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Die Wagrier auch Waigri bzw Waari waren ein wahrend des Mittelalters in Wagrien ansassiger Teilstamm des westslawischen Stammesverbandes der Abodriten Stammesgebiet der Wagrier Wagria um das Jahr 1000 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Siedlungsgebiet 3 Geschichte 4 Quellen 5 Literatur 6 AnmerkungenName BearbeitenDie Wagrier werden erstmals fur das Jahr 967 von Widukind von Corvey in seiner Sachsengeschichte als Waari erwahnt 1 Der Name ist wahrscheinlich nicht slawischer sondern altnordischer Herkunft und konnte als Buchtanwohner ubersetzt werden 2 Es handelt sich also um eine Fremdbezeichnung Fruher wurde der Name der Wagrier von einer Minderheit deutscher Forscher 3 unter Hinweis auf die Nestorchronik auch mit dem Namen des germanischen Stammes der Variner in Verbindung gebracht und die slawischen Wagrier statt der Wikinger als Ursprung der Warager eingestuft diese nur auf lautlicher Ahnlichkeit beruhende Position gilt heute zumeist als widerlegt wird aber insbesondere in der russischen Forschung teils weiterhin vertreten die unter Verweis auf diese Hypothese einen Beitrag skandinavischer Krieger zur russischen Staatsbildung bestreitet 4 Siedlungsgebiet Bearbeiten nbsp Siedlungsgebiete der Wagrier und Polaben in braun in der Wikingerzeit im heutigen Schleswig HolsteinDie Wagrier waren der nordwestliche Teil des slawischen Stammesverbandes der Abodriten Ihr Siedlungsraum umfasste im 12 Jahrhundert die Gebiete Ostholsteins und Plon und grenzte im Westen an den Limes Saxoniae bzw die Schwentine und im Suden an die Trave Hauptburg der Wagrier war der Seehandelsplatz Starigard Oldenburg Dort befand sich der Sitz des Teilstammfursten nebst Kultort ein der Gottheit Prove geweihter Eichenhain Ein weiterer Kultort existierte in Plon Das Teilstammesgebiet gliederte sich in die Burgbezirke Oldenburg Plon Lutjenburg Eutin Susel und Dargun Warder Demgegenuber beschrankte sich das Siedlungsgebiet im Fruhmittelalter zunachst auf eine verhaltnismassig kleine Siedlungskammer um Oldenburg Ab dem 9 Jahrhundert entstand ein grosseres Siedlungsgebiet im Umfeld der Burgen Bosau Scharstorf und Belau Dort entstanden im 10 Jahrhundert die Burgen Plon Eutin Uklei und Hassendorf Ungefahr zur gleichen Zeit wurden im Gebiet um Lutjenburg die Burgwalle Giekau Stofs I und II sowie Sechendorf errichtet 5 Geschichte BearbeitenWann der Teilstamm der Wagrier entstanden ist konnte noch nicht geklart werden Einigkeit besteht lediglich insoweit als er sich insbesondere zur Zeit der slawischen Landnahme und im 8 und 9 Jahrhundert noch nicht gebildet hatte 6 Die Wallanlagen bzw Burgen der Wagrier wurden archaologisch insbesondere von Karl Wilhelm Struve erforscht und dokumentiert Die ersten Erwahnungen der Wagrier und ihres Fursten subregulus Selibur 967 8 in mehreren voneinander unabhangigen zeitgenossischen Quellen 7 markieren den Beginn einer bis ins 12 Jahrhundert reichenden zeitweiligen Selbstandigkeit der wagrischen Fursten neben den abodritischen Samtherrschern die ihrerseits in Mecklenburg residierten Nach dem Tode Gottschalks 1066 erlangte der Wagrier 8 Kruto sogar die Herrschaft uber den gesamten abodritischen Stammesverband Die Wagrier widerstanden verhaltnismassig lange den deutschen Bemuhungen um eine Christianisierung Nach der Unterwerfung durch Otto I im fruhen 10 Jahrhundert wurden zumindest Teile des Adels zum Christentum bekehrt die im Gegenzug ihre Stellung behielten In Aldenburg gegenuber der Insel Fehmarn wurde dann um 968 erstmals ein Bistum innerhalb der Billungermark gegrundet das allerdings bereits in den slawischen Aufstanden von 983 und 990 wieder unterging Nach einer neuerlichen Einsetzung ging das Bistum 1066 abermals unter diesmal fur fast ein Jahrhundert Mit Kruto gelangte dabei ein Vertreter des heidnischen Teils des Adels an die Macht sicheres Anzeichen dafur dass eine Christianisierung der Bevolkerung nicht stattgefunden hatte Als nach dem Tod des Kaisers Lothar 1137 in Sachsen Machtkampfe ausbrachen versuchte der wagrische Furst Pribislaw die Oberhoheit uber Wagrien zu erlangen scheiterte aber an einer Einnahme der kaiserlichen Siegesburg in Segeberg Der neu eingesetzte Graf von Holstein und Stormarn Heinrich von Badewide zerstorte daraufhin im Winter 1138 39 die Dorfer der Wagrier totete das Vieh und vernichtete die Vorrate Die Bevolkerung floh in die Burgen in denen erwartungsgemass Hungersnote ausbrachen Als im Sommer 1139 die Saat aufgegangen war wurden die Felder der Wagrier gegen den Willen des Grafen von den Holsten verwustet und die stark befestigte Burg Plon erobert 9 Pribislaw musste sich geschlagen auf die ihm vom Grafen als Herrschaftsgebiet zugebilligte wagrische Halbinsel zuruckziehen und spielte politisch keine Rolle mehr 10 Wagrien wurde im gleichen Zuge zu Holstein gelegt und verlor damit seine territoriale Selbstandigkeit 11 Herzog Heinrich der Lowe gab Wagrien als Lehen an den Grafen Adolf II von Holstein Dieser holte fur die vertriebenen Wagrier unter grossen finanziellen Anstrengungen ab 1143 Friesen Westfalen und Niederlander ins Land und siedelte diese in den westlichen und sudlichen Teilen Wagriens an um die von den Holsten geschlagene Lucke in der abgabenpflichtigen Bevolkerung zu schliessen Die nordlichen Gebiete um Oldenburg und Lutjenburg blieben zunachst rein wagrisch besiedelt Die Nachkommen der Wagrier gingen in den folgenden Jahrhunderten in der zugewanderten deutschen Bevolkerung auf und ubernahmen deren Sprache Die Wagrier waren im westlichen Ostseeraum gefurchtete Piraten die nach Wikingerart vor allem die danischen Inseln drangsalierten Quellen BearbeitenAdam von Bremen Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum In Werner Trillmich Rudolf Buchner Hrsg Quellen des 9 und 11 Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches FSGA 11 7 Auflage Darmstadt 2000 ISBN 3 534 00602 X S 137 499 Helmold Slawenchronik Helmoldi Presbyteri Bozoviensis Chronica Slavorum Ausgewahlte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Bd 19 Neu ubertragen und erlautert von Heinz Stoob Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963 2 verbesserte Auflage ebenda 1973 ISBN 3 534 00175 3 Die Chronik Arnolds von Lubeck Nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae ubersetzt von Johann Christian Moritz Laurent Mit einem Vorwort von Johann Christian Moritz Laurent Neu bearbeitet von Wilhelm Wattenbach Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit Zweite Gesamtausgabe Bd 71 dritte unveranderte Aufl Leipzig 1940 Digitalisat der Ausgabe von 1853 in Google books Literatur BearbeitenChristian Lubke Wagrier in Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 33 Berlin 2006 weblinkAnmerkungen Bearbeiten Res gestae Saxonicae III 68 Selibur preerat Waaris Mistav Abdritis Christian Lubke Wagrier in Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 33 Berlin 2006 Rudolf Usinger Wariner und Wagrier In Zeitschrift der Gesellschaft fur die Geschichte der Herzogthumer Schleswig Holstein und Lauenburg Bd 2 1872 S 42 53 Vsevolod Merkulov Ostholstein die Heimat der altrussischen Warager In Federkiel 10 Ausgabe 2014 S 4 9 Eingehend zur Burgenlandschaft der Wagrier Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Band 4 Rahden Westf 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 86 So bereits Friedrich Wigger Mecklenburgische Annalen bis zum Jahre 1066 Eine chronologisch geordnete Quellensammlung mit Anmerkungen und Abhandlungen Schwerin 1860 S 104 grundlegend Wolfgang Herrmann Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat In H Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder Giessen 1960 S 141 219 insbesondere S 156 ff zuletzt Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Band 4 Rahden Westf 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 85 f Widukind von Corvey III 68 69 Annalista Saxo fur das Jahr 967 Thietmar von Merseburg Chronicon II 14 Helmold I 25 dazu eingehend Wolfgang Herrmann Fritze Probleme der abodritischen Stammes und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat in H Ludat Hrsg Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe Saale und Oder Giessen 1960 S 141 219 insbesondere Seiten 168 ff Helmold I 56 Fred Ruchhoft Vom slawischen Stammesgebiet zur deutschen Vogtei Die Entwicklung der Territorien in Ostholstein Lauenburg Mecklenburg und Vorpommern im Mittelalter Archaologie und Geschichte im Ostseeraum Bd 4 Leidorf Rahden Westfalen 2008 ISBN 978 3 89646 464 4 S 158 160 SHRU Bd I Urkunde Nr 162 Ego Adolfus Dei gratia comes Wagrie Holtsatie et Stormarie Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wagrier amp oldid 229829966