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Die Heveller Eigenbezeichnung Stodorjane waren ein elbslawischer Stamm der vom Ende des 9 bis ins 12 Jahrhundert an der mittleren Havel siedelte Das Furstentum der Heveller bildete den slawischen Teil des Ursprunges der spateren Markgrafschaft Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Siedlungsgebiet 3 Geschichte 3 1 Stammesbildung 3 2 Heveller und Liudolfinger 3 3 Heveller und Askanier 4 Personlichkeiten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenName BearbeitenHeveller Erstmals werden Hehfeldi in der Volkerliste des Bayerischen Geographen im 9 Jahrhundert erwahnt In den 890er Jahren werden sie als Haefeldan in der geographischen Erganzung zur angelsachsischen Ubersetzung des Orosius genannt 1 Bis in das 12 Jahrhundert ist der Name etwa 30 Mal in verschiedenen Varianten belegt So berichtet etwa Widukind von Corvey zu Ereignissen des Winters 928 929 von Hevelli 2 in Konigsurkunden Ottos I verfugt dieser in einem Gau und einem Land Heveldun 3 Der neuhochdeutsche Name Heveller geht auf die Namensform Hevelli zuruck Stodoranen Die slawische Bezeichnung Stodoranen oder Stoderanen wurde dagegen nur selten in erhaltenen Texten und Urkunden verwendet Der arabische Gelehrte al Masudi erwahnte um 943 46 Uṣṭutrana 4 Im 11 Jahrhundert setzte Thietmar von Merseburg die Stodoranen mit den Hevellern gleich 5 Danach wurde diese Bezeichnung nur noch funfmal verwendet so von Helmold von Bosau in seiner Chronica Slavorum 6 und von Cosmas von Prag in der Chronica Boemorum 7 Die Bedeutung der Bezeichnung ist unklar Siedlungsgebiet Bearbeiten nbsp Slawische Gebiete um 1150Das Siedlungsgebiet der Heveller erstreckte sich von Spandau entlang der Fluss und Seeufer des Havelbogens uber Brandenburg an der Havel bis hinter Rathenow In dieses von der Geschichtswissenschaft erschlossene Siedlungsgebiet wanderten dem archaologischen Befund zufolge Anfang des 8 Jahrhunderts 8 slawische Gruppen ein Die altesten slawischen Dendrodaten stammen aus dem Jahr 736 Hauptburg und Sitz des Herrschers war seit dem 10 Jahrhundert die Brandenburg Diese ist dendrochronologisch auf das Jahr 906 datiert 9 Die ubrigen Burgen der Heveller der Bayerische Geograph berichtet von insgesamt 8 Burgen civitates entstanden bereits ab 870 10 Dazu gehorten Rathenow Potsdam und Spandau Bei den landlichen Siedlungen deutet der archaologische Befund auf ebenerdige Gebaude in Blockbauweise hin Der Getreideanbau und die Viehzucht waren weniger entwickelt als in den anderen Gebieten der Elbslawen Der Fleischbedarf wurde zu grossen Anteilen durch die Jagd von Wildtieren gedeckt Daneben war der Fischfang von Bedeutung Geschichte BearbeitenStammesbildung Bearbeiten Aufgrund ihrer relativ spaten Erwahnung in den frankischen und sachsischen Quellen sowie dem archaologischen Befund geht die Forschung heute davon aus dass der Stamm der Heveller sich in der 2 Halfte des 9 Jahrhunderts bildete 11 Moglicherweise erfolgte die Ethnogenese um einen alteren adeligen Traditionskern Denn Anfang des 10 Jahrhunderts hatte das hevellische Furstentum schon eine derartige Bedeutung erlangt dass die in Bohmen herrschenden Premysliden eine Verbindung der beiden Furstenhauser fur erstrebenswert hielten 12 Cosmas von Prag berichtet Anfang des 12 Jahrhunderts in seiner Chronica Boemorum uber eine Dragomira aus dem Land Stodor die im Jahre 906 den bohmischen Fursten Vratislav I heiratete 13 nbsp Burgwall Brandenburg um 1100 RekonstruktionsversuchHeveller und Liudolfinger Bearbeiten Die ersten Nachrichten uber die Heveller finden sich in der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey Dieser berichtet fur das 10 Jahrhundert aus sachsischer Sicht uber die Auseinandersetzungen zwischen den Liudolfingern und den Hevellern Danach drang der ostfrankische Konig Heinrich I im Winter 928 929 mit einem sachsischen Heer in das Gebiet der Heveller ein und belagerte die Brandenburg deren strategischer Vorteil als Wasserburg durch die zugefrorenen Wasserflachen aufgehoben war Derart geschwacht kapitulierte die uberraschte Besatzung der Burg bereits nach einer kurzen Belagerung Heinrich I beliess den unterworfenen Hevellerfursten Bacqlabic als tributpflichtigen Vasallen im Amt und nahm dessen Sohn Tugumir sowie eine namentlich unbekannte Tochter als Geiseln Mit dieser zeugte Heinrichs I Sohn Otto I einen Sohn Wilhelm den spateren Mainzer Erzbischof 14 Nach der Eheschliessung Ottos I mit der angelsachsischen Prinzessin Edgitha lebte seine slawische Geliebte unter sachsischem Namen im Kloster Mollenbeck Tugumir inzwischen Christ liess sich durch viel Geld und noch grossere Versprechen dazu uberreden in Ottos I Dienste zu treten Unter dem Vorwand aus der sachsischen Gefangenschaft entflohen zu sein kehrte er nach dem Tod seines Vaters 940 in die Brandenburg zuruck und ubernahm dort das angestammte Furstenamt Anschliessend totete er seinen Neffen den letzten mannlichen Verwandten und unterstellte das gesamte Stammesgebiet wieder der Tributherrschaft des ostfrankischen Konigs Ob es sich bei dem fur die zweite Halfte des 10 Jahrhunderts bei Thietmar von Merseburg erwahnten Dobromir um einen Abkommling Tugumirs handelt konnte bislang noch nicht zufriedenstellend geklart werden 15 Konig Otto I errichtete 948 nach neuerer Auffassung 965 16 mit dem Bistum Brandenburg im Hevellergebiet ein Missionsbistum In diesem Zuge entstand auf der Brandenburg die erste christliche Kirche Nur eine Generation spater beteiligten sich die Heveller am Slawenaufstand von 983 17 der sich vorrangig gegen die Tributherrschaft des auf der Brandenburg residierenden Markgrafen Dietrich von Haldensleben richtete Das Bistum Brandenburg ging unter und die Burg Brandenburg mit dem Gebiet der Heveller fur die sachsische Herrschaft verloren 991 gelang es einem sachsischen Heer Ottos III die Brandenburg kurzzeitig zuruckzuerobern und auf diese Weise noch einmal die Oberhoheit uber die Heveller zu erlangen Vier Jahre spater fiel die Brandenburg jedoch wieder an die Heveller die im darauffolgenden Jahr einen Friedensvertrag schlossen Heveller und Askanier Bearbeiten Anfang des 12 Jahrhunderts gehorten die Heveller zum Herrschaftsgebiet des abodritischen Samtherrschers Heinrich von Alt Lubeck Ihre Erhebung gegen dessen Tributforderungen wurde von Heinrich mit militarischen Mitteln beendet Erst mit dem Tod Heinrichs von Alt Lubeck endete die abodritische Tributherrschaft Auf der Brandenburg regierte in der Folge der christliche Hevellerfurst Meinfried Nachdem er seinen alteren Bruder Meinfried hatte ermorden lassen gelangte die Herrschaft uber das Land der Heveller 1127 an den ebenfalls christlichen Pribislaw Heinrich Dieser schloss nach dem Traktat des Heinrich von Antwerpen einen Erbvertrag mit Albrecht dem Baren nach dessen Inhalt der Askanier ihm in der Herrschaft uber das Land der Heveller nachfolgen sollte Schon zuvor soll Pribislaw Heinrich mit der Zauche den an den sachsischen Streubesitz angrenzenden Teil des Hevellergebietes als Taufgeschenk an sein Patenkind Otto I den Sohn Albrecht des Baren ubertragen haben Nach Pribislaw Heinrichs Tod 1150 ubergab dessen Witwe die Brandenburg zwar an Albrecht den Baren dessen Getreue wurden jedoch uberrumpelt und verloren die Burg 1157 an den Schwager Pribislaw Heinrichs Jacza von Kopenick Personlichkeiten BearbeitenFursten Baṣqlabiǧ um 929 Tugumir um 940 Meinfried 1127 Pribislaw um 1127 1150Weitere Personen Drahomira Dragomira 900 923 Pribislaw um 990 evtl Furst Dobromir um 993 senior venerabilisSiehe auch BearbeitenEntstehung der Mark Brandenburg Liste slawischer StammeLiteratur BearbeitenHans Dietrich Kahl Slawen und Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des zwolften Jahrhunderts Die letzten Jahrzehnte des Landes Stodor 2 Bande Mitteldeutsche Forschungen Bd 30 I II Bohlau Verlag Koln Graz 1964 Herbert Ludat An Elbe und Oder um das Jahr 1000 Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slawischen Machte in Mitteleuropa Bohlau Verlag Koln Wien 1971 ISBN 3 412 07271 0 Klaus Grebe Zur fruhslawischen Besiedlung des Havelgebietes In Veroffentlichungen des Museums fur Ur und Fruhgeschichte Potsdam 10 Potsdam 1976 S 167 204 Lothar Dralle Slaven an Havel und Spree Studien zur Entstehung des hevellisch wilzischen Furstentums 9 11 Jahrhundert Giessener Abhandlungen zur Agrar und Wirtschaftsforschung des europaischen Ostens Bd 108 Verlag Duncker amp Humblot Berlin 1981 ISBN 978 3 428 04723 9 Barbara Sasse Die spatslawische und fruhdeutsche Zeit Der archaologische Befund In Das Havelland im Mittelalter Untersuchungen zur Strukturgeschichte einer ostelbischen Landschaft in slawischer und deutscher Zeit Berliner Historische Studien Band 13 Germania Slavica V Hg Wolfgang Ribbe Verlag Duncker amp Humblot Berlin 1987 Lutz Partenheimer Die Entstehung der Mark Brandenburg Mit einem lateinisch deutschen Quellenanhang Bohlau Verlag Koln Weimar Wien 2007 ISBN 3 412 17106 9 Rezension von Matthias Hardt Sebastian Brather Heveller In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 14 Walter de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 016423 X S 543 545 online Donat Wehner Das Land Stodor Eine Studie zu Struktur und Wandel der slawenzeitlichen Siedlungsraume im Havelland und in der nordlichen Zauche Kiel 2011 PDF Eingeschrankter ZugangWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Heveller Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Textauszuge aus drei Quellen zu DrahomiraAnmerkungen Bearbeiten Sebastien Rossignol Uberlegungen zur Datierung des Traktates des sog Bayerischen Geographen in Felix Biermann Thomas Kersting und Anne Klammt Hrsg Der Wandel um 1000 Beier amp Beran Langenweissbach 2011 ISBN 978 3 941171 45 9 S 305 316 hier S 309 f Widukind I 35 Etwa MGH D O I 105 948 Charles Pellat Hrsg Masʿudi Les Prairies dʾOr Publications de l Universite Libanaise Beirut 1979 905 909 Thietmar IV 29 Stoderaniam que Hevellun dicitur Helmold I 35 Cum igitur vice quadam Brizanorum et Stoderanorum populi hii videlicet qui Havelberg et Brandenburg habitant Alle Erwahnungen der Stodoranen bei Gustav Adolf Beckmann Onomastik des Rolandsliedes Walter de Gruyter Berlin New York 2017 S 153f Felix Biermann Stefan Dalitz Karl Uwe Heussner Der Brunnen von Schmerzke Stadt Brandenburg a d Havel und die absolute Chronologie der fruhslawischen Besiedlung im nordostdeutschen Raum in Praehistorische Zeitschrift Band 74 1999 Heft 2 ISSN 0079 4848 S 219 244 passim ihnen ausdrucklich folgend Thomas Kersting Slawen in Brandenburg eine archaologische Momentaufnahme in Joachim Muller Klaus Neitmann Franz Schopper Hrsg Wie die Mark entstand 850 Jahre Mark Brandenburg BLDAM Wunsdorf 2009 ISBN 978 3 910011 56 4 S 15 31 hier S 23 Felix Biermann Katrin Frey Ringwall und Macht Uber die Burgen des 9 10 Jh am Teltow und im Berliner Raum In Przeglad archeologiczny 49 Jahrgang 2001 S 59 83 hier S 66 f Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 97 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 97 f mit einer Ubersicht zum Meinungsstand bis 2007 Christian Hanewinkel Die politische Bedeutung der Elbslawen im Hinblick auf die Herrschaftsveranderungen im ostfrankischen Reich und in Sachsen von 887 936 Politische Skizzen zu den ostlichen Nachbarn im 9 und 10 Jahrhundert Munster 2004 S 73 ihm folgend Sebastien Rossignol Uberlegungen zur Datierung des Traktates des sog Bayerischen Geographen in Felix Biermann Thomas Kersting und Anne Klammt Hrsg Der Wandel um 1000 Beier amp Beran Langenweissbach 2011 ISBN 978 3 941171 45 9 S 305 316 hier S 309 f Zu einem hevellisch wilzischen Furstenhaus eingehend Herbert Ludat An Elbe und Oder um das Jahr 1000 Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Machte in Mitteleuropa Bohlau Koln Wien 1971 ISBN 3 412 07271 0 S 15 f Cosmae Pragensis Chronica Boemurum I 15 Herbert Ludat An Elbe und Oder um das Jahr 1000 Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Machte in Mitteleuropa Bohlau Koln Wien 1971 ISBN 3 412 07271 0 S 12 f Thietmar I 37 dazu grundlegend Herbert Ludat An Elbe und Oder um das Jahr 1000 Skizzen zur Politik des Ottonenreiches und der slavischen Machte in Mitteleuropa Bohlau Koln Wien 1971 ISBN 3 412 07271 0 S 21 25 Uberblick zum Streitstand bei Lutz Partenheimer Vom Hevellerfurstentum zur Mark Brandenburg In Joachim Muller Klaus Neitmann Franz Schopper Hrsg Wie die Mark entstand 850 Jahre Mark Brandenburg Fachtagung vom 20 bis 22 Juni 2007 in Brandenburg an der Havel Forschungen zur Archaologie im Land Brandenburg 11 Einzelveroffentlichung des Brandenburgischen Landeshauptarchivs 9 Brandenburgisches Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologisches Landesmuseum Wunsdorf 2009 ISBN 978 3 910011 56 4 S 298 323 hier S 306 Anmerkung 61 Sebastian Kinder Haik Thomas Porada Hrsg Brandenburg an der Havel und Umgebung Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Brandenburg an der Havel Pritzerbe Reckahn und Wusterwitz Bohlau Koln 2006 ISBN 3 412 09103 0 S 39 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heveller amp oldid 237703269