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Die Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum lat Taten der Bischofe von Hamburg aus dem 11 Jahrhundert behandeln die Geschichte des Erzbistums Hamburg Bremen Das Werk stellt eines der bedeutendsten mittelalterlichen Geschichts und Geographiewerke des nordlichen Europa dar Moglicherweise ist es zugleich die alteste schriftliche Quelle zur Entdeckung Amerikas durch Europaer Dabei deutet der Begriff Gesta auf den Anspruch als Tatsachenbericht hin Die Handschrift wurde vermutlich zwischen zirka 1070 und zirka 1076 von dem Bremer Domscholaster Adam von Bremen verfasst und bis zirka 1081 1085 mit Erganzungen Scholien versehen Ende des 16 Jahrhunderts wurde eine Kopie im Kloster Soro Danemark entdeckt Eine inhaltliche Aufarbeitung erfolgte erst im 19 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Bestandteile 2 Bedeutung 3 Neuere Forschung 4 Uberlieferungsgeschichte und erhaltene Fragmente 4 1 Handschriften und Texthistorie 4 2 Druckfassungen 5 Editionen 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenBestandteile BearbeitenDas Werk besteht aus funf Teilen Liber I Geschichte des Erzbistums Hamburg Bremen Liber II Geschichte des Erzbistums Hamburg Bremen Liber III Biographie des Erzbischofs Adalbert von Bremen Descriptio insularum aquilonis Geographie des nordlichen Europa M Adami epilogus ad Liemarum episcopum ein in Hexametern verfasstes Widmungsgedicht an Bischof Liemar von BremenEs ist in Mittellatein verfasst Bedeutung BearbeitenFur die norddeutsche Geschichtsschreibung ist der Text als ausfuhrliche Beschreibung der Geschichte Norddeutschlands bis zum 11 Jahrhundert bedeutsam Er stellt die Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Wenden ausfuhrlich dar ebenso die Auseinandersetzungen zwischen Sachsen und Danen Wikingern Ein Schwerpunkt liegt in der Beschreibung des Lebens und der Regentschaft des Erzbischofs Adalbert von Bremen Daruber hinaus liefert der Text umfangreiche Informationen zur politischen Geographie Norddeutschlands er erwahnt zahlreiche Bischofssitze und Kirchen beispielsweise Meldorf Schenefeld Verden Pahlen Ratzeburg Auch fur den Ostseeraum stellt der Text eine der fruhesten ausfuhrlichen Quellen dar So sind Mecklenburg Oldenburg in Holstein und Jumne erwahnt Von internationaler Bedeutung ist das Werk als alteste ausfuhrliche Quelle zur Geographie Nordeuropas insbesondere Skandinaviens Adam von Bremen gibt als Quelle den Danenkonig Sven Estridsson an von dem er personlich uber die Entdeckungsreisen der Wikinger informiert worden sei So stellt der vierte Teil Descriptio insularum aquilonis vor allem die Kusten und Inseln Skandinaviens sowie Gronlands und Amerikas Vinland dar Neuere Forschung BearbeitenHeute sind der Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum als Tatsachenbericht beachtliche Fehler nachgewiesen Das Werk geriet im Mittelalter nicht was oftmals behauptet wurde in Vergessenheit Es wurde von mehreren Chronisten wie Helmold von Bosau Saxo Grammaticus weiter verwendet Teilweise gehen Diplomatiker und Historiker bei den Schriften von Falschungen aus deren Inhalt geografisch und historisch nicht ernst genommen werden konne 1 Unabhangig schwieriger Fragen zu den unterschiedlichen Handschriften lassen sich die Bestandteile in allen funf Teilen leicht als Fabeln erkennen 2 Beispielsweise wird Schonen von Adam als schonste Provinz Danemarks bezeichnet Da oben sitze ein heidnisches Zaubervolk das so kraftige Spruche kenne dass dadurch gewaltige Walfische auf den Strand liefen Das Baltische Meer fuhre seinen Namen deshalb weil es sich gurtelformig durch die skytischen Lander bis Griechenland erstrecke Estland macht er zu einer Insel auf der Menschen den Drachen zur Opferung gebracht werden Druiden beschreibt er als ein eigenes Volk Uber Schweden hinaus gelange man zum Weiberland zwischen Finnland und Estland liege dieses Land der Amazonen Dort lebten bartige Frauen mit hundskopfigen Kindern die anstatt zu sprechen bellten Gronland bekam seinen Namen weil die Leute dort vom Meer dunkelgrun aussahen Vinland sei eine Insel im Ozean hinter der es keine bewohnte Erde mehr gabe sondern nur Eis und Nacht Dort am Ende der Welt gahne ein furchtbarer Strudel Manche Angaben uber die nachste Umgebung von Hamburg und Bremen zeigen dass der Verfasser nicht weit und nur selten aus Bremen herausgekommen sein kann Der Ort Hammaburg wird in den hochsten Tonen gelobt obwohl er zu dieser Zeit in Schutt und Asche gelegen haben durfte 3 Auffallend oft werden Orte verwechselt beispielsweise Irland mit Schottland Maastricht mit Utrecht Auch vertauscht Adam von Bremen Visurgis die Weser mit Vistula der Weichsel 4 Nach Ansicht der Forscher tauchten die drei unterschiedlichen Quellmanuskripte mit den Auseinandersetzungen wahrend der Reformation auf in welche aktuelle Erkenntnisse dieser Zeit wie die Entdeckung Amerikas und die astronomischen Gewissheiten des Kopernikus aufgenommen wurden Kernaussage der Gesta sei die Behauptung dass Hamburg eine fruhe erzbischofliche Stellung und das Erzbistum Bremen eine Zustandigkeit fur uber die Reichsgrenzen hinaus reichende Missionsgebiete besass was jedoch zur Zeit der Abfassung umstritten war 5 Uberlieferungsgeschichte und erhaltene Fragmente BearbeitenHandschriften und Texthistorie Bearbeiten Das Originalmanuskript des Adam von Bremen ist nicht erhalten 6 Es existieren insgesamt 22 unterschiedliche Abschriften von denen die alteste auf etwa 1100 datiert wird 7 8 Die heute benutzten Rekonstruktionen basieren auf den Editionen von Georg Waitz und insbesondere Bernhard Schmeidler dessen Einteilung der Quellmanuskripte in die Versionen A B und C noch heute Gultigkeit hat Nach Schmeidler gab es drei Fassungen die von Adam von Bremen selbst stammen seine Arbeitsfassung A das Werk das er Erzbischof Liemar schenkte a und ein Exemplar X das er behielt und in das er Erganzungen scholia eintrug Keine der Ursprungsfassungen ist erhalten Das bedeutendste Manuskript Version A ist ONB Wien cod 521 A1 das aus der 1 Halfte des 13 Jahrhunderts stammen soll und in der Osterreichischen Nationalbibliothek vormals Wiener Hofbibliothek aufbewahrt wird 9 10 Der Codex Vossianus Latinus VLQ 123 aufbewahrt in der Universitatsbibliothek Leiden aus der Zeit um 1100 enthalt sieben Kapitel des zweiten Buches sowie das vierte Buch einschliesslich der Scholia Wichtige Version A Manuskripte sind der Kopenhagen Codex sowie zwei Kopien im Hamburgischen Staatsarchiv Die Manuskripte der Versionen B und C stammen nach Schmeidlers Textanalysen von der Fassung X ab enthalten jedoch unterschiedliche Scholien Zur Version B gehort der Codex z der 1161 1162 im Zisterzienserkloster Soro Seeland Danemark entstand und 1728 in der Universitatsbibliothek Kopenhagen einem Feuer zum Opfer fiel Einige Kopien dieses Codex sind erhalten Die Version C Manuskripte stammen von einer weiteren Kopie der Fassung X ab Die Konigliche Bibliothek Kopenhagen verfugt uber die Manuskripte C1 und C3 Letzteres das Fragment NKS 1463 2 eine Pergamentmakulatur stammt wahrscheinlich aus dem 14 Jahrhundert 11 Es besteht aus einem einzigen 28 5 21 3 cm grossen Pergamentblatt Es enthalt Teile des ersten Buches Dieses Fragment war als Deckblatt fur Rechnungen der Prafektur Nyborg fur das Jahr 1628 verwendet worden Druckfassungen Bearbeiten Die alteste gedruckte Textfassung nach dem heute verschollenen Manuskript C2 wurde 1595 von Erpold Lindenbrog gedruckt Nachdrucke erfolgten in seinen Scriptores rerum septentrionalium in den Jahren 1609 und 1630 Joachim Johannes Mader Helmstedt gab 1670 eine revidierte Version heraus diese wurde 1706 von J A Fabricius in Hamburg nachgedruckt Das vierte Buch wurde von Johannes Messinus in Stockholm 1615 und von Stephanus Johannes Stephanius in Leiden 1629 herausgegeben Die alteste kritische Edition stammt von Johann Martin Lappenberg aus dem Jahr 1846 Sie basiert auf dem Manuskript A1 und wurde in der MGH Reihe Scriptores rerum Germanicarum herausgegeben 1876 gab Georg Waitz eine Revision der Lappenberg Edition heraus Die heute noch aktuelle Edition stammt von Bernhard Schmeidler und wurde erstmals 1917 ebenfalls in der MGH Reihe Scriptores rerum Germanicarum herausgegeben Nachdrucke erfolgten 1977 und 1993 Die alteste Ubersetzung eines Teiltextes stammt von Johan Fredrich Peringskiold der den vierten Teil im 18 Jahrhundert in das Schwedische ubersetzte Carsten Miesegaes publizierte die erste deutsche Ubersetzung 1825 in Bremen Editionen BearbeitenLateinischer Originaltext Bernhard Schmeidler Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 2 Adam von Bremen Hamburgische Kirchengeschichte Magistri Adam Bremensis Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum Hannover 1917 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Revidierte Ausgabe von 1876 das Vorwort von G Waitz wiederholt bis auf die letzten beiden Absatze das Vorwort der Ausgabe von 1846 in Georg Heinrich Pertz u a Hrsg Scriptores in Folio 7 Chronica et gesta aevi Salici Hannover 1846 S 267 389 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Gesta Hammaburgensis Pontificum Liber I Erster Teil in der lateinischen Wikisource nach der revidierten Ausgabe von 1876 Adam von Bremen Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum In Werner Trillmich Rudolf Buchner Hrsg Quellen des 9 und 11 Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches FSGA 11 7 Auflage Darmstadt 2000 ISBN 3 534 00602 X S 137 499 Deutsche Ubersetzung Johann Christian Mauritz Laurent Adam s von Bremen Hamburgische Kirchengeschichte Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit Band XLIV 44 1 Auflage Berlin 1850 Digitalisat 2 Auflage Leipzig 1893 bei Wikisource Uberblick 1 2 3 4 BuchLiteratur BearbeitenLinda Kalhjundi Waiting for the Barbarians the imagery dynamics and functions of the Other in Northern German missionary chronicles 11th early 13th centuries the Gestae hammaburgensis ecclesiae pontificum of Adam of Bremen Chronica Slavorum of Helmold of Bosau Chronica Slavorum of Arnold of Lubeck and Chronicon Livoniae of Henry of Livonia Doktorarbeit Tartu 2005 Digitalisat Daniel Foller Autoritat ohne Autoritaten Mundlichkeit in der Geschichtsschreibung der Salierzeit in Janus Gudian u a Hrsg Erinnerungswege Kolloquium zu Ehren von Johannes Fried Frankfurter historische Abhandlungen Bd 49 Stuttgart 2018 S 105 134 Weblinks BearbeitenGesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Anmerkungen Bearbeiten Gerhard Theuerkauf Urkundenfalschungen des Erzbistums Hamburg Bremen vom 9 bis zum 12 Jahrhundert In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Bd 60 1988 ISSN 0078 0561 S 71 140 Michael Bellmann Poschendorf Das christliche Urdorf in Holstein Itzehoe 2015 ISBN 978 3 00 047773 7 Archivlink Memento des Originals vom 18 Mai 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www user uni bremen de Bernhard Schmeidler Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 2 Adam von Bremen Hamburgische Kirchengeschichte Magistri Adam Bremensis Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum Hannover 1917 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Volker Scior Das Eigene und das Fremde Identitat und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen Helmolds von Bosau und Arnolds von Lubeck Orbis Mediaevalis Vorstellungswelten Des Mittelalters Band 4 Akademie Verlag 2002 S 36 Linda Kalhjundi Waiting for the Barbarians PDF 1 9 MB Volker Scior Das Eigene und das Fremde Identitat und Fremdheit in den Chroniken Adams von Bremen Helmolds von Bosau und Arnolds von Lubeck Orbis Mediaevalis Vorstellungswelten Des Mittelalters Band 4 Akademie Verlag 2002 S 31 Liste der erhaltenen Manuskripte Memento des Originals vom 22 Dezember 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot library msstate edu 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