www.wikidata.de-de.nina.az
Hellmut Gottfried Haubold 2 Oktober 1905 in Chemnitz 19 September 1968 in Munchen war ein deutscher Mediziner Neben seinen Forschungen auf dem Gebiet der Endokrinologie beschaftigte er sich bereits wahrend der 1920er Jahre mit sogenannten Volkstumsfragen Wahrend des Nationalsozialismus war er als Multifunktionar im Reichsgesundheitsamt in der Reichsarztekammer und im SS Hauptamt tatig Er nahm wesentliche gesundheitspolitische Aufgaben bei den Umsiedlungsaktionen der Volksdeutschen Mittelstelle wahr und wurde von 1940 bis 1942 beim Sonderkommando Kunsberg beim Raub von Archivalien und Kunstgegenstanden eingesetzt Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er zur Ernahrungsbiologie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHellmut Haubold war der Sohn des Schuldirektors und Oberstudienrates Rudolf Haubold Er beendete seine Schullaufbahn am Reform Realgymnasium in Chemnitz 1925 mit dem Abitur Anschliessend begann er ein Hochbaustudium an der TH Dresden wo er der Deutschen Gildenschaft beitrat Nach Studienabbruch absolvierte er von 1927 bis 1931 ein Studium der Medizin an den Universitaten Heidelberg Dusseldorf Leipzig Paris und Freiburg im Breisgau Nach dem Staatsexamen wurde er 1932 in Freiburg im Breisgau am pathologischen Institut zum Dr med promoviert und erhielt die Approbation Danach war er als Stipendiat der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft an der Medizinischen Poliklinik und am radiologischen Institut der Universitat Freiburg im Breisgau tatig 1 Haubold war ein aktives Mitglied der Sachsischen Jungenschaft einem Jugendbund der bundischen Jugend Die Sachsische Jungenschaft tat sich besonders durch Auslandsfahrten nach Sudosteuropa hervor Dabei ging es nicht zuletzt um die systematische und konspirative Erfassung volksdeutscher Siedlungen in diesen Gebieten Haubold leitete bei der Gaugrossfahrt 1927 nach Jugoslawien eine Gruppe die den Donauraum erwanderte und fertigte Wandbilder an die anschliessend in Wanderausstellungen in Schulen gezeigt wurden 2 Ausserdem publizierte er uber Volkstumsfragen in der Gotschee Bosnien und der Batschka 1 Nach der Machtubertragung an die Nationalsozialisten trat Haubold zum 1 Mai 1933 der NSDAP Mitgliedsnummer 3 090 566 3 und am 2 November 1933 der SS bei Haubold leitete das Amt fur Arbeitsdienst und danach das Hauptamt fur politische Erziehung in der Reichsleitung des NS Studentenbundes tatig und hielt Vortrage zum Arbeitsdienst an der Universitat Freiburg i Br und der TH Karlsruhe ab An der Dozentenakademie Kiel besuchte er 1934 einen Lehrgang und wurde im selben Jahr beim Reichsarbeitsdienst Ehrenfuhrer im Range eines Oberfeldmeisters 4 Zudem gehorte er dem NS Arztebund an Aus der SS trat er nach eigenen Angaben aus Zeitmangel 1934 wieder aus 5 Ab 1935 war er im Reichsgesundheitsamt tatig wo er bis zum Regierungsrat befordert wurde 6 Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag bei der Krebsforschung und der Internationalen Seuchenbekampfung 7 Ab 1936 war er zudem nebenamtlich bei der Auslandsabteilung der Reichsarztekammer beschaftigt und leitete dort ab Anfang Marz 1940 als Nachfolger Karl Haedenkamps die Auslandsabteilung 8 Ab 1939 war er Verbindungsfuhrer von Leonardo Conti zur Volksdeutschen Mittelstelle VoMi 4 und Beauftragter des Reichsgesundheitsfuhrers fur die Gesundheitliche Betreuung der volksdeutschen Umsiedler Beim Hauptamt fur Volksgesundheit der NSDAP leitete er ebenfalls die Auslandsabteilung 6 Damit vereinigte Haubold wesentliche gesundheitspolitische Kompetenzen innerhalb der Umsiedlungsaktionen der VoMi in seiner Person Die Auslandsabteilung der Reichsarztekammer wurde zur Zentralstelle fur alle gesundheitlichen Fragen der umzusiedelnden Volksdeutschen Mit Forderung der Notgemeinschaft stellte Haubold dabei auch Forschungen zu biologischen und naturwissenschaftlichen Gesetzmassigkeiten bei der Umsiedlung und Aussiedlung grosserer Bevolkerungsgruppen an 5 Zum 1 November 1939 war Haubold wieder der SS beigetreten und auf Wunsch Contis als SS Untersturmfuhrer in die Sanitatsabteilung des SS Hauptamtes eingetreten 9 In der SS wurde er bereits im April 1940 zum SS Hauptsturmfuhrer und zum Reservefuhrer in der Waffen SS ernannt Mit Unterstutzung Contis wurde Haubold 1944 noch zum SS Obersturmbannfuhrer befordert 10 Als Leitender Arzt 9 wurde Haubold ab Anfang November 1940 beim Sonderkommando Kunsberg eingesetzt 7 mit dem er am Balkanfeldzug teilnahm 4 Nach dem Uberfall auf die Sowjetunion leitete er ab Mitte Juli 1941 das Einsatzkommando Nord mit dem Tarnnamen Hamburg zum Archiv und Kunstraub 7 Anschliessend leitete er die Sanitatsstaffel 9 Haubold gehorte bis zum Marz 1942 dem Sonderkommando Kunsberg an 4 In der SS wurde er der Sanitatsabteilung des SS Fuhrungshauptamtes Abteilung D unterstellt und gleichzeitig zur Auslandsabteilung der Reichsarztekammer kommandiert die im April 1943 die Internationale Arztekommission zur Untersuchung des Massakers von Katyn betreute 9 Durch Adolf Hitler erhielt Haubold 1943 den Titel Professor verliehen Haubold wurde in der Forschungsstelle fur Auslandsmedizin und Siedlungsbiologie tatig die ihren Dienstsitz im Schloss Sachsenburg hatte 6 Nach Kriegsende befand er sich bis 1947 in dem Internierungslager Regensburg und wurde dort entnazifiziert 4 Danach war er in der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus Munchen Nymphenburg beschaftigt 6 Anschliessend grundete er die Firma Mucos und war bei Karl Hansen in Lubeck beschaftigt 4 Schliesslich wurde er 1950 niedergelassener Arzt in Munchen und praktizierte auf dem Gebiet Endokrinologie Mangelerkrankungen und kindliche Entwicklungshemmungen 4 Von 1950 bis 1968 leitete er die Forschungsstelle der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrungsbiologie 6 und war deren langjahriger Vizeprasident Ab 1956 gehorte er dem Hauptausschuss der Deutschen Gesellschaft fur Aesthetische Medizin und Grenzgebiete an 4 Haubold veroffentlichte zahlreiche Schriften auf medizinischem Gebiet In den 1960er Jahren wurde gegen Haubold ein Ermittlungsverfahren aufgrund von Medizinversuchen an Juden mit todlichem Ausgang eingeleitet das nach dem Tod Haubolds eingestellt wurde 7 Schriften BearbeitenUber den Einfluss von bestrahltem Ergosterin auf Struktur und Verkalkung des Tuberkels bei der experimentellen Meerschweinchentuberkulose Mit 1 Abbildung im Text Freiburg i B Univ Diss 1932 In Beitrage zur pathologischen Anatomie und zur allgemeinen Pathologie 89 3 1932 1932 Krebs und Krebsbekampfung in Frankreich Barth Leipzig 1936 Johann Peter Frank der Gesundheits und Rassenpolitiker des 18 Jahrhunderts Mit 12 Abb davon 7 Zeichngn d Verf J F Lehmanns Verl Munchen Berlin 1939 Leibniz Vorschlage zur Grundung einer Medizinal Behorde In Reichsgesundheitsblatt 14 1939 1939 S 691 694 und Rolf Heller Hrsg Gesund sein gesund bleiben Ein volkstumliches Handbuch fur den gesunden und kranken Menschen Peters Berlin 1940 Die Entwicklung der deutsch japanischen medizinischen Beziehungen Ein kurzer Abriss Reichsgesundheitsverl Berlin Wien 1944 Der Kropf eine Mangelerkrankung With an English summary Find Stuttgart Plieningen 1955 Futtergute und Milchqualitat in ihren Beziehungen zur menschlichen Gesundheit Volkswirtschaftlicher Verl Kempten Allgau 1955 Resorptionsfragen von Vollmilch Sahne und Butter Carl Nurnberg 1964 Lymphsystem und corpusculare Resorption von naturlichen Milchfetten Carl Nurnberg 1966 Uber entwicklungsgeschichtlich bedingte Fruhformen der Milchernahrung bei eierlegenden Saugetieren Monotremen und Beuteltieren Marsupialiern Carl Nurnberg 1968 Literatur BearbeitenMaria Fiebrandt Auslese fur die Siedlergesellschaft Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939 1945 Schriften des Hannah Arendt Instituts fur Totalitarismusforschung Bd 55 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2014 ISBN 978 3 525 36967 8 Gerd Pfletschinger Krebsstatistik Medizinhistorik Umsiedlung und medizinische Auslandskontakte in der nationalsozialistischen Gesundheitspolitik am Beispiel von Hellmut Haubold 2 10 1905 19 9 1968 Medizinische Dissertation FU Berlin 2000 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Hellmut Haubold im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Maria Fiebrandt Auslese fur die Siedlergesellschaft Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939 1945 Gottingen 2014 S 152f Rudolf Kneip Die Auslandsarbeit der Sachsischen Jungenschaft In Peter Nasarski Hrsg Deutsche Jugendbewegung in Europa Versuch einer Bilanz Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1967 S 228 233 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 13820655 a b c d e f g h Thomas Maibaum Die Fuhrerschule der deutschen Arzteschaft Alt Rehse Universitat Hamburg Hamburg 2007 Dissertationsschrift S 257f a b Maria Fiebrandt Auslese fur die Siedlergesellschaft Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939 1945 Gottingen 2014 S 154 a b c d e Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 232 a b c d Anja Heuss Das Sonderkommando Kunsberg und der Kulturgutraub in der Sowjetunion in Viertelsjahreshefte fur Zeitgeschichte 45 1997 H 4 S 543 Rebecca Schwoch Arztliche Standespolitik im Nationalsozialismus Julius Hadrich und Karl Haedenkamp als Beispiele Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften Bd 95 Husum 2001 S 75 a b c d Maria Fiebrandt Auslese fur die Siedlergesellschaft Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939 1945 Gottingen 2014 S 155 Maria Fiebrandt Auslese fur die Siedlergesellschaft Die Einbeziehung Volksdeutscher in die NS Erbgesundheitspolitik im Kontext der Umsiedlungen 1939 1945 Gottingen 2014 S 155 f Normdaten Person GND 122943848 lobid OGND AKS VIAF 74747085 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haubold HellmutALTERNATIVNAMEN Haubold Hellmut Gottfried vollstandiger Name Haubold HelmutKURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und SS FuhrerGEBURTSDATUM 2 Oktober 1905GEBURTSORT ChemnitzSTERBEDATUM 19 September 1968STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hellmut Haubold amp oldid 234696106