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Der Limes Saxoniae dt sachsischer Limes war eine unbefestigte Grenze die seit ungefahr 809 den frankischen Einflussbereich im sachsischen Nordalbingien von dem Gebiet der slawischen Abodriten trennte Limes Saxoniae bei Hornbek Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtlicher Hintergrund 2 Verlauf 3 Wissenschaftliche Kontroversen 3 1 Um den Verlauf der Grenze 3 1 1 Darstellung Budesheims 3 1 2 Darstellung Willners 3 1 3 Kritik Budesheims an Willner 3 2 Um die Bedeutung der Grenze 3 2 1 Produkt einer Geschichtsfalschung 3 2 2 Eine Form der slawischen Grenzorganisation 3 2 3 Begrenzte Moglichkeiten zur Erhaltung solcher Einrichtungen 3 2 4 Darstellung Willners und Kritik daran 3 2 5 Thesen von Gunther Bock 3 2 6 Zuruckweisung der Einwande und Zweifel 3 2 7 Die Argumente de facto Existenz und konkludentes Handeln beider Seiten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichtlicher Hintergrund BearbeitenDer Limes Saxoniae also die Grenze Sachsens zu den Abodriten wurde von Karl dem Grossen 809 bei seinem letzten Aufenthalt in Norddeutschland durch Vertrag mit den Abodriten vereinbart als auch die Eider als nordliche Reichsgrenze festgeschrieben wurde 1 Mit dieser Grenzziehung wurde das 804 von Karl dem Grossen den Abodriten uberlassene sachsische Gebiet dem Frankischen Reich einverleibt das nun auf einem schmalen Streifen zwischen der Levensau und der Schwentine bis an die Ostsee stiess Bei dieser Grenze handelte es sich jedoch nicht um eine durchgehend befestigte Wehranlage sondern eine mitten in einem schwer zu durchdringenden Sumpf und Waldland der eigentlichen Grenzzone definierten Linie Auch eine nur punktuelle Grenzbefestigung am Limes ist nicht bekannt So konnte dieser keinen nachhaltigen Schutz vor Uberfallen und Eroberungen durch die Abodriten bieten die beispielsweise 1066 und 1072 bis Hamburg vordrangen und die Stadt zerstorten Verlauf Bearbeiten nbsp Limes Saxoniae nbsp Der Verlauf des Limes auf einer Karte von 1873Der Verlauf folgt im Wesentlichen naturlichen Hindernissen Flussen Sumpfen sowie unwegsamen Waldern und ist keineswegs so scharf umrissen oder gar befestigt wie der romische Limes Adam von Bremen beschrieb um 1075 in der von ihm verfassten Hamburger Kirchengeschichte den Grenzverlauf unter Berufung auf eine Urkunde aus der Zeit Karls des Grossen wie folgt Invenimus quoque limitem Saxoniae quae trans Albiam est prescriptum et Karolo et imperatoribus ceteris ita se continetem hoc est Ab Albiae ripa orientali usque ad rivulum quem Sclavi Mescenreiza vocant a quo sursum limes currit per silvam Delvunder usque in fluvium Delvundam Sicque pervenit in Horchenbici et Bilenispring inde ad Liudwinestein et Wispircon et Birznig progreditur Tunc in Horbinstenon vadit usque in Travena silvam sursumque per ipsam in Bulilunkin Mox in Agrimeshou et recto ad vadum quod dicitur Agrimeswidil ascendit Ubi et Burwido fecit duellum contra campionem Sclavorum interfecitque eum et lapis in eodem loco positus est in memoriam Ab eadem igitur aqua sursum procurrens terminus in stagnum Colse vadit sicque ad orientalem campum venit Zuentifeld usque in ipsum flumen Zuentinam Per quem limes Saxoniae usque in pelagus Scythicum et mare quod vocant orientale delabitur 2 Auch ich habe eine Festlegung der sachsischen Grenze jenseits der Elbe durch Karl den Grossen und andere Kaiser gefunden sie verlauft folgendermassen Vom Ostufer der Elbe bis zu dem Flusschen das die Slawen Mescenreiza nennen Oben trennt sich der Limes von ihm und verlauft im Delvenauwalde bis an die Delvenau Von ihr kommt man an den Hornbeker Muhlenbach und an die Billequelle Von da geht man weiter zum Liudwinestein an die Weisebirken und die Barnitz Dann lauft sie auf die Sumpfbeste bis zum Travewald und aufwarts durch diesen zur Blunkerbach Niederung Dann fuhrt sie zum Ackerrandwald und steigt geradenwegs an bis zur Furt uber den Ackerrandbach Dort bestand Burwido einen Zweikampf gegen einen Slawenkampen den er totete Hier steht ein Gedenkstein Von diesem Gewasser weg lauft die Grenze oben und fallt in den Stocksee ab Dann kommt man an das ostliche Schwentinefeld und an die Schwentine selbst An ihr lauft die Sachsengrenze aus in Skytenmeer und Ostsee 3 Wissenschaftliche Kontroversen BearbeitenUm den Verlauf der Grenze Bearbeiten Darstellung Budesheims Bearbeiten In seiner 1984 veroffentlichten Dissertation Die Entwicklung der mittelalterlichen Kulturlandschaft des heutigen Kreises Herzogtum Lauenburg unter besonderer Berucksichtigung der slawischen Besiedelung stellte der Germanist und Geograph Werner Budesheim 4 u a fest Trotz der Fulle der Arbeiten die uber den Limes Saxoniae verfasst worden sind ist es doch bis heute nicht gelungen seinen Verlauf luckenlos zu klaren Drei Quellen in der Reihenfolge ihrer zunehmenden Wichtigkeit angefuhrt werden gewohnlich bei dieser Diskussion bemuht 1 Reichsannalen 822 Unterdessen erbauten die Sachsen auf Befehl des Kaisers eine Burg jenseits der Elbe an einem Ort namens Delbende nachdem sie von dort die Slawen vertrieben hatten die ihn zuvor besetzt hatten und belegten sie mit einer Besatzung aus Sachsen gegen deren Einfalle Es gibt derzeit noch keinen konkreten Anhaltspunkt wo diese Burg zu finden ist Es scheint noch nicht einmal sicher ob diese Burg nun jenseits oder diesseits des von Karl festgelegten Limes zu suchen ist Denn die Obodriten sind inzwischen nicht mehr Bundesgenossen der Franken sondern Feinde und eine ehemals vereinbarte Grenze verliert im Kriege ihre Rechtsfunktion Es scheint also sinnlos das Delbende Kastell mit dem Limes uberhaupt in Verbindung bringen zu wollen 2 Reichsannalen 817 Als die Nachricht von dem Abfall der Abodriten und des Sclaomir kam liess Ludwig der Fromme nur durch einen Gesandten den Grafen die zum Schutze des Landes an der Elbe ihren Sitz hatten den Befehl zugehen die ihnen anvertrauten Grenzen zu sichern Diese Anmerkung dass nach dem Abfall der Obodriten die Grenzen zu sichern seien kann schon eher als Hinweis auf eine fruher mit ihnen vereinbarte Grenze also den Limes verstanden werden wenngleich auch hieruber letzte Sicherheit fehlt da Grenzen wie auch immer sie zu verstehen seien bei Anbruch eines Krieges nun mal zu verteidigen sind 3 Der Bericht Adams von Bremen ist zwar erst in der zweiten Halfte des 11 Jahrhunderts verfasst beruft sich aber auf altere Vorlagen aus der Zeit Karls des Grossen Einigkeit bezuglich des Limesverlaufes nach dem Adam Bericht besteht weitgehend da wo sich die bei ihm angefuhrten topographischen Begriffe etymologisch mit einem heute noch vorhandenen Namen gleichsetzen lassen wie im Untersuchungsgebiet bei fluvius Delvunda Delvenau Horchenbici Hornbek und Bilenispring Billequelle Da wo dies aber nicht moglich ist konkurrieren nach wie vor verschiedene Interpretationen miteinander Es gibt fur beinahe jede von ihnen mehr oder weniger gute Grunde und so muss man sich von Fall zu Fall entscheiden welcher man an welcher Stelle den Vorzug gibt Als Prinzipien der Limesfuhrung im Kreis Herzogtum Lauenburg stellten sich heraus a die nasse Grenze der Bach und Flusslaufe sowie des Koberg Linauer Moors b die trockene Grenze auf der Wasserscheide der Bache zwischen zwei benannten Fixpunkten Der Limes nach Adam von Bremen war damit weder Grenzraum noch Grenzsaum sondern als Linie definiert wie eine heutige Grenze Wie lange diese Grenze als solche funktionierte und damit die wechselseitige volksmassige und siedlungsmassige Durchdringung verhinderte d h letztlich danach zu fragen welchen Einfluss sie auf die Siedlungsentwicklung vom 9 bis zum 12 Jahrhundert ausubte kann nur uber den Umweg anderer Methoden also indirekt erschlossen werden Werner Budesheim Die Entwicklung der mittelalterlichen Kulturlandschaft 1984 5 Darstellung Willners Bearbeiten Den Verlauf des Limes Saxoniae fasste der inzwischen verstorbene Historiker und Germanist Heinz Willner 6 in seinem Buch Limes Saxoniae Die Wiederentdeckung einer lange vergessenen Grenze 2011 so zusammen Um 810 setzte der Landesherr Karl der Grosse eine Grenzscheide den limes Saxoniae zwischen die nordelbisch sachsischen Stammen der Holtsaten Dithmarscher und Stormarn einerseits und den slawischen Stammen der abotritischen Wagrier und Polaben andererseits Diese rationale Linie stellte eine ethnische Scheide dar die auf kurzestem Wege von einem Ostpunkt am Ufer des damaligen Elbverlaufs auf den sudlichen Teil der Kieler Forde zulief Sie war zugleich auch eine rationelle Linie indem sie topografisch zweckdienlich Flusslaufe Sumpfzonen Feuchtgebiete Hohen und Wasserscheiden einbezog Die Grenze lief von einem konkret benannten Fixpunkt zum anderen und fuhrte genau definiert wieder zum nachsten festen Punkt Im ersten Teil dieser Schrift wird die damalige Naturlandschaft rekonstruiert werden die Fixpunkte der Grenze deren Ortlichkeiten und sprachliche Bedeutungen erlautert und der Verlauf des limes Saxoniae von der Elbe bis zur Ostsee beschrieben und begrundet Der Isarnho 7 in Ostholstein der sachsische Urwohld an der Bille und der Delvunderwald an der Delvenau waren zwar dichte verfilzte Urwalder aber quer hindurch zog sich nun die von einem frankischen Spezialtrupp aus holzernen Hindernissen und Dornengestrupp geschaffene Grenze Heinz Willner Limes Saxoniae 2012 8 Kritik Budesheims an Willner Bearbeiten Werner Budesheim kritisierte das Buch Willners scharf Die Arbeit kann bestenfalls als unterhaltend bezeichnet werden aber auch das ist zweifelhaft Von Wiederentdeckung kann uberhaupt keine Rede sein Es ist ein Nachschreiben alterer Literatur und eine Aufstellung unbewiesener Behauptungen Ein pauschales Halbwissen wird eingesetzt um Tatsachen und fundierte wissenschaftliche Ergebnisse zu verbiegen sie mit Behauptungen zu vermischen so dass am Ende das herauskommt was man haben will Die Arbeit ist wissenschaftlich wertlos sie ist nicht zitierfahig Werner Budesheim Ein neuer Schliemann 2018 9 Um die Bedeutung der Grenze Bearbeiten Produkt einer Geschichtsfalschung Bearbeiten Der Historiker Oliver Auge schrieb im Jahr 2014 Nach Westen grenzte gangigen Geschichtsdarstellungen zufolge der sogenannte Limes Saxoniae seit dem Beginn des 9 Jahrhunderts den Siedlungsbereich der slawischen Wagrier und Polaben von dem der sachsischen Nachbarn ab Im Unterschied zum Danewerk soll es sich dabei freilich nicht um einen befestigten Wall gehandelt haben wie der Name zunachst glauben macht sondern um einen breiteren weitgehend unbesiedelten Grenzsaum dessen Verlauf sich an Wasserlaufen und einzelnen Gelandepunkten orientierte und in dessen weiterer Umgebung sich auf beiden Grenzseiten Burganlagen konzentrierten von diesen aus wurde der betreffende Teil des Landes kontrolliert Die Einrichtung des Limes Saxoniae soll eine Folge der herrschaftlichen Einbeziehung der nordelbischen Sachsen in das Karolingerreich im 1 Jahrzehnt des 9 Jahrhunderts gewesen sein Nach neueren noch weiter zu diskutierenden Thesen existierte dieser Limes Saxoniae allerdings uberhaupt nicht sondern war das Produkt einer Geschichtsfalschung Erzbischof Adalberts und seines Schulmeisters Adam von Bremen Das machtpolitische Eindringen der Franken in den Raum nordlich der Elbe wurde jedenfalls 810 durch den Bau des Kastells Esesfeld am Nordufer der Stor unmittelbar beim heutigen Itzehoe und die Stationierung einer frankischen Besatzung abgesichert Oliver Auge Ostseeraum 2014 10 Eine Form der slawischen Grenzorganisation Bearbeiten Der Historiker Matthias Hardt hielt bei der Tagung Der Limes Saxoniae Fiktion oder Realitat 11 im Oktober 2017 in Oldenburg in Holstein einen Vortrag uber den Henning Andresen und Stefan Brenner vom Historischen Seminar der Christian Albrechts Universitat zu Kiel berichteten Matthias Hardt Leipzig versuchte in seinem Vortrag ein Bild des Limes Saxoniae als slawischer Aussengrenze zu prasentieren und nahm damit eine polabisch abodritische Perspektive auf diese Grenzregion ein Unter Verwendung vieler verschiedener Beispiele aus Fruh und Hochmittelalter die von den Awarenringen uber die Befestigungs und Verteidigungsanlagen der Ungarn bis zu den Grenzsicherungsbauten der Bohmen reichten prasentierte Hardt die Hage unpassierbare Verhaue aus verkeilten Baumstammen und Dornendickicht als effektive und haufig anzutreffende Form der slawischen Grenzorganisation in Ostmitteleuropa Als zentrale These seines Vortrags lasst sich die Annahme herausarbeiten dass diese Form der Grenzanlage auch hinsichtlich der slawischen Grenzrealisierung am Limes Saxoniae Verwendung gefunden habe auch wenn dafur nicht zuletzt aufgrund der Verganglichkeit jener Materialien kaum archaologische Beweise herangezogen werden konnten Als Beleg dafur zog Hardt slawische Toponyme heran welche auf Mannhagen Presieken und andere Bezeichnungen verwiesen und an rekonstruierten Verlaufen des Limes Saxoniae anzutreffen seien Henning Andresen Stefan Brenner Tagungsbericht 2017 12 Begrenzte Moglichkeiten zur Erhaltung solcher Einrichtungen Bearbeiten Gunther Bock kritisierte die 1991 von Hardt fur die Zeiten Karls des Grossen postulierte systematische militarisch politische Organisation des Grenzsaumes vorrangig an der mittleren Elbe mit dem Argument er hatte die begrenzten Moglichkeiten der Herrschaftstrager vor der Herausbildung landesherrschaftlicher Strukturen im Spatmittelalter ubersehen Sie seien schwerlich in der Lage gewesen uber lange Zeitraume hinweg derartige Einrichtungen am Leben zu erhalten 13 Darstellung Willners und Kritik daran Bearbeiten In seinem Buch Limes Saxoniae Die Wiederentdeckung einer lange vergessenen Grenze fasste Heinz Willner 2011 die gangige Geschichtsdarstellung folgendermassen zusammen Der zweite Teil befasst sich mit dem historischen Umfeld des limes Saxoniae mit der frankischen Reichskonzeption mit den Befestigungsanlagen jener Zeit mit dem Mannhagen Problem mit dem Ende der slawischen Herrschaft in Nordelbien und der hochmittelalterlichen Besiedlung Ostholsteins und Lauenburgs Der Isarnho in Ostholstein der sachsische Urwohld an der Bille und der Delvunderwald an der Delvenau waren zwar dichte verfilzte Urwalder aber quer hindurch zog sich nun die von einem frankischen Spezialtrupp aus holzernen Hindernissen und Dornengestrupp geschaffene Grenze Schon seit der Bronzezeit zogen durch diesen Urwald Heerwege des Ost West Handels die jetzt mit der Grenze kollidierten An Konzentrationspunkten wurden bei Ein oder Austritt des wechselseitigen Verkehrs Kontrollstellen in Form raffinierter Sperrverhaue eingerichtet die den Verkehr uberwachten Dennoch kam es zu haufigen Raubzugen und Uberfallen unter denen vor allem Holtsaten und Stormarn spater auch die Dithmarscher zu leiden hatten Das germanisch sachsische Verteidigungssystem unter Fuhrung der Overboden war schwerfallig und kaum geeignet abotritische Plunderungszuge zu verhindern Der sich steigernde slawische Siedlungsdruck richtete sich nach Westen und uberschritt entschieden die Limeslinie Die sachsische Siedlung hingegen zog sich nur zogernd nach Osten hielt aber in respektvoller Distanz zur Limeslinie westlich davor an Es musste unausweichbar zu existenzgefahrdenden kriegerischen Verwicklungen kommen Das slawisch sachsische Spannungsverhaltnis entlud sich in den Jahren 1066 und 1072 furchtbar Der slawische Terroraufstand war Folge einer unglucklichen christlichen Mission charakterlichen Fehlverhaltens und niedertrachtiger Gesinnung von Fursten beider Seiten und der Hetze der slawischen Priesterschaft Nordelbien glich danach einer Wustenei Nur die Bokelnburg und die Burg Esesfeld hielten stand 1093 siegten das vereinigte Kampfaufgebot der Dithmarscher Holsten Stormarner und Barden bei Schmilau uber die Slawen Doch wieder erstarkte danach bei den Slawen die christen und sachsenfeindliche Partei angetrieben von fuhrenden slawischen Priestern vertreten durch die slawischen Fursten Niklot und Pribislaw Wieder wurde Holstein und Stormarn zur Einode brannten die Orte flohen die Sachsen in die Walder Der deutsche Graf Heinrich von Badewide fiel mitten im Winter 1138 39 uberraschend mit uberlegener Taktik ins slawische Wagrien ein und eroberte das ganze Land zwischen Kieler Forde Schwale Trave und Ostsee also ganz Ostholstein Im Sommer darauf fuhrten ebenfalls die Holsten wohl unter ihrem Overboden einen Rachefeldzug gegen die Slawen Uberraschend brach die Macht der slawischen Fursten in Wagrien zusammen Unter Adolf II der in Holstein als Graf eingesetzt worden war begann die genial geplante friedfertig verlaufende Besiedlung Wagriens Heinrich der Lowe vereinigte Holstein Stormarn und Wagrien zu einer Grafschaft die sodann Adolf II unterstand Heinrich von Badewide eroberte das Polabenland sudlich der Trave mit den Landern Ratzeburg Boitin Gadebusch Wittenburg und Boizenburg Delbende und wurde mit der Grafschaft Ratzeburg belehnt In Ostholstein und Lauenburg begann nun die Besiedlung mit deutschen Bauernfamilien die vor allem aus dem nordwestlichen deutschen Reichsgebiet kamen Damit begann die friedliche Entwicklung Ostholsteins und Lauenburgs und der limes Saxoniae wurde nach 350 Jahren uberflussig Heinz Willner Limes Saxoniae 2012 14 Gunther Bock gelernter Grafiker und Mitglied im Arbeitskreis fur Wirtschafts und Sozialgeschichte Schleswig Holsteins beurteilte das Buch Willners kritisch so Klaffen bei der Gestaltung dieses Produktes Anspruch und Realisierung in denkbar grosstem Masse auseinander so bleibt die wissenschaftliche Qualitat das entscheidende Kriterium zum Erwerb eines solchen Bandes Bei dieser erstaunt die simple Schwarz Weiss Malerei Die Slawen waren 983 plundernd sengend und mordend weit nach Westen durchgebrochen S 14 es gab entsetzliche Slawenaufstande S 330 wahrend hingegen Graf Adolf II weise und massigend S 331 wirkte als Sieger verhielt er sich den Besiegten gegenuber grossmutig S 376 er begann die genial geplante friedfertig verlaufende Besiedlung Wagriens S 437 Dass die von Willner angefuhrte Literatur nicht selten dicke Patina angesetzt hat beziehungsweise einer langst uberholten ideologischen Ausrichtung folgt korrespondiert mit dieser Sichtweise Gunther Bock Anspruch und Realisierung 2012 15 Thesen von Gunther Bock Bearbeiten Gunther Bock schrieb 2012 mit seinem neuen Blick auf die Geschichte 16 zunachst eher vage Tatsachlich sollte man diese merkwurdige Grenze kritischer sehen zumal vieles dafur spricht dass es sich bei ihr um nicht mehr als den 1062 unternommenen Versuch des Hamburg Bremer Erzbischofs Adalbert handeln durfte die Grenze seiner Erzdiozese auf Kosten seines Suffraganbistums Oldenburg 17 in ostliche Richtung vorzuverlegen Dessen ungeachtet durfte der Text reale topographische Gegebenheiten des 11 Jahrhunderts beschreiben Gunther Bock Anspruch und Realisierung 2012 18 Dann 2013 sehr viel deutlicher Wird der Limes Saxoniae heute immer noch als karolingische Grenze beschworen stellt man Deutsche und Slawen unhistorisch ausschliesslich blutig kampfend gegeneinander dann sollte man sich bewusst sein damit letztlich volkisches Denken zu pflegen dumpfe Vorstellungen die im nationalsozialistischen Rassenwahn gipfelten Wer heute den Limes Saxoniae als alte Grenze wiederzubeleben versucht sei es in Form von Wanderungen Limestagen Gedenktafeln Events oder wie auch immer der begibt sich in der Konsequenz auf ein gefahrliches Terrain wo moglicherweise der Slawe als Chiffre als Versatzstuck fur heute von bestimmten Kreisen erwunschte Ausgrenzungen unerwunschter Mitburger fungiert Der Limes Saxoniae war nichts anderes als eine Falschung die aus hochst materiellen Interessen im dritten Viertel des 11 Jahrhunderts von Erzbischof Adalbert und seinem Scholasten Adam in die Welt gesetzt wurde Erst nach dem Tod des Erzbischofs grenzte sich Adam mittels seiner Gesta verbal von ihm ab was ihn offenbar nicht davon abhielt sein Falscherwerk unter Erzbischof Liemar fortzusetzen Als Falschung die sich im Groben an der zu der Zeit gultigen Verteilung von nordelbischen Siedlungsraumen oder Machtbereichen orientiert haben mag hat der Limes Saxoniae weder etwas mit den Verhaltnissen zu Zeiten Kaiser Karls des Grossen im fruhen 9 Jahrhundert noch mit denen unter Kaiser Otto dem Grossen anderthalb Jahrhunderte spater zu tun Diese Falschung aus Adams Feder fuhrte vielmehr spater ein Eigenleben wurde im Sinne von Eric Hobsbawm von bestimmten Kreisen als erfundene Tradition instrumentalisiert Es ist an der Zeit dieser Tradition die blinde Gefolgschaft aufzukundigen Gunther Bock Jahrbuch Stormarn 2013 19 Und 2015 betonte Bock noch einmal Wo altere Interpreten Rasse und Kulturkampfe zu beobachten meinten mit den Slawen als feindlicher Bedrohung erkennt die moderne Forschung differenzierte Ubergangszonen und Kontaktraume in denen vielschichtige interethnische und interkulturelle Kontakte im Zuge unterschiedlichster gesellschaftlicher Prozesse stattfanden die keines angeblichen Limes Saxoniae bedurften Gunther Bock Ratzeburg und die Billunger 2015 20 Henning Andresen und Stefan Brenner berichteten uber den Bock Vortrag bei der Oktober Tagung 2017 in Oldenburg Der Limes Saxoniae Fiktion oder Realitat 11 Der letzte Vortrag wurde von Gunther Bock Grosshansdorf gehalten der damit nicht nur die Sektion Geschichtswissenschaft abschloss sondern zugleich auch die Reihe der Tagungsbeitrage beendete Zentrales Moment seiner Ausfuhrungen war die These dass Adam von Bremen im Auftrag von Erzbischof Adalbert oder dessen Nachfolger Liemar den Limes Text der angeblich auf Grundlage einer Urkunde von Karl dem Grossen entstanden sein soll seiner Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum gezielt und bewusst erfunden habe und dieser somit als Falschung zu charakterisieren sei Vielfache Parallelen zeigen sich in der gleichfalls von Adam uberlieferten Kaiser Karl dem Grossen zugeschriebenen Stiftungsurkunde des Bistums Bremen von 788 Zentral ist hier dass der Limes Text Adams nach Bocks Interpretation versuche die Ostgrenze des Erzbistums Hamburg Bremen nicht langer an der Bille enden zu lassen sondern gemass seines postulierten Limesverlaufs weiter ostlich an der Delvenau Als Kalkul hinter dieser Falschung benennt Bock die Absicht Adalberts und des Erzbistums das eigene Territorium auf Kosten der rivalisierenden Billunger zu erweitern nicht zuletzt um von den dadurch gesteigerten Einnahmen zu profitieren Der von ihm exemplarisch naher untersuchte Limes Abschnitt des Trave Walds zeigt sich im Gegensatz zum Limes Text vom 9 bis zum 12 Jahrhundert stets als intensiv besiedelte Region Henning Andresen Stefan Brenner Tagungsbericht 2017 12 Ihr Fazit Bocks These wurde im Nachgang kontrovers diskutiert Zuruckweisung der Einwande und Zweifel Bearbeiten Matthias Hardt hatte schon in einem Beitrag aus dem Jahr 2000 den Limes Text als von Adam von Bremen zitierte Urkunde verstanden und nicht unbedingt berechtigte Zweifel an der Echtheit zuruckgewiesen 21 Die Argumente de facto Existenz und konkludentes Handeln beider Seiten Bearbeiten Und in der Diskussion um diesen Wikipedia Artikel wurde die Meinung vertreten Diese Grenze existierte de facto und unabhangig von irgendwelchen Vertragen oder Vereinbarungen sozusagen aus konkludentem Handeln heraus Beide Seiten beanspruchten weder den Grenzstreifen noch Gebiete auf der anderen Seite und das bereits vor der Zeit Karls des Grossen und der Eingliederung der Sachsen in das frankische Reich Ob Karl der Grosse diese stillschweigende Vereinbarung zusatzlich durch einen Vertrag ausdrucklich definierte oder nicht andert nichts an der Existenz dieser Grenze 22 Siehe auch BearbeitenLimes Sorabicus Artikel zu einer entsprechenden Grenzzone an der Saale Limes Grenzwall Germania Slavica Bavaria SlavicaLiteratur BearbeitenFriedrich Bangert Spuren der Franken am nordalbingischen Limes Saxoniae In Zeitschrift des Historischen Vereins fur Niedersachsen Hannover 1904 S 1 63 Rudolf Struck Die Beziehungen des Limes Saxoniae und des Dannewerkes zur Topographie und Geologie ihrer Umgebung Lubcke amp Nohring Lubeck 1906 Walther Lammers Germanen und Slawen in Nordalbingien In Zeitschrift der Gesellschaft fur Schleswig Holsteinische Geschichte ZSHG 79 1955 S 17 80 Wilhelm Christian Kersting Der Limes Saxoniae und das Castellum Delbende In Lauenburgische Heimat Nr 16 1957 S 1 11 Walter Richter Der Limes Saxoniae am ostlichen Elbufer In ZSHG 105 1980 S 9 ff Werner Budesheim Die Entwicklung der mittelalterlichen Kulturlandschaft des heutigen Kreises Herzogtum Lauenburg unter besonderer Berucksichtigung der slawischen Besiedelung Franz Steiner Wiesbaden 1984 darin S 53 67 Der Limes Saxoniae mit ausfuhrlichem Literaturverzeichnis Gunther Bock Bohmische Dorfer in Stormarn Verlauf und Bedeutung des Limes Saxoniae zwischen Bille und Trave In ders Studien zur Geschichte Stormarns im Mittelalter Stormarner Hefte 19 Neumunster 1996 ISBN 3 529 07124 2 S 25 70 mit Karten Werner Budesheim Der limes Saxoniae nach der Quelle Adams von Bremen insbesondere in seinem sudlichen Abschnitt In Hansische Geschichtsblatter 115 1997 S 28 43 Matthias Hardt Linien und Saume Zonen und Raume an der Ostgrenze des Reiches im fruhen und hohen Mittelalter In Walter Pohl Helmut Reimitz Hrsg Grenze und Differenz im fruhen Mittelalter Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Denkschriften 287 Forschungen zur Geschichte des Mittelalters 1 Wien 2000 ISBN 3 7001 2896 7 S 39 56 Matthias Hardt Hesse Elbe Saale and the Frontiers of the Carolingian Empire In Walter Pohl Ian N Wood Helmut Reimitz Hrsg The Transformation of Frontiers From Antiquity to the Carolingians The Transformation of the Roman World 10 Leiden Boston Koln 2001 ISBN 90 04 11115 8 S 219 232 Matthias Hardt Limes Saxoniae In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 18 Walter de Gruyter Berlin New York 2001 ISBN 3 11 016950 9 S 442 446 Werner Budesheim Slawen im Lauenburgischen In Lichtwark Heft 66 Hamburg Bergedorf 2001 ISSN 1862 3549 Heinz Willner Limes Saxoniae Die Wiederentdeckung einer lange vergessenen Grenze Tectum Marburg 2011 Thorsten Lemm Streit um Nordelbien Rekonstruktion und Simulation des danisch abodritischen Angriffes auf die frankische Burg Esesfelth im Jahre 817 In Archaologische Nachrichten aus Schleswig Holstein 19 2012 S 72 77 Gunther Bock Umbruche in Polabien wahrend des 11 Jahrhunderts In Felix Biermann Thomas Kersting Anne Klammt Thomas Westphalen Hrsg Transformationen und Umbruche des 12 13 Jahrhunderts Beitrage der Sektion zur slawischen Fruhgeschichte der 19 Jahrestagung des Mittel und Ostdeutschen Verbandes fur Altertumsforschung in Gorlitz 1 bis 3 Marz 2010 Langenweissbach 2012 BUFM 64 S 67 82 Gunther Bock Anspruch und Realisierung Ein Buch und ein zweifelhafter Wissenschaftsverlag In Rundbrief des Arbeitskreises fur Wirtschafts und Sozialgeschichte Schleswig Holsteins Nr 107 Marz 2012 S 33 37 Gunther Bock Der Limes Saxoniae keine karolingische Grenze In Jahrbuch Stormarn 31 2013 S 13 30 23 Oliver Auge Ostseeraum In Michael Borgolte Hrsg Migrationen im Mittelalter Ein Handbuch Berlin Akademie 2014 Gunther Bock Ratzeburg und die Billunger Polabien als slawisch sachsische Kontaktregion des 11 und 12 Jahrhunderts In Natur und Landeskunde Zeitschrift fur Schleswig Holstein Hamburg und Mecklenburg 122 Jg 2015 S 209 226 Onlinefassung Henning Andresen Stefan Brenner Tagungsbericht Der Limes Saxoniae Fiktion oder Realitat 21 Oktober 2017 Oldenburg In H Soz Kult 18 Mai 2018 Onlinefassung Gunther Bock Adel Kirche und Herrschaft Die Unterelbe als Kontaktraum im europaischen Kontext des 10 bis 13 Jahrhunderts Aschendorff Munster 2018 Kritische Bemerkungen dazu von Dieter Riemer im geschichtsblogsh vom 10 Dezember 2018 und als Rezension bei Amazon de vom 14 Marz 2019 Werner Budesheim Ein neuer Schliemann Etwas mehr als eine Rezension zu Heinz Willners Limes Saxoniae Die Wiederentdeckung einer lange vergessenen Grenze In ders u a Archaologie Geschichte Sprache Okologie Beitrage fur Wissenschaft und Kultur Band 13 Selbstverlag der Freien Lauenburgischen Akademie fur Wissenschaft und Kultur Wentorf bei Hamburg 2018 S 159 173 Oliver Auge Hrsg Der Limes Saxoniae Fiktion oder Realitat Beitrage des interdisziplinaren Symposiums in Oldenburg Holstein am 21 Oktober 2017 Berlin Peter Lang 2019 Kieler Werkstucke A 53 ISBN 9783631760826 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Limes Saxoniae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Limes Saxoniae auf geschichte s h de Die Grundung Stolpes auf stolpe am see de Gemeinde Schmalensee lt 1000 auf gemeinde schmalensee de Limes Saxoniae auf travestreifzug deEinzelnachweise Bearbeiten Arno Jenkis Die Eingliederung Nordalbingiens in das Frankenreich ZSHG Band 79 1955 S 81 104 Bernhard Schmeidler Hrsg Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi 2 Adam von Bremen Hamburgische Kirchengeschichte Magistri Adam Bremensis Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum Hannover 1917 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Kap 18 S 73 74 Ubersetzung und lateinischer Text Adam von Bremen Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum In Werner Trillmich Rudolf Buchner Hrsg Quellen des 9 und 11 Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches FSGA 11 Darmstadt 1961 S 247 249 budesheim info Werner Budesheim Die Entwicklung der mittelalterlichen Kulturlandschaft 1984 S 53 ff 66 shz de stolpe am see de Heinz Willner Limes Saxoniae 2011 S 435 f Werner Budesheim Ein neuer Schliemann 2018 S 170 Oliver Auge Ostseeraum Berlin 2014 S 196 a b histsem uni kiel de a b hsozkult de Gunther Bock Umbruche in Polabien im 11 Jahrhundert 2012 S 70 Heinz Willner Limes Saxoniae 2011 S 436 f Gunther Bock Anspruch und Realisierung 2012 S 34 ln online de In Gorlitz 2010 Umbruche 2012 S 69 formulierte Bock auf Kosten des Bistums Verden respektive des neugebildeten Bistums Ratzeburg und in Oldenburg 2017 Tagungsbericht 4 Seite auf Kosten der rivalisierenden Billunger nicht zuletzt um von den dadurch gesteigerten Einnahmen zu profitieren Gunther Bock Anspruch und Realisierung 2012 S 35 Gunther Bock Der Limes Saxoniae keine karolingische Grenze 2013 S 26 f Gunther Bock Ratzeburg und die Billunger 2015 S 210 Matthias Hardt Linien und Saume Zonen und Raume 2000 S 46 de wikipedia org shz deNormdaten Geografikum GND 1044410078 lobid OGND AKS VIAF 305355237 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Limes Saxoniae amp oldid 237961909