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Der Kreuzzug Heinrichs VI im Jahre 1197 98 auch bekannt als Deutscher Kreuzzug war ein von Kaiser Heinrich VI initiierter Kreuzzug als Reaktion auf das Scheitern seines Vaters Friedrich I Barbarossa bei dessen Kreuzzug 1189 90 Heinrich VI starb noch kurz vor Reiseantritt 1197 in Messina Der ausbrechende Streit um die deutsche Thronfolge veranlasste die Kreuzfahrer den Kreuzzug abzubrechen Das Heer war bereits unterwegs nach Palastina wo es den Kustenstreifen zwischen Tyrus und Tripolis mit den Stadten Sidon und Beirut wieder unter christliche Kontrolle brachte bevor es 1198 in die Heimat zuruckkehrte Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Aufruf zum Kreuzzug 3 Verlauf des Kreuzzugs 4 Folgen des Kreuzzugs 5 Literatur 6 AnmerkungenHintergrund BearbeitenIm Jahre 1187 hatte Saladin Jerusalem und weite Teile der Kreuzfahrerstaaten erobert Um diese zuruckzuerobern unternahmen Konig Philipp II August von Frankreich Konig Richard Lowenherz von England und der Kaiser des Heiligen Romischen Reiches Friedrich I Barbarossa den Dritten Kreuzzug Barbarossa ertrank wahrend dieses Feldzugs in Kilikien und sein Kreuzzugsheer loste sich auf Das Heilige Land blieb grosstenteils in muslimischer Hand Barbarossa hatte wahrend des Dritten Kreuzzugs den Thronfolger den damals 24 jahrigen Heinrich VI als Regenten zuruckgelassen Heinrich wurde dessen Nachfolger und 1191 zum Kaiser gekront Durch Gefangennahme von Richard Lowenherz machte er sogar den englischen Konig zu seinem Vasallen Schon 1189 war ihm auch das Konigreich Sizilien durch Erbanspruche seiner Frau zugefallen die er bis 1194 militarisch durchsetzen konnte Die Ruckeroberung Jerusalems fur die Christen sollte auch Papst Coelestin III motivieren Heinrichs VI Anspruche auf Sizilien lehensrechtlich anzuerkennen Dies hatte der Papst bislang verweigert Heinrich vertraute darauf dass ein erneuter Kreuzzug unter Vermeidung der Schwierigkeiten auf die sein Vater gestossen war zum Erfolg fuhren werde 1195 lief auch der von Richard Lowenherz mit Saladin geschlossene Waffenstillstand aus und zudem kam begunstigend hinzu dass seit dem Tod Sultan Saladins im Jahre 1193 dessen Bruder gegen dessen Sohne einen Burgerkrieg um die Nachfolge als Sultan fuhrte die Ayyubiden also geschwacht waren Heinrich hoffte die gewaltige Begeisterung und Eigendynamik des Dritten Kreuzzuges in seinem Reich fur einen erneuten Kreuzzug nutzen zu konnen Kaiser Heinrich beabsichtigte auch die prekare Lage des Byzantinischen Reiches auszunutzen Dieses war von europaischer Seite von serbischen bulgarischen und walachischen Rebellen bedrangt und wurde von kleinasiatischer Seite von Rum Seldschuken uberrannt Zudem hatten die siegreichen Kampfe seines Vaters Byzanz erheblich wirtschaftlich geschwacht Heinrich machte den byzantinischen Kaiser Isaak II Angelos wohl auch fur den Verrat an seinem Vater verantwortlich und hielt diesem die engen Beziehungen zu Konig Tankred von Sizilien vor dem Usurpator auf dem Normannenthron Deshalb scheute Heinrich nicht davor zuruck die Byzantiner zu erpressen um sie an der Finanzierung der Kosten fur seinen Kreuzzug zu beteiligen So forderte Heinrich zunachst Tribut von Kaiser Isaak Isaak wurde im April 1195 von seinem Bruder Alexios III Angelos gesturzt So sollte an seiner Stelle der neue Kaiser Alexios einen jahrlichen Tribut von 16 Zentnern Gold an Heinrich zahlen Byzanz fuhrte zur Erfullung der Forderungen eine Sondersteuer das sogenannte Alamannikon ein Auch der Kalif von Tunis und Tripolis willigte in Tributzahlungen an Heinrich ein Auf dem Reichstag von Gelnhausen im Oktober 1195 erreichten den Kaiser Gesandte des neuen Herrschers von Zypern Amalrich von Lusignan die ihm Amalrichs Huldigung uberbrachten und baten dass Heinrich ihn zum Konig von Zypern krone Furst Leo II von Kleinarmenien stellte kurz darauf eine ahnliche Anfrage Heinrich nahm die Huldigungen an und versprach demnachst personlich die Konigskronung vorzunehmen Aufruf zum Kreuzzug BearbeitenIn der Woche vor Ostern 1195 legte Heinrich in privatem Kreise gegenuber Bischof Johann von Sutri das Gelubde ab einen neuen Kreuzzug zu unternehmen Beim Osterfest 1195 auf dem Reichstag in Bari verkundete er offiziell seine Kreuznahme Ab dem Sommer reiste Heinrich durch Deutschland um unter dem deutschen Adel fur die Teilnahme am Kreuzzug zu werben Ihm folgten bald auch papstliche Legate im August rief Papst Coelestin III den deutschen Klerus offiziell auf den neuen Kreuzzug zu predigen Im Dezember auf dem Reichstag in Worms terminierte Heinrich den Aufbruch zum Kreuzzug auf das Weihnachtsfest 1196 und designierte seinen damals einjahrigen Sohn Friedrich II zu seinem Nachfolger als deutscher Konig Trotz des verlustreichen Scheiterns des deutschen Kontingents beim Dritten Kreuzzug stromte bald ein enormes Kreuzfahrerheer zusammen darunter die Erzbischofe von Mainz und Bremen neun Bischofe funf Herzoge und zahlreiche weitere Adlige Das Kreuzzugsheer soll das Grosste gewesen sein das je unter der Fahne eines einzelnen Fursten organisiert wurde Der Chronist Arnold von Lubeck beziffert das Heer auf 60 000 Mann 1 darunter 400 Kreuzfahrer aus Lubeck Das von Heinrich ausgerustete Soldnerkontingent umfasste wohl ca 6 000 Mann davon 1 500 Ritter 2 Gerade als sich das Kreuzzugsheer in den Hafen Suditaliens und Siziliens sammelte wurde eine gross angelegte Verschworung des sizilisch normannischen Adels gegen die neue kaiserlich staufische Herrschaft bekannt Heinrich der dabei durch ein Attentat ermordet werden sollte liess die Revolte von seinen Kreuzzugstruppen mit aller Harte niederschlagen Verlauf des Kreuzzugs BearbeitenWahrend sich sein Heer bereits nach Palastina einschiffte starb Heinrich VI am 28 September 1197 im Alter von knapp 32 Jahren in Messina moglicherweise an der Ruhr vielleicht aber auch infolge eines Mordanschlags Der Kreuzzug nahm daraufhin einen anderen Verlauf Seit Marz 1197 waren bereits einige Teile des Heeres nach und nach Richtung Akkon in See gestochen Im August hatte das Kreuzfahrer Kontingent aus Sachsen und dem Rheinland unter der Fuhrung von Pfalzgraf Heinrich von Braunschweig und dem Erzbischof von Bremen Hartwig II von Utlede nach Zwischenhalten in Norwegen England und Portugal mit 44 Schiffen Messina erreicht Diese vereinigten sich mit dem noch in Suditalien befindlichen Hauptteil des Kreuzzugsheeres und segelten unter dem Kommando von Reichskanzler Konrad von Querfurt und Reichshofmarschall Heinrich von Kalden nach Palastina ab Sie erreichten am 22 September 1197 Akkon Ein Teil der Flotte machte unterwegs in Zypern Halt wo Konrad von Querfurt Amalrichs Huldigung entgegennahm und ihn zum Konig von Zypern kronte Die Kreuzfahrer sammelten sich bis Anfang September 1197 in Akkon wo sie fur einige Unruhe sorgten und den Unmut der franzosischen Herren der Stadt auf sich zogen Die deutschen Fursten im Kreuzfahrerheer lehnten Heinrich von Kalden als Anfuhrer ab und wahlten Heinrich I von Brabant an dessen Stelle Unter ihm schlugen sie dann ihr Lager in Tyrus auf und begannen einen Feldzug der die muslimischen Piraten aus Beirut vertreiben und die syrische Kuste zwischen Tyrus und Tripolis verbinden sollte Sie besetzten Sidon und erreichten am 24 Oktober Beirut das sie ebenfalls besetzten Den Aufenthalt in Beirut nutzten sie dazu die Kandidatur Amalrichs von Zypern fur den Thron des Konigreichs Jerusalem zu unterstutzen Die folgende Kronung Amalrichs eines Vasallen des Kaisers zum Konig von Jerusalem starkte den deutschen Einfluss auf das Heilige Land nachhaltig Sie eroberten Gibelet und stellten so die Landverbindung zur Grafschaft Tripolis wieder her Anschliessend drangen sie ins Hinterland Richtung Damaskus vor wo sie ab November 1197 die Burg Toron belagerten Bereits in Beirut hatten die Kreuzfahrer erste vage Geruchte erreicht dass der Kaiser gestorben sei wahrend der Belagerung von Toron bestatigte sich die Meldung vom Tod des Kaisers Konrad von Querfurt verlor durch die Meldung sein Amt als Reichskanzler da dieses an die Person des Kaisers gebunden war und bis zum Sommer 1198 waren die meisten Adligen zuruck nach Europa aufgebrochen um im Reich ihre Lehensrechte gegenuber dem Nachfolger Heinrichs zu sichern Bevor die letzten Kreuzfahrer im Juli 1198 abzogen schlossen sie einen funfjahrigen Waffenstillstand mit dem Ayyubiden Sultan al Adil I der den Kreuzfahrern d h dem Konigreich Jerusalem ihre Eroberungen bestatigte Die eroberten Landereien wurden von Konig Amalrich II von Jerusalem an lokale Adlige vergeben Die Herrschaft Beirut wurde als Lehen an Johann I von Ibelin vergeben Die Grafschaft Sidon ging an deren alten Inhaber Rainald Garnier Die Herrschaft Gibelet als Teil der Grafschaft Tripolis ging an Guido I Embriaco Auf seinem Ruckweg in die Heimat besuchte der Mainzer Erzbischof Konrad von Wittelsbach Anfang 1198 den Fursten Leo II in Tarsus und kronte ihn zum ersten Konig von Kleinarmenien Folgen des Kreuzzugs BearbeitenDer fruhe Tod Heinrichs beendete abrupt dessen ambitionierte Plane Die von ihm mit veranlasste weitere Schwachung von Byzanz bereitete allerdings den Weg fur die Eroberung Konstantinopels durch den Vierten Kreuzzug 1204 Der funfjahrige Waffenstillstand mit den Muslimen wurde durch Uberfalle von beiden Seiten gestort aber dennoch 1204 um sechs Jahre verlangert als klar wurde dass der Vierte Kreuzzug Palastina nicht erreichen wurde Seit dem Kreuzzug Heinrichs VI konzentrierten sich die deutschen Adligen auch wieder verstarkt auf die mit dem Wendenkreuzzug 1147 begonnene Eroberung der heidnischen Gebiete jenseits der Elbe in Preussen und im Baltikum Mit der Unterstutzung vieler Teilnehmer dieses Kreuzzuges wurde im Marz 1198 die 1190 wahrend der Belagerung von Akkon gegrundete Hospitalgenossenschaft in den Deutschen Orden umgewandelt Literatur BearbeitenPeter Csendes Heinrich VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1993 Robert Tarek Fischer Die Kreuzzuge der Deutschen Die Staufer und der Glaubenskrieg 1124 1250 Bohlau Verlag Wien 2023 ISBN 978 3 205 21817 3 Edgar N Johnson The Crusades of Frederick Barbarossa and Henry VI In Robert Lee Wolff Harry W Hazard Hrsg The later Crusades 1189 1311 A History of the Crusades 2 University of Wisconsin Press Madison 1969 S 87ff hier online Claudia Naumann Der Kreuzzug Heinrichs VI Peter Lang Frankfurt a M 1994 Hartmut Jericke Kaiser Heinrich VI Der unbekannte Staufer Muster Schmidt Gleichen 2008 Anmerkungen Bearbeiten Diese Zahl erscheint aus heutiger Sicht ubertrieben Vgl Johnson The Crusades of Frederick Barbarossa and Henry VI S 120Die Kreuzzuge Volkskreuzzug Erster Kreuzzug Kreuzzug von 1101 Norwegischer Kreuzzug Zweiter Kreuzzug Wendenkreuzzug Dritter Kreuzzug Kreuzzug Heinrichs VI Vierter Kreuzzug Albigenserkreuzzug Kinderkreuzzug Funfter Kreuzzug Kreuzzug von Damiette Funfter Sechster Kreuzzug Kreuzzug Friedrichs II Kreuzzug der Barone Sechster Siebter Kreuzzug Hirtenkreuzzug von 1251 Siebter Achter Kreuzzug Kreuzzug des Prinzen Eduard Hirtenkreuzzug von 1320 Kreuzzug gegen Alexandria Kreuzzug von Nikopolis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzzug Heinrichs VI amp oldid 237000353