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Balduin der Konstantinopolitaner lat Balduinus Constantinopolitanus Juli 1171 in Valenciennes nach 20 Juli 1205 in Tarnowo Bulgarien 1 war seit 1194 ein Graf von Flandern Balduin IX und seit 1195 ein Graf von Hennegau Balduin VI Ab 1202 war er einer der wichtigsten militarischen Fuhrer des Vierten Kreuzzuges Nach der Eroberung von Konstantinopel 1204 wurde er zum ersten Kaiser des Lateinischen Reiches Balduin I gewahlt Balduin I von Konstantinopel Reiterstandbild in Mons Belgien Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Graf von Flandern und Hennegau 3 Lateinischer Kaiser 4 Kinder und Nachfolge 5 Der falsche Balduin 6 Literatur 7 Anmerkungen 8 WeblinksFruhe Jahre BearbeitenBalduin war der alteste Sohn des Grafenpaares Balduin V von Hennegau und Margarete I von Flandern Noch im Jahr seiner Geburt wurde er auf Vermittlung seines Onkels Graf Philipp von Flandern mit Maria von der Champagne verlobt 2 Dieses Verlobnis wurde am 14 Mai 1181 in Provins erneuert und am 6 Januar 1186 durch eine Hochzeit vollzogen 3 Nach dem Tod des Onkels 1191 urkundete er noch im selben Jahr in Lille erstmals als zukunftiger Graf von Flandern 4 Am 1 August 1194 kampfte er an der Seite seines Vaters in der siegreichen Schlacht von Noville gegen den Herzog von Limburg 5 Am 15 November 1194 starb Balduins Mutter worauf er als deren Erbe in der Grafschaft Flandern nachfolgen konnte Am 5 Januar 1195 urkundete er erstmals auf dem Feld zwischen Aalst und Erpe mit der entsprechenden graflichen Titulatur Balduinus Flandrensium comes 6 Nachdem am 17 Dezember 1195 auch der Vater gestorben war beerbte er diesen als Graf des Hennegaus Graf von Flandern und Hennegau Bearbeiten nbsp Urkunde zur Huldigung Graf Balduins IX gegenuber Konig Philipp II in Compiegne 1196Balduin nahm Besitz von einem stark verkleinerten Flandern da sein Onkel einen grossen Teil darunter auch das Artois im Norden Frankreichs an Balduins Schwester Elisabeth auch Isabella genannt bei ihrer Heirat mit Konig Philipp II von Frankreich als Mitgift vergeben hatte weitere bedeutende Stucke gingen an seine eigene Frau Als Elisabeth 1190 starb behielt Philipp II die Mitgift die spater Elisabeths Sohn erhalten sollte Zunachst aber verbundete er sich 1185 mit Philipp II gegen Richard Lowenherz und nahm an den Kampfen um Issoudun und Aumale teil Obwohl er im Jahr zuvor gegenuber Philipp II in Compiegne die Huldigung geleistet hatte vollzog Balduin 1197 einen Seitenwechsel und verband sich in Les Andelys mit Richard Lowenherz Ursachlich hierfur war sein Anspruch auf die Provinz Artois die nach dem Tod seiner Schwester Elisabeth an die Krone ubergegangen war was Balduin nicht anerkannte Im Juli 1197 begann er eine Invasion im Artois da Philipp II August seine Anstrengungen auf den Kampf gegen Richard Lowenherz konzentrierte konnte Balduin bis 1199 Lillers Aire und Saint Omer erobern Mit dem romisch deutschen Konig Otto IV gewann er 1198 einen weiteren Verbundeten Seine Eroberungen bekam Balduin 1200 im Frieden von Peronne bestatigt Einen Monat nach dem Friedensschluss mit Philipp am 23 Februar 1200 nahm Balduin das Kreuz Er verbrachte die nachsten beiden Jahre mit den Vorbereitungen und brach am 14 April 1202 zum Vierten Kreuzzug auf Um den Hennegau in geordnetem Zustand zu hinterlassen gab er zwei bemerkenswerte Chartas heraus Die eine enthielt ein detailliertes Strafgesetzbuch und scheint auf einer heute verlorenen Charta seines Vaters zu basieren Die andere legte eine genaue Nachfolgeregelung fest Beide Chartas sind wesentlicher Teil der gesetzgebenden Tradition in diesem Teil Europas geworden Balduin liess eine zweijahrige Tochter und seine schwangere Ehefrau Marie zuruck die von 1202 bis 1203 Regentin in Flandern und Hennegau war und ihrem Mann nach der Geburt der zweiten Tochter Anfang 1203 mit einer flamischen Flotte hinterherreiste Beide erwarteten eine Ruckkehr in wenigen Jahren tatsachlich aber sahen sie ihre Heimat und ihre Tochter nicht wieder Nachfolger Maries als Regenten wurden ab 1203 Balduins jungerer Bruder Philipp von Namur in Flandern und Balduins Onkel Wilhelm von Thy ein unehelicher Sohn des Grafen Balduin IV von Hennegau im Hennegau In der Zwischenzeit waren die Kreuzfahrer bis Konstantinopel gelangt hatten die Stadt eingenommen und geplundert sowie die Entscheidung getroffen ein Lateinisches Kaiserreich zu errichten Lateinischer Kaiser BearbeitenDie Kaiserkrone wurde Enrico Dandolo angeboten dem Dogen von Venedig der sie jedoch ablehnte Zur Wahl standen nun Balduin und Bonifatius von Montferrat Am 9 Mai 1204 wurde Balduin gewahlt am 16 Mai gekront Er war jung galant fromm und tugendhaft einer der wenigen die ihre Gelubde streng beachteten und der popularste unter den Anfuhrern des Kreuzzuges Balduins Ehefrau Marie war in Unkenntnis der Ereignisse ins Heilige Land nach Akkon gesegelt Dort erfuhr sie von seiner Wahl zum Kaiser sie starb im August 1204 an einer Krankheit Das Lateinische Kaiserreich wurde nach feudalen Prinzipien organisiert Der Kaiser stand uber den Fursten die Teile des eroberten Landes als Lehen erhielten Sein eigenes Territorium sollte aus der Stadt Konstantinopel den benachbarten Gebieten in Europa und Asien sowie einigen entlegenen Distrikten und Inseln wie Lemnos Lesbos Chios und Tenos bestehen die noch erobert werden sollten Auch war der Widerstand der Griechen in Thrakien zu brechen und Thessaloniki zu sichern Bei dieser Unternehmung im Sommer 1204 stiess Balduin mit Bonifatius zusammen dem unterlegenen Kandidaten bei der Kaiserwahl dem mit dem Lateinischen Konigreich Thessalonike ein grosses Territorium in Makedonien versprochen worden war Bonifatius hoffte sich vom Kaiser unabhangig machen zu konnen und keine Huldigungen fur sein Reich abgeben zu mussen deshalb opponierte er gegen Balduins Plan gegen Thessaloniki zu marschieren Der Gegensatz zwischen Flamen und Lombarden vergrosserte den Streit Balduin bestand darauf nach Thessaloniki zu gehen Bonifatius hingegen belagerte Adrianopel wo Balduin einen Statthalter eingesetzt hatte ein Burgerkrieg schien unvermeidlich Enrico Dandolo und Ludwig von Blois brachten schliesslich eine Ubereinkunft zustande nach der Bonifatius Thessaloniki als Lehen vom Kaiser nahm und gleichzeitig Befehlshaber der Truppen wurde welche die noch nicht unterworfenen Teile Griechenlands erobern sollten Im folgenden Winter 1204 05 fuhrten die Kreuzfahrer Krieg in Bithynien an dem auch Balduins Bruder Heinrich teilnahm Im Februar 1205 rebellierten die Griechen in Thrakien wobei sie Unterstutzung von Kalojan Asen dem Zaren der Bulgaren erhofften dessen Bundnisangebote Balduin zuruckgewiesen hatte Sie verjagten die Garnison von Adrianopel worauf Balduin Enrico Dandolo Ludwig von Blois und der spatere Chronist Gottfried von Villehardouin die Stadt belagerten Kalojan sandte zum Entsatz eine Armee die derjenigen der Kreuzfahrer zahlenmassig weit uberlegen war Die frankischen Ritter wurden am 14 April 1205 in der Schlacht von Adrianopel geschlagen Ludwig von Blois fiel Kaiser Balduin wurde gefangen genommen und in die bulgarische Hauptstadt Tarnowo verbracht wo er in dem heute nach ihm benannten Balduin Turm der Festung Zarewez interniert wurde Balduins Schicksal war einige Zeit unklar und so ubernahm sein Bruder Heinrich die Regentschaft Mitte Juli schrieb Zar Kalojan an Papst Innozenz III dass Balduin in der Gefangenschaft gestorben sei Kinder und Nachfolge BearbeitenZum zweiten Lateinischen Kaiser wurde am 20 August 1206 Balduins Bruder Heinrich gekront In Flandern war umstritten ob Balduin tatsachlich gestorben sei deshalb blieb Balduins Bruder Philipp I von Namur Regent Schliesslich wurden Balduins Tochter Johanna und Margarete Grafinnen von Flandern Der falsche Balduin BearbeitenZwanzig Jahre spater 1225 trat in Flandern ein Mann auf der vorgab Balduin zu sein Sein Anspruch wurde in Flandern von verschiedenen gegen die Grafin Johanna opponierenden Rebellen anerkannt und unterstutzt Eine Anzahl von Menschen die Balduin personlich gekannt hatten trafen den angeblichen Grafen und Kaiser und wiesen seinen Anspruch zuruck er wurde 1226 hingerichtet Literatur BearbeitenWalther Kienast Balduin VI In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 552 f Digitalisat John C Moore Baldwin IX of Flanders Philip Augustus and the Papal Power in Speculum 37 1 1962 79 89 Wolfgang von Rintelen Balduin I in Biographisches Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bd 1 Munchen 1974 S 129 f Alexios G Savvides Benjamin Hendrickx Hrsg Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization Vol 2 Baanes Eznik of Kolb Brepols Publishers Turnhout 2008 ISBN 978 2 503 52377 4 S 14 16 Franz Xaver von Wegele Balduin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 2 Duncker amp Humblot Leipzig 1875 S 9 11 Robert Lee Wolff Baldwin of Flanders and Hainault First Latin Emperor of Constantinople His Life Death and Resurrection 1172 1255 Speculum Band 27 Ausgabe 3 Juli 1952 S 281 322 Anmerkungen Bearbeiten Der Beiname hat erst in der neuzeitlichen Geschichtsschreibung Eingang gefunden So zum Beispiel bei Jacques de Meyer Commentarii sive annales rerum Flandricarum Antwerpen 1561 S 60 Zum Geburtsdatum und Geburtsort vgl Gislebert von Mons Chronicon Hanoniense in MGH SS 21 S 519 Vgl Gislebert von Mons Chronicon Hanoniense in MGH SS 21 S 519f Vgl Gislebert von Mons Chronicon Hanoniense in MGH SS 21 S 530 550 Vgl Foppens J F Auberti Miraei opera diplomatica et Historica Bd 2 1723 S 836 Vgl Gislebert von Mons Chronicon Hanoniense in MGH SS 21 S 587 Vgl De Smet J J Corpus chronicorum Flandriae Bd 2 1841 S 806f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Balduin I Lateinisches Kaiserreich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien VorgangerAmtNachfolgerMargarete I Graf von Flandern nbsp 1194 1205JohannaBalduin V Graf von Hennegau nbsp 1195 1205Johanna Lateinischer Kaiser nbsp 1204 1205HeinrichNormdaten Person GND 118652079 lobid OGND AKS LCCN no2011013253 VIAF 267818624 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Balduin I ALTERNATIVNAMEN Balduin IX Graf von Flandern Balduin VI Graf von HennegauKURZBESCHREIBUNG Kaiser des Lateinischen Kaiserreichs von KonstantinopelGEBURTSDATUM Juli 1171GEBURTSORT ValenciennesSTERBEDATUM nach 20 Juli 1205STERBEORT Tarnowo Bulgarien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Balduin I Lateinisches Kaiserreich amp oldid 234107294