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Herrensitz ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum Kunstwerk siehe Herrensitz Kunstwerk Als Herrenhaus oder Gutshaus wird ein vom Gutsherrn bewohntes Gebaude mit Gutshof bezeichnet Je nach Region oder Grosse wird es oft auch als Schloss bezeichnet Es gibt auch weitere regionaltypische Bezeichnungen Sie waren typischerweise Sitze einer Grundherrschaft Das Herrenhaus auf Gut Panker OstholsteinDas Herrenhaus Walkenried in Niedersachsen Inhaltsverzeichnis 1 Definition und Abgrenzung 2 Bezeichnungen 3 Bauformen 4 Herrenhauser im deutschsprachigen Raum 4 1 Altbayern und Osterreich 4 2 Franken und Schwaben 4 3 Brandenburg 4 4 Mecklenburg und Pommern 4 5 Rheinland und Westfalen 4 6 Schleswig Holstein 5 Nicht deutschsprachige Gebiete 5 1 West und Nordeuropa 5 2 Mittel und Osteuropa 5 3 Kreta 6 Moderne Nutzung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDefinition und Abgrenzung BearbeitenDas Herrenhaus unterscheidet sich in seiner Begrifflichkeit von ahnlichen Bezeichnungen Die Begriffe Burg und Schloss siehe dort wurzeln etymologisch in der Verteidigung Beide bezeichneten ursprunglich mittelalterliche Wehrbauten beim Schloss nahm der Begriff seit der Renaissancezeit eine erweiterte Bedeutung an als neuartige nicht wehrhafte Bauten ebenfalls so genannt wurden Burgen und Schlosser waren zwar oft auch Mittelpunkte einer Grundherrschaft sie konnten aber auch landesherrliche Residenzen Militarstutzpunkte Zollburgen Grenzburgen oder Amtsschlosser sein Das Herrenhaus bezeichnet demgegenuber den Herrensitz einer Grundherrschaft bzw Gutsherrschaft Der Begriff ist daher historisch weniger auf eine bestimmte Bauform bezogen als auf eine bestimmte Herrschaftsform darauf bezieht sich der erste Teil des Begriffs Herren Das Herrenhaus hat damit den Charakter eines Rechtsbegriffs Die Bezirke der Grundherrschaft wurden in verschiedenen Regionen unterschiedlich benannt in Nord Ost Mittel und Westdeutschland meist Rittergut in Schleswig Holstein Adliges Gut in Altbayern und Osterreich Hofmark Allen gemeinsam ist ein besonderer doppelter Rechtsstatus im Unterschied etwa zum Meierhof Dazu gehorte zum einen die landesherrlich genehmigte Herrschaftsausubung uber die ortsansassigen dienst und zinspflichtigen Leute je nach ihrer Rechtsstellung Kotter Grundholde Horige Hintersassen oder Leibeigene Zum anderen die Mitgliedschaft des Gutes bzw seines jeweiligen Besitzers in der regional organisierten Ritterschaft der Korporation der grossen Landsassen als Teil der Landstande Die Ritterschaften bildeten die Interessenvertretungen gegenuber den Landesherren den regierenden Landesfursten und den anderen Landstanden Die in ihr immatrikulierten Guter hatten einen Sitz und je nach Grosse und historischer Entwicklung etwa durch Besitzteilungen eine genau bezifferte Stimmberechtigung auf den Landtagen Als Gegenleistung fur diese Privilegien hatten die Grundherren im Hochmittelalter soweit es sich nicht um allodialen sondern um lehnsgebundenen Besitz handelte im Kriegsfall eine bestimmte Anzahl an Ritterpferden also Reiterkampfern mit Pferden und Ausrustung zu stellen bzw seit dem Spatmittelalter alternativ entsprechende Zahlungen an den Landesherrn zu leisten der damit Soldner entlohnte Voraussetzung fur die Mitgliedschaft Immatrikulation in einer korporierten Ritterschaft war nicht nur ein Grundbesitz von bestimmter Mindestgrosse sondern auch der Besitz eines als Castrum bezeichneten Herrenhauses das eine Burg ein Festes Haus ein Schloss oder ein schlichter bescheidener Bau sein konnte der sich aber in aller Regel vom Bauernhaus zumindest durch eine gewisse Grosse oder durch schlossartige Zierformen unterschied Das Herrenhaus war also Mittelpunkt eines landwirtschaftlichen Betriebes eines Gutshofs mit Ackerbau eines Waldguts Weinguts Teichguts oder Hammerguts mit zugehorigen Grundholden die der Grundherrschaft und ihren Rechten unterworfen waren und Landtagsfahigkeit Dem Grundherrn der meist dem Adel angehorte es aber nicht musste oblag die Verwaltung und Nutzungsvergabe von land oder forstwirtschaftlich genutzten Flachen an die ortsansassigen Leute sowie die Ausubung offentlich rechtlicher Befugnisse wie der Polizeigewalt und der niederen Gerichtsbarkeit seltener der hohen Mit der Bauernbefreiung seit Anfang des 19 Jahrhunderts wurden die Rechte der Grundherren nach und nach abgeschafft Doch verblieben in vielen Regionen die Gutsbezirke als kommunale Nachfolgeeinheiten Bezeichnungen BearbeitenIm Mittelalter wurden auch Burgen meist als hus Haus im Sinne eines Festen Hauses vgl Burg Niehuus bezeichnet was vor allem in Norddeutschland insbesondere im Rheinland in Westfalen und in Niedersachsen bis heute gebrauchlich blieb wo Burgen Schlosser oder Herrenhauser des niederen Adels zumeist als Haus XY bezeichnet werden z B Haus Luttinghof ahnlich wie beim englischen XY House etwa Stowe House Weiter im Suden beginnend in Sachsen Sachsen Anhalt und Thuringen in Hessen Bayern Baden Wurttemberg oder Osterreich werden auch kleine Herrenhauser meist Schloss genannt jedoch kommt auch die Bezeichnung Gutshof oder Hofgut vor Der Begriff Herrenhaus changiert zwischen der oben beschriebenen ursprunglichen Rechtsstellung unabhangig von der Bauform und der Bezeichnung eines neuzeitlichen Bautypus Letzterer besass allerdings in der Regel die genannte Rechtsstellung und symbolisierte sie zugleich Von der Funktion her klar abgrenzen lassen sich jedenfalls das Residenzschloss eines Landesherrn und seines Hofstaats das Lustschloss des Landesherrn das seiner Erholung diente und das Jagdschloss welches fur temporare Jagdaufenthalte vorgesehen war ferner das Amtsschloss welches Verwaltungs und Rechtsprechungszwecken diente Herrenhauser als castra ritterschaftlicher Guter waren Sitze des Niederen Adels Das Herrenhaus im Sinne des Sitzes einer Grundherrschaft kann je nach Baustil oder Epoche auch als Burg oder Schloss bezeichnet werden Ist es besonders gross oder aufwandig gestaltet wird es umgangssprachlich meist als Schloss bezeichnet In Schleswig Holstein und Mecklenburg war diese Bezeichnung allerdings den Hausern des Landesherrn vorbehalten in Pommern und Brandenburg waren es daneben ursprunglich auch die Hauser der Schlossgesessenen denen der Landesherr einen besonderen Status verliehen hatte wobei es auf die Bauform nicht ankam Eine historische Besonderheit sind die Ansitze in Tirol weil sie einen Ubergangstypus zwischen Feudalherrschaft und Absolutismus darstellen Von den oben beschriebenen Charakteristika eines Herrenhauses Grundherrschaft und Landtagsfahigkeit besitzen sie nur noch die Letztere Hintersassen und Gerichtsbarkeit gehorten nicht mehr dazu Allerdings verfugten sie noch uber die Freiung Steuerbefreiung von den Gemeindelasten Herrenhauser als reiner Bautyp ohne privilegierten Rechtsstatus sind zum Beispiel die Campagnen im Berner Land Nur dort wo mittelalterliche Grundherrschaftsrechte mit dem Besitz verbunden waren galten diese fort ansonsten waren die Campagnen blosse Landhauser mit Grundbesitz allerdings oft in der ausseren Gestalt von Herrensitzen wobei sie in der Regel von Familien des Berner Patriziats erbaut wurden deren rechtliche Privilegierung nicht durch den Besitz von Grundherrschaften sondern durch exklusive Ratszulassung bewirkt wurde In Graubunden werden die Herrenhauser oft als Grosshaus bezeichnet zum Beispiel dasjenige in Grusch Bauformen BearbeitenAusgehend von den beiden im Hochmittelalter vorherrschenden Bautypen Turmhugelburg und Wohnturm entwickelten sich wahrend Spatmittelalter und Neuzeit diverse Formen von Festen Hausern als Zentren der Grundherrschaften und damit als Herrenhauser In der Renaissancezeit wurden oft noch wehrhafte Elemente wie Ummauerung Palisaden oder Grafte beibehalten ebenso die Bergfriede alterer Burganlagen Neubauten zitierten oft wehrhafte Bauformen die eher Statussymbole waren als dass sie eine Wehrfunktion gehabt hatten so etwa Eckturmchen Erker Zinnen Pechnasen Staffelgiebel Brucken oder Torhauser Aus dem Wehrturm wurde der Treppenturm Der jeweilige Baustil folgte dem Zeitgeschmack die Grosse den wirtschaftlichen Verhaltnissen Verbreitet waren Feldsteinsockel mit aufgesetzten Fachwerkaufbauten in waldreichen Tieflandregionen oft auch reine Holzbauten die selten erhalten sind In der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts setzte sich der Ziegelstein fur die Aussenmauern durch Wahrend Burgen in Berglage den Gelandevorgaben folgten waren Herrenhauser auf ebenem Baugrund frei gestaltbar In der Renaissancezeit waren zweiflugelige Anlagen verbreitet aus denen sich in der Barockzeit die Dreiflugelanlage mit Ehrenhof entwickelte Oft waren Herrenhauser aber auch kleine schlichte und einstockige Gebaude Immer gehorte ein Gutshof mit Stallen Scheunen und Gesindehausern dazu oft mit weiteren Nutzbauten wie Taubenschlag Eiskeller oder Orangerie Herrenhauser im deutschsprachigen Raum BearbeitenAltbayern und Osterreich Bearbeiten Siehe auch Liste von Burgen und Schlossern in Bayern Siehe auch Liste von Burgen und Schlossern in Osterreich Der fruhere Herrensitz des Grundherrn in einer altbayrischen oder osterreichischen Hofmark wird im bairischen Sprachraum als Hofmarkschloss bezeichnet Wie in anderen Regionen gehorte auch hier zur Grundherrschaft die Landstandschaft also die Vertretung in der Landschaft des jeweiligen Herzogtums Hofmarkschloss Blaibach Michael Wening Stich von 1721 Eine wichtige Bildquelle zur Gestalt der bayrischen Hofmarkschlosser ist Michael Wenings Hauptwerk Historico Topographica Descriptio entstanden ab den 1690er Jahren mit 846 topografischen Ansichten Bayerns davon 292 nicht landesherrlichen Schlossbauten Eine sehr haufig anzutreffende Bauform ist ein dreigeschossiger Rechteckbau meist ohne Seitenflugel dessen Breite und Lange etwa im Verhaltnis 1 2 stehen In der Regel verfugen die Bauten uber steile Sattel oder Walmdacher zum Abrutschen der Schneelast wodurch sich eine grosse Dachflache ergibt mit seitlichen Ziergiebeln Zinnen oder Treppengiebeln Bisweilen sind sie mit Eckturmchen oder Treppenturmen versehen in der Regel ist eine Kapelle an oder eingebaut Im Erdgeschoss befanden sich Lagerraume Kuchen Keller Raucher und Speisekammern im ersten Obergeschoss die Reprasentationsraume oft mit grosser Gerichtsstube daruber die Wohngemacher und im Dachgeschoss Raume fur Personal und Lagerflachen Fast alle Darstellungen weisen Einfriedungen mit Mauern Zaunen und Graben auf die den Hofbereich umfassen diese sind heute haufig verschwunden An die Wirtschaftsgebaude schliessen sich meist Nutz und Ziergarten an Fur Osterreich sind die Kupferstiche des Georg Matthaus Vischer 1628 1696 eine ahnlich wertvolle Bildquelle Im Alpenraum gehen viele Herrschaftssitze des niederen Adels auf mittelalterliche Burgen zuruck die wie in anderen Gebirgsregionen und im Unterschied zum Flachland aus reichlich vorhandenem Stein und nicht aus Holz oder Fachwerk gebaut waren und daher langer hielten Im Umfeld des Wiener Kaiserhofes wo in der Neuzeit jahrhundertelang das Reichsoberhaupt residierte und zahlreiche eintragliche Posten Pfrunden und Lehen vergeben wurden entstanden oft sehr grosse haufig vierflugelige Schlossanlagen mit Arkadenhofen Dies gilt generell fur den hoheren Adel der Habsburgischen Erblande in Osterreich Ungarn und Bohmen Ofter als bei den bescheideneren Herrenhausern des Nordens waren solche aus hohen Gehaltern finanzierte Schlossbauten fur die Ertrage aus den Grundabgaben der Horigen sowie der eigenen Wald oder Gutsbetriebe uberdimensioniert und wechselten daher haufiger die Besitzer sofern nicht besonders grosse Grundherrschaften oder stetige Hof oder Militareinkunfte vorhanden waren Franken und Schwaben Bearbeiten Siehe auch Liste von Burgen und Schlossern in Bayern Siehe auch Liste von Burgen und Schlossern in Baden Wurttemberg Schloss Assumstadt bei HeilbronnIn Franken und Schwaben waren viele Adelssitze Reichslehen und damit Sitze von Reichsrittern der freien Reichsritterschaft im Frankischen und Schwabischen Ritterkreis Trotz oft beschrankter Mittel achteten diese daher auf reprasentative Bauformen zur Unterstreichung ihres reichsunmittelbaren Status Mittelalterliche Burgen sind oft noch erhalten ausser am Oberrhein wo sie dem Pfalzischen Erbfolgekrieg zum Opfer fielen Herrensitze der Renaissancezeit ahneln den bayrischen Hofmarkschlossern Zahlreiche reichsritterliche Geschlechter traten in der Reformation zum Protestantismus uber Die katholisch gebliebenen zahlten weiterhin zum Stiftsadel der Furstbistumer was ihnen Domherrenpfrunden und weltliche Hofamter oder sogar Bischofsstuhle eintrug Im Zeitalter des Barock und Rokoko entstanden kunsthistorisch wertvolle Bauten oft von Baumeistern der Furstbischofe Die Herrenhauser der Patrizierfamilien im Umfeld der freien Reichsstadte waren demgegenuber oft kleiner und bescheidener Neben den Herrensitzen des Niederen Adels gibt es in den territorial einst zersplitterten Regionen Frankens und Schwabens aber auch viele Schlosser des Hochadels der reichsunmittelbar regierenden Grafen Fursten und Kirchenfursten Brandenburg Bearbeiten Siehe auch Liste von Burgen Schlossern und Herrenhausern in Berlin und Brandenburg Spatbarockes Gutshaus Mon Plaisir in Altkunkendorf Uckermark Brandenburg vom schlichten aber noblen markischen GutshaustypusAuch in Brandenburg fehlt eine klare Abgrenzung vom Schloss zum Herrenhaus Als Schlosser wurden in der Mark Brandenburg eigentlich nur die landesherrlichen sowie die Sitze der sogenannten burg und schlossgesessenen Familien bezeichnet ein historischer Status den nur die bedeutendsten markischen Adelsgeschlechter innehatten unabhangig vom Bautyp ihrer Herrensitze Umgangssprachlich werden aber Gutshauser oft auch als Schlosser bezeichnet Bereits Theodor Fontane stellte den Widerspruch der seit langem gebrauchlichen jedoch unkorrekten Verwendung des Wortes Schloss heraus Gleichwohl spricht er von dem Mut der Brandenburger zur Verwendung einer ausgleichenden hoheren Titulatur und schliesst sich der traditionellen Bezeichnung insbesondere hinsichtlich reprasentativer Herrenhausbauten als Schlosser an Wie in anderen Regionen wird auch hier als Herrenhaus der Wohnsitz eines Ritterguts bezeichnet Zu den gutsherrschaftlichen Rechten und Pflichten gehorten die Grund Leib und Gerichtsherrschaft sowie das Kirchenpatronat und das Schulpatronat im Bereich des jeweiligen Rittergutsbezirks Dazu kam die Land bzw Kreistagsfahigkeit des Rittergutes Grosse und Wirtschaftskraft der Betriebe waren jedoch recht heterogen Im 19 Jahrhundert nahmen wie auch in Mecklenburg und Pommern viele grosse Agrarbetriebe einen okonomischen Aufschwung was sich in entsprechenden Bauten manifestierte Der schwerste Einschnitt im Lauf vieler Jahrhunderte war die Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone 1945 durch die wie auch in den anderen Gebieten der spateren DDR alle grosseren Agrarbetriebe enteignet wurden Samtliche Gutshauser wurden geplundert viele zerstort Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurden zahlreiche Gutshauser saniert wahrend andere erst jetzt verfallen Mecklenburg und Pommern Bearbeiten Siehe auch Liste von Burgen und Schlossern in Mecklenburg Vorpommern Siehe auch Liste der Burgen und Schlosser in der Woiwodschaft Pommern Neugotisches Gutshaus Kartlow in VorpommernMecklenburg und Pommern gehorten wie Brandenburg historisch nicht zu den wohlhabenden Gegenden Deutschlands wenn man von den Hansestadten an der Ostseekuste absieht Die Adelssitze waren daher jahrhundertelang eher bescheiden In den mecklenburgischen und pommerschen Herzogtumern konnte allerdings der Landadel seit der hochmittelalterlichen Ostsiedlung seine Stellung stetig verstarken und die der Landesherren schwachen Dazu trug bei dass der Adel seinen Landbesitz infolge ohnehin dunner Besiedlung sowie wiederholter Entvolkerung durch Kriege und Seuchen immer weiter vergrossern konnte sodass er schliesslich uber die Halfte des Landes besass Adelsfamilien wie die von Maltzahn hatten eine Vielzahl von Gutern in verschiedenen Regionen Die okonomischen Nachteile der Randlage verbesserten sich im 19 Jahrhundert rapide als Eisenbahnen die Absatzmarkte fur landwirtschaftliche Produkte erweiterten als die Nachfrage durch Bevolkerungswachstum in den Stadten des Industriezeitalters stieg und zudem die Schutzzollpolitik ein Monopol fur die deutschen Grossagrarier schuf Hinzu kamen Fortschritte der Landtechnik und Dungung die die Ertrage der Grossbetriebe begunstigten Daher wurden besonders in der Grunderzeit viele kleine Gutshauser durch grosse Neubauten im Stil des Historismus ersetzt Doch selbst wenn diese erhebliche Ausmasse annahmen wurden sie in Mecklenburg trotzdem nie als Schloss bezeichnet denn dies war wie in Schleswig Holstein ausschliesslich den Sitzen der Landesherren vorbehalten In der 40 jahrigen Bestehensphase der DDR gehorte der Schutz herrschaftlicher Hauser nicht zum Programm So wurden die Hauser oft bis zur Unkenntlichkeit umgebaut Soweit sie nicht als Mietshauser Konsum Ortsverwaltung Schulen Kindergarten oder LPG Zentren umgenutzt und damit immerhin erhalten wurden verfielen sie oder wurden abgebrochen Inzwischen ist man sich aber der geschichtlichen Bedeutung und des kulturellen Werts der Gutsanlagen bewusst geworden sodass zumindest die Herrenhauser wenn auch oft nicht die Wirtschaftsgebaude in vielen Fallen wieder restauriert und neuen Nutzungen zugefuhrt wurden Einen erheblichen Anteil daran nehmen auch Wiedereinrichter und Neueinrichter die den Gebauden und ihrem Unterhalt wieder ihre land wirtschaftliche Basis verschaffen Rheinland und Westfalen Bearbeiten Siehe auch Liste von Burgen Schlossern und Festungen in Nordrhein Westfalen Siehe auch Liste von Burgen Festungen und Schlossern in Rheinland Pfalz Renaissance Wasserburg Haus Dellwig DortmundIn Nordrhein Westfalen entwickelten sich wie auch in anderen Regionen der Norddeutschen Tiefebene die meisten Herrenhauser aus Motten mit Wassergraben die spater zu Wasserburgen erweitert wurden so etwa am Niederrhein oder im Munsterland Die einfache Name Haus ist hier sehr viel gangiger als der Terminus Herrenhaus oder Schloss Er wird fur Burgen Schlosser und Herrenhauser gleichermassen verwendet Im Raum Wuppertal ist auch die Bezeichnung Hofeshaus gebrauchlich Meist sind die Anlagen bis heute von Wassergraben umgeben die sich hier Graften nennen und den ehemals wehrhaften Charakter des Hauses unterstreichen z B Haus Stapel Kunstgeschichtlich sind Herrenhauser von der Gotik bis zur Neuzeit zu finden Viele sind immer noch bewohnt und stellen oft weiterhin den Mittelpunkt von grossen Gutern dar Andere werden heute zu kulturellen Zwecken genutzt einige wenige wurden aufgeteilt und in moderne Eigentumswohnungen umgewandelt was der denkmalgeschutzten Bausubstanz in der Regel nicht gut bekommt Manche der Hauser sind auch fur Besucher geoffnet Bekannte Beispiele fur westfalische Herrenhauser sind Haus Ruschhaus Haus Bodelschwingh oder Haus Kemnade An Mittelrhein und Mosel historisch bedeutenden Burgenlandschaften fuhrte der Pfalzische Erbfolgekrieg 1688 1697 zu weitflachigen Verwustungen durch die Truppen des franzosischen Konigs Ludwig XIV Ein Jahrhundert spater folgten die Koalitionskriege und die Annexion des Linken Rheinufers Dadurch wurden die meisten wehrhaften Burgen bisweilen aber auch Schlosser und Herrensitze zerstort und haufig auch die Besitzkontinuitat des Adels zerrissen Schleswig Holstein Bearbeiten Siehe auch Guter und Herrenhauser im Artikel Liste von Burgen Schlossern und Festungen in Schleswig Holstein Barockes Herrenhaus Emkendorf Schleswig Holstein Klassizistisches Herrenhaus Knoop Schleswig HolsteinIn Schleswig Holstein sind die Herrenhauser 1 pragende Bestandteile der Kulturlandschaft Sie waren die Zentren der sogenannten Adligen Guter die in der Ritterschaft immatrikuliert waren aber entgegen ihrem Namen zumindest in der Neuzeit bisweilen auch Burgerlichen gehoren konnten Viele Jahrhunderte lang stand das Land in Personalunion mit dem Konigreich Danemark wobei das Herzogtum Holstein zum Heiligen Romischen Reich zahlte das Herzogtum Schleswig hingegen nicht Die adligen Grundherrschaften konzentrieren sich in der Osthalfte der Halbinsel wahrend die Westhalfte uberwiegend von freien Bauern bewohnt war Da dem Adel eine Art Selbstverwaltung der Herzogtumer ubertragen war und der Kopenhagener Hof weit entfernt entstand hier ein einflussreicher und reicher Landadel der seine Sitze oft bis zur Schlossgrosse wie zum Beispiel in Borstel ausbauen konnte In Schleswig Holstein besitzen auch die Gutslandereien oft bedeutenden Umfang wovon auch die meist grossen Wirtschaftsgebaude und die charakteristischen Torhauser zeugen welche die Herrenhauser an Hohe und Reprasentativitat oft ubertreffen z B in Hasselburg Ab dem Mittelalter bis zur Renaissance waren Mehrfachhauser ublich hierbei wurden mehrere Langhauser mit jeweils eigenem Satteldach langs zueinander errichtet und mit Turmen Giebeln und Erkern variiert Typische Anlagen dieser Zeit sind zum Beispiel Ahrensburg Nutschau und Wahlstorf Auch das Schloss Glucksburg ist in dieser Form gestaltet doch gehort es nicht zu den Herrenhausern sondern zu den landesherrlichen Schlossern Im Barock setzten sich fur die Herrenhauser schlossartige Bauformen durch zu den bekanntesten Anlagen dieser Zeit gehoren die Herrenhauser auf Emkendorf Pronstorf oder auch auf dem lauenburgischen Wotersen Viele Hauser erhielten jetzt zudem parkahnliche Garten von denen der nur noch in Rudimenten vorhandene Jersbeker Park sogar uberregionale Bekanntheit erlangte Analog zur Entwicklung im Schlossbau wurden ab dem Klassizismus bis zum Historismus die Herrenhauser im jeweils neuesten Zeitgeschmack umgebaut oder vollstandig neu errichtet Gut Knoop ist ein bekanntes Beispiel fur ein klassizistisches Herrenhaus Breitenburg fur ein neugotisch umgewandeltes Viele Anlagen sind bis heute bewohnt und zum Teil sogar seit Jahrhunderten im Familienbesitz sie sind Mittelpunkte landlicher Guter und oder kulturelle Treffpunkte wie etwa Salzau Gleichzeitig stellen die historischen Anlagen grosse Anspruche an die Denkmalpflege und die finanziellen Moglichkeiten ihrer Besitzer Nicht deutschsprachige Gebiete Bearbeiten Kinross House SchottlandWest und Nordeuropa Bearbeiten In England und Irland sind die Bezeichnungen manor house oder hall fur ein meist adliges Gut verbreitet Beruhmte Herrenhauser im Vereinigten Konigreich sind Wilton House Petworth House Stourhead oder Mount Edgcumbe House Auch in den USA sind diese Bezeichnungen ublich ferner auch Plantation House oder Mansion hier herrschen der Georgian Style und der anschliessende Federal Style vor in den Sudstaaten die Antebellum Architektur Eine grossere Zahl von Herrenhausern dieser Zeit befindet sich in Natchez Mississippi In Schweden Norwegen und Danemark wird herrgard bzw herregard verwendet In Frankreich ist der Begriff manoir gebrauchlich In der niederlandischen Provinz Groningen werden die zu Herrenhausern erweiterten bauerlichen Steinhauser Borgen genannt Mittel und Osteuropa Bearbeiten In fruheren mittel und osteuropaischen Staaten wie Polen Litauen oder Ungarn in denen der niedere oftmals bauerliche Adel einen relativ hohen Anteil an der Gesamtbevolkerung hatte siehe Szlachta Ungarischer Adel waren Herrenhauser oft von sehr bescheidener Grosse und aus Holz gebaut trotzdem durch herrschaftliche Formen oder Zierrate gekennzeichnet oder mit Parkanlage gestaltet Diese Art von Herrenhauser wird auf Polnisch dwor genannt Hof im Gegensatz zum palac Schloss der dem hoheren Adel gehorte Die Residenzen der relativ wenigen und sehr reichen Magnatenfamilien konnten grossen Umfang annehmen wie etwa Schloss Lancut oder Schloss Esterhazy Kreta Bearbeiten Herrenhauser treten auch in anderen Kulturkreisen und historischen Zusammenhangen auf beispielsweise bezeichnet man eine grosse reiche Villa auf dem Land in der kretisch minoischen Kultur als Herrenhaus sie waren vor allem in der minoischen Kultur Neupalastzeit um 1700 bis 1450 v Chr auf Kreta verbreitet Auf Kreta entstanden seit 1204 als es Kolonie und Handelsstutzpunkt der Republik Venedig wurde auch Herrenhauser genannt Villen in Form Fester Hauser in venezianischem Stil als Landsitze der dort ansassigen Mitglieder des Patriziats von Venedig Anders als in den Kolonien in Dalmatien auf Korfu Zypern Naxos Zakynthos oder Andros entstanden auf Kreta als einziger venezianischer Kolonie auch unbefestigte Herrenhauser 2 Moderne Nutzung BearbeitenDa die historische Funktion der Herrenhauser als Zentrum einer Gutsherrschaft nicht mehr gegeben ist sind vor allem seit dem Ende des Landadels 1918 bzw erneut nach 1945 u a Bodenreformen und 1990 neue Konzepte fur die Nutzung notig geworden Es gibt heute verschiedenste moderne Nutzungsvarianten fur historische Herrenhauser und Gutsanlagen 3 Beispiele sind Touristische Konzepte etwa Hotel Pension Jugendherberge oder Hostel Ferienwohnungen Gastronomie und Cafebetrieb Reithof oder Spa und Wellness Anlagen Haufig werden bei touristischer Nutzung verschiedene Angebote gemacht fur private Feiern Hochzeiten Touren oder es gibt Verleihmoglichkeiten fur Fahrrader und Boote oder auch Sportanlagen wie Tennis und Golfplatze Touristische Konzepte konnen dabei um medizinische Angebote eine landwirtschaftliche Nutzung kulturelle Veranstaltungen museale Konzepte oder andere Nutzungsweisen erganzt werden Wohnnutzung Eigentums oder Mietwohnungen Alten und Pflegeheim betreutes Wohnen Generationenhaus mitunter auch als Einfamilienhaus oft bei kleineren Bauten Gewerbliche Nutzung als reprasentativer Firmensitz Kongress und Seminarstandort Schulungszentrum fur Einzelburos als Kanzlei als Manufaktur als Einkaufsladen oder Spezialladen z B Antiquitatenhandel Baustoffhandel als Galerie oder Atelier Durch moderne Moglichkeiten der Telearbeit und verbesserte digitale Infrastruktur auch auf dem Land kommen eher abgeschiedene Herrenhauser zunehmend auch fur Arbeitnehmer und Freiberufler in Betracht die vorwiegend via Computer und Telefon arbeiten siehe auch digitale Nomaden Offentliche Nutzung als Museum als Schule Kindertagesstatte als kommunales Verwaltungszentrum Sitz einer offentlichen Einrichtung als Dorf und Kulturzentrum bzw Gemeindehaus als Archiv Vereinshaus oder fur offentliche Veranstaltungsraume Haufig werden Herrenhauser in Gemeindebesitz aufgrund des grossen Platzangebotes fur mehrere Funktionen genutzt Hier genannte Konzepte konnen auch durch Privatbetreiber realisiert werden z B als Privatschule Internat oder als Privatmuseum Medizinische wissenschaftliche oder gesundheitliche Nutzung als Kurhaus Klinik als Arztpraxis regionales Arztehaus als Forschungseinrichtung oder als universitatsanhangiges Institut Landwirtschaftliche Konzepte wie Bauernhofe okologische Landwirtschaftsbetriebe Brennereien Braubetriebe Winzereien mitunter mit Hofladen Sonstige Nutzungen etwa als interkulturelle oder religiose Zentren z B Schloss Mitsuko als Mietlager oder auch als diplomatisch konsularische Vertretung Siehe auch Bearbeiten Portal Burgen und Schlosser Ubersicht zum Thema Burgen Schlosser und Herrenhauser Adliges Gut Ansitz Campagne Herrenhaus Gutshof Rittergut Herrenhaus Bezeichnung fur ein Oberhaus Herrenhaus Osterreich Preussisches HerrenhausLiteratur BearbeitenRenate de Veer Steinernes Gedachtnis Gutsanlagen und Gutshauser in Mecklenburg Vorpommern Ein Handbuch 4 Bande Stock amp Stein u a Schwerin u a 2005 2008 ISBN 978 3 89995 499 9 Bd 1 3 ISBN 978 3 93940 128 5 Bd 4 Zugleich Halle Universitat Dissertation 2005 Historische Gedachtnisse sind Palimpseste Sabine Bock Gutsanlagen und Herrenhauser Betrachtungen zu den historischen Kulturlandschaften Mecklenburg und Vorpommern 3 uberarbeitete Auflage Hrsg von der Landeszentrale fur politische Bildung Mecklenburg Vorpommern Thomas Helms Verlag Schwerin 2007 ISBN 978 3 93118 523 7 Nils Meyer Leerraume Der Umgang mit Denkmalen als Sinnstiftungsprozess am Beispiel der Schlosser und Herrensitze in Brandenburg Stadtentwicklung und Denkmalpflege Bd 14 Jovis Verlag Berlin 2009 ISBN 978 3 86859 081 4 Steffen Schneider Mit Mut Mortel und ohne Millionen Uber das Abenteuer in einem Gutshaus zu leben Hinstorff Verlag Rostock 2020 ISBN 978 3 35602 325 1 Steffen Schneider Mit Mut Mortel und ohne Millionen Abenteuer Baustelle von Gutshausrettern und guten Handwerkern Hinstorff Verlag Rostock 2021 ISBN 978 3 35602 373 2 Weblinks Bearbeiten Commons Manor house Album mit Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Herrenhaus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Gutshaus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Herrenhaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gutshauser in Mecklenburg Vorpommern Herrensitze in Sachsen Lausitz Anhalt Thuringen und Niedersachsen Burgen und Herrensitze in der Nurnberger Landschaft visitgroningen nlEinzelnachweise Bearbeiten Herrenhaeuser sh Christian Ottersbach Venezianische Villen und Herrenhauser auf Kreta In Burgen und Schlosser Zeitschrift fur Burgenforschung und Denkmalpflege hg vom Europaischen Burgeninstitut der Deutschen Burgenvereinigung 1 2017 S 17 31 Alte Schlosser Nutzungskonzepte gefragt FAZ Online 16 Dezember 2008 Normdaten Sachbegriff GND 4024581 0 lobid OGND AKS LCCN sh85080612 NDL 00572006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herrenhaus Gebaude amp oldid 235161433