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Die Slavnikiden auch Slawnikiden tschechisch Slavnikovci waren ein bohmisches Adelsgeschlecht Fundamente der Kirche im Burgareal von Libice 10 JahrhundertDie altere tschechische und deutsche Geschichtsschreibung sah die Slavnikiden als machtige Herrscher uber ein eigenstandiges Furstentum im Osten Bohmens und Gegner der regierenden Premysliden Dynastie Ihr Sturz im Jahre 995 galt als der letzte Schritt zur endgultigen Einigung des Landes Neuere Arbeiten messen der Familie allerdings eine geringere Bedeutung bei Bekanntester Vertreter war Adalbert der zweite Bischof von Prag Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Herrschaftsbereich 3 Munzfunde 4 Aufstieg und Niedergang 5 Quellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenAls erste bekannte Vertreter der Slavnikiden wurden die Fursten Vitislav 895 und Vok 968 genannt Von ihnen ist allerdings kaum mehr als der Name und die herausragende gesellschaftliche Stellung bekannt Slavnik war Furst der Slavnikiden dessen Ehefrau Strezislava 1 Sechs eheliche Kinder aus dieser Verbindung sind namentlich bekannt Der alteste Sohn Sobeslav ubernahm nach dem Tode des Vaters 981 die Rolle des Familienoberhaupts sein Bruder Adalbert wurde ein Jahr spater Bischof von Prag Weitere vier Bruder namens Caslav Pobraslav Porej und Spytimir starben bei einem Uberfall auf die Burg Libice am 28 September 995 Ausserdem erwahnen Legenden zwei uneheliche Sohne die den Bischof auf seinen Reisen begleitet haben Gaudentius wurde nach Adalberts Tod zum ersten Erzbischof von Gnesen geweiht Radla Adalberts Freund und Erzieher ubernahm nach dem Jahr 995 eine hohe Stellung am ungarischen Furstenhof Die Chronik des Dalimil aus dem 14 Jahrhundert nannte auch einen Fursten Radislav als Bruder von Slavnik Dieser soll Herrscher auf der machtigen Burg Kourim gewesen sein und von dem Premysliden Wenzel von Bohmen zu Beginn des 10 Jahrhunderts im Zweikampf besiegt worden sein Herrschaftsbereich Bearbeiten nbsp Slavnikiden Tschechien nbsp Libice nbsp Malin nbsp Chynov nbsp Doudleby nbsp Netolice nbsp Litomysl nbsp Klodzko zur damaligen Zeit Kladsko nbsp Mogliches Herrschaftsgebiet der Slavnikiden hellgrau und der Premysliden gestreift Ende des 10 Jahrhunderts 2 Cosmas von Prag nennt in der Chronica Boemorum als Burgen der Slawnikiden fur das Jahr 981 Libice nad Cidlinou als Hauptort Chynov im Suden Doudleby im Suden Netolice im Suden Litomysl im Osten Kladsko im Norden Osseca im Westen 3 Wie weit der Herrschaftsbereich der Slavnikiden reichte ist Gegenstand wissenschaftlicher Kontroversen Anhand von Munzfunden und archaologischen Ausgrabungen konnten die beiden ostbohmischen Orte Libice nad Cidlinou und Malin bei Kutna Hora eindeutig als befestigte Slavnikiden Burgen bestatigt werden Die Lage von Osseca ist bis heute unbekannt Sie soll eine Burg auf einem Berg namens Osseca in der Nahe des Flusses Mze gewesen sein Im 19 Jahrhundert vermutete man die Burg habe in Brezina gelegen wo sich die Reste einer grossen fruhmittelalterlichen Befestigungsanlage erhalten haben Spater wurde der Ort sudlich von Prag gesucht meist am alten Zusammenfluss der Berounka und Moldau Dort wird der mit der St Gallus Kirche bebaute Hugel Havlin bei Zbraslav als wahrscheinlichster Standort angesehen 4 Auch die Hrebeny Brdykamm zwischen Klinec und Vsenory sind als Standort moglich 5 Einen zweifelsfreien Beweis konnte bisher keine der Theorien erbringen Nicht an allen bekannten Grenzorten konnten bisher Burgstatten archaologisch nachgewiesen werden die tatsachlich vorhandenen sind noch nicht alle vollstandig untersucht Eine zweifelsfreie Zuordnung zu dem Geschlecht der Slavnikiden ist jedoch in keinem Fall moglich gewesen 6 Eine Urkunde von 1086 die die Grenzen des Bistums Prag um 973 beschreibt gibt weitere Auskunfte Im Text wird ein Gebiet zwischen Elbe Mittelgebirgen und Mahren das dem mutmasslichen Gebiet der Slavnikiden entspricht nicht zum Geltungsbereich des Bistums gezahlt Die ostliche Grenze bildet die Elbe u a mit den Burgen Decin Litomerice und Melnik sowie die Burg Tuhost Diese liegt nur wenig sudwestlich entfernt vom slavnikidischen Netolice Munzfunde BearbeitenDrei grossere Schatze und etliche Einzelfunde belegen dass die Slavnikiden in den 980er und 990er Jahren eigene Munzpragestatten unterhielten Die Silber Denare uberliefern die Namen der Munzherrn Sobeslav und Adalbert und die Orte Libice und Malin als Pragestatten Die Bilder unterscheiden sich nicht wesentlich von den Premysliden Munzen des gleichen Zeitraums Einer der Munztypen auf dem eine Hand mit einem Dolch und ein Vogelmotiv abgebildet sind wurde als Beweis fur das Streben der Slavnikiden nach Unabhangigkeit gedeutet Das Geschlecht sei durch die eigene Munzproduktion in Konkurrenz zu den Premysliden getreten die Verfugungsgewalt uber die Silberbergwerke in Kutna Hora sei eine Hauptquelle ihres Reichtums gewesen Neuere geologische Untersuchungen bezweifeln jedoch dass der Silberabbau in Kutna Hora vor dem 13 Jahrhundert technisch moglich war Das Geld konne auch aus importiertem Metall hergestellt worden sein Es gibt zudem keine Nachrichten uber ein Munzregal bereits im 10 Jahrhundert Die Munzen konnen nach dieser Auffassung somit nicht mehr als Beweis fur eine Rivalitat der beiden Geschlechter herangezogen werden unterstreichen jedoch weiterhin die herausragende Stellung der Familie 7 Aufstieg und Niedergang BearbeitenAusgehend von den bruchstuckhaften schriftlichen Nachrichten und den Munzen entstand seit dem Ende des 19 Jahrhunderts ein Bild in dem die Familie der Slavnikiden zu den machtigsten bohmischen Adelsgeschlechtern des fruhen Mittelalters gehorte gleichberechtigt neben den Premysliden und mit deutschen Konigen verwandt 8 Die Slavnikiden sollen die starksten Konkurrenten der Premysliden im Kampf um die Macht in Bohmen gewesen sein die eigene Munzen pragten und eine eigene Armee hatten die sie auch dem Kaiser zur Verfugung stellten Sie seien aber auch Verbundete der Premysliden gewesen mit denen sie in der Schlacht zu Fulda 872 vergeblich gegen die Franken zogen Der erste bekannte Furst Slavnik der bei Libice nad Cidlinou residierte nutzte danach in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts die Schwache des Premysliden Boleslav I und vereinnahmte nach und nach ganz Sudbohmen Sein Herrschaftsgebiet soll das der Premysliden uberragt haben Die Beziehungen zwischen beiden Geschlechtern sollen unter seiner Regentschaft und zu Beginn der Herrschaft seines Sohnes Sobeslav noch freundschaftlich gewesen sein So soll ein Jahr nach dem Tode Slavniks der Furst Boleslav II zugelassen haben dass dessen Sohn Vojtech Adalbert von Prag zum Prager Bischof gewahlt wurde Nachdem Slavnik und Strezislava sechs legitime mannliche Nachfahren hinterliessen mussten die Premysliden die Ubermacht der Slavnikiden befurchten Schon am Ende des 10 Jahrhunderts lehnten die Slavnikiden die Machtanspruche der Premysliden ab Nach dem Tod von Stretislava 987 kam es zu ersten Auseinandersetzungen als die Slavnikiden begannen eigene Munzen zu pragen auf denen Vojtech mit einer Art Konigskrone dargestellt wurde Nachdem Boleslaw I Chrobry der ein grosser Feind Boleslavs II war in Schlesien die Macht ubernahm suchte er Verbindung zu den Slavnikiden Die Premysliden begannen mit einer zielgerichteten Ausrottung ihrer Konkurrenten Als sie die Feste Malin bei Tschaslau mit ihren Silbererzstollen annektierten ging den Slavnikiden eine wertvolle Quelle der Finanzierung verloren Am 28 September 995 uberfielen die Armeen der Premysliden und Vrsovci im Auftrag Boleslavs II die Slavnikiden Festung Libice nad Cidlinou Der Kampf soll nur zwei Tage gedauert haben da zur gleichen Zeit das Heer der Slavnikiden unter Otto III gegen die Abodriten kampfte so dass die Festung Libice nur schwach bewacht wurde Im Laufe des Kampfes starb neben den Verteidigern die gesamte Blutsverwandtschaft der Slavnikiden Danach besetzten die Premysliden weitere Festungen der Slavnikiden Vojtech uberlebte denn er war zu diesem Zeitpunkt auf dem Hof Boleslaw Chrobrys Sobeslav gelang die Flucht und er besetzte gemeinsam mit Boleslaw Chrobry 1003 Prag Boleslaw Chrobry entthronte die Premysliden und bestimmte sich selbst als Herrscher der Bohmen allerdings musste er Prag 1004 wieder verlassen Beim Ruckzugskampf fiel Sobeslav der letzte aus dem Stamm der Slavnikiden Auch wenn das Grundgerust dieser Erzahlung weiterhin Gultigkeit besitzt gilt eine Reihe von Details mittlerweile als veraltet und nicht mehr haltbar 9 Quellen BearbeitenUber die Slavnikiden existiert eine umfangreiche Berichterstattung aus Bohmen aber auch aus anderen Landern Cosmas von Prag berichtete in seiner Chronica Boemorum uber dieses Geschlecht Ein weiterer Bericht stammt vom Thietmar von Merseburg Es sind zwei zeitgenossische Adalbertsviten uberliefert von denen eine von Brun von Querfurt und die andere wohl im Umkreis von Notger von Luttich verfasst wurde Eine Sammlung veroffentlichten die Historiker Novy Slama Zachova in ihrem 1987 publizierten Werk Slavnikovci Allerdings betreffen diese Dokumente meist nur den Heiligen Adalbert von Prag Weitere Berichte stammen meist aus der Cosmas Chronik Eine umfangreiche Forschungsarbeit stammt von Jadwize Karwasinska aus dem Jahr 1962 S Adalbert Pragensis Literatur Bearbeitendeutsch Geschichte Schlesiens Band 1 Sigmaringen 1988 ISBN 3 7995 6341 5 Josef Teige Blatter aus der altbohmischen Genealogie Slavnikiden Die Vrsovcen Die Herren von Lichtenburg Wien 1887 Nachdruck Dambock 2005 ISBN 3 900589 45 3 Johann Loserth Der Sturz des Hauses Slawnik Ein Beitrag zur Geschichte der Ausbildung des bohmischen Herzogthums C Gerold s Sohn Wien 1883 tschechisch Jarmila Haskova Slavnikovci ve vypovedi svych minci In Archeologicke rozhledy XLVII S 225 230 Michal Lutovsky Nekolik poznamek k problematice slavnikovske domeny Archeologicke rozhledy XLVII 239 245 Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci Mytus ceskeho dejepisectvi Prag Libri 2005 ISBN 80 7277 291 0 Rostislav Novy Jiri Slama Jana Zachova Slavnikovci ve stredovekem pisemnictvi Prag Vysehrad 1987 Jiri Slama Slavnikovci vyznamna ci okrajova zalezitost ceskych dejin 10 stoleti Archeologicke rozhledy XLVII 182 224 Dusan Trestik Pocatky Premyslovcu Praha 1997 Dusan Trestik Josef Zemlicka Svaty Vojtech Cechove a Evropa Praha 1998 Rudolf Turek Slavnikovci a jejich panstvi Kruh Hradec Kralove 1982Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Slavnikiden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Slavnikiden im privaten Lexikon des Mittelalters auf manfred hiebl deEinzelnachweise Bearbeiten sie wurde in der alteren Forschung als Schwester der Premysliden Wenzel von Bohmen und Boleslav I vermutet vgl Johann Loserth Der Sturz des Hauses Slawnik Ein Beitrag zur Geschichte der Ausbildung des bohmischen Herzogthums Wien 1884 Gebiet des Bistums Prag 973 Grenzbeschreibung des Bistums Prag im Osten wahrscheinlich nicht so weit Aufzahlung der Orte siehe Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci Prag Libri 2004 ISBN 80 7277 117 5 S 82 http www archeopraha cz vrch havlin vysinne opevnene sidliste http www obeclisnice eu informace o obci historie Die Beschreibung der Cosmas Chronik siehe in Chronica Boemorum I 27 in der Ausgabe von Bertold Bretholz Berlin 1923 Zusammenfassung des Forschungsstandes in Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci mytus ceskeho dejepisectvi Prag Libri 2005 ISBN 80 7277 291 0 S 83 f Zur Suche nach Osseca siehe Z Bohac Dejiny osidleni stredniho Povltavi v dobe predhusitske Praha 1978 Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci mytus ceskeho dejepisectvi Prag Libri 2005 ISBN 80 7277 291 0 S 89 130 Nach Bruno von Querfurt sollen die Slavnikiden mit dem sachsischen Geschlecht der Liudolfinger verwandt gewesen sein Michal Lutovsky Zdenek Petran Slavnikovci ISBN 80 7277 291 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Slavnikiden amp oldid 216940974