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Der Erbvertrag 1941 2274 ff BGB lat pactum successorium ist neben dem Testament nach deutschem Recht die zweite Moglichkeit durch Verfugung von Todes wegen Regelungen uber den Verbleib des eigenen oder gemeinschaftlichen Vermogens nach dem Tod zu treffen und von der gesetzlichen Erbfolge abzuweichen Der wesentliche Unterschied zum Testament synonym letztwillige Verfugung vergleiche 1937 BGB begrifflich haufig verwechselt mit dem Oberbegriff der Verfugung von Todes wegen besteht darin dass der Erblasser sich beim Erbvertrag gegenuber seinem Vertragspartner bindet Es handelt sich dabei zwar nicht um eine Verpflichtung des Erblassers im schuldrechtlichen Sinn Aber wahrend der in einem Testament Bedachte keine rechtliche Handhabe hat einen Widerruf des Testaments zu verhindern erlangt er beim Erbvertrag eine gesicherte Position in Gestalt einer Anwartschaft Der Erbvertrag kann mit anderen nicht erbrechtlichen Geschaften etwa Grundstucksubertragungen oder in der Praxis sehr haufig mit einem Ehevertrag verbunden werden Daher gibt es auch den Ehe und Erbvertrag Inhaltsverzeichnis 1 Wesen des Erbvertrages 1 1 Abschluss 1 2 Inhalt 1 3 Wirkungen 1 4 Anfechtung 2 Historisches 3 Literatur 4 EinzelnachweiseWesen des Erbvertrages BearbeitenAbschluss Bearbeiten Der Erbvertrag muss durch den Erblasser hochstpersonlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit aller Vertragspartner vor einem Notar geschlossen werden 2276 BGB Ein Vertragspartner der keine Verfugungen von Todes wegen trifft kann sich aber von einem Dritten vertreten lassen Der Erbvertrag setzt neben der Testierfahigkeit wegen der Existenz eines Vertragspartners gemass 2275 Abs 1 BGB auch unbeschrankte Geschaftsfahigkeit voraus Inhalt Bearbeiten Vertragsmassig also mit Bindungswirkung gegenuber dem Vertragspartner des Erblassers konnen nur Erbeinsetzungen Vermachtnisse und Auflagen verfugt werden Daneben kann der Erblasser einseitig d h ohne vertragsmassige Bindung auch andere letztwillige Verfugungen treffen wie etwa die Anordnung einer Testamentsvollstreckung Der Erbvertrag kann nicht nur einseitig abgeschlossen werden es konnen auch beide oder gar mehrere Vertragspartner im Erbvertrag letztwillige Verfugungen vertragsmassig und einseitig treffen Besonders haufig ist dies bei einem Erbvertrag zwischen Ehegatten der Fall wenn diese sich gegenseitig zu Alleinerben einsetzen Wirkungen Bearbeiten Die vertragsmassige Verfugung bindet den Erblasser Eine zur vertragsmassigen Verfugung widerspruchliche spatere letztwillige Verfugung ist unwirksam Dagegen bleibt der Erblasser bei Verfugungen unter Lebenden gemass 2286 BGB grundsatzlich frei Er kann mit seinem Vermogen insoweit zu Lebzeiten tun und lassen was er will Hierdurch ergibt sich das in der Praxis haufige Problem der beeintrachtigenden Schenkung Beispiel Der vertragsmassig gebundene Erblasser verschenkt wesentliche Teile seines Vermogens an Dritte Solche beeintrachtigenden Schenkungen sind wirksam der Vertragserbe kann aber nach dem Tode des Erblassers vom Beschenkten die Herausgabe des Geschenks verlangen wenn die Schenkung in der Absicht gemacht worden ist dem Vertragserben Vermogenswerte zu entziehen Der Bundesgerichtshof definiert diese Beeintrachtigungsabsicht dahin dass der Erblasser an der Schenkung kein lebzeitiges Eigeninteresse gehabt haben darf Anfechtung Bearbeiten Hat sich der Erblasser im Erbvertrag kein Widerrufs oder Rucktrittsrecht vorbehalten so ist er im Sinne von 2278 BGB an seine vertragsmassigen Verfugungen wie die Erbeinsetzung eingeraumte Voraus Vermachtnisse und oder Auflagen auch gebunden Die vom Erbvertrag ausgehende Bindungswirkung kann allerdings durchbrochen werden Abgestellt auf den wirklichen Willen des Erblassers soll auch ein Erbvertrag daran ausgerichtet sein weshalb die Rechtsordnung Willenserklarungen schutzt die frei sind von etwaigen Irrtumern oder Zwangslagen die durch Bedrohung oder dergleichen veranlasst worden sind Fur alle vom Erbvertrag Betroffenen wird aber eine gesetzliche Korrekturmoglichkeit eroffnet indem ein Anfechtungsrecht gewahrt wird Betroffener kann der Erblasser selbst sein ebenso aber regelmassig auch die gesetzlichen Erben Da aus der wirksamen Anfechtung die Nichtigkeit des Erbvertrages resultiert kann der Erblasser bei Anfechtung durch ihn selbst seine Erbfolge folglich abweichend neu regeln Die von der Rechtsordnung anerkannten Anfechtungsgrunde sind dieselben die die Anfechtung eines Testaments rechtfertigen Insoweit verweist 2281 Abs 1 BGB dabei auf 2078 f BGB Neben Inhaltsirrtumern kommen somit Irrtumer in Betracht die aus dem Ubersehen eines Pflichtteilsberechtigten resultieren sei es aus Unkenntnis der Person oder auch nach Vertragsbegrundung erfolgter Geburt Der Erblasser hat seine eigene Anfechtungserklarung zwingend personlich abzugeben und notariell beurkunden zu lassen bestimmt durch 2282 BGB Selbst eine anwaltliche Stellvertretung ist hier nicht denkbar Die Erklarung ist gegenuber dem Erbvertragspartner abzugeben bei dessen Vorversterben gegenuber dem Nachlassgericht Andere Personen als der Erblasser selbst fechten gemass 2081 BGB stets gegenuber dem Nachlassgericht an Die Frist fur die Anfechtung eines Erbvertrages betragt ein Jahr nach Kenntnisnahme des Anfechtungsgrundes und ist in den 2283 BGB fur den Erblasser und 2082 BGB fur andere Anfechtungsberechtigte geregelt Hat der Erblasser zu Lebzeiten einen an sich anfechtbaren Erbvertrag bestatigt verlieren sich gemass 2284 2285 BGB die Anfechtungsrechte aller vom Erbvertrag Betroffenen Besteht ein Anfechtungsgrund und wurde die Anfechtung des Erbvertrages form und fristgerecht erklart ist die Verfugung des Erblassers soweit sie vom Anfechtungsgrund beruhrt ist nichtig und damit unwirksam Bei einem gegenseitigen Erbvertrag fuhrt eine wirksame Anfechtung regelmassig zur Nichtigkeit des kompletten Erbvertrages 2298 BGB Historisches BearbeitenTrotz verschiedener Regelungen von Todes wegen anerkannte das romische Recht keine Erbvertrage Letztwillige Verfugungen uber die der Erbschaft unterworfenen Gegenstande hereditas waren im romischen Erbrecht jederzeit einseitig widerruflich zu halten 1 Erst im 14 Jahrhundert entwickelte sich das Rechtsinstitut des gewohnheitsrechtlich anerkannten Erbvertrages Hauptanwendungsfall Konfraternitat aus dem alten deutschen Recht 2 Eine besondere Form der rechtsgeschaftlichen Erbeinsetzung verbunden mit einer Adoption war im salfrankischen Recht die verbreitete Affatomie In der Geschichte waren besonders die zwischen den Angehorigen grosser Adelsgeschlechter oder von regierenden Dynastien geschlossenen Erbvertrage von Bedeutung Auf diese Weise kam es nicht selten dazu dass ein lange selbststandiges Territorium unter die Herrschaft eines benachbarten Furstentums kam Siehe dazu Erbeinung aber auch Rostocker Erbvertrag Literatur BearbeitenGunter Wesener Zur Lehre vom Erbvertrag im deutschen usus modernus pandectarum und im Naturrecht in Wege europaischer Rechtsgeschichte Karl Kroeschell zum 60 Geburtstag Frankfurt Main Bern 1987 S 507 622 Wolfgang Edenhofer in Palandt Burgerliches Gesetzbuch 66 Auflage Munchen 2007 ISBN 3 406 55266 8 2274 ff Vierter Abschnitt Erbvertrag Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Hausmaninger Walter Selb Romisches Privatrecht Bohlau Wien 1981 9 Aufl 2001 Bohlau Studien Bucher ISBN 3 205 07171 9 S 339 Katrin Degert Die Rechtsstellung des Schlusserben im gemeinschaftlichen Testament In Munchner Juristische Beitrage Bd 14 Herbert Utz Verlag 2001 S 79 ff Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4015123 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erbvertrag amp oldid 218061404