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Die Toponomastik auch Toponymie oder Toponymik von altgriechisch topos topos Ort und attisch ὄnoma onoma bzw aolisch dorisch ὄnyma onyma Name deutsch Ortsnamenkunde oder Ortsnamenforschung beschaftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Namenforschung und der Sprachgeographie mit allen Toponymen also Ortlichkeitsnamen oder auch Ortsnamen im allgemeinen Sinne des Wortes Toponyme sind zentrale Datentypen in der Geoinformatik und Bestandteile der Kartographie und Topographie Sie sind die Basiskategorie der Geographie und der Topographie anderer Himmelskorper Inhaltsverzeichnis 1 Klassifikation der Toponyme 1 1 Choronyme 1 2 Flurnamen im weiteren Sinne 1 3 Hydronyme 1 4 Oikonym 1 5 Hodonyme oder Dromonyme 1 6 Astrotoponym 2 Geschichtliche und soziologische Bedeutung 3 Politische Bedeutung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseKlassifikation der Toponyme BearbeitenUnter den Oberbegriff Toponym fallen die im Folgenden erlauterten Termini 1 Choronyme Bearbeiten Choronyme von griechisch xwrᾱ chṓra Land Raum oder Raumnamen benennen bestimmte Regionen und Gebiete insbesondere der politischen Gebilde 2 die im Hinblick auf Siedlungsgeographie Kulturgeschichte und andere Humanwissenschaften dargestellt werden konnen 3 Insbesondere sind das Landschaftsnamen fur Kontinente Inseln und Halbinseln Regionen Landstriche Gaue Landernamen fur Staaten Gliedstaaten und deren Verwaltungseinheiten wie Provinzen Bezirke Gemeinden Flurnamen im engeren Sinne von Flur offenes Gelande fur Flurstucke in der Grosse von Gemarkungen bis hin zu einzelnen Parzellen Spezialformen sind Gewanne Gefilde u a m Untergruppen etwa die Ried und die Rodungsnamen 4 5 6 Flurnamen im weiteren Sinne Bearbeiten Zum Namensgut der unbewohnten Landschaftselemente aus Sicht der physischen Geographie und Geomorphologie 7 8 zahlen Oronyme von griechisch ὄros oros Berg fur grossere Landformen wie Gebirge Berg und Hugellandschaften einzelne Berge und Bergspitzen teils auch fur Ebenen Talungen 9 Oronyme fur Gelandeformationen wie kleinere isolierte Berge z B Zeugenberge und Klippen und Hugel sowie deren Teile etwa Gipfel Felsen und Steine 10 und andere Landschaftselemente mehr die naturgemass weitgehend mit der Gruppe der Flurnamen im engeren Sinne zusammenfallen Namen fur Walder Kamianets gibt den Begriff Drymonyme von griechisch drῡmos drӯmos Wald Hain als separaten Typ der Propria neben den Oronymika 11 Auen Wiesen und Acker Parks und andere biogene wie land und forstwirtschaftlich uberpragte Formen Primar und Sekundarnatur Hydronyme Bearbeiten Hauptartikel Hydronym Hydronyme von griechisch ὕdwr hydōr Wasser oder Gewassernamen bezeichnen Gewasser 12 Dazu zahlen im engeren Sinne Namen fur Ozeane Okeanonyme Meere und Meeresteile Pelagonyme Flusse Bache Potamonyme und Kanale Seen Teiche Weiher und Tumpel Limnonyme sowie Sumpfe Helonyme im weiteren Sinne auch die Ubergangszonen zwischen Land und Meer wie Litorale Gestade und Ufer fluviale Landschaftsformen und Ahnliches sowie auch die Namen der rezenten Hydrologie wie Bezeichnungen fur Trockentaler und glazialmorphologische Formen Inseln und Halbinseln werden allgemein zu den Choronymen gerechnet Oikonym Bearbeiten Hauptartikel Ortsname Oikonyme von griechisch oἶkos oĩkos Unterkunft Siedlungsnamen oder Ortsnamen im engeren Sinne bezeichnen Siedlungen Zu ihnen zahlen Urbanonyme von lateinisch urbs Stadt urbanus stadtisch fur Stadte Agglomerationen Dorfer Ortsteile Siedlungs und Wohnplatze Einzelgehofte Gewerbegebiete und anderes mehr 13 Gebaudenamen Hausnamen oder Oikodomonyme von griechisch oἰkodomh oikodome Gebaude bezeichnen Burgen und Schlosser Herrenhauser Gaststatten und einzelne Wohn und Arbeitsgebaude wie Burogebaude Fabriken u a m Kunze und Kamianets 14 haben daneben noch verschiedene Untertypen vorgeschlagen Ekklesionyme von griechisch ἐkklhsia ekklesia Versammlungsstatte Kirche fur Kloster Kirchen und andere Sakralbauten sowie Nekronyme von griechisch nekros nekros Toter fur Begrabnisstatten Hodonyme oder Dromonyme Bearbeiten Hauptartikel Strassenname Auch die beiden Sondertypen der Dromonyme von griechisch dromos dromos Weg sowie der Hodonyme griechisch ὁdos hodos Strasse 14 fur Verkehrswege und Orte im urbanen Freiraum sind neue Vorschlage von Kunze und Kamianets und beziehen sich im Besonderen auf Strassennamen auch mit einem Kunstwort als Prodonyme nach griechisch proodos proodos Fortschritt benannt daneben Namen fur Eisenbahnstrecken Verkehrsbauwerke usf Agoronyme von griechisch ἀgora agora Platz oder Platznamen fur Platze Diese Gruppe wird vielfach unter den Begriff der Siedlungsname Oikonyme im allgemeineren Sinne gestellt Siehe auch Strassennamen Hodonyme im Artikel Name Astrotoponym Bearbeiten Astrotoponyme 14 von griechisch ἄstron astron Stern sind Namen fur die Topographie der Objekte ausserhalb der Erde bezieht sich also auf die extraterrestrische Toponymie d h Oberflachengestalten von Himmelskorpern etwa anderer Planeten darunter solche die sich auch auf der Erde finden wie Berge Taler Krater usf aber auch autochthone Formen 15 Nicht zu dieser Kategorie gehoren allerdings die Astronyme Namen der Himmelskorper selbst und Kosmonyme Namen fur Weltallzonen Himmelsspharen Geschichtliche und soziologische Bedeutung BearbeitenDie Toponomastik ist eine wichtige Hilfswissenschaft der Geschichtswissenschaften und der Historischen Geografie Toponyme sind zeitbezogen oft sehr stabil und hohen Alters und dokumentieren insofern die Siedlungsgeschichte Hier sind die Endonyme Eigenbezeichnungen genauso aufschlussreich wie die Exonyme Fremdbezeichnungen Gewassernamen Hydronyme spielen eine zentrale Rolle fur die Sprach und Geschichtswissenschaft weil sie in vielen Fallen die altesten uberlieferten Toponyme sind Auch fur die Migrationsbewegungen der Individuen sind die Herkunftsnamen die auf Toponyme bezogenen Anthroponyme besonders aufschlussreich Hier sind insbesondere die Wohnstattennamen zu erwahnen die den Bezug der allgemeinen Toponyme zu den Ortsnamen im engeren Sinne darstellen Politische Bedeutung BearbeitenDie Toponomastik kann unter Umstanden auch eine bedeutende politische Rolle spielen insbesondere bei nationalen oder ethnischen Konflikten Haufig wird die Toponomastik instrumentalisiert um den Beweis zu fuhren dass ein gewisser Landstrich einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe zustehe Beispiele im deutschen Sprachraum sind die Toponomastik wahrend der deutschen Besetzung Polens 1939 1945 der ehemaligen deutschen Ostgebiete nach 1945 die Toponomastik Elsass Lothringens und die Toponomastik Sudtirols Prontuario dei nomi locali dell Alto Adige von Ettore Tolomei Gerade der Streit um letztere auch aus osterreichischer Sicht ist auch heute noch von grosser Aktualitat Siehe auch BearbeitenListe der Listen deutschsprachiger Bezeichnungen nicht deutschsprachiger Orte Liste der Listen fremdsprachlicher Bezeichnungen fur deutsche Orte Liste der Gemeinden mit Doppelnamen in Deutschland Expertengruppe der Vereinten Nationen fur geographische Namen Atlas der wahren Namen kuriose EtymologieLiteratur BearbeitenDeutsches Sprachgebiet Diana Ascher Die Ortsnamen des Landkreises Fulda In Archiv fur mittelrheinische Kirchengeschichte Band 70 2018 S 29 49 Adolf Bach Deutsche Namenkunde Band II Teilbande 1 und 2 Die deutschen Ortsnamen Heidelberg 1953 54 Dieter Berger Duden Geographische Namen in Deutschland Herkunft und Bedeutung der Namen von Landern Stadten Bergen und Gewassern Zweite Auflage Mannheim 1999 ISBN 3 411 06252 5 Wilhelm Bruckner Schweizerische Ortsnamenkunde Basel 1945 Friedhelm Debus Namenkunde und Namengeschichte Grundlagen der Germanistik Band 51 Erich Schmidt Berlin 2012 ISBN 978 3 503 13718 3 Ernst Forstemann Hermann Jellinghaus Hrsg Altdeutsches Namenbuch Band II Teilbande 1 und 2 Ortsnamen 3 Auflage Bonn 1913 1916 Reprint Hildesheim 1967 83 ISBN 3 487 01733 4 Lino Franceschini Toponomastik Eine Einfuhrung in die Ortsnamenforschung Epubli Berlin 2016 ISBN 978 3 7375 8720 4 Henning Kaufmann Bildungsweise und Betonung der deutschen Ortsnamen Grundfragen der Namenkunde Band 1 Zweite Auflage Fink Munchen 1977 Erstausgabe Winter Heidelberg 1959 ISBN 3 7705 1523 4 Egon Kuhebacher Die Ortsnamen Sudtirols und ihre Geschichte Drei Bande Bozen 1995 2000 ISBN 88 7014 634 0 ISBN 88 7014 827 0 und ISBN 88 8266 018 4 Corinna Scheungraber Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Toponyme sowie die ungermanischen Toponyme Germaniens Fassbaender Wien 2014 ISBN 978 3 902575 62 3 Thomas Franz Schneider Orts und Flurnamen In Historisches Lexikon der Schweiz Ernst Schwarz Deutsche Namenforschung Band 2 Orts und Flurnamen Gottingen 1950 Paul Zinsli Ortsnamen Strukturen und Schichten in den Siedlungs und Flurnamen der deutschen Schweiz Schriften des deutschschweizerischen Sprachvereins Band 7 Huber Frauenfeld 1971 2 Auflage 1975 Nachschlagewerke international Maurits Gysseling Toponymisch Woordenboek van Belgie Nederland Luxemburg Noord Frankrijk en West Duitsland voor 1226 Brussel 1960 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Toponomastik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Toponym Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Schweizer Toponomastik Toponomastik in SudtirolEinzelnachweise Bearbeiten Die Zusammenstellung folgt Ernst Eichler u a Hrsg Namenforschung Ein internationales Handbuch zur Onomastik Name Studies An International Handbook of Onomastics Les noms propres Manuel international d onomastique Erste Auflage Teilband 2 S 980 1890 de Gruyter Berlin und New York 1996 ISBN 3 11 014879 X Beitrage teilweise deutsch englisch und franzosisch gebundene Ausgabe Darin vor allem Frederic G Cassidy Place Name Study Getting Started Kap 219 S 1426 1429 englisch Wolodymyr Kamianets Zur Einteilung der deutschen Eigennamen In Institut fur Sprachwissenschaft der Universitat Graz Hrsg Grazer Linguistische Studien Band 54 Herbst 2000 ISSN 1015 0498 S 41 58 besonders S 47 f uni graz at PDF 124 kB abgerufen am 29 Juni 2015 Konrad Kunze dtv Atlas Namenkunde Vor und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet dtv Munchen 1998 ISBN 3 423 03234 0 S 88 105 Rosa Kohlheim Volker Kohlheim Duden Lexikon der Familiennamen Herkunft und Bedeutung von 20 000 Nachnamen Dudenverlag Mannheim 2008 ISBN 978 3 411 73111 4 Kap Die 200 haufigsten deutschen Familiennamen und deren Herkunft S 48 f Otto Back Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 205 Typologie der Landernamen Staaten Lander Landschaftsnamen S 1348 1356 Kamianets S 47 merkt an Hier sei betont dass die Choronyme eine Zwischenstelle zwischen den EN Eigennamen der naturlichen und kunstlich geschaffenen Objekte einnehmen Flurnamen haben mit das reichste Namensgut sowohl an Toponymen wie an Personennamen hervorgebracht da sie sowohl toponymisch wie anthroponymisch ausstrahlen So bezeichnet Schonwieskogel den Berg mit den schonen Wiesen Schonwiesmahd die Wiese selbst Schonwiesen die Ortslage nach welcher der zugehorige Bauer Schonwieser heisst Nach dem Berg heisst dann auch der Bach der von ihm kommt Schonwiesbach usf Hans Tyroller Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 221 Typologie der Flurnamen Mikrotoponomastik Germanisch S 1434 1441 Diese konnen auch zu den Flurnamen im weiteren Sinne gerechnet werden Kunze 1998 nach Kamianets 2000 S 46 ff Hans Ramge Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 176 Flurnamengeographie S 1169 1175 Analog dem Begriff Orographie der ursprunglich auf reine Bergformen beschrankt war heute aber die Lehre von den Hohenstrukturen allgemein bezeichnet vgl Kamianets 2000 S 47 Diese Landschaftselemente fallen auch unter den Begriff Oronym Kamianets 2000 S 47 bzw Riednamen Fuhrmann BEV 2008 Kamianets 2000 S 47 Albrecht Greule Name Studies Namenforschung Les noms propres 1996 234 Gewassernamen Morphologie Benennungsmotive Schichten S 1534 1539 Mikroobjekte innerhalb der Siedlungen bei Kamianets 2000 S 48 a b c Kunze 1998 und Kamianets 2000 Kamianets 2000 S 45 f stellt diese Kategorie als Objekte des ausserirdischen Raums explizit eigenstandig neben die Objekte des irdischen Raums im Sinne der Geographie d i Lehre von der Erde Der ganze Bestand der EN Eigennamen im Deutschen lasst sich in drei grosse Gruppen einteilen S 45 Die dritte Grossruppe waren die Eigennamen der Lebewesen Anthroponyme Zoonyme und Phytonyme Normdaten Sachbegriff GND 4172891 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toponomastik amp oldid 227916970