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Der Kreuzzug von Damiette in den Jahren 1217 bis 1221 war ein von der Kirche geforderter Kreuzzug zur Ruckeroberung Jerusalems von den muslimischen Ayyubiden Der Kriegszug fuhrte die Kreuzfahrer nach Agypten wo sie nach langer Belagerung die Stadt Damiette erobern konnten diese nach einer Niederlage im Nildelta aber wieder aufgeben mussten Kreuzzug von DamietteTeil von Funfter KreuzzugBelagerung von Damiette Handschrift des Corpus Christi College Cambridge Datum Juni 1217 bis September 1221Ort Palastina AgyptenAusgang Kreuzzug gescheitertKonfliktparteienKreuzfahrer Konigreich Jerusalem Furstentum Antiochia Grafschaft Tripolis Konigreich Zypern AyyubidenBefehlshaberJohann von BriennePelagius von Albano al Adil I al KamilTruppenstarkeunbekannt unbekannt Dieser Kreuzzug wird meist zusammen mit dem Kreuzzug Friedrichs II als Funfter Kreuzzug gezahlt Nach anderer Rechnung wird der Kreuzzug von Damiette alleine als Funfter Kreuzzug und der Kreuzzug des Staufers Friedrich II separat als Sechster Kreuzzug behandelt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Aufruf zum Kreuzzug 1 3 Resonanz und Aufbruch nach Akkon 1 4 Jerusalem 1 5 Aufbruch nach Damiette 1 6 Belagerung von Damiette 1 7 Weitermarsch ins Nildelta und Niederlage 1 8 Folgen 2 Kreuzzug Ludwigs IX 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Seit der Eroberung von Jerusalem 1187 befand sich die heilige Stadt wieder in den Handen der Muslime Die bisherigen Versuche der Christen Jerusalem zuruckzuerobern waren gescheitert Das Konigreich Jerusalem hatte seine Hauptstadt nach Akkon verlegt und war auf einen schmalen Kustenstreifen von Jaffa bis zur Sudgrenze der Grafschaft Tripolis beschrankt Da die muslimischen Ayyubiden von inneren Machtkampfen geschwacht waren willigten sie immer wieder in befristete Waffenstillstandsvereinbarungen mit den Kreuzfahrerstaaten ein nach deren Ablauf es zu neuen Kampfhandlungen sowie anschliessend zur Vereinbarung eines neuen Waffenstillstandes kam Der letzte Waffenstillstandsvertrag der 1211 zwischen dem Regenten von Jerusalem Johann von Brienne und dem Ayyubiden Sultan al Adil I geschlossen worden war hatte im Jahre 1215 1216 geendet Dieser Zeitpunkt diente zum Anlass einen neuen Kreuzzug zur Ruckeroberung Jerusalems fur die Christen zu versuchen Aufruf zum Kreuzzug Bearbeiten Papst Innozenz III hatte bereits im Fruhjahr 1213 in seiner Bulle Quia maior zu einem weiteren Kreuzzug aufgerufen Auf dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 wurde ein allgemeiner Kreuzzug beschlossen Innozenz III versuchte dabei die Fehler der in der Vergangenheit gescheiterten Kreuzzuge zu vermeiden und die Erfolge des Ersten Kreuzzugs zu wiederholen Da der von Konigen angefuhrte Zweite und Dritte Kreuzzug gescheitert war liess er durch Prozessionen Gebete und Predigten gezielt die einfache Bevolkerung sowie niedere Adlige und Ritter ansprechen Zum Fuhrer des Kreuzzugs bestimmte Papst Innozenz III den papstlichen Legaten Kardinal Pelagius von Albano um die Fehler des Vierten Kreuzzugs zu vermeiden dem Venedig mit eigennutzigen Aktionen sehr geschadet hatte Nach dem Plan Innozenz III sollten sich die Kreuzfahrer 1216 in Brindisi sammeln und nach Outremer ubersetzen Er verbot den Handel mit muslimischen Staaten um sicherzustellen dass genugend Schiffe zum Transport der Kreuzfahrer zur Verfugung stehen wurden Nicht nur den aktiven Teilnehmern des Kreuzzugs wurde ein Ablass in Aussicht gestellt sondern ebenso allen die sich an den Kosten des Kreuzzuges beteiligten ohne selbst mitzufahren Nachdem Innozenz verstorben war legte der neue Papst Honorius III den Beginn des Kreuzzugs auf den 1 Juni 1217 fest Resonanz und Aufbruch nach Akkon Bearbeiten Anders als bei den anderen Orientkreuzzugen fanden sich in Frankreich diesmal nur relativ wenige Ritter fur den Kreuzzug zumal sich viele von ihnen bereits auf dem Albigenserkreuzzug 1209 1229 befanden Der romisch deutsche Konig und spatere Kaiser Friedrich II gelobte anlasslich seiner Kronung 1215 die Teilnahme schob sie dann aber mehrfach auf was zu Spannungen mit dem Papst fuhrte Am 1 Juni 1217 stachen die Kreuzfahrer unter Fuhrung von Konig Andreas II von Ungarn und Herzog Leopold VI von Osterreich von Split nach Palastina in See Nach kurzem Aufenthalt auf Zypern erreichten sie schliesslich Akkon die Hauptstadt des verbliebenen Konigreiches Jerusalem Jerusalem Bearbeiten In Akkon vereinigte sich das Kreuzfahrerheer mit den Heeren der Kreuzfahrerstaaten unter Johann von Brienne Regent von Jerusalem Bohemund IV von Antiochia und Tripolis und Hugo I von Zypern Johann von Brienne stellte sich an die Spitze der Kreuzritter Sultan al Adil Bruder von Saladin und damaliger Herrscher uber das Ayyubiden Reich erwartete einen Angriff auf Jerusalem Um den Kreuzfahrern die Verteidigung der Stadt im Falle einer moglichen Eroberung zu erschweren wurden daher die Stadtmauern und Befestigungsanlagen zerstort Viele Muslime verliessen Jerusalem aus Angst vor einer Wiederholung des Massakers des Ersten Kreuzzugs 1099 Die ayyubidischen Truppen mieden eine offene Schlacht mit den Kreuzrittern Wahrend des Novembers 1217 wurde in der Gegend um den See Genezareth erfolglos versucht al Adils Hauptheer zu stellen das einem Kampf immer wieder auswich Damaskus bereitete sich bereits auf eine Belagerung vor als sich die Kreuzfahrer wieder Richtung Akkon zuruckzogen Anfang Dezember belagerten sie erfolglos die erst 1213 von den Muslimen auf dem Berg Tabor errichtete Burg die die Strasse zwischen Akkon und Jerusalem sicherte Nachdem uber Monate hinweg keine Fortschritte erzielt werden konnten kehrten Andreas II und Bohemund IV im Januar 1218 mit ihren Truppen in die Heimat zuruck Am 10 Januar 1218 starb zudem Hugo I was auch sein Kontingent zur Heimreise veranlasste Johann von Brienne setzte die verbliebenen Kreuzfahrer nun zunachst dazu ein die vorhandenen Burgen und Stadtfestungen zu reparieren oder zu verstarken so z B Chateau Pelerin und Caesarea Aufbruch nach Damiette Bearbeiten Im April und Mai 1218 trafen Thomas Olivier aus Koln und Graf Wilhelm I von Holland mit niederlandischen flamischen friesischen und deutschen Kreuzfahrern in Akkon ein Diese waren schon im Sommer 1217 von Holland aus in See gestochen hatten sich aber in Portugal vom dortigen Konig Alfons dem Dicken zur Uberwinterung uberreden lassen Wahrend der Uberwinterung hatten sie die maurischen Stadte Al Qasr Setubal und Rabeta Ruta fur die portugiesische Krone erobert Mit Johann von Brienne und Leopold VI beschloss man die Ayyubiden in Agypten anzugreifen Ein Bundnis mit den muslimischen Rum Seldschuken unter Sultan Kai Kaus I sah vor dass diese das Ayyubidenreich gleichzeitig in Syrien angreifen sollten Belagerung von Damiette Bearbeiten Im April 1218 erreichte die Kreuzfahrerflotte unter Johann von Brienne die agyptische Hafenstadt Damiette und begann mit der Belagerung Damiette war strategisch deshalb wichtig weil man von der auf einer kleinen Insel befindlichen vorgelagerten Befestigung aus mit einer schweren Kette den einzigen befahrbaren Nil Arm versperren konnte Die Einnahme dieser Befestigung gelang nach erbitterten Kampfen am 25 August 1218 An diesem Tag ergaben sich die uberlebenden Verteidiger des Turmes Leopold VI Drei Tage spater starb Sultan al Adil I Der neue Sultan al Kamil musste nach dem Tod seines Vaters seinen Herrschaftsanspruch gegenuber seinen Brudern erst festigen Nach dem Willen seines Vaters hatte er Agypten sein Bruder al Aschraf Obermesopotamien und sein weiterer Bruder al Muʿazzam Syrien erhalten In diesen Tagen traf Kardinal Pelagius von Albano mit Truppen aus Italien im Lager der Kreuzfahrer ein und beanspruchte als papstlicher Legat die Fuhrung des Kreuzzuges Anstatt die Chancen die sich aus der geschwachten Lage des Sultans ergaben zu nutzen verfielen die Anfuhrer des Kreuzzugs in einen lahmenden Streit wer den Kreuzzug anfuhren und wem Damiette gehoren solle dem Papst oder dem Konigreich Jerusalem Im Oktober 1218 trafen weitere Verstarkungen aus Frankreich ein Al Kamil war gegenuber den Kreuzfahrern zu Verhandlungen bereit und bot ab Februar 1219 mehrmals die Ruckgabe Jerusalems an einschliesslich aller Gebiete des ehemaligen Konigreiches Jerusalem ausser den Gebieten um Karak und Montreal ausserdem die Ruckgabe der Reliquie des wahren Kreuzes welches Saladin 1187 bei Hattin erbeutet hatte sowie die Freilassung aller Kriegsgefangenen die in den Reichen Kairo und Damaskus lebend aufzufinden seien Zudem bot er an den Wiederaufbau der Stadtmauer Jerusalems zu bezahlen Kardinal Pelagius lehnte es allerdings ab mit den Sarazenen zu verhandeln Auch der spater heiliggesprochene Franz von Assisi hatte sich dem Kreuzfahrerheer angeschlossen und begab sich bei Damiette ins Lager des muslimischen Heeres um vor Sultan al Kamil zu predigen Der Sultan horte sich die Worte des Monches geduldig an um seine Gesprachsbereitschaft zu demonstrieren blieb aber von seinem Bekehrungsversuch ganzlich unbeeindruckt 1 Am 5 Mai 1219 verliess Leopold VI den Kreuzzug und kehrte nach Europa zuruck Erst in der Nacht vom 4 auf den 5 November 1219 wurde Damiette nach erbitterten Kampfen eingenommen Die meisten Einwohner der Stadt waren wahrend der Belagerung an Hunger und Krankheiten gestorben die Verbliebenen wurden nun getotet oder versklavt 1220 kehrte auch Johann von Brienne aus Uneinigkeit mit Kardinal Pelagius mit seinen Truppen nach Akkon zuruck Im folgenden Jahr warteten die verbliebenen Kreuzfahrer unter Kardinal Pelagius auf Verstarkung durch Friedrich II die jedoch aufgrund von Verzogerungen nie eintraf In dieser Zeit wurde die Stadtbefestigung von Damiette massiv ausgebaut Weitermarsch ins Nildelta und Niederlage Bearbeiten Erst im Juli 1221 entschieden sich die Kreuzfahrer ins Nildelta Richtung Kairo vorzurucken Das schwierige durch Uberflutungen versumpfte Gelande machte ihnen dabei zu schaffen Thomas Olivier berichtet von schlechter Disziplin und Orientierungslosigkeit vieler Kreuzfahrer Im August 1221 ruckten frische muslimische Truppen von al Adils Bruder al Muazzam die in Syrien gerade den Angriff der Rum Seldschuken zuruckgeschlagen hatten heran Bei der folgenden Schlacht erlitt das Heer der Kreuzfahrer das wegen der Nilschwemme in ungunstiges Gelande abgedrangt worden war eine schwere Niederlage Damiette wurde nach Verhandlungen im September wieder geraumt so dass die verbliebenen Kreuzfahrer unverrichteter Dinge abziehen mussten Folgen Bearbeiten Die Schuld am Scheitern wurde teilweise Friedrich II gegeben da dieser zwar seine Unterstutzung versprochen hatte durch Angelegenheiten in Sizilien jedoch daran gehindert worden war Im Vertrag von San Germano versprach er 1225 verbindlich spatestens 1227 einen eigenen Kreuzzug zu unternehmen Jedoch wurden seitens Papst Honorius III auch schwere Vorwurfe gegen Kardinal Pelagius erhoben weil er das Verhandlungsangebot des Sultans al Kamil nicht angenommen hatte nbsp Belagerung von Damiette 1249 Kreuzzug Ludwigs IX BearbeitenDamiette war auch Ziel des vom franzosischen Konig Ludwig IX gefuhrten Sechsten Kreuzzugs Seine Flotte traf dort 1249 ein und eroberte die Festung im Handstreich Ebenfalls auf dem Weg nach Kairo wurden die Kreuzfahrer 1250 geschlagen und Ludwig gefangen genommen so dass sie gezwungen waren im Austausch fur ihren Konig unter anderem die Stadt zuruckzugeben Der Mamlukensultan Baibars zerstorte die Stadt wegen ihrer Bedeutung fur die Kreuzfahrer und baute sie einige Kilometer entfernt vom Fluss mit starkeren Festungsanlagen wieder auf Literatur BearbeitenMegan Cassidy Welch War and Memory at the Time of the Fifth Crusade Pennsylvania State University University Park 2019 ISBN 0 271 08352 2 Robert Tarek Fischer Osterreichs Kreuzzuge Die Babenberger und der Glaubenskrieg 1096 1230 Bohlau Verlag Wien 2021 ISBN 978 3 205 21377 2 Jonathan Riley Smith Hrsg Illustrierte Geschichte der Kreuzzuge Frankfurt und New York 1999 S 478 Index s v Damiette Barbara Watterson The Egyptians Blackwell Publishing 1998 S 260 James M Powell Anatomy of a Crusade 1213 1221 University of Pennsylvania Press Philadelphia 1986 The Middle Ages Series ISBN 978 0 8122 1323 2 R L Wolff und H W Hazard Hrsg The later Crusades 1189 1311 A History of the Crusades volume II University of Wisconsin Press Madison Wisconsin 1969 S 377ff hier online Heinrich Ritter von Zeissberg Leopold VI In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 18 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 388 391 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge 5 Auflage Stuttgart 1980 S 199fDie Kreuzzuge Volkskreuzzug Erster Kreuzzug Kreuzzug von 1101 Norwegischer Kreuzzug Zweiter Kreuzzug Wendenkreuzzug Dritter Kreuzzug Kreuzzug Heinrichs VI Vierter Kreuzzug Albigenserkreuzzug Kinderkreuzzug Funfter Kreuzzug Kreuzzug von Damiette Funfter Sechster Kreuzzug Kreuzzug Friedrichs II Kreuzzug der Barone Sechster Siebter Kreuzzug Hirtenkreuzzug von 1251 Siebter Achter Kreuzzug Kreuzzug des Prinzen Eduard Hirtenkreuzzug von 1320 Kreuzzug gegen Alexandria Kreuzzug von Nikopolis Normdaten Sachbegriff GND 4204866 7 lobid OGND AKS LCCN sh85034386 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzzug von Damiette amp oldid 237033368