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Der Kreuzzug Friedrichs II war der Kreuzzug des romisch deutschen Kaisers Friedrich II nach Jerusalem in den Jahren 1228 bis 1229 Er wird haufig als Abschluss des Kreuzzugs von Damiette betrachtet und entweder mit diesem gemeinsam als Funfter Kreuzzug oder als separater Sechster Kreuzzug gerechnet die Zahlung der nachfolgenden Kreuzzuge verschiebt sich dann entsprechend Sultan al Kamil ubergibt Friedrich II links die Stadt Jerusalem rechts an der Kuppel des Felsendoms zu erkennen Giovanni Villani Chronica 14 Jahrhundert Biblioteca Apostolica Vaticana Rom Cod Chigi L VIII 296 fol 75r In dunkelgelber Farbung das Konigreich Jerusalem gemass dem Vertrag von 1229 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Funfter Kreuzzug 1 2 Friede von Jaffa 1 3 Folgen 2 Nachweise 3 LiteraturGeschichte BearbeitenFunfter Kreuzzug Bearbeiten Papst Innozenz III hatte bereits im Fruhjahr 1213 in seiner Bulle Quia maior zu einem neuen Kreuzzug zur Ruckeroberung Jerusalems von den Muslimen aufgerufen Daraufhin hatte sich Friedrich II anlasslich seiner Konigskronung 1215 gegenuber dem Papst zum Kreuzzug ins Heilige Land verpflichtet hatte den Aufbruch jedoch mehrfach verschieben mussen Der sogenannte Kreuzzug von Damiette war 1217 schon ohne ihn aufgebrochen und 1221 verlustreich gescheitert 1225 hatte Friedrich sein Kreuzzugsgelubde gegenuber dem Papst Honorius III erneuert Als er 1227 seinen Kreuzzug wegen eines Seuchenausbruchs im abreisefertigen Kreuzfahrerheer in Brindisi 1 abermals verschob wurde er von Honorius Nachfolger Gregor IX gebannt Dessen ungeachtet schiffte sich der Kaiser 1228 mit einer relativ kleinen Streitmacht nach Palastina ein Dieser Kreuzzug wurde der einzige welcher friedlich und erfolgreich war Friedrich war in Palermo als Enkel seines normannischen Grossvaters Roger II in einer arabisch gepragten Umgebung multikulturell aufgewachsen Im Heiligen Land trat der gebildete und auch sprachlich versierte Kaiser mit orientalischem Pomp und seiner muslimischen Leibgarde auf und hob sich damit vollig von allen zuvor erschienenen Kreuzfahrern ab Im September 1228 kam Friedrich in Akkon an und nahm umgehend diplomatischen Kontakt zu den Muslimen auf Friede von Jaffa Bearbeiten Der Ayyubiden Sultan von Agypten al Kamil geriet durch die Ankunft eines weiteren Kreuzfahrerheeres in eine schwierige Situation da er gerade Krieg gegen seinen Neffen an Nasir fuhrte dem er sein Erbe die Herrschaft Damaskus streitig machte Daraufhin hatte sich sein Bruder al Aschraf der Herr von Obermesopotamien eingeschaltet Bereits 1227 hatte der Sultan daher sein Angebot von 1219 erneuert er ware unter bestimmten Bedingungen zu einer Ruckgabe Jerusalems bereit Am 18 Februar 1229 fanden beide Seiten einen Kompromiss Im Frieden von Jaffa wurde vereinbart dass die Christen Jerusalem Bethlehem Lydda und wohl auch Nazareth zuruckerhalten sollten Die Muslime sollten den Jerusalemer Tempelberg mit der al Aqsa Moschee und dem Felsendom behalten wo Christen aber kunftig Andachten halten durften Den Muslimen wurde dafur Freizugigkeit im Gebiet um Bethlehem sowie eine eigene Gerichtsbarkeit unter einem Kadi in Jerusalem zugestanden Ausserdem versprach der Kaiser sein Heer die Ordensritter und die Fursten der Kreuzfahrerstaaten von weiteren Kriegshandlungen gegen die Territorien al Kamils abzuhalten Ob der Vertrag den Kreuzfahrern auch die Kustenstadt Sidon und die Burg Toron zuruckgab und ihnen gestattete die Befestigungsanlagen Jerusalems wiederaufzubauen ist unsicher diese Bestimmungen finden sich allein in den christlichen Quellen Jerusalem blieb bis zur Ruckeroberung der Stadt 1244 unbefestigt Noch wahrend der Verhandlungen mit dem Kaiser schloss al Kamil noch Ende 1228 einen Vertrag mit seinen ayyubidischen Verwandten der die Erbstreitigkeiten beendete und ihm den Besitz Palastinas sicherte 2 3 Am 18 Marz 1229 setzte sich Friedrich die Krone von Jerusalem auf wobei es sich nicht um eine echte Kronung handelte da er als Gebannter keine religiose Zeremonie und Weihe empfing Seinen Anspruch auf den Thron Jerusalems leitete er aus dem Recht seiner Ehefrau Isabella II von Brienne ab der Erbin des Konigreichs Jerusalem bzw aus dem Recht ihres gemeinsamen Sohnes Konrad bei dessen Geburt Isabella im April 1228 verstorben war Der Vertrag war bei der christlichen Bevolkerung der Kreuzfahrerstaaten ausserordentlich unbeliebt Das lag weniger daran dass der Kaiser statt durch Krieg mit politischen Mitteln vorgegangen war und dabei den Sultan als faktisch gleichrangig anerkannt hatte ahnliche freundschaftlich diplomatische Kontakte hatten auch Richard Lowenherz und al Kamils Onkel Saladin gepflegt Bedeutend war vielmehr dass der Kaiser aufgrund seiner Exkommunizierung kirchenrechtlich zur Fuhrung eines Kreuzzugs gar nicht berechtigt war Ausserdem hatte er sich militarisch allein auf seine deutschen Ordensritter verlassen die Interessen anderer etwa der zumeist franzosischsprachigen Templer die ihren Stammsitz auf dem Tempelberg nicht zuruckerhielten einfach ignoriert Dass es eine muslimische Enklave im christlichen Jerusalem geben sollte war dem lateinischen Patriarchen Gerold ein Dorn im Auge der in einem Brief an den Papst den angeblich sarazenischen Lebensstil des Kaisers denunzierte und den Vertrag schlicht einen Betrug nannte 4 5 Bei seiner Abreise aus Palastina soll Friedrich daher am 1 Mai 1229 in Akkon von der Bevolkerung wust beschimpft und mit Schlachtabfallen beworfen worden sein 6 Folgen Bearbeiten Friedrich blieb als neuer Konig von Jerusalem nicht im Land sondern liess sich von Statthaltern vertreten Diese stritten sich fortwahrend mit den ortlichen Baronen des Kreuzfahrerstaates um die Vorherrschaft im Konigreich Die daraus resultierenden burgerkriegsartigen Wirren siehe Lombardenkrieg trugen zur weiteren Schwachung der Kreuzfahrerstaaten bei Ob der Friedensvertrag als Zeichen fur Friedrichs Offenheit und Toleranz gegenuber den Arabern und dem Islam zu deuten ist ist in der Forschung umstritten 7 Der in Agypten herrschende Sultan al Kamil hatte jedenfalls auch machtpolitische Grunde fur die Verhandlungen da er gerade einen Feldzug gegen seinen Bruder al Muazzam von Damaskus vorbereitete und eine Storung durch Kreuzfahrer ungelegen kam Der Ausgleich hielt nur so lange wie al Kamil am Leben war und Friedrichs Einfluss auf das Konigreich Jerusalem andauerte Die Nachfolger sorgten dafur dass der alte Gegensatz wieder aufflammte Schon 1244 wurde die Stadt von den Ayyubiden zuruckerobert Der Bann gegen Friedrich II wurde 1231 aufgehoben das Verhaltnis zum Papsttum besserte sich allerdings kaum Nikolaus von Bari hielt nach der Ruckkehr des Kaisers vom Kreuzzug im Jahr 1229 jedoch eine flammende Predigt in der er Friedrich als Helden und das Haus Staufen als Endkaisergeschlecht darstellte Nachweise Bearbeiten Hubert Houben Kaiser Friedrich II 1194 1250 Herrscher Mensch und Mythos Stuttgart W Kohlhammer 2008 Kohlhammer Urban Taschenbucher 618 ISBN 978 3 17 018683 5 S 47 Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge 5 Auflage Kohlhammer Mainz 1980 ISBN 3 17 005744 8 S 210ff Wolfgang Lautemann Manfred Schlenke Mittelalter Reich und Kirche Bayerischer Schulbuch Verlag Munchen 1978 ISBN 3 7627 6057 8 S 522 531 Wolfgang Lautemann Manfred Schlenke Mittelalter Reich und Kirche Bayerischer Schulbuchverlag Munchen 1978 ISBN 3 7627 6057 8 S 524f Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge 5 Auflage Kohlhammer Mainz 1980 ISBN 3 17 005744 8 S 212f Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge 5 Auflage Kohlhammer Mainz 1980 ISBN 3 17 005744 8 S 214 Vgl z B Eberhard Horst Der Sultan von Lucera Friedrich II und der Islam Herder Spektrum 4453 Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1997 ISBN 3 451 04453 6 und die kritische Rezension dazu im Deutschen Archiv fur Erforschung des Mittelalters 56 2 2000 Literatur BearbeitenSiehe auch die Literaturangaben im Artikel Friedrich II Robert Tarek Fischer Die Kreuzzuge der Deutschen Die Staufer und der Glaubenskrieg 1124 1250 Bohlau Verlag Wien 2023 ISBN 978 3 205 21817 3 Bodo Hechelhammer Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II Handlungsspielraume von Kreuzzugspolitik 1215 1230 Mittelalter Forschungen Band 13 Thorbecke Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 4264 7 Zugleich Darmstadt Techn Univ Diss 2000 Neueste Studie uber den Kreuzzug Friedrichs II und seine Politik in dieser Zeit Die Kreuzzuge Volkskreuzzug Erster Kreuzzug Kreuzzug von 1101 Norwegischer Kreuzzug Zweiter Kreuzzug Wendenkreuzzug Dritter Kreuzzug Kreuzzug Heinrichs VI Vierter Kreuzzug Albigenserkreuzzug Kinderkreuzzug Funfter Kreuzzug Kreuzzug von Damiette Funfter Sechster Kreuzzug Kreuzzug Friedrichs II Kreuzzug der Barone Sechster Siebter Kreuzzug Hirtenkreuzzug von 1251 Siebter Achter Kreuzzug Kreuzzug des Prinzen Eduard Hirtenkreuzzug von 1320 Kreuzzug gegen Alexandria Kreuzzug von Nikopolis Normdaten Sachbegriff GND 4139114 7 lobid OGND AKS LCCN sh85034387 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzzug Friedrichs II amp oldid 237000611