22 Juli 1209 eingenommen Die gesamte Bevolkerung etwa 20 000 Menschen selbst wenn sie in Kirchen Schutz gesucht hatte wurde in einem Massaker getotet Die Stadt wurde niedergebrannt Der papstliche Gesandte Abt Arnaud Amaury soll den Kreuzfahrern auf die Frage wie sie denn die Ketzer von den normalen Bewohnern unterscheiden sollten geantwortet haben Totet sie Gott kennt die Seinen schon Caedite eos Novit enim Dominus qui sunt eius In Beziers starben somit Katharer wie Katholiken Manner Frauen und Kinder wurden gleichermassen umgebracht Die Nachricht von dem Blutbad ging schnell um und verbreitete Panik und Angst nbsp Vertreibung der Katharer aus Carcassonne mittelalterliche Miniatur Das nachste Ziel war Carcassonne wo die Kreuzritter am 1 August 1209 eintrafen Die Stadt war mit Fluchtlingen uberfullt Nach zweiwochiger Belagerung bot sie ihre Kapitulation an Als die Kreuzritter die Stadt eroberten waren fast alle Einwohner durch unterirdische Gange in die umliegenden Walder geflohen Von den verbliebenen 500 Einwohnern vor allem Greise Kranke und Kinder durften 100 die Stadt nackt nur mit ihren Sunden beladen verlassen die anderen 400 wurden verbrannt oder gehangt Nach dem Fall Carcassonnes wurde Simon IV de Montfort von den Kreuzrittern zum Vicomte Vizegraf von Beziers und Carcassonne und zum militarischen Anfuhrer des Kreuzzugs gewahlt Nach der Eroberung Carcassonnes ergaben sich mehrere Stadte der Region Albi Castelnaudary Castres Fanjeaux Limoux Lombers und Montreal fielen an die Kreuzzugstruppen Simon IV de Montfort der das Unternehmen nun von Carcassonne aus leitete hatte in den Folgejahren immer wieder mit einem Mangel an Kreuzrittern zu kampfen Die Stadte die noch Widerstand leisteten wurden dennoch weiter angegriffen 1210 ergab sich nach langer Belagerung die Stadt Minerve Die etwa 400 katharischen Einwohner die sich weigerten zu konvertieren wurden verbrannt Als auch Termes im Dezember fiel gab es nur noch wenige widerstrebende Stadte Durch ihr brutales Vorgehen hatten die Kreuzritter viele der ursprunglich noch dem Papst loyal gesinnten Adligen gegen sich aufgebracht Raimund VI von Toulouse hatte seinen Willen zur Zusammenarbeit mit den Papstlichen aufgekundigt und war erneut exkommuniziert worden In seinem Gefolge rebellierten viele der bereits eroberten Stadte neuerlich Ab 1211 konzentrierte sich der Kreuzzug auf Kampfe zwischen den Kreuzrittern und den Mannern Graf Raimunds VI Die Stadt Lavaur wurde am 3 Mai 1211 eingenommen Am 12 September 1213 schlug Simon IV de Montfort der mittlerweile etliche eroberte Gebiete als Lehen erhalten hatte ein militarisches Grossaufgebot unter der Fuhrung Raimunds VI und seines Schwagers Konig Peters II von Aragon in der Schlacht bei Muret Peter fand in der Schlacht den Tod Raimund VI musste 1214 nach England fliehen kehrte jedoch 1217 mit grossem Gefolge und unter dem Jubel der Bevolkerung wieder zuruck nach Toulouse Eine darauf von Simon IV de Montfort angestrengte Belagerung der Stadt endete am 25 Juli 1218 nachdem Simon durch einen Steinschleuderschuss getotet worden war Seine Nachfolge trat sein Sohn Amalrich von Montfort an 1216 war auch Papst Innozenz III gestorben sein Nachfolger wurde Honorius III Im Folgejahr 1219 wurde Toulouse neuerlich erfolglos durch den Sohn des franzosischen Konigs Philipp II Prinz Ludwig belagert In den fruhen 1220er Jahren verschlechterten sich die Erfolgsaussichten fur den Albigenserkreuzzug rapide Es mangelte an Kreuzrittern Eroberungen gingen verloren und die Katharer wagten sich wieder an die Offentlichkeit Nach dem Tod Graf Raimunds VI von Toulouse im Jahr 1222 ubernahm dessen Sohn Raimund VII die Fuhrung des Widerstandes Die ungunstige Situation veranlasste Amalrich von Montfort schliesslich Okzitanien 1224 zu verlassen Seine Besitzungen in den eroberten Gebieten verkaufte er dem nunmehrigen Konig von Frankreich Ludwig VIII 1226 fuhrte der franzosische Konig einen neuerlichen Angriff in Sudfrankreich Offiziell stand dieser Krieg immer noch im Rahmen des vom Papst ausgerufenen Kreuzzuges wobei die Interessen des Konigs jedoch vorrangig in der Einverleibung der sudfranzosischen Provinzen lagen Zwar starb Ludwig noch im selben Jahr der Krieg wurde jedoch von seinem Sohn Ludwig IX auch 1227 unvermindert fortgesetzt 1228 gab Graf Raimund VII von Toulouse nach einem zermurbenden und zerstorerischen Krieg von fast 20 Jahren den Widerstand auf Am 12 April 1229 schloss er den Vertrag von Paris mit der franzosischen Krone Darin wurde die Eingliederung Okzitaniens in den franzosischen Staat besiegelt Raimund VII musste grosse Gebietsverluste hinnehmen Ebenfalls 1229 fand in Toulouse eine kirchliche Synode statt die sich mit dem weiteren Vorgehen gegen die Katharer befasste Damit war der Albigenserkreuzzug offiziell beendet Einen anschaulichen Augenzeugenbericht uber die ersten Jahre des Albigenserkreuzzuges liefert Peter von Vaux de Cernay in deutscher Ubersetzung von Sollbach siehe unten Literatur Folgen BearbeitenBeginnend ab dem Ende des Albigenserkreuzzuges wurde Okzitanien mit seiner bis dahin recht eigenstandigen Kultur in das Konigreich Frankreich eingegliedert Im Jahr 1271 fiel die Grafschaft Toulouse unter die direkte Herrschaft des franzosischen Konigs behielt aber bis 1779 einige Sonderrechte Der kulturelle Gegensatz von Nord und Sud pragt Frankreich auch heute noch in gewissem Masse Das von den Papsten ursprunglich verfolgte Ziel der Vernichtung der Katharer war jedoch mit dem Ende dieses Ketzerkreuzzuges nicht erreicht Diese Aufgabe ubernahm nun die Inquisition die ab 1229 erstmals flachendeckend in der Diozese Toulouse zum Einsatz kam Die Inquisition und weitere militarische Feldzuge vernichteten schliesslich die Katharer bis zum Ende des 13 Jahrhunderts Literatur BearbeitenArno Borst Die Katharer Freiburg 2000 ISBN 3 451 04025 5 Herder Spektrum 5079 Erstauflage 1953 Herbert Grundmann Religiose Bewegungen im Mittelalter Olms Hildesheim 1977 ISBN 3 487 00097 0 Reprograf Nachdruck der Erstauflage 1935 Malcom Lambert Geschichte der Katharer Aufstieg und Fall der grossen Ketzerbewegung Primus Darmstadt 2001 ISBN 3 89678 401 3 Jorg Oberste Der Kreuzzug gegen die Albigenser Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter Primus Darmstadt 2003 ISBN 3 89678 464 1 Gerhard E Sollbach Hrsg Kreuzzug gegen die Albigenser Die Historia Albigensis 1212 1218 Pierre des Vaux De Cernay Manesse Zurich 1997 ISBN 3 7175 8228 3 Gesang vom Albigenserkreuzzug Eine historische Handschrift zu den Geschehnissen jener Zeit in OkzitanienWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Albigenserkreuzzug Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Deutsche Seite uber die Katharer Albigenser Artikel auf orf at Harald Krachler Gedenken an die Albigenserkriege Christen gegen Christen orf at 2009Die Kreuzzuge Volkskreuzzug Erster Kreuzzug Kreuzzug von 1101 Norwegischer Kreuzzug Zweiter Kreuzzug Wendenkreuzzug Dritter Kreuzzug Kreuzzug Heinrichs VI Vierter Kreuzzug Albigenserkreuzzug Kinderkreuzzug Funfter Kreuzzug Kreuzzug von Damiette Funfter Sechster Kreuzzug Kreuzzug Friedrichs II Kreuzzug der Barone Sechster Siebter Kreuzzug Hirtenkreuzzug von 1251 Siebter Achter Kreuzzug Kreuzzug des Prinzen Eduard Hirtenkreuzzug von 1320 Kreuzzug gegen Alexandria Kreuzzug von Nikopolis Normdaten Sachbegriff GND 4141805 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Albigenserkreuzzug amp oldid 237500905