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Die Redarier waren ein westslawischer Stamm der im Mittelalter auf dem Gebiet des heutigen Mecklenburg Vorpommern siedelte und der westslawischen Sprachgruppe angehorte Sie traten erstmals zum Jahr 929 in Erscheinung und gehorten ab dem 10 Jahrhundert dem Liutizenbund an in dem sie die Fuhrungsrolle ausubten Im 11 Jahrhundert finden sie keine Erwahnung mehr Darstellung des Stammesgebietes der Redarier Riederiun um das Jahr 1000 im Allgemeinen historischen Handatlas von Gustav Droysen aus dem Jahr 1886 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Siedlungsgebiet 3 Geschichte 3 1 Grenzkriege 3 2 Rethra 4 Weblinks 5 AnmerkungenName BearbeitenDer Name der Redarier begegnet erstmals in einer Urkunde des ostfrankischen Konigs Otto I vom 14 Oktober 936 als Riadri 1 Widukind von Corvey berichtet um 965 in seiner Sachsengeschichte von Redarii und Redares Im gleichen Jahr ist in einer Kaiserurkunde Ottos I von Riedere die Rede 2 In der Chronik des Thietmar von Merseburg finden sich zwischen 1012 und 1018 die Schreibweisen Redarii Rederii und Riedirii Der Chronist Adam von Bremen verwendet rund 60 Jahre spater in seiner Hamburger Kirchengeschichte die Bezeichnungen Retharii Retheri und Rederi Helmold von Bosau schliesslich gebraucht in der von ihm im 12 Jahrhundert verfassten Slawenchronik dann die Bezeichnungen Ridari Rederi und Riaduri 3 Im 19 Jahrhundert war die Schreibweise Rhedarier verbreitet 4 in der modernen Geschichtswissenschaft hat sich die Bezeichnung als Redarier durchgesetzt Eine allgemein anerkannte Bestimmung von Herkunft und Bedeutung des Namens existiert bislang nicht Die Meinungen reichen von deutsch 5 uber slawisch 6 bis zu griechisch 7 Entsprechend unterschiedlich fallen auch die Deutungen aus Der Linguist Ernst Eichler stellt den Stammesnamen zum Wort Ried in Verbindung mittelniederdeutsch Reet und gelangt derart zu Riad warios den Riedmannern oder Riedleuten 8 Die Vertreter einer slawischen Herkunft des Namens gehen von einem ursprunglichen Stammesnamen Redari aus der dann so viel wie Ratgeber oder Leute des Orakels bedeutet hatte 9 Der Slawist Heinrich Kunstmann nimmt einen griechischen Ursprung des Namens an der vom Tempelort Rethra abgeleitet und aus dem griechischen Wort fur Sprecher Wortfuhrer Volksredner zu erklaren sei 10 Siedlungsgebiet BearbeitenDas Siedlungsgebiet der Redarier ist mangels entsprechender Angaben in den Quellen nicht eindeutig zu bestimmen Erschwerend tritt hinzu dass die Diskussion durch die nicht immer wissenschaftlich betriebene Suche nach dem Tempelort Rethra uberlagert wird Die wohl herrschende Meinung lokalisiert die Redarier im Ausschlussverfahren zwischen Neubrandenburg im Norden und Neustrelitz im Suden und weist ihnen damit das Gebiet der spateren Lander Stargard und Wustrow im sudostlichen Mecklenburg zu 11 Das Siedlungsgebiet schliesst damit den Tollensesee ein Benachbart im Nordwesten sass der Stamm der Tollenser im Sudosten die Ukranen Geschichte BearbeitenDie Geschichte der Redarier lasst sich infolge ihrer Schriftlosigkeit nur aufgrund archaologischer Funde und aus den Aufzeichnungen der benachbarten Sachsen ermitteln Vorrangig die sachsischen Geschichtsschreiber Widukind von Corvey und Thietmar von Merseburg berichten fur das 10 Jahrhundert immer wieder von bewaffneten Konflikten zwischen Redariern und Sachsen Auch wenn mit den Ottonen auf sachsischer Seite die Herrscher des ostfrankisch deutschen Reiches beteiligt waren wurden die Auseinandersetzungen im Reich als ausschliesslich sachsische Angelegenheit betrachtet 12 Grenzkriege Bearbeiten In der um 967 entstandenen Sachsengeschichte des Widukind von Corvey werden die Redarier erstmals im Zusammenhang mit Ereignissen des Jahres 929 erwahnt 13 Widukind berichtet von einer Provinz der Redarier die einem Bernhard unterstand Demnach mussen die Redarier schon vor 929 traditionelle Feinde der Sachsen gewesen sein Eine militarische Organisation zu ihrer Abwehr war bereits aufgestellt und mit Bernhard ein Anfuhrer bestimmt 14 Zu Beginn von Widukinds Bericht herrschte zwischen den Redariern und den Sachsen Frieden und die Redarier entrichteten dem ostfrankischen Konig Heinrich I Tribut Wahrend Konig Heinrich I sich nach siegreichen Kampfen gegen die Heveller und die Daleminzer auf einen Feldzug gegen den bohmischen Konig Wenzel begeben hatte wurde er von seinem altesten Sohn Thankmar vertreten 15 Diesem hatte Heinrich die Ausubung der Herrschaft in Sachsen bis zu seiner Ruckkehr ubertragen 16 Thankmar war jedoch bekannt dass anschliessend sein jungerer Halbbruder Otto I mit einer angelsachsischen Prinzessin verheiratet und zum alleinigen Nachfolger des Konigs bestimmt werden sollte Um dieses zu verhindern schickte er eine Gesandtschaft an die Redarier um diese zu einem Angriff aufzustacheln 17 Der Inhalt der uberbrachten Nachricht ist unbekannt aber die Provokation muss so schwerwiegend gewesen sein dass die Redarier die Gesandten niedermetzelten Anschliessend uberquerten die Redarier die Elbe und griffen mit einem grossen Heer die Burg Walsleben in der Altmark an deren Bewohner sie in die Gefangenschaft abfuhrten oder toteten Daraufhin unternahmen die Sachsen unverzuglich einen Rachefeldzug Heinrich I beauftragte die Grafen Bernhard und Thietmar mit dem Gegenschlag Unter ihrer Fuhrung besiegte das sachsische Heer in Abwesenheit des Konigs die Redarier am 4 September 929 in der Schlacht bei Lenzen Der Eintrag in den Annalen von Corvey verzeichnet sagenhafte 120 000 gefallene Slawen und 800 Gefangene die nach dem Bericht Widukinds am Hof Heinrichs I gekopft wurden Wie verlustreich die Niederlage der Redarier auch immer ausgefallen sein mag Widukind berichtet sogar von bis zu 200 000 gefallenen Slawen so wenig eignete sie sich zu ihrer Befriedung oder Unterwerfung Den Sachsen gelang es auch in der Folge zu keinem Zeitpunkt die Redarier endgultig zu bezwingen und dauerhaft tributpflichtig zu machen 18 Unmittelbar nach seiner Erhebung zum Konig des Ostfrankenreiches setzte Heinrichs I Nachfolger Otto I ein sachsisches Heer gegen die Redarier in Marsch 19 Ein moglicher Erfolg der Sachsen war jedoch nicht von Dauer Nachdem sich Otto I im Jahr 955 in der Schlacht an der Raxa in schweren Kampfen mit den Slawen befunden hatte entrichteten die beteiligten Stamme der Tollensanen und der Zirzipanen nach ihrer Niederlage Tribut Von den Redariern wird zu diesem Zeitpunkt nichts dergleichen berichtet 20 Widukind zufolge unternahm Otto I deshalb 957 einen weiteren Feldzug gegen die Redarier 21 Fur 965 gibt dann eine kaiserliche Urkunde Auskunft uber eine Tributpflicht der Redarier 22 aber im Jahre 967 scheint es wahrend des Italienaufenthaltes Ottos I erneut zu Kampfen zwischen Sachsen und Redariern gekommen zu sein Daraufhin beschwor der Kaiser die in der Konigspfalz Werla versammelten sachsischen Adeligen in einem Brief wahrend seiner Abwesenheit keinen Frieden mit den untreuen Redariern zu schliessen 23 Der Appell war jedoch vergeblich Den sachsischen Grossen um Hermann Billung erschien es angesichts eines bevorstehenden Feldzuges gegen die Danen kluger die Auseinandersetzungen mit den Redariern zu beenden Rethra Bearbeiten Politisches und religioses Zentrum der Redarier war die Tempelburg Riedegost besser bekannt unter dem Namen Rethra Im Gegensatz zu den benachbarten Abodriten herrschten von der Burg jedoch weder ein redarischer Furst noch ein Priester uber den Stamm Vielmehr scheint die Burg als Versammlungsort fur eine politische Willensbildung der sippenartig oder clanahnlich organisierten redarischen Siedlungsgemeinschaften gedient zu haben In Rethra wurden die Krieger verabschiedet und nach ihrer Ruckkehr von den Feldzugen wieder empfangen Die Burg beherbergte die von den Priestern bewahrten holzernen Standbilder der redarischen Gotter und war Schauplatz des Orakels und der gemeinsamen Opfer 24 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Redarier Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten D O Nr 2 quando de provincia slavorum qui vocantur Riadri in pace venimus ad Magathabur D O I 295 Theodolius Witkowski Der Name der Redarier und ihres zentralen Heiligtums In Symbolae Philologicae in honorem Vitoldi Taszycki Wroclaw Warszawa Krakow 1968 S 405 f Etwa Georg Christian Friedrich Lisch Die Stiftung des Klosters Broda und das Land der Rhedarier In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 3 1838 S 1 33 hier S 6 Digitalisat Ernst Eichler Hans Walther Die Ortsnamen im Gau Daleminze Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Nr 20 und 21 2 Bande Akademie Verlag Berlin 1966 und 1967 Bd I S 282 ihm folgend Wolfgang Fritze Der slawische Aufstand von 983 eine Schicksalswende in der Geschichte Mitteleuropas In Eckart Henning Werner Vogel Hrsg Festschrift der landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg zu ihrem hundertjahrigen Bestehen 1884 1984 Berlin 1984 S 9 55 hier S 11 Anm 12 Theodolius Witkowski Der Name der Redarier und ihres zentralen Heiligtums In Symbolae Philologicae in honorem Vitoldi Taszycki Wroclaw Warszawa Krakow 1968 S gegen ihn Wolfgang H Fritze Der slawische Aufstand von 983 eine Schicksalswende in der Geschichte Mitteleuropas In Eckart Henning Werner Vogel Hrsg Festschrift der landesgeschichtlichen Vereinigung fur die Mark Brandenburg zu ihrem hundertjahrigen Bestehen 1884 1984 Berlin 1984 S 9 55 hier S 11 Anm 12 Heinrich Kunstmann Die Slaven Ihr Name ihre Wanderung nach Europa und die Anfange der russischen Geschichte in historisch onomastischer Sicht Steiner Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06816 3 S 139 Ernst Eichler Hans Walther Die Ortsnamen im Gau Daleminze Deutsch slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte Nr 20 und 21 2 Bande Akademie Verlag Berlin 1966 und 1967 Bd I S 281 f gegen ihn Theodolius Witkowski Der Name der Redarier und ihres zentralen Heiligtums In Symbolae Philologicae in honorem Vitoldi Taszycki Wroclaw Warszawa Krakow 1968 S 412 f Theodolius Witkowski Der Name der Redarier und ihres zentralen Heiligtums In Symbolae Philologicae in honorem Vitoldi Taszycki Wroclaw Warszawa Krakow 1968 S 408 m w N zu alteren slawischsprachlichen Deutungsversuchen Heinrich Kunstmann Die Slaven Ihr Name ihre Wanderung nach Europa und die Anfange der russischen Geschichte in historisch onomastischer Sicht Steiner Stuttgart 1996 ISBN 3 515 06816 3 S 139 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 105 eine an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit Gerd Althoff Saxony and the Elbe Slavs in the Tenth Century In The New Cambridge Medieval History Band 3 Timothy Reuter Hrsg c 900 c 1024 Cambridge University Press Cambridge u a 1999 ISBN 0 521 36447 7 S 267 292 hier S 282 Widukind I 36 dazu ausfuhrlich Sebastien Rossignol Aufstieg und Fall der Linonen Misslungene Ethnogenese an der unteren Mittelelbe in Karl Heinz Willroth Jens Schneewiess Hrsg Slawen an der Elbe Gottinger Forschungen zur Ur und Fruhgeschichte Bd 1 Wachholtz Gottingen 2011 S 15 38 hier S 21 28 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 97 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 197 f Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 215 Lutz Partenheimer Die Entstehung der Mark Brandenburg Mit einem lateinisch deutschen QuellenanhangBohlau Koln Weimar 2007 S 21 Christian Lubke Zwischen Polen und dem Reich Elbslawen und Gentilreligion In Michael Borgolte Hrsg Polen und Deutschland vor 1000 Jahren Die Berliner Tagung uber den Akt von Gnesen Akademie Berlin 2002 ISBN 3 05 003749 0 S 91 110 hier S 98 Widukind II 4 bezeichnet den Kriegsgegner nur als Barbaren aus der Kaiserurkunde vom 14 10 936 DOI Nr 2 ist aber bekannt dass es sich um die Redarier handelte Gerard Labuda Zur Gliederung der slawischen Stamme in der Mark Brandenburg 10 12 Jahrhundert In Otto Busch Klaus Zernack Hrsg Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Band 42 Saur Munchen 1994 ISSN 0075 2614 S 103 139 hier S 131 Widukind III 58 zum Grund des Feldzuges Gerard Labuda Zur Gliederung der slawischen Stamme in der Mark Brandenburg 10 12 Jahrhundert In Otto Busch Klaus Zernack Hrsg Jahrbuch fur die Geschichte Mittel und Ostdeutschlands Band 42 Saur Munchen 1994 ISSN 0075 2614 S 103 139 hier S 131 D O I 295 Widukind III 70 Christian Lubke Zwischen Polen und dem Reich Elbslawen und Gentilreligion In Michael Borgolte Hrsg Polen und Deutschland vor 1000 Jahren Die Berliner Tagung uber den Akt von Gnesen Akademie Berlin 2002 ISBN 3 05 003749 0 S 91 110 hier S 102 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Redarier amp oldid 235675440