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Als Mark der Billunger bezeichnet die moderne Geschichtswissenschaft eine Markgrafschaft nordostlich der Elbe die der sachsische Adlige Hermann 973 aus dem Geschlecht der Billunger in koniglichem Auftrag verwaltete Die mittelalterlichen Schriftquellen erwahnen keine Mark der Billunger Existenz und Lage der Mark sind bis heute umstritten Ausdehnung der Mark der Billunger vor 983 nach den Vorstellungen Gustav Droysens aus dem Jahr 1886Quellen BearbeitenUber die Markgrafschaft Hermann Billungs ist den verschiedenen Quellenzeugnissen nicht mehr zu entnehmen als die Ausubung des Markgrafenamtes selbst 1 Dieses Markgrafenamt ist durch eine Reihe von lateinischen Amtsbezeichnungen belegt deren zeitgenossische Bedeutung sich allerdings nicht immer mit Bestimmtheit ermitteln lasst marchio princeps militiae procurator regis dux comes 2 Zunachst wird Hermann in einer von der koniglichen Kanzlei ausgestellten Schenkungsurkunde fur das St Michaelis Kloster in Luneburg aus dem Jahr 956 als marchio bezeichnet 3 Dieser Titel dem Wortsinne nach am ehesten als Grenzer zu verstehen 4 wird ublicherweise als Markgraf ubersetzt Um 965 berichtet der sachsische Historiograph Widukind von Corvey der deutsche Konig Otto I habe Hermann Billung 936 im Zusammenhang mit einem Feldzug gegen die Redarier zum princeps militiae ernannt 5 Dabei konnte es sich entweder um das Amt des Heerfuhrers oder um den Posten als Hauptmann der Grenzwachter gehandelt haben Als Konig Otto I dann 953 in den Kampf gegen seinen aufstandischen Sohn Liudolf zog soll Hermann Widukind zufolge vom Konig vorubergehend die Aufgabe eines procurator regis erhalten haben 6 Als solcher hatte er bei Abwesenheit des Konigs dessen Gerichts und Herrschaftsbefugnisse in Sachsen wahrzunehmen 7 Zum Jahr 967 begegnet Hermann bei Widukind schliesslich als dux Darunter kann sowohl ein Herzog als auch ein militarischer Befehlshaber verstanden werden 8 Diesem dux sollen die Fursten der Wagrier und Abodriten unterstellt gewesen sein 9 Gemeinsam mit dem abodritischen Fursten Mistiwoj habe Hermann Billung die Burg des wagrischen Fursten Selibur eingenommen und diesen abgesetzt Die Bezeichnung als dux findet sich auch in anderen mittelalterlichen Schriftquellen Hermann selbst etwa unterschrieb im Jahr 965 eine Lutticher Bischofsurkunde als dux 10 Dagegen verwendet die konigliche Kanzlei diesen Titel nicht In den von ihr ausgestellten Urkunden wird Hermann zumeist als comes bezeichnet 11 Dabei handelte es sich ursprunglich um den beliehenen Vertreter des Konigs in einem Verwaltungsbezirk spater um einen erblichen Grafen Geschichtswissenschaft BearbeitenDie Bezeichnung von Hermanns Amtsbezirk als Mark der Billunger ist eine Wortschopfung der modernen Geschichtswissenschaft Anton Christian Wedekind verstand darunter im Jahr 1817 das uberelbische Sachsen Nordalbingien und den an das Wendland grenzenden Bardengau 12 Die Vorstellungen von der Grosse der Mark entwickelten sich rasant Nach Auffassung Gottlob Dittmars aus dem Jahr 1890 erstreckte sich die Markgrafschaft Hermann Billungs bereits uber Mecklenburg und Vorpommern 13 Anmerkungen Bearbeiten Daniel Rentschler Marken und Markgrafen im fruh und hochmittelalterlichen Reich Eine vergleichende Untersuchung vorwiegend auf der Basis von Konigsurkunden und anderen offiziellen Quellen Stuttgart 2013 S 397 Erich Hoffmann Beitrage zur Geschichte der Obotriten zur Zeit der Nakoniden In Eckhard Hubner Ekkerhard Klug Jan Kusber Hrsg Zwischen Christianisierung und Europaisierung Beitrage Zur Geschichte Osteuropas in Mittelalter und Fruher Neuzeit Festschrift fur Peter Nitsche zum 65 Geburtstag Quellen und Studien zur Geschichte des ostlichen Europa Bd 51 Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07266 7 S 23 51 hier S 28 Vgl die Aufzahlung bei Gerd Althoff Saxony and the Elbe Slavs in the Tenth Century In The New Cambridge Medieval History Band 3 Timothy Reuter Hrsg c 900 c 1024 Cambridge University Press Cambridge u a 1999 ISBN 0 521 36447 7 S 267 292 hier S 282 MGH DD O I 183 Otto schenkt dem Kloster St Michael zu Luneburg auf die Fursprache des Markgrafen Hermann per interventum Herimanni marchionis den Salzzoll ebenda Daniel Rentschler Marken und Markgrafen im fruh und hochmittelalterlichen Reich Eine vergleichende Untersuchung vorwiegend auf der Basis von Konigsurkunden und anderen offiziellen Quellen Stuttgart 2013 S 64 Widukind II 4 Widukind III 23 Daniel Rentschler Marken und Markgrafen im fruh und hochmittelalterlichen Reich Eine vergleichende Untersuchung vorwiegend auf der Basis von Konigsurkunden und anderen offiziellen Quellen Stuttgart 2013 S 668 Anmerkung 2074 Eine Wiederholung von Abwesenheitsvertretungen wahrend der Italienfeldzuge Ottos I 961 und 966 ist nicht belegt Gerd Althoff Die Billunger in der Salierzeit in Stefan Weinfurter Hrsg Die Salier und das Reich Bd 1 Publikationen zur Ausstellung Die Salier und Ihr Reich Sigmaringen 1991 S 309 330 hier S 311 f Widukind III 68 MGH D Loth 23 S 52 MGH DD O I 308 965 und 309 965 Anton Christian Wedekind Hermann Herzog von Sachsen Erste Vorarbeit zur Geschichte des Konigreichs Hannover Herold und Wahlstab Luneburg 1817 S 18 Gottlob Dittmar Geschichte des Deutschen Volkes Band 3 Winters Heidelberg 1890 S 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mark der Billunger amp oldid 195967119