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Dieser Artikel beschreibt den Rechtshistoriker Georg Waitz Zum gleichnamigen Fussballspieler siehe Georg Waitz Fussballspieler Georg Waitz 9 Oktober 1813 in Flensburg 24 Mai 1886 in Berlin war ein deutscher Rechtshistoriker und Mediavist Er ist einer der bekanntesten Herausgeber historischer Quellen zur deutschen Geschichte Georg Waitz Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie 3 Werk 4 Politik 5 Schriften Auswahl 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWaitz studierte von 1832 bis 1836 an der Christian Albrechts Universitat zu Kiel damals Christiana Albertina oder Academia Holsatorum Chiloniensis und dann an der Friedrich Wilhelms Universitat zunachst Rechtswissenschaften Klassische Philologie Germanistik Philosophie und Evangelische Theologie spater Geschichtswissenschaft Unter dem Einfluss von Historikern wie Barthold Georg Niebuhr und Leopold von Ranke fasste Waitz der 1832 sich zunachst in die Juristische Fakultat der Christian Albrechts Universitat zu Kiel eingeschrieben hatte den Entschluss die Geschichte zu seinem Beruf zu machen Bei Ranke an der Universitat Berlin wo er seit 1833 unter anderen bei dem Begrunder der wissenschaftlichen Textkritik Karl Lachmann und bei dem Begrunder der historischen Rechtsschule Friedrich Carl von Savigny studierte wurde er auch 1836 mit der Arbeit De chronici Urspergensis prima parte eius auctore fontibus et apud posteros auctoritate Berlin 1836 promoviert nachdem er 1835 von der Juristischen in die Philosophische Fakultat gewechselt war Seine erste grossere selbstandige wissenschaftliche Abhandlung war jedoch die von der Philosophischen Fakultat pramierte Preisarbeit uber Heinrich I die spater zu dem entsprechenden Band in den Jahrbuchern des deutschen Reiches ausgearbeitet werden sollte 1 Die Arbeit an diesem Rankeschen Grossprojekt brachte Waitz in engen Kontakt zu den ubrigen Mitgliedern der sogenannten Ranke Schule Wilhelm von Donniges Wilhelm von Giesebrecht Siegfried Hirsch Rudolf Kopke und Roger Wilmans Anschliessend arbeitete Waitz in Hannover ab 1842 in Berlin als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Georg Heinrich Pertz dem er von Ranke empfohlen worden war bei den Monumenta Germaniae Historica der zentralen Sammlung deutscher Quellen aus dem Mittelalter mit 2 Eine weitere zusammen mit Hirsch verfasste pramierte Preisarbeit diesmal fur die Akademie der Wissenschaften zu Gottingen entschied die Echtheitsdebatte um das Chronicon Corbeiense zugunsten der Falschungsthese und damit gegen Anton Christian Wedekind der fur die Echtheit eingetreten war und den Preis ausgesetzt hatte 3 1842 wurde Waitz von der Universitat Kiel zum ordentlichen Professor der Geschichte berufen 4 Seit demselben Jahr war er mit Clara Schelling einer Tochter des Philosophen Friedrich Wilhelm Joseph Schelling verheiratet 1847 engagierte er sich gemeinsam mit dem Mediavisten Stadt und Verfassungshistoriker Karl Hegel im unter dem Vorsitz Pertz offiziell gegrundeten Verein deutscher Geschichtsforscher der sich aus der ersten Germanistenversammlung zu Frankfurt am Main im Jahr 1846 herauskristallisiert hatte 5 Mit dem Historiker Hegel verband Waitz seitdem eine lebenslange kollegiale Freundschaft die auf gemeinsamen Forschungsinteressen basierte und in einem regen Briefwechsel dokumentiert ist 6 1848 wechselte er an die Gottinger Universitat wo er das Historische Seminar mitbegrundete das weltweit Anerkennung fand als Gottinger historische Schule 7 Die neugegrundete Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Munchen wahlte ihn 1858 zu ihrem ordentlichen Mitglied 8 1860 erhielt er die juristische Ehrendoktorwurde der Berliner Universitat 1875 wurde er Prasident der MGH gab dafur seine Gottinger Professur auf und zog nach Berlin wo er bis zu seinem Tod 1886 lebte 9 Seit 1842 war er korrespondierendes und seit 1875 ordentliches Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften 10 Waitz ist auf dem Alten St Matthaus Kirchhof Berlin bestattet Sein Grab war von 1965 bis 2014 als Ehrengrab der Stadt Berlin gekennzeichnet nbsp In Flensburg wurde die Waitzstrasse nach ihm benannt Familie BearbeitenGeorg Waitz war zweimal verheiratet Am 9 Oktober 1842 heiratete er in seiner ersten Ehe Clara Schelling 3 Juli 1818 26 November 1857 Das Paar hatte sieben Kinder Maria Pauline 3 Juli 1844 28 November 1926 Anna Friederike Auguste 23 Dezember 1846 17 Oktober 1850 Georg Friedrich Carl 29 Dezember 1848 31 Juli 1894 Johanna Hirsch 18 April 1860 Heinrich Wilhelm Julius 25 August 1850 27 Mai 1912 Dr med Elise Krogmann 1 Juli 1863 Friedrich Leopold August 14 April 1854 21 Marz 1929 Marie Luise Margarethe Rutenberg 10 April 1857 1 Jan 1903 Eberhard Adolf Hermann 4 Februar 1856 2 Februar 1925 Clara Franziska Albertine 12 November 1857 20 Marz 1912 Ernst Steindorff 15 Juni 1839 9 April 1895 Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau heiratete Georg Waitz am 13 Juni 1861 Helene Franziska Friederike von Hartmann 27 April 1831 11 April 1915 eine Tochter des Generals Georg Julius von Hartmann Werk BearbeitenDas Lebenswerk Waitz ist die von der Germanenzeit bis zur Mitte des 12 Jahrhunderts reichende Deutsche Verfassungsgeschichte die wegen ihres Materialreichtums heute noch wertvoll ist 8 Bde 1844 1878 Neubearbeitung Bd 1 4 1865 1885 Mit diesem Werk stand er in der Tradition der nationalen Geschichtsschreibung die durch den inneren Zusammenhang zwischen der Verwissenschaftlichung des Faches Geschichte und des Nationsbildungsprozesses gepragt war 11 Daruber hinaus verfasste er zahlreiche Einzeluntersuchungen vielfach quellenkundlichen und kritischen Charakters In seinen nicht wenigen landeskundlichen Arbeiten griff er bis in die Neuzeit aus die er auch in seiner Lehre in erheblichem Umfang behandelte Waitz war zudem Bearbeiter und Fortsetzer der Quellenkunde der deutschen Geschichte von Friedrich Christoph Dahlmann 3 5 Auflage 1869 1883 Das Werk enthielt von Anfang an auch Literaturangaben und so ergab sich seine Entwicklung zu einer reinen Bibliographie als welche der Dahlmann Waitz in seinen jungeren Auflagen heute noch bekannt ist Ausserdem arbeitete er am Rotteck Welcker schen Staatslexikon der Historischen Zeitschrift und der Allgemeinen Deutschen Biographie mit Waitz zahlt zu den herausragenden Fachvertretern der mittelalterlichen Geschichte die ihrerseits gepragt von Gelehrten wie Savigny Ranke Niebuhr und Lachmann der neuen streng wissenschaftlich und quellenkritisch orientierten methodisch und philologisch gleichermassen geschulten Geschichtswissenschaft in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts zum Durchbruch verhalfen Charakteristisch fur seine Forschung sind die Zuruckhaltung gegenuber nicht hinreichend quellengestutzter Thesenbildung und die Forderung nach unbedingter Objektivitat Positivismus die Ablehnung der Ruckprojektion der Resultate spaterer Entwicklungen in die Fruhzeit zur Auffullung und Interpretation der luckenhaften Uberlieferung sowie das Beharren auf der Eigenstandigkeit und Eigengesetzlichkeit der jeweiligen historischen Epoche Historismus sowie das starke Interesse an Rechts Institutionen und Verfassungsgeschichte in einem weiten Teile der Sozialgeschichte einschliessenden Sinn Die Edition und Erforschung der Quellen und ihrer handschriftlichen Uberlieferung fuhrte Waitz auf zahlreiche Bibliotheksreisen durch ganz Europa Durch die Qualitat seiner Forschung und Lehre und den Erfolg seiner zahlreichen Schuler begrundete er das hohe Ansehen der Geschichtswissenschaft an der Universitat Gottingen im 19 Jahrhundert und fuhrte die Monumenta Germaniae Historica aus kritischer Lage zu neuer Blute Die streng wissenschaftliche Ausrichtung und der weitgehende Verzicht auf Personengeschichte hatten indes zur Folge dass Waitz mit seinem Werk als Historiker trotz einiger popularwissenschaftlicher Arbeiten keine allgemeine Bekanntheit uber die Fachwelt hinaus erlangte 12 Politik Bearbeiten1846 wurde Waitz Mitglied der holsteinischen Standeversammlung Im gleichen Jahr nahm er an den sogenannten Germanistentagen teil und war Mitautor eines Offenen Briefes an den danischen Konig Christian VIII zur schleswigschen Erbfolgefrage Der Brief brachte Waitz einen Verweis der danischen Regierung ein Auch in den 1860er Jahren setzte er sich publizistisch fur die Unteilbarkeit Schleswig Holsteins und die Zugehorigkeit Schleswigs zum Deutschen Bund ein Vom 18 Mai 1848 bis zum 20 Mai 1849 war Waitz fur den Wahlkreis Bordesholm Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche Dort war er Mitglied des Verfassungsausschusses und der Casino Fraktion Am 28 Marz 1849 stimmte er wie die meisten seiner Fraktionskollegen fur die Paulskirchenverfassung und fur Friedrich Wilhelm IV als Kaiser der Deutschen Nach dem Scheitern der Verfassung zog sich Waitz aus der Frankfurter Nationalversammlung und der aktiven Politik zuruck Schriften Auswahl BearbeitenDe chronici Urspergensis prima parte eius auctore fontibus et apud posteros auctoritate Berlin 1836 Heinrich I Jahrbucher des deutschen Reiches unter dem sachsischen Hause I 1 hrsg von Leopold von Ranke Duncker und Humblot Berlin 1837 3 Auflage 1885 mit Siegfried Hirsch Kritische Prufung der Echtheit und des historischen Werthes des sogenannten Chronicon Corbeiense Eine von der historisch philosophischen Klasse der Koniglichen Societat der Wissenschaften zu Gottingen im Dezember 1839 gekronte Preisschrift Jahrbucher des deutschen Reichs unter dem Sachsischen Hause 3 1 Duncker und Humblot Berlin 1839 Deutsche Verfassungsgeschichte 8 Bde 1844 1878 Neubearbeitung Bd 1 4 1865 1885 Quellenkunde der deutschen Geschichte 3 5 Auflage 1869 1883 Literatur Bearbeiten nbsp Grabstatte auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Berlin SchonebergRobert L Benson Loren J Weber Georg Waitz 1813 1886 In Helen Damico Joseph B Zavadil Hrsg Medieval Scholarship Biographical Studies on the Formation of a Discipline Volume 1 History Garland Reference Library of the Humanities Band 1350 Garland Publishing New York 1995 ISBN 0 8240 6894 7 S 63 75 Ferdinand Frensdorff Waitz Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 40 Duncker amp Humblot Leipzig 1896 S 602 629 Reimer Hansen Georg Waitz Geboren am 9 Oktober 1813 In Die Heimat Bd 23 1913 Heft 10 Oktober 1913 S 265 268 Digitalisat Karl Jordan Georg Waitz als Professor in Kiel In Peter Classen Peter Scheibert Hrsg Festschrift fur Percy Ernst Schramm zu seinem siebzigsten Geburtstag von Schulern und Freunden zugeeignet Bd 2 Steiner Verlag Wiesbaden 1964 S 90 104 Karl Jordan Erich Hofmann Geschichte der Philosophischen Fakultat Teil 2 Geschichte der Christian Albrechts Universitat Kiel 1665 1965 Band 5 2 Karl Wachholtz Neumunster 1969 S 43 45 und 51 55 Marion Kreis Karl Hegel Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd 84 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen u a 2012 ISBN 978 3 525 36077 4 Niklas Lenhard Schramm Konstrukteure der Nation Geschichtsprofessoren als politische Akteure in Vormarz und Revolution 1848 49 Munster New York 2014 Kap 3 6 Ulrich Muhlack Die Stellung von Georg Waitz in der deutschen Geschichte des 19 Jahrhunderts In Bohumil Jirousik Josef Bluml Dagmar Blumlova Hrsg Jaroslav Goll a jeho zaci Budweis 2005 S 165 181 Guido Wolky Roscher Waitz Bluntschli und Treitschke als Politikwissenschaftler Spatblute und Untergang eines klassischen Universitatsfaches in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Dissertation Universitat Bochum 2006 Volltext Briefwechsel der Bruder Jacob und Wilhelm Grimm mit Johann Martin Lappenberg Friedrich Lisch und Georg Waitz Im Anschluss an Wilhelm Braun und Ludwig Denecke hrsg von Berthold Friemel Vinzenz Hoppe Philip Kraut Holger Ehrhardt und Roman Alexander Barton Briefwechsel der Bruder Jacob und Wilhelm Grimm Kritische Ausgabe in Einzelbanden Bd 8 Stuttgart 2022 ISBN 978 3 7776 2625 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Waitz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Georg Waitz Quellen und Volltexte Literatur von und uber Georg Waitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Georg Waitz in der Deutschen Digitalen Bibliothek Historiker Historisches Seminar Uni Kiel Memento vom 30 August 2009 im Internet Archive Grosser Forscher von der Forde Uni Kiel Memento vom 4 Juli 2007 im Internet Archive MGH Portraitgalerie Monumenta Germaniae Historica Ferdinand Frensdorff Waitz Georg in Allgemeine Deutsche Biographie 40 1896 S 602 629 Nachlass Bundesarchiv N 2321Einzelnachweise Bearbeiten Georg Waitz Heinrich I Jahrbucher des deutschen Reiches unter dem sachsischen Hause I 1 hrsg von Leopold von Ranke Duncker und Humblot Berlin 1837 3 Auflage 1885 Ferdinand Frensdorff Waitz Georg In Allgemeine Deutsche Biographie 40 1896 S 602 629 hier S 605 Siegfried Hirsch Georg Waitz Kritische Prufung der Echtheit und des historischen Werthes des sogenannten Chronicon Corbeiense Eine von der historisch philosophischen Klasse der Koniglichen Societat der Wissenschaften zu Gottingen im Dezember 1839 gekronte Preisschrift Jahrbucher des deutschen Reichs unter dem Sachsischen Hause 3 1 Duncker und Humblot Berlin 1839 Jordan 1964 S 90 104 Vgl dazu zuletzt Marion Kreis Karl Hegel Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort Gottingen 2012 besonders S 154 f Marion Kreis Karl Hegel Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort Gottingen 2012 passim Muhlack 2005 S 165 181 Helmut Neuhaus 150 Jahre Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Eine Chronik Historische Kommission Munchen 2008 S 9 Ferdinand Frensdorff Waitz Georg in Allgemeine Deutsche Biographie 40 1896 S 602 629 hier S 619 Mitglieder der Vorgangerakademien Georg Waitz Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 25 Juni 2015 Lenhard Schramm 2014 S 72 74 94 103 und passim Ferdinand Frensdorff Waitz Georg in Allgemeine Deutsche Biographie 40 1896 S 602 629 hier S 623 Normdaten Person GND 119059142 lobid OGND AKS LCCN n85310237 VIAF 36931748 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Waitz GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Rechtshistoriker und MediavistGEBURTSDATUM 9 Oktober 1813GEBURTSORT FlensburgSTERBEDATUM 24 Mai 1886STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Waitz amp oldid 237514967