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Dieser Artikel behandelt die Textilie Damast Damaststahl steht auch fur Damaszener Stahl Damast aus dem Italienischen nach arabisch دمشق dimasq Name der Stadt Damaskus ist ein Gewebe bei dem sich kett und schusssichtige Partien abwechseln wodurch es moglich ist figurliche Muster aller Art einzuweben Die Muster konnen beliebig uber die Webbreite verteilt werden Damaste werden ublicherweise an speziellen Webstuhlen mit Zugeinrichtungen hergestellt Einfarbiger echter DamastZweifarbiger Damast mit deutlich erkennbaren abgestuften StichenAufgrund der aufwendigen Webtechnik und der grossen Zugbelastung auf die Kettfaden werden Damaste nur aus sehr hochwertigen und glatten glanzenden Materialien angefertigt fruher Seide feines Kammgarn und Leinen ab dem 20 Jahrhundert uberwiegend aus merzerisierter Baumwolle Das Gewebe kann in Kette und Schuss gleichfarbig sein dann ist das eingewobene Muster nur unter schragem Lichteinfall gut erkennbar die Musterung kann aber auch durch andersfarbigen Schuss hervorgehoben werden Populare Anwendungen sind einfarbige Tischtucher und Bettwasche Inhaltsverzeichnis 1 Webtechnik allgemein 1 1 Zampelsystem 1 2 Harnischsystem 2 Andere Webtechniken am Zugwebstuhl 3 Geschichte 4 Literatur 5 Film 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseWebtechnik allgemein Bearbeiten nbsp Harnisch Zugwebstuhl Blick auf die Harnischschnure mit markierten SchnurschlingenZum Weben von echtem Damast benotigt man nur ein Kettsystem aber zwei Schaft bzw Aushebungssysteme die Grundschafte und die Musterschafte Die Grundbindung auf den Grundschaften oder dem Vordergeschirr soll keinen wahrnehmbaren Grat aufweisen Daher werden eingesetzt Kreuzkoper funfbindiger Atlas sechsbindiger Atlas achtbindiger AtlasDie Musterung wird auf Grundlage der Stiche durchgefuhrt das heisst Fadengruppen die in einer Litze auf den Musterschaften angeordnet werden Die Anzahl der Kettfaden in einem Stich hangt von der verwendeten Grundbindung ab bei Kreuzkoper bilden vier Faden einen Stich bei funfbindigem Atlas funf Kettfaden bei sechsbindigem Atlas sechs Kettfaden und bei achtbindigem Atlas acht Kettfaden Die Litzen des Mustergeschirrs hangen nur oben in einer Schaftleiste und werden unten jeweils einzeln mit Gewichten Loten beschwert die fur eine automatische Senkung sorgen Beim Ausheben der Stiche entsteht ein Kreuz Fach Damit sich dieses auch noch vor den Grundschaften ausbildet so dass ein Weberschiffchen durchgeschossen werden kann mussen die Litzen auf den Grundschaften extrem lange Augen bis 8 cm Lange besitzen Trotzdem ist das Fach erheblich kleiner als ublich weshalb spezielle sehr niedrige Damastschiffchen verwendet werden Die Musterschafte mussen eine angemessene Entfernung von den Grundschaften einhalten Dafur muss der Webstuhl verlangert sein Die Webtechnik bedingt dass die Darstellung figurlicher Motive in quadratischen Pixeln erfolgt das heisst der Umriss der Muster ist stufenformig ausgebildet Dies liegt daran dass fur jeden ausgehobenen Stich ein voller Rapport der Grundbindung gewebt werden muss Je grosser die Anzahl der Kettfaden in einem Stich desto grober und stufiger wird das Muster Daher sind bei 6 bindigem und 8 bindigem Atlas auch halbe Stiche von drei bzw vier Kettfaden moglich Zampelsystem Bearbeiten Die Zugschnure jedes Musterschafts fuhren nach oben werden in einem Lochbrett geordnet und uber dem Webstuhlaufbau nach vorne vor die Kammlade gefuhrt Jede Zugschnur endet in einem Handgriff dem Zampel Die Zampel sind etwas uber Augenhohe des Webers nach der Reihenfolge der Musterschafte so angeordnet dass der Weber gezielt einen oder mehrere Musterschafte durch Ziehen und Einhaken des Zampels heben kann Die eingewobenen Motive verteilen sich abhangig vom Einzug der Stiche auf den Musterschaften geradedurch oder im Zickzack gleichartig uber die gesamte Webbreite oder jeweils gegeneinander gespiegelt Die Zahl der Zampel bzw Musterschafte begrenzt die Moglichkeiten der Musterung Bei zum Beispiel 100 Zampeln kann ein einzelnes Figurenmotiv wie eine Rosenblute maximal 100 Stiche breit sein Bei einem 8 schaftigen Atlas und einer angenommenen Kettdichte von 40 Faden pro Zentimeter waren funf Stiche pro Zentimeter und 20 cm Gesamtbreite des Motivs moglich bei einem 5 schaftigen Atlas acht Stiche pro Zentimeter aber nur 12 5 cm Gesamtbreite des einzelnen Motivs Harnischsystem Bearbeiten Jede einzelne Fadengruppe Stich auf den Musterschaften bekommt eine eigene Harnischschnur die in einer Schnurschlaufe endet Es ist daher moglich uber die Gewebebreite unabhangig voneinander jeden einzelnen Stich auszuheben und so zum Beispiel Schriften oder ahnliche nicht repetierende Motive einzuweben Die Reihenfolge der Litzen auf den Musterschaften ist im Gegensatz zum Zampelsystem vollig gleichgultig Der hoheren Flexibilitat des Systems steht der Aufwand entgegen der fur das Ausziehen eines einzigen Rapports erforderlich ist Die Harnischschnure konnen entweder nach vorn zum Weber und zur Seite gefuhrt werden wo sie von einer Hilfskraft ausgezogen werden konnen Andere Webtechniken am Zugwebstuhl Bearbeiten Hauptartikel Jacquardwebstuhl Mit einem Jacquardaufsatz kann jeder einzelne Kettfaden unabhangig voneinander gehoben werden Die Hebungen werden durch Lochkarten gesteuert Die figurlichen Motive eines nach dem Erfinder Jacquard genannten Gewebes besitzen daher nicht abgestufte sondern glatt verlaufende Konturen wodurch Jacquard Stoffe leicht von echtem Damast zu unterscheiden sind nbsp Vierfarbiger Lampas aus Seide als Futteral der Krone Stefan Bocskais persisch um 1600 Wiener Schatzkammer nbsp Modernes vierfarbiges Taquete GewebeEbenfalls an Zugwebstuhlen wurden Bindungsarten wie Samitum Taquete und Lampas hergestellt die mit zwei Kettsystemen arbeiten und damit bis zu vierfarbig gemusterte Gewebe ermoglichen Lampas wird mit einer Hauptkette in Leinwand Koper und Atlasbindung und einer Bindekette fur die Bildmusterung Figurschusse gewebt tritt in italienischen spanischen und franzosischen Geweben des spaten Mittelalters bzw der Renaissance auf und wird heute fur schweren Mobelstoff oder fur Paramente eingesetzt Im Gegensatz dazu hat die Hauptkette beim Samitum keine Bindungsfunktion die verschiedenen Einschusse erfolgen in beiden Kettsystemen gleichartig in Leinwand und Koperbindung 1 Geschichte BearbeitenDamast wurde zuerst in China produziert Sein Gebrauch verbreitete sich uber Indien Persien und Syrien auf der Seidenstrasse bis nach Europa hinein Wahrend des 12 Jahrhunderts wurde der in Damaskus produzierte Stoff so popular dass der Stoff den Stadtnamen ubernahm In Grossschonau in der Oberlausitz wurde 1666 erstmals in Deutschland Damast gewebt 2 Die Grossschonauer Bruder Friedrich und Christoph Lange lernten das Damastweben in den Niederlanden kennen Sie brachten die Technologie mit in ihren Heimatort der sich daraufhin zum Zentrum der deutschen Damastherstellung entwickelte Seit der Regierung Kurfurst Johann Georg II 1656 1680 hat sich allda die gezogene das bedeutet Muster Weberei dergestalt fortgepflanzt dass selbige verdient beschrieben zu werden 1725 schreibt der Rath von Zittau Gross Schonau gehorte der Stadt Zittau an den Oberamtshauptmann zu Budissin Bautzen dass Anno 1666 als eine noch nie im Lande gewesene Fabrik durch 2 Zwillichtweber die Gebruder Lange die Niederlandische Damast Wurckerey glucklich hereingebracht und in Gross Schonau etablirt worden sei Diese Kunst wurde wiederholt durch Gesetze vor Weiterverbreitung geschutzt ausserdem erhielten die Weber noch verschiedene Privilegien 3 Im Jahre 1832 betrug die Zahl der gangbaren Stuhle in den Weberhausern Grossschonaus 950 Der Warenwert der 1832 gewebten Damaste betrug etwa eine halbe Million Taler S 63 Nirgendwo in Deutschland wurde in den folgenden zwei Jahrhunderten mehr kostbare Damasttischwasche gewebt als in Grossschonau 70 80 der Grossschonauer lebten davon Aufgrund der hohen Preise es gab Auftrage im Wert eines mittleren Bauerngutes waren die europaischen Herrscherhauser die wichtigsten Abnehmer des Grossschonauer Damastes In der Waschekammer des sachsischen Konigs befanden sich um 1900 nachweislich uber 45 000 Stuck Damasttafelwasche Die Blutezeit der Damastweberei nahm das erste Drittel des 18 Jahrhunderts ein Im Jahre 1725 webte man in Grossschonau an etwa 1000 Stuhlen Im 19 Jahrhundert begann mit der Einfuhrung der Jaquardweberei der Niedergang der Handweberei und das Zeitalter der industriellen Fertigung Bis etwa 1935 wurde noch handgefertigter Damast von der Grossschonauer Firma Richter amp Goldberg auf einem Handwebstuhl mit Jacquardkarten hergestellt 4 Heute webt in Europa wohl nur noch die serbische Seidenmanufaktur Novitet Dunav in Bezdan Damaststoffe auf Webstuhlen aus dem 18 Jahrhundert 5 Das Deutsche Damast und Frottiermuseum Grossschonau dokumentiert die Geschichte der dortigen Damastweberei und zeigt unter anderem den wahrscheinlich einzigen noch funktionsfahigen Damasthandwebstuhl mit Zugvorrichtung In der 2016 neu gestalteten Schatzkammer der Damaste sind ausgewahlte Damaste aus vier Jahrhunderten ausgestellt Bis heute wird im Textildorf Grossschonau die besondere Traditionen der Damastherstellung gepflegt und in der DAMINO GmbH mit modernen Produktionsmethoden fortgefuhrt Brokatdamaste fur hochwertige Bettwasche und Bekleidungsdamaste speziell fur den afrikanischen Markt pragen das Sortiment Speziell nach Westafrika geliefert wird der Damast dort zu klassischen und traditionellen Gewandern Boubous weiter verarbeitet 6 Literatur BearbeitenErika Arndt Handbuch Weben Geschichte Materialien und Techniken des Handwebens Bern 2006 ISBN 3 258 06993 X Lillemor Johansson Damask and Opphampta with weaving sword or drawloom Stockholm 1984 ISBN 91 36 02158 X englische Sprache Maren Raetzer Damast aus Grossschonau Die Produktionsstatte und die dort gewebten Kunstwerke vom 17 bis zum 19 Jahrhundert Schriften zur Kulturwissenschaft Bd 52 Kovac Hamburg 2003 Bd 1 Text 402 S Ill graph Darst Bd 2 Katalog und Abbildungen 268 S 94 Blatt zahlr Ill ISBN 978 3 8300 0864 4 Dissertation an der Universitat Gottingen Ullrich Werner Becker Peter Erbe Heinrich Glathe Hans G Henning Wolfgang Kraupse Gottfried Metzger Gottfried Nolte Jutta Pilz Gottfried Grossschonau Ortsgeschichtlicher Ruckblick Geiger Verlag Horb am Neckar 2001Film BearbeitenTeure Tucher Meterware aus der Oberlausitz Dokumentarfilm Deutschland 2018 29 42 Min Buch und Regie Linda Suss Produktion Mitteldeutscher Rundfunk Reihe Der Osten entdecke wo du lebst Erstsendung 3 April 2018 bei MDR Fernsehen Inhaltsangabe von MDR online Video aufrufbar bis zum 14 Juli 2019 Siehe auch BearbeitenAnanasdamastWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Damast Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Lampas Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Brigitte Tietzel Geschichte der Webkunst Technische Grundlagen und kunstlerische Tradition DuMont Koln 1988 ISBN 3 7701 1828 6 S 253 f Paul August Koch amp Gunther Satlow Grosses Textil Lexikon Fachlexikon fur das gesamte Textilwesen L Z Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1966 S 5 Stichwort Lampas Maren Raetzer Damast aus Grossschonau Die Produktionsstatte und die dort gewebten Kunstwerke vom 17 bis zum 19 Jahrhundert Schriften zur Kulturwissenschaft Bd 52 Kovac Hamburg 2003 878 S ISBN 978 3 8300 0864 4 Arthur Pabst Hrsg Kunstgewerbeblatt 2 Jahrgang Verlag E A Seemann Leipzig 1891 S 107 Ullrich Werner Becker Peter Erbe Heinrich Glathe Hans G Henning Wolfgang Kraupse Gottfried Metzger Gottfried Nolte Jutta Pilz Gottfried Grossschonau Ortsgeschichtlicher Ruckblick Geiger Verlag Horb am Neckar 2001 https www gourmet report de artikel 30537 die damastmanufaktur von bezdan https www damino de de produkte htmlNormdaten Sachbegriff GND 4297913 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Damast amp oldid 230385542