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Die Premysliden oder Przemysliden tschechisch Premyslovci waren ein bohmisches tschechisches Herrschergeschlecht Sie waren vom Ende des 9 Jahrhunderts bis 1306 mit Unterbrechungen um 1000 in Bohmen an der Macht Anfangs regierten sie nur in Teilen Bohmens Eine fruhere Herrschaft ist historisch nicht belegt 1 Wappen der Premysliden Inhaltsverzeichnis 1 Herrschaftsbereich 2 Geschichte 2 1 Bis zum 10 Jahrhundert 2 2 11 Jahrhundert 2 3 Seit dem 12 Jahrhundert 2 4 Troppauer Zweig der Premysliden 3 Personlichkeiten 3 1 Stammliste 3 2 Liste der Premyslidenherrscher 3 2 1 Konige mit nichterblichem Konigstitel 3 2 2 Konige mit erblichem Konigstitel 4 Literarische Verarbeitung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerrschaftsbereich BearbeitenDie Premysliden herrschten seit dem Ende des 9 Jahrhunderts als Herzoge von Bohmen Erster Konig von Bohmen wurde 1158 Vladislav II mit Ottokar I wurde das Konigtum 1198 erblich 1212 wurden die Lander der bohmischen Krone zum Konigreich innerhalb des Heiligen Romischen Reiches erhoben Ab dieser Zeit wurde auch die dynastische Thronfolge festgelegt Zum Machtbereich der Premysliden gehorten von Anfang an bzw kamen spater hinzu Das Glatzer Land und weite Teile Schlesiens gehorten bereits im 9 Jahrhundert zum Grossmahrischen Reich und im 10 Jahrhundert zum Herrschaftsbereich des bohmischen Fursten Slavnik Sie verblieben auch nach dem Pfingstfrieden von Glatz bei Bohmen weitere Teile Schlesiens und Kleinpolens fielen in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts vorubergehend an Bohmen 1019 bis 1027 Mahren 1266 Eger und Umgebung 1289 bis 1292 das Gebiet um Teschen entspricht dem ostlichen Teil des spateren Osterreichisch Schlesien 1158 bis 1253 das Land Budissin spater Oberlausitz genanntGeschichte BearbeitenBis zum 10 Jahrhundert Bearbeiten Nach den Ausfuhrungen in der Chronica Boemorum des Cosmas von Prag sind die Premysliden Nachkommen des sagenhaften Stammvaters Premysl des Pflugers eines eingeheirateten Stammesfuhrers und seiner Frau Libussa Cosmas uberlieferte auch die Namen weiterer vorchristlicher Premysliden Nezamysl Mnata Vojen Vnislav Kresomysl Neklan und Hostivit 2 Die nur von Cosmas uberlieferte Aufzahlung weist auf eine altere Familientradition hin Ob einige der acht Herrschernamen historischen Personlichkeiten entsprechen kann aus ihr aber nicht zweifelsfrei geschlossen werden Im 9 Jahrhundert zahlten die Premysliden zu den bohmischen Lokalfursten knes lateinisch dux duces Ihr Sitz war die mittelbohmische Burgstatte Levy Hradec Gegen Ende des 9 Jahrhunderts verlegten sie ihren Sitz auf die neu gegrundete Prager Burg und gewannen nachfolgend Autoritat uber die Lokalfursten des Moldautals Zwischen 882 und 885 wurde der erste historisch belegte Premyslide Borivoj I mit seiner Frau Ludmilla im benachbarten Mahrerreich von Method getauft Nach Borivojs Tod um 889 wurde Bohmen bis 894 unter Furst Svatopluk I aus der Dynastie der Mojmiriden vorubergehend Grossmahren angeschlossen Nach dessen Tod ubernahm von 894 bis 915 Borivojs Sohn Spytihnev I die Herrschaft und ging auf Distanz zum Grossmahrischen Reich 895 musste er dem Kaiser Arnulf von Karnten Treue schworen Nach seinem Tod setzte sein Bruder Vratislav I von 915 bis 921 die Politik Borivojs fort Seit 921 herrschte Wenzel Sohn Vratislavs I Er wurde 929 oder 935 von seinem Bruder Boleslav I und dessen Gefolgsleuten ermordet Da Wenzel seit der 2 Halfte des 10 Jahrhunderts als Heiliger verehrt und bereits im 11 Jahrhundert zum Landespatron erhoben wurde galten danach samtliche Fursten Bohmens als Wenzels irdische Stellvertreter Auch die fur die Kronung von Karl IV im 14 Jahrhundert angefertigte bohmische Konigskrone wurde als Wenzelskrone bezeichnet Die Regierungszeit von Boleslav I 929 oder 935 972 3 markiert die Begrundung eines einheitlichen bohmischen Zentralstaates nbsp Bohmen im 10 JahrhundertSpatestens nach 955 beherrschten die Premysliden neben dem Gebiet um Prag und Westbohmen auch Mahren 4 Gebiete Schlesiens und Kleinpolens bis weit hinter Krakau wie der judische Gesandte Ibrahim ibn Jaqub seinem Kalif Abd ar Rahman III 965 berichtete und eventuell auch einen kleinen Teil der Slowakei 5 Nicht dazu gehorte das den Fursten der Slavnikiden gehorende gesamte ostbohmische Gebiet Unter Boleslav II 972 999 wurde 973 das Bistum Prag gegrundet In einer Grenzbeschreibung des Bistums Prag aus dem Jahre 1086 die offensichtlich die Verhaltnisse der Grundung wiedergibt werden neben Bohmen und Mahren auch Schlesien die Burg Krakau mit zugehorigen Regionen bis zum Westlichen Bug und Strypa sowie die provincia Wag also ein Gebiet um die Waag als dazugehorig angegeben Schlesien Kleinpolen und Mahren gingen ab 990 an den polnischen Herrscher Mieszko I verloren 995 liess Boleslav durch seine Gefolgsleute die Vrsovci in Libice die Fuhrungsschicht der Slavnikiden ermorden womit die Vereinigung Bohmens vollzogen war 11 Jahrhundert Bearbeiten Seit 999 verscharften sich die Spannungen gegenuber Polen Im Zuge der Thronkampfe zwischen Boleslavs Sohnen und Boleslaw I Chrobry 1003 4 war Prag polnisch Es folgten Interventionen des romisch deutschen Reiches 1019 beendete Oldrich Udalrich die polnische Besetzung Mahrens das damit auf Dauer Bohmen angeschlossen wurde Udalrichs Sohn Bretislav I fuhrte erfolgreich Krieg gegen Polen und war nach militarischen Auseinandersetzungen mit Konig Heinrich III Verbundeter des Heiligen Romischen Reiches gegen Ungarn Seine Nachfolge regelte Bretislav 1055 durch die Senioratsordnung wonach der jeweils alteste Premyslid die Herrschaft ausuben sollte Wahrend seine altesten Sohne Spytihnev II und Vratislav II nacheinander herrschten und Jaromir Gebehard Bischof von Prag wurde regierten die jungeren Sohne als Teilfursten in Mahren Konrad I erhielt Brunn und Znaim Otto I und seine Nachfolger herrschten in Olmutz ihre Anspruche auf den Prager Thron verloren sie dadurch dennoch nicht 1085 1086 erhob der romisch deutsche Konig Heinrich IV Vratislav II als Belohnung fur seine Hilfe gegen die Sachsen zum Konig noch nicht erblich Seine Nachfolger Konrad I von Brunn und Bretislav II mussten sich mit dem Herzogstitel begnugen Seit dem 12 Jahrhundert Bearbeiten 1099 erreichte Bretislav II die Anerkennung seines Halbbruders Borivoj II 1101 1107 sowie 1117 1120 als Nachfolger womit er erstmals gegen das Senioratsgesetz verstiess Versuche das Seniorat durch die Primogenitur zu ersetzen verscharften am Anfang und gegen Ende des 12 Jahrhunderts die Thronkampfe Die Gegnerschaft der beiden Prager Hauptlinien die von den Brudern Vladislav I 1109 1117 sowie 1120 1125 und Sobeslav I 1125 1140 abstammten hatte schwerwiegende Folgen Die Auseinandersetzungen zwischen dem Zweig des Vladislav I Vladislav II Friedrich Vladislav Heinrich Ottokar I Premysl und dem Zweig des Sobeslav I Sobeslav II Wenzel I verscharften sich durch Interventionen der mahrischen Premysliden Ulrich von Brunn Konrad II von Znaim Konrad III Otto von Znaim und anderer Thronanwarter Depold Heinrich Bretislav III und andere Die nicht aus Prag stammenden Premysliden wurden auch einige Male Herrscher in Prag Svatopluk von Olmutz 1107 1109 Konrad III Otto 1189 1191 Heinrich Bretislav III 1193 1197 doch ihre Bemuhungen trafen auf hartnackigen Widerstand des Prager Hofs Zudem mischte sich bei den Thronstreitigkeiten auch das romisch deutsche Reich ein wobei insbesondere Lothar von Supplinburg 1126 in der Schlacht bei Chlumec eine vernichtende Niederlage gegen Herzog Sobeslav I erlitt und gefangen genommen wurde Vladislav II 1140 1172 erhielt 1158 den Konigstitel der jedoch nicht auf seine Nachfolger uberging vergleiche Vratislav II Im 12 Jahrhundert schlossen die Premysliden Ehen mit den polnischen Piasten den ungarischen Arpaden den Wettinern und Babenbergern aber auch mit den Familien der bayerischen Grafen von Bogen von Berg und den Wittelsbachern Mit Herzog Wenzel II um 1192 erlosch der Zweig Sobeslavs I und um 1200 starben die meisten mahrischen Premysliden aus Ihr letzter Vertreter war Siffrid 1227 Kanoniker in Olmutz Der Herzog Ottokar I Premysl 1192 1193 sowie 1197 1230 vom anderen Zweig erhielt hingegen vom romisch deutschen Reich 1198 den Titel Konig von Bohmen Dieser wurde ihm und seinen Nachfolgern samt allen erworbenen Privilegien dank seiner geschickten Politik gegenuber Philipp von Schwaben Otto IV und Friedrich II schliesslich durch die Goldene Bulle von Friedrich II 1212 zuerkannt Nach dem Tod seines kinderlosen Bruders Vladislav Heinrich 1222 Markgraf von Mahren und nach der Vertreibung der Theobalde um 1223 die spater im Exil ausstarben waren die Nachkommen von Ottokar I Premysl die einzigen Reprasentanten der Premysliden so dass bereits 1216 Ottokar I Premysl seinen Sohn Wenzel I 1228 kronen lassen konnte Unter Wenzel I 1230 1253 der mit Kunigunde von Schwaben der Tochter Philipps von Schwaben verheiratet war begann die Expansionspolitik der Premysliden Diese erreichte ihren Hohepunkt unter Ottokar II Premysl 1253 1278 dessen Ehe mit Margarethe von Babenberg die Erwerbung Osterreichs ermoglichte spater schlossen sich auch die Steiermark das Egerland Karnten und Krain an Premysl musste sich mit einer starken Adelsopposition in Bohmen Osterreich und den Alpenlandern auseinandersetzen Im Kampf gegen Rudolf von Habsburg wurde er zunachst 1276 besiegt und 1278 in der Schlacht von Durnkrut getotet nbsp Herrschaftsbereich Wenzels II Wenzel II 1278 1283 1305 der Sohn Ottokars II nutzte das infolge der Kampfe der Adelsopposition in Bohmen entstandene Chaos um die Zentralmacht wieder zu konsolidieren Von 1278 bis 1283 regierten fur den noch nicht erwachsenen Wenzel Otto von Brandenburg in Bohmen und Rudolf von Habsburg in Mahren 1300 gewann Wenzel kurzfristig die polnische Krone und 1301 die ungarische Krone die allerdings fur seinen Sohn Wenzel III Doch die Unzufriedenheit des polnischen und ungarischen Adels sowie die Feindschaft des romisch deutschen Konigs bewirkten den baldigen Verlust der beiden Kronen Wenzels Sohn Wenzel III 1305 1306 musste 1304 Ungarn verlassen da er nur in Westungarn von den Grafen von Gussing aus dem Geschlecht der Heder und in der heutigen Slowakei von Matthaus Csak Matus Cak unterstutzt wurde Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters 1305 wurde er bohmischer Konig Am 4 August 1306 wurde er jedoch auf einem Feldzug gegen Polen in Olmutz ermordet Man konnte sich nicht auf einen der vielen premyslidischen Verwandten als Nachfolger einigen Pradestiniert dafur ware Heinrich von Leipa gewesen dessen Nachkomme Hynek Ptacek von Pirkstein erst mehr als 100 Jahre spater zum Bohmischen Konig gewahlt aber als Hussitenfuhrer weder vom Haus Habsburg noch vom Papst anerkannt wurde Erst dessen Schwiegervater Georg von Podiebrad wurde 1456 als Bohmischer Konig inthronisiert Die Heirat von Wenzels II Tochter Elisabeth mit Johann von Luxemburg im Jahre 1310 war die Grundlage fur die Thronbesteigung der Luxemburger in Bohmen und Mahren Troppauer Zweig der Premysliden Bearbeiten Die Troppauer premyslidische Herzogslinie wurde 1269 begrundet als Ottokar II Premysl seinem naturlichen Sohn Nikolaus I die Provinz Troppau zuwies die unter dessen gleichnamigen Sohn Nikolaus II 1318 zu dem eigenstandigen Herzogtum Troppau erhoben wurde 1337 erlangte er vom bohmischen Konig Johann von Luxemburg das bis 1336 piastische Herzogtum Ratibor zum Lehen Nach dem Tod des Herzogs Nikolaus II 1365 setzte der jungste Sohn Premysl I die direkte Stammlinie Troppau fort die um 1485 mit Herzog Johann II von Leobschutz erlosch Der alteste Sohn Johann I begrundete als Alleinerbe des Herzogtums Ratibor die Stammlinie Troppau Ratibor die 1521 in mannlicher Linie mit Herzog Valentin endete Personlichkeiten BearbeitenStammliste Bearbeiten Hauptartikel Stammliste der Premysliden Liste der Premyslidenherrscher Bearbeiten Hauptartikel Liste der bohmischen Herrscher Sieben Premysliden wurden zum Konig von Bohmen gekront Unter Konig Ottokar I Premysl wurde die Erblichkeit der Konigswurde festgesetzt Konige mit nichterblichem Konigstitel Bearbeiten Name Lebensdaten Regierungszeit Titel Anmerkungen nbsp Vratislav II ca 1035 1092 1085 1092 Konig Erster bohmischer Konig nbsp Vladislav II ca 1110 1174 1158 1172 Konig Zweiter bohmischer KonigKonige mit erblichem Konigstitel Bearbeiten Name Lebensdaten Regierungszeit Titel Anmerkungen nbsp Ottokar I Premysl 1155 1167 1230 1198 1230 Konig Konnte sich als erster bohmischer Herrscher den erblichen Konigstitel sichern nbsp Wenzel I 1205 1253 1230 1253 Konig Zweitgeborener Sohn Ottokars I nbsp Ottokar II Premysl ca 1233 1278 1253 1278 Konig Zweitgeborener Sohn Wenzels I nbsp Wenzel II 1271 1305 1278 1283 1305 Konig Sohn Ottokar II Premysl nbsp Wenzel III 1289 1306 1305 1306 Konig Zweitgeborener Sohn Wenzels II Literarische Verarbeitung BearbeitenWenzel II hat selbst einige Minnelieder verfasst Ulrich von Etzenbach hat fur Ottokar II Premysl eine Alexanderdichtung verfasst und fur dessen Sohn Wenzel II den Wilhelm von Wenden geschrieben der als Ursprungslegende der Herrscher gelten kann Adalbert Stifter hat in seinem Roman Witiko einen Ausschnitt der Streitigkeiten im 12 Jahrhundert literarisch gestaltet Das Drama Konig Ottokars Gluck und Ende von Franz Grillparzer beschaftigt sich mit der Auseinandersetzung zwischen Ottokar II und Rudolf von Habsburg Literatur BearbeitenRobert Luft Premysliden In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 694 Digitalisat Ivan Hlavacek Premysliden In Handbuch Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Band 15 I 2003 ISBN 978 3 7995 4515 0 S 183 187 Heinrich Kunstmann Bohmens Urslaven und ihr troianisches Erbe Aus der Vorgeschichte der Premysliden Verlag Dr Kovac Hamburg 2000 ISBN 3 8300 0102 9 Petr Sommer Dusan Trestik Josef Zemlicka et al Premyslovci Budovani ceskeho statu Nakladatelstvi Lidove noviny Prag 2009 779 S ISBN 978 80 7106 352 0 Dusan Trestik Pocatky Premyslovcu Vstup Cechu do dejin 530 935 Nakladatelstvi Lidove noviny Prag 1997 658 S ISBN 80 7106 138 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Das Haus der Premysliden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Collegium Carolinum Forschungsstelle fur die bohmischen Lander Ahnentafeln aller Premyslidenherrscher Nachkommen der Premisliden Premysliden Stammbaum tschechisch Einzelnachweise Bearbeiten Dusan Trestik Pocatky Premyslovcu Nakladatelstvi lidove noviny 1998 ISBN 80 7106 138 7 Kosmova Kronika ceska Paseka Praha Litomysl 2005 ISBN 80 7185 515 4 929 lebte noch sein Bruder Wenzel von Bohmen den er 935 ermorden liess Auch uber seine Kriegszuge ein weiteres Indiz fur seine Herrschaft wird erst seit 936 als er gegen Otto I zog berichtet Grossmahren durfte eher unbestritten sein da bereits Boleslav I begonnen hatte dort ein Bistum zu errichten welches ein Jahr nach seinem Tod gegrundet wurde Quelle Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci ISBN 80 7277 291 0 Siehe unten 973Normdaten Person GND 118742086 lobid OGND AKS VIAF 25397700 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Premysliden amp oldid 237573712