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Peter Scheibert 3 Mai 1915 in Gross Lichterfelde 31 Marz 1995 in Berlin war ein deutscher Osteuropahistoriker Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPeter Scheibert war ein Sohn des preussischen Generalstabsoffiziers und Militarschriftstellers Friedrich Wilhelm Scheibert und der Johanne geb Prinz Von einem Onkel hatte er in Ostpreussen ein Gut geerbt 1 Nach dem Besuch des Realgymnasiums Lichterfelde studierte er ab 1933 in Berlin Breslau und Konigsberg Preussen Geschichte Kunstgeschichte Slawistik und Philosophie Einer seiner Hochschullehrer in Konigsberg war der Exilrusse Nikolaus von Arseniew 1 Scheibert wurde Mitglied der SA 2 und am 1 Mai 1937 trat er der NSDAP bei 2 Er unternahm Studienreisen in Nord und Osteuropa 1936 in die Pripjetsumpfe 1938 hatte er einen Studienaufenthalt in Helsinki und promovierte im Juli 1939 in Berlin uber ein Thema der finnischen Geschichte Scheibert platzierte drei Beitrage in der nationalsozialistischen Zeitschrift Jomsburg Volker und Staaten im Osten und Norden Europas Nach Feststellung seiner Schulerin Inge Auerbach habe Scheibert sich einer neutralen Sprache bedient und nur gelegentlich aus der NS Sprache rassistische Begriffe wie Verpolung und Umvolkung benutzt 3 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Auswartigen Amt eingestellt und arbeitete mit am deutschen Weissbuch zum Kriegsausbruch 1939 4 5 Nach dem deutschen Uberfall auf die Niederlande 1940 wurde er zeitweilig bei der Auswertung der dort erbeuteten politischen Akten eingesetzt 2 Beim Unternehmen Barbarossa im Juli 1941 wurde er im Auswartigen Amt dem Sonderkommando Kunsberg zugeordnet das den Aktenraub und Kunstraub organisieren sollte Scheibert war in Belarus und Wilna eingesetzt Am 15 Juli 1941 flog Kunsbergs Privatpilot Munter einen Teil des Einsatzkommandos Hamburg von Adlerhorst nach Kaunas Scheibert stieg in Konigsberg zu 6 Politischer und militarischer Leiter des Einsatzkommandos war Hellmut Haubold Scheibert war Leiter des Arbeitsstabes Archivkommission und gleichzeitig einer der Dolmetscher Am 3 August 1942 wurde Scheibert als Mitglied und Sachbearbeiter Politik im Einsatzkommando Sud B Wolga in Marsch gesetzt die Gruppe beschlagnahmte in Stalingrad und Kalatsch unter Artilleriebeschuss hauptsachlich wirtschaftliche und landeskundliche Bucher solange bis ihnen durch General v Loenig am 14 Oktober ausdrucklich das Betreten der Stadt Stalingrad verboten wurde Ab dem 14 Oktober fuhrten Schreiber und der Sachbearbeiter Landeskunde Alfred Karasek eine Erkundungsfahrt in die Kalmuckensteppe durch doch diese Fundmoglichkeit war durch Heinrich von zur Muhlen bereits erschopft 7 Ab April 1942 war Scheibert im Range eines Untersturmfuhrers dem Bataillon der Waffen SS z b V zugeordnet worden 1 8 ab August 1943 wurde er im Reichssicherheitshauptamt in der Abteilung Wissenschaftlich methodischer Forschungsdienst und in der Kulturabteilung tatig uber eine SD Zugehorigkeit ist nichts bekannt 2 9 Weiterhin im Auftrag des RSHA war er bis April 1944 in Rom und Fasano im Sonderauftrag zur Sicherung von Kunstschatzen an der Sicherung italienischer Kunstschatze beteiligt die teilweise aus Mittelitalien in den Alpenraum transportiert wurden 10 Ab Juli 1944 war Scheibert im vom Deutschen Reich seit Marz 1944 kontrollierten Konigreich Ungarn in der Budapester Gesandtschaft bei Edmund Veesenmayer tatig und wurde im Oktober 1944 in das Frontgeschehen nach Kaschau abgeordnet wo er Propagandaschriften fur die ruthenische Bevolkerung Transkarpatiens verfassen sollte 2 Das Kriegsende erlebte er in der Dienststelle Gesandter Altenburg in Wien und in der nach Szombathely verlegten Budapester Botschaft 2 Es gab drei Ausschussentscheidungen zur Entnazifizierung Scheiberts von denen ihn die ersten beiden als Mitlaufer und die letzte als unbelastet einstuften 11 In der Zeit unmittelbar nach Kriegsende war er zeitweise Mitinhaber einer Speditionsfirma und ubte eine Tatigkeit als Religionslehrer in Uslar aus 12 Scheibert wurde 1949 50 bei der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft fur das Bibliothekswesen tatig habilitierte 1955 an der Universitat Koln wurde dort Privatdozent und war ab 1959 als Nachfolger Georg von Rauchs Professor fur Osteuropaische Geschichte an der Philipps Universitat Marburg wo er auch eine Zeit das Akademische Auslandsamt leitete 1964 war er Mitherausgeber der Festschrift fur Percy Ernst Schramm der ihn nach dem Krieg in Gottingen aufgenommen hatte Schramms Sohn Gottfried Schramm habilitierte sich in Marburg 1964 Scheibert forderte unter anderen auch die wissenschaftlichen Arbeiten von Andreas Hillgruber Bernd Martin Dietrich Grille und Egbert Jahn Scheibert der 1961 das Ordinariat erhalten hatte gehorte seit 1965 dem Vorstand des ebenfalls in Marburg ansassigen Herder Instituts an In der Folge der Hochschulreformen der 1968er Jahre war Scheibert ein Vertreter der konservativ agierenden Professorenschaft war in Marburg und Hessen mit Ernst Nolte einer der bewegenden Akteure des Bundes Freiheit der Wissenschaft und strengte mehrfach Verwaltungsgerichtsprozesse gegen den eigenen Fachbereich an 13 Scheibert war als Gastprofessor 1963 an die Indiana University Bloomington 1972 73 an die Columbia University 1975 76 an das Woodrow Wilson International Center for Scholars und nach der Emeritierung 1981 noch an die University of California eingeladen 1987 zog er von Marburg zuruck nach Berlin Scheibert hatte seinen Entschluss der SS 1942 beizutreten dem acht Jahre jungeren Nicolaus Sombart damit schmackhaft machen wollen dass es in den hohen Rangen hochintelligente und kultivierte Leute gabe die bewusst auf die Bildung einer europaischen Elite hinarbeiteten eine Art neuer Adel die Aristokratie der Zukunft Den vulgaren Nationalsozialismus verachteten sie 1 Scheiberts angebliche Affinitat zu faschistischem Gedankengut zu Mannerbundphantasmen 1 wurde von seinen akademischen Schulern als Sombarts eigenartiges Portrat in einer Fussnote behandelt 14 Scheiberts Tatigkeit im Kunsberg Kommando und im RSHA wurde als Kunstrettung 15 bezeichnet sein Amtsauftrag wurde von ihnen bislang nicht naher hinterfragt 16 Schriften BearbeitenLenin an der Macht Das russische Volk in der Revolution 1918 1922 Verlag Acta humaniora Weinheim 1984 ISBN 3 527 17503 2 Die russische Agrareform von 1861 Ihre Probleme und der Stand ihrer Erforschung Beitrage zur Geschichte Osteuropas Band 10 Verlag Bohlau Koln Wien 1973 Das Petrinische Kaiserreich In Russland Fischer Weltgeschichte Band 31 Hrsg u verfasst zus mit Carsten Goehrke Manfred Hellmann u Richard Lorenz Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1973 S 175 270 Hrsg Die russischen politischen Parteien von 1905 bis 1917 Ein Dokumentationsband Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Von Bakunin zu Lenin Geschichte der russischen revolutionaren Ideologien 1840 1895 Studien zur Geschichte Osteuropas III 1 Band 1 Die Formung des radikalen Denkens in der Auseinandersetzung mit deutschem Idealismus und franzosischem Burgertum E J Brill Leiden 1956 OCLC 86141124 mit Bernhard Sticker Die Notlage der deutschen wissenschaftlichen Zeitschriften Deutsche Forschungsgemeinschaft Bad Godesberg 1952 DNB 454884338 Volk und Staat in Finnland in der ersten Halfte des vorigen Jahrhunderts Plischke Breslau 1941 zugleich phil Dissertation Berlin 1941 Zur politischen Entwicklung des Weissruthenentums S Hirzel Verlag Leipzig 1940 Literatur Bearbeitenin der Reihenfolge des Erscheinens Inge Auerbach Andreas Hillgruber Gottfried Schramm Hrsg Felder und Vorfelder russischer Geschichte Studien zu Ehren von Peter Scheibert Rombach Freiburg 1985 ISBN 3 7930 9038 8 Nicolaus Sombart Jugend in Berlin 1933 1943 Ein Bericht Erweiterte und uberarbeitete Ausgabe Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 596 10526 9 Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis Nachrufe Erinnerungen Wurdigungen Universitatsbibliothek Marburg Marburg 1997 ISBN 3 8185 0228 5 Ulrike Hartung Raubzuge in der Sowjetunion Das Sonderkommando Kunsberg 1941 1943 Temmen Bremen 1997 ISBN 3 86108 319 1 Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 4 S Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Bearb v Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger Schoningh Paderborn 2012 ISBN 978 3 506 71843 3 S 53 f Esther Abel Kunstraub Ostforschung Hochschulkarriere Der Osteuropahistoriker Peter Scheibert Schoningh Paderborn 2016 ISBN 978 3 506 78543 5 Esther Abel Peter Scheibert In Michael Fahlbusch Ingo Haar Andreas Pinwinkler Hrsg Handbuch der Volkischen Wissenschaften Band 1 de Gruyter Oldenburg 2017 ISBN 978 3 11 042989 3 S 704 708 Egbert Jahn Inge Auerbach Der Osteuropahistoriker Peter Scheibert Anmerkungen zu einer misslungenen Biographie In Osteuropa Heft 1 2 2017 S 27 59 17 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Peter Scheibert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Scheibert Peter Hessische Biografie Stand 7 November 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Lutz Klinkhammer Die Abteilung Kunstschutz der deutschen Militarverwaltung in Italien 1943 1945 Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 92 1992 S 483 549 Lesung zu Peter Scheibert am Herder Institut 21 Februar 2017Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Nicolaus Sombart Jugend in Berlin 1933 1943 1991 S 119 121 a b c d e f Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 4 S 53 f Inge Auerbach Peter Scheibert sein wissenschaftliches Werk In Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis 1997 S 14 f Inge Auerbach Peter Scheibert sein wissenschaftliches Werk In Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis 1997 S 14 Fn 7 zum Weissbuch siehe Auswartiges Amt Hrsg Weissbuch Nr 3 Polnische Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges Eher Berlin 1940 Ulrike Hartung Raubzuge in der Sowjetunion das Sonderkommando Kunsberg 1941 1943 S 78 S 122 Fn 414 Ulrike Hartung Raubzuge in der Sowjetunion Das Sonderkommando Kunsberg 1941 1943 S 103 S 126 Ulrike Hartung Raubzuge in der Sowjetunion Das Sonderkommando Kunsberg 1941 1943 S 85 Anders jedoch Lutz Klinkhammer 1992 S 508 siehe Weblinks Lutz Klinkhammer Kunstschutz im Propagandakrieg In Christian Fuhrmeister Johannes Griebel Stephan Klingen Ralf Peters Hrsg Kunsthistoriker im Krieg Deutscher Militarischer Kunstschutz in Italien 1943 1945 Bohlau Koln 2012 S 49 73 hier S 52 ff Egbert Jahn Inge Auerbach Der Osteuropahistoriker Peter Scheibert Anmerkungen zu einer misslungenen Biographie In Osteuropa Heft 1 2 2017 S 27 59 hier S 50 Bezug nehmend auf Esther Abel Kunstraub Ostforschung Hochschulkarriere Der Osteuropahistoriker Peter Scheibert Schoningh Paderborn 2016 S 125 134 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 528 f Hans Joachim Drexhage Eroffnung durch den Dekan In Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis 1997 S 4 Hans Lemberg Osteuropaische Geschichte ein akademisches Fach In Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis 1997 S 30 Fn 17 Gottfried Schramm Peter Scheibert zum 65 Geburtstag wieder abgedruckt in Inge Auerbach Hans Lemberg Hrsg Peter Scheibert zum Gedachtnis 1997 S 63 Inge Auerbach Andreas Hillgruber Gottfried Schramm Hrsg Felder und Vorfelder russischer Geschichte Freiburg i Br 1985 S 9 Eine Replik auf die Dissertation von Esther Abel mit Hinweisen auf darin enthaltene Ungenauigkeiten siehe Rolf Worsdorfer Stalin brachte wenigstens Ordnung in die Revolution In Frankfurter Allgemeine Zeitung 13 September 2017 S N3 Normdaten Person GND 118810383 lobid OGND AKS LCCN n85111430 VIAF 13104042 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Scheibert PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher OsteuropahistorikerGEBURTSDATUM 3 Mai 1915GEBURTSORT Gross LichterfeldeSTERBEDATUM 31 Marz 1995STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia 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