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Ein Konsulardiptychon ist ein aus Elfenbein geschnitztes Diptychon das nach einem kaiserlichen Erlass aus dem Jahr 384 ausschliesslich romische Konsuln in Auftrag geben durften Die wertvollen Schreibtafeln verschenkten die Wurdentrager jeweils kurz nach ihrem Amtsantritt am 1 Januar an hochgestellte Freunde 1 Konsulardiptychon des Manlius Boethius 487 n Chr BresciaKonsulardiptychon des Flavius Constantius Elfenbein Westromisches Reich 417 Domschatz Halberstadt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bedeutung 3 Datierung 4 Aussehen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenKlappbare mit Wachs beschichtete Schreibtafeln aus Holz oder Metall waren in der Antike weit verbreitet Waren sie aus Elfenbein gefertigt wurden sie auch als libri elephantini bezeichnet 2 Ab dem spaten 4 Jahrhundert kamen reich verzierte zweiflugelige Prunktafeln in Mode mit denen sich hohe kaiserliche Beamte bei Freunden erkenntlich zeigen und aufwendige von ihnen finanzierte Zirkusspiele bildlich in Erinnerung halten wollten Kaiser Theodosius I erliess daraufhin 384 ein Edikt Codex Theodosianus 15 9 1 wonach Elfenbeintafeln nur noch Konsuln zustanden auch das Verschenken von Seidenstoffen wurde Privatpersonen verboten Weniger hochrangige Beamte mussten fortan entweder eine Ausnahmegenehmigung beantragen oder auf weniger reprasentative Materialien ausweichen 3 Die Wirksamkeit dieses Edikts ist jedoch anzuzweifeln da auch danach noch Elfenbein Diptychen fur Beamte unterhalb des konsularischen Rangs hergestellt wurden 4 Bedeutung BearbeitenIn der Spatantike amtierten jahrlich zwei Konsuln einer in Westrom mit Sitz in Rom einer in Ostrom mit Sitz in Konstantinopel Um sich gleich nach dem Amtsantritt am 1 Januar grosszugig zu zeigen ihre auch finanzielle Macht zu demonstrieren und dabei politisch wichtige Personlichkeiten gewogen zu halten gaben die Konsuln die Konsulardiptychen als reprasentative Schreibgerate in Auftrag Aussen waren die Elfenbeintafeln die mit Riemen Schnuren oder Stangenscharnieren miteinander verbunden waren aufwandig verziert teilweise polychrom bemalt und haufig mit Namen und samtlichen Titeln des Stifters versehen Die Innenseiten waren mit Wachs beschichtet einem weichen Material das mit Schreibgriffeln geritzt werden konnte um sich Notizen zu machen Die Tafeln sind bis zu 40 cm hoch Insgesamt sind 44 solcher kostbaren Kunsthandwerksarbeiten uberliefert die auf die Jahre 406 bis 541 datiert werden konnten 34 dieser Tafeln sind Konsuln namentlich zugeordnet worden bei den ubrigen fehlen die notigen Angaben Die Konsulardiptychen aus dem 5 Jahrhundert stammen fast ausnahmslos aus Rom die des 6 Jahrhunderts aus Konstantinopel was mit dem Untergang Westroms im Zuge der Volkerwanderung zu erklaren ist wenngleich das Konsulat in Rom erst 534 offiziell abgeschafft wurde Im Mittelalter wurden Konsulardiptychen teilweise zu christlichen Andachtsbildern umgearbeitet so wurde aus einem bartlosen Konsul ein bartiger Petrus aus antiker Bogenarchitektur eine Kirche 5 Die karolingische Elfenbeinkunst orientiert sich stark an Konsulardiptychen 6 Datierung Bearbeiten nbsp Konsulardiptychon des Justinus 540 n Chr Links der Name des Konsuls rechts seine Wurden V ir INL ustris C omes DOM esticorum ET CONS ul ORD inarius Das alteste erhaltene Konsulardiptychon ist das im Domschatz von Aosta aufbewahrte Diptychon des Probus Konsul im Jahr 406 7 Das jungste Exemplar wurde von Anicius Faustus Albinus Basilius fur sein Konsulat im Jahr 541 in Auftrag gegeben Ab 542 wurde das Konsulat in Konstantinopel nicht mehr besetzt und damit faktisch abgeschafft Danach schmuckten sich nur noch gelegentlich die Kaiser nach ihrem Amtsantritt aus zeremoniellen Grunden einige Tage mit dem Titel eines Konsuls Aussehen BearbeitenDie Konsuln liessen sich in Festkleidung mit der reich verzierten in der Spatantike ublichen toga picta mit dem Zepter in der linken Hand und auf einem Thron sitzend darstellen Gelegentlich halten sie in der rechten Hand die mappa circensis ein gefaltetes Tuch mit dem das Zeichen zur Eroffnung von Zirkusspielen gegeben wurde eine Amtshandlung die fur Konsuln der Spatantike typisch war Szenen aus dem Zirkus sind manchmal auch unterhalb des Throns zu finden daruber Genien Putten die Geld ausschutten oder Portrat Medaillons Clipeus etwa vom regierenden Kaiserpaar Kaiser Justinian I liess sich sogar christusgleich abbilden um die sakrale Wurde des Kaisertums zu unterstreichen 8 Die jeweiligen Bilder auf den Konsulardiptychen werden als staatliche Verlautbarungen interpretiert da sie uber das Staats und Selbstverstandnis der Stifter Auskunft geben 9 Literatur BearbeitenRichard Delbruck Die Consulardiptychen und verwandte Denkmaler Studien zur spatantiken Kunstgeschichte Band 2 Text und Tafelband De Gruyter Berlin Leipzig 1929 Heinrich Fuhrmann Studien zu den Consulardiptychen und verwandten Denkmalern I In Romische Mitteilungen Band 54 1934 Gerhart Egger Zum Datierungsproblem in der spatantiken Kunst In Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien Band 64 1968 Wolfgang Fritz Volbach Elfenbeinarbeiten der Spatantike und des fruhen Mittelalters 3 Auflage Mainz 1976 Hanns Gabelmann Der Tribunaltypus der Consulardiptychen und seine Vorgeschichte In Classica et Provincialia Festschrift fur Erna Diez Graz 1978 Kathleen J Shelton The Diptych of the Young Office Holder In Jahrbuch fur Antike und Christentum Band 25 1982 Alan Cameron Consular Diptychs in their Social Context New Eastern Evidence In Journal of Roman Archaeology Band 11 1998 S 384 403 Cecilia Olovsdotter The Consular Image An Iconological Study of the Consular Diptychs British Archaeological Reports International Series Band 1376 Oxford 2005 Alan Cameron The Origin Context and Function of Consular Diptychs In Journal of Roman Studies Band 103 2013 S 174 207 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konsulardiptychen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Kunstlexikon von P W Hartmann 1 Elfenbein in der spatantiken Schmuckherstellung 2 Alexander Puk Das romische Spielewesen in der Spatantike De Gruyter Berlin 2014 S 189 Alan Cameron und Diane Schauer The Last Consul Basilius and his Diptych in Journal of Roman Studies Bd 72 1982 S 126 145 Ludwig von Sybel Christliche Antike Einfuhrung in die altchristliche Kunst Bd 1 Marburg 1906 S 236 Jessica Muller Orientierung an der spatantiken Elfenbeinkunst in karolingischer Zeit Ein kunstlerisches Mittel der Bildungsreform Karls des Grossen Hauptseminar Hausarbeit Grin Verlag Munchen 2015 S 6 f Falls das seit Richard Delbrueck fur Stilicho in Anspruch genommene aber nicht durch eine Inschrift gesicherte Diptychon in Monza sich tatsachlich auf dessen Konsulat im Jahr 400 bezieht ware es das fruheste Konsulardiptychon Doch die Ikonographie ohne Toga Szepter Mappa fallt sehr aus der Reihe der ubrigen Konsulardiptychen heraus und fur zahlreiche Bildelemente lassen sich griechisch romische Parallelen benennen sodass man sie nicht unbedingt auf den vandalischen Heermeister beziehen muss Rainer Warland sieht es daher als Diptychon nicht Konsulardiptychon eines hochrangigen Militars magister militum oder comes domesticorum mit Frau und Sohn an Rainer Warland Ein Bildnis Stilichos Das Diptychon von Monza In Claus Hattler Red Badisches Landesmuseum Karlsruhe Hrsg Das Konigreich der Vandalen Erben des Imperiums in Nordafrika Philipp von Zabern Mainz 2009 ISBN 978 3 8053 4083 0 S 98 Mischa Meier Justinian Herrschaft Reich und Religion C H Beck Munchen 2004 S 109 Hans Belting Bild und Kult Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst C H Beck Munchen 2004 S 125 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konsulardiptychon amp oldid 237260622