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Dieser Artikel beschreibt den slawischen Herrschertitel Fur den gleichnamigen osterreichischen Politiker siehe Wolfgang Knes Knes auch Knase oder Knjas Transkription wird meist mit Furst ubersetzt war ein in allen slawischen Sprachen bekannter Herrschertitel oder Ehrentitel fur eine gesellschaftlich fuhrende Person bei den Slawen Der Titel ist seit dem 7 Jahrhundert belegt und war teils bis in das fruhe 20 Jahrhundert im Sprachgebrauch Inhaltsverzeichnis 1 Sprachvarianten 1 1 Slawische Sprachen 1 2 Entlehnungen in nichtslawischen Sprachen 1 3 Ubersetzungsaquivalente in nichtslawischen Quellen 2 Wortherkunft 3 Geschichte 3 1 Bulgaren 3 2 Kroaten 3 3 Polen 3 4 Rumanen 3 5 Ostslawen 3 6 Serben 3 7 Sorben 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 Literatur 6 1 Allgemein 6 2 Rumanen 6 3 Serben 7 EinzelnachweiseSprachvarianten BearbeitenSlawische Sprachen Bearbeiten altslawisch bzw altbulgarisch knѧꙃ knedz bosnisch knez bulgarisch knyaz knjas kroatisch knez obersorbisch knjez polnisch ksiadz Priester kniaz ksiaze Furst Herzog Prinz russisch knyaz knjas serbisch knez knez slowakisch knaz Priester knieza Furst slowenisch knez tschechisch knez Priester knize Furst ukrainisch knyaz knjasEntlehnungen in nichtslawischen Sprachen Bearbeiten Als Entlehnung kommen vor rumanisch cneaz Furst Herrscher ungarisch kenez Herrscher besonders bei den Walachen Ubersetzungsaquivalente in nichtslawischen Quellen Bearbeiten In griechischen Quellen wurden die slawischen Anfuhrer meist als ἄrxwn archon selten als reks oder ἔ3arxos exarchos bezeichnet In lateinischen Quellen wird der Titel Knes meist mit comes oder seltener princeps ubersetzt Auch dux war gebrauchlich und bezeichnet oft einen Vasall des Frankischen Reichs spater des Heiligen Romischen Reichs Wortherkunft BearbeitenKnes leitet sich vom urgermanischen Wort kuningaz 1 2 oder gotischen Wort kuniggs 3 Konig ab das einen politisch oft weitgehend unabhangigen Herrscher bezeichnet Ab dem 12 Jahrhundert wurde kral kral kral Konig lateinisch rex die Bezeichnung fur den hochsten slawischen Herrscher vergleiche die verwandten Bezeichnungen kralj im Kroatischen krol im Polnischen und kral im Tschechischen sowie kiraly im Ungarischen Geschichte BearbeitenBulgaren Bearbeiten Der Titel ist bei den Bulgaren erstmals in Verbindung mit dem Herrscher Asparuch 668 700 belegt Zugleich ist dies die fruheste historisch dokumentierte Verwendung dieses slawischen Herrschertitels Asparuch war der Grunder des ersten Bulgarischen Reiches und Donaubulgariens Von 1879 bis 1908 war Knjaz der Titel der bulgarischen Herrscher des Knjazestwo Knjazestwo Furstentum Bulgariens Kroaten Bearbeiten Fur die altesten Herrscher der Kroaten im Mittelalter sind nur lateinische oder griechische Titel belegt Die lateinischen Titel dux dominus comes und princeps die fur die kroatischen Herrscher vor Annahme des Konigstitels lat rex slawisch kralj im Gebrauch waren werden in der modernen kroatischen Historiographie gewohnlich als knez ubersetzt 4 nbsp Original der Tafel von Baska in der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und KunsteDer slawische Titel knez ist erstmals fur den gesamten Sprachraum der Sudslawen auf der Tafel von Baska vom Anfang des 12 Jahrhunderts belegt 5 In der Inschrift in glagolitischer Schrift heisst es Ich Abt Drziha schrieb dies uber dieses Stuck Land welches Zvonimir Kralj Kroatiens in seinen Tagen der Heiligen Lucija schenkte Ich Abt Dobrovit erbaute diese Kirche und mit meinen neun Brudern in den Tagen des Knez Kosmat der dieses Land beherrschte In den folgenden Jahrhunderten fuhrten die Oberhaupter machtiger Adelsgeschlechter z B die Subici und der dalmatinischen Kustenstadte z B Ragusa diesen Titel Zur Zeit der osmanischen Herrschaft verlor der Titel an Bedeutung und wurde zum Titel der Vorsteher lokaler christlicher Selbstverwaltungen und der Dorfschulzen christlicher Gemeinden Polen Bearbeiten Die bei den Polen verwendeten Worter Ksiaze Prinz Ksiestwo Furstentum Ksiadz Priester sowie Kniaz der Name des Schultheiss im Walachischen Recht leitet sich ebenfalls vom altslawischen Knjaz ab Rumanen Bearbeiten In den Siedlungsgebieten der Rumanen entwickelte sich das Knesentum rum cneaz unterschiedlich je nach Region einerseits in den unabhangigen oder zumindest autonomen Donaufurstentumern der Walachei und der Moldau und andererseits im zumeist ungarisch beherrschten Siebenburgen In der Walachei und der Moldau erscheinen sie im Hochmittelalter zunachst als kleinere Regionalfursten als eine Art Woiwode mit eingeschrankter Autoritat Nachdem sich der walachische und der moldauische Staat im 14 Jahrhundert gefestigt hatten werden die Dorfrichter der den Fursten unterstellten und der freien Dorfer als Knesen bezeichnet Doch seit dem 15 und ausschliesslich seit Ende des 16 Jahrhunderts ist der Knes in der Walachei der freie Bauer mit eigenem Grundbesitz Diese Bauern bilden eine in den Quellen eigens bezeichnete Schicht zwischen den Bojaren und den Armen d h Unfreien oder Besitzlosen ohne Grundbesitz 6 In Siebenburgen hingegen blieben die Knesen zunachst die leitenden Figuren der ortlichen rumanischen Dorfgemeinschaften die in den ansonsten von ungarischen Adligen dominierten Komitaten noch lange einen eigenen Rechtsraum behielten das jus Valachorum oder keneziale Sie begannen schon fruh in koniglich anerkannte und andere zu zerfallen Zwar galten sie nie als adlig doch erkennt eine Urkunde des Ungarnkonigs Ludwig I die Aussagen koniglich beglaubigter Knesen als denen eines Edelmannes gleichwertig an wahrend diejenigen anderer Knesen nur ein Viertel soviel galten Sie mussten geringere Abgaben entrichten waren insbesondere vom Schafsfunfzigsten befreit den die gemeinen Walachen leisten mussten Mit der Zeit stiegen die Knesen entweder in die Range des vollwertigen Adels auf oder in die Range der unfreien Gemeinen hinab Ihre Funktionen wurden durch die Komitatsrichter ung biro rum jude ubernommen Ende des 14 Jahrhunderts sind vier Kategorien feststellbar 1 Knesen die allein aus nicht schriftlich bestatigtem Gewohnheitsrecht regierten 2 solche die durch konigliche Urkunde bestatigt worden waren 3 solche die ihr Dorf per Schenkung als Grundbesitz erhalten hatten und zu Adligen aufgestiegen waren und 4 Knesen nur dem Namen nach die eigentlich Untertanen des Adels oder der Kirche waren 7 Im Banat das ebenfalls ursprunglich Teil Ungarns war nahm das Knesentum eine Sonderentwicklung In diesem lange Zeit umkampften Grenzgebiet der Turkenkriege hielt sich die alte rumanische Dorfverfassung besonders lange Unter turkischer Herrschaft wurden ihre Privilegien bestatigt Verteilung der Abgaben auf die Bauern Rechtsprechung uber Grundbesitzstreitigkeiten Einsammlung der Steuern Organisation der Wachen und Ergreifung von Ubeltatern Pflichtbewusste Knesen konnten mit Land und urkundlicher Anerkennung belohnt werden Nach endgultiger Einverleibung in die Habsburger Monarchie 1719 wurde das Knesentum durch die Ernennung von Oberknesen entlohnte Beamte in die osterreichische Verwaltung integriert Gewohnliche Knesen blieben steuerfrei und konnten ihr Amt mit obrigkeitlichem und dorfgemeinschaftlichem Einverstandnis auf ihren Sohn ubertragen An der Militargrenze stellten oft die Offiziere zugleich die Knesen 8 Ostslawen Bearbeiten In altrussischen Chroniken war knjas die allgemeine Bezeichnung fur Herrscher der Kiewer Rus Den Titel fuhrten auch Partikularfursten der russischen Furstentumer in der Zeit der feudalen Zersplitterung Die Grossfursten hiessen weliki knjas und galten als die fuhrenden Vertreter der Rurikiden Dynastie Ab dem 16 Jahrhundert nahmen die Moskauer Grossfursten den Titel Zar an Im Russischen Reich war der erbliche Titel Furst bis ins 20 Jahrhundert gebrauchlich 2 zumeist trugen ihn die Nachkommen alter Partikularfursten Die nicht herrschenden Mitglieder der kaiserlichen Familie trugen den Titel weliki knjas Grossfurst Serben Bearbeiten Bei den Serben war der Titel knez im Mittelalter die Amtsbezeichnung fur Angehorige des Herrscherhauses des Serbischen Reiches die Teilgebietete verwalteten spater auch Herrschertitel nachdem die Nemanjiden ausstarben vgl Lazar Hrebeljanovic 1371 1389 Nach der wiedererlangten Selbstandigkeit von osmanischer Herrschaft wurde er auch zum Titel des serbischen bis 1882 und montenegrinischen 1851 1910 Herrschers vgl Milos Obrenovic 9 Sorben Bearbeiten Bei den Sorben lautet die heute gelaufige mannliche Anrede Herr in beiden sorbischen Sprachen knjez bzw knez weibliche Form kneni entsprechend dem polnischen pan und tschechischen pan Siehe auch BearbeitenWoiwode Bojar GospodarWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Knjas Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenAllgemein Bearbeiten Peter Bartl Knez In Konrad Clewing Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien u a 2016 ISBN 978 3 205 78667 2 S 494 f Rumanen Bearbeiten J Bogdan Ueber die rumanischen Knesen In Archiv fur slavische Philologie Band 25 1903 Serben Bearbeiten D Danicic Rjecnik iz knjizevnih starina srpskih Band 1 Beograd 1863 S 451 457 Einzelnachweise Bearbeiten Isabel de Madariaga Tsar into emperor The title of Peter the Great In Robert Oresko u a Hrsg Royal and Republican Sovereignty in Early Modern Europe Essays in memory of Ragnhild Hatton Cambridge University Press Cambridge 1997 ISBN 0 521 41910 7 S 354 englisch a b Lubomir E Havlik Kronika o Velke Morave Jota Brno 1992 ISBN 80 85617 04 8 S 132 133 tschechisch Peter Bartl Knez In Konrad Clewing Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien u a 2016 ISBN 978 3 205 78667 2 S 494 f Trpimirovici in Hrvatska enciklopedija mrezno izdanje Peter Bartl Knez In Konrad Clewing Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien u a 2016 ISBN 978 3 205 78667 2 S 494 Camil Mureșanu Rumanische Knesate Woiwodschaften und Distrikte im mittelalterlichen Siebenburgen In Gruppenautonomie in Siebenburgen 500 Jahre siebenburgisch sachsische Nationsuniversitat Siebenburgisches Archiv Bd 24 Koln Wien 1990 ISBN 3 412 22588 6 S 161 175 hier S 166 Camil Mureșanu Rumanische Knesate Woiwodschaften und Distrikte im mittelalterlichen Siebenburgen In Gruppenautonomie in Siebenburgen 500 Jahre siebenburgisch sachsische Nationsuniversitat Siebenburgisches Archiv Bd 24 Koln Wien 1990 S 161 175 hier S 166 168 Camil Mureșanu Rumanische Knesate Woiwodschaften und Distrikte im mittelalterlichen Siebenburgen In Gruppenautonomie in Siebenburgen 500 Jahre siebenburgisch sachsische Nationsuniversitat Siebenburgisches Archiv Bd 24 Koln Wien 1990 S 161 175 hier S 168 f Peter Bartl Knez In Edgar Hosch Karl Nehring Holm Sundhaussen Hrsg Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Bohlau Wien Koln Weimar 2004 ISBN 3 8252 8270 8 S 360 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Knes amp oldid 237744700