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Wiedereinrichter sind Landwirte auf dem Gebiet der ehemaligen DDR die nach der politischen Wende 1989 1990 ihr in die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft eingebrachtes Land wieder zuruckgefordert und erhalten haben um als Bauern einen Neuanfang zu beginnen Wiedereinrichter konnen ehemalige LPG Bauern sein die im Haupterwerb wieder die einst ihnen gehorenden Flachen bewirtschaften oder als Nebenerwerbsbetrieb hier zum Teil als Rentner auf dem Familienacker von wenigen Hektaren Wiedereinrichter konnten ebenso ehemalige Leiter von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften sein wenn sie oder deren Familie im Zuge der Kollektivierung Eigentum in die LPG eingebracht hatten Von den insgesamt Wieder und Neueinrichtern in Thuringen waren beispielsweise 158 Leiter von den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Wiedereinrichter 1 Davon zu unterscheiden sind Neueinrichter Dies waren meist jungere Landwirte die mit Pachtland und neu erworbener Technik neu eingerichtete Betriebe bewirtschaften Als drittes war es ebenso moglich dass Wiedereinrichter oder Neueinrichter vorher nicht in der DDR wohnhaft waren sondern insbesondere aus den westdeutschen Bundeslandern und aus Holland einwanderten und neu eingerichtete oder geerbte Betriebe ubernahmen In Thuringen kamen beispielsweise 187 der insgesamt 1 043 Einrichter aus den alten Bundeslandern und bewirtschafteten 1995 immerhin 54 800 Hektar das sind ca 26 der Flache welche die Einrichter in Thuringen insgesamt bewirtschafteten 213 700 Hektar 2 Inhaltsverzeichnis 1 Rechtliche Grundlage 2 Betroffene Flachen Betriebe und Beschaftigte der Umwandlung der DDR Strukturen insgesamt 3 Probleme 4 Zu den Strukturentwicklungen ab 1990 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseRechtliche Grundlage BearbeitenGrundlage der Wiedereinrichtung landwirtschaftlicher Betriebe war das Landwirtschaftsanpassungsgesetz LwAnpG oder auch LAG das noch im Juni 1990 von der frei gewahlten Volkskammer beschlossen wurde Sein voller Titel lautete Gesetz uber die strukturelle Anpassung der Landwirtschaft an die soziale und okologische Marktwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik Durch die Forderung von Privateigentum und Chancengleichheit aller Betriebsformen sollte eine vielfaltige Agrarstruktur entstehen in der sich Genossenschaften und bauerliche Familienbetriebe erganzen Die Chancengleichheit aller Betriebsformen war im Paragraph 2 des LAG festgelegt Neben den im Zuge der Kollektivierung genossenschaftlich organisierten Flachen gab es durch Bodenreform enteignete Flachen Zur Abwicklung der Re Privatisierung unter anderem dieser enteigneten Flachen wurde die staatliche Treuhandanstalt geschaffen bzw deren Rechtsnachfolgerin die Bodenverwertungs und verwaltungs GmbH Die bis 1949 enteigneten fruheren Eigentumer bekamen ihre besatzungsrechtlich enteigneten Grundstucke nicht zuruck Nur anerkannte Fluchtlinge konnten uber den Lastenausgleich einen Entschadigungsanspruch anmelden Fur die auf besatzungshoheitlicher Grundlage Enteigneten wurde 1994 das Entschadigungs und Ausgleichsleistungsgesetz EALG verabschiedet im genauen Wortlaut Gesetz uber die Entschadigung nach dem Gesetz zur Regelung offener Vermogensfragen und uber staatliche Ausgleichsleistungen fur Enteignungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheitlicher Grundlage vom 27 September 1994 BGBl I 2624 Betroffene Flachen Betriebe und Beschaftigte der Umwandlung der DDR Strukturen insgesamt BearbeitenBetroffen von dem Strukturwandel waren insgesamt die ca 5 8 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzflache der DDR 850 000 Beschaftigte und uber 4 000 landwirtschaftliche Betriebe Diese waren juristisch in LPG Pflanzenproduktion und LPG Tierproduktion getrennt 1988 gab es in der DDR 1 159 LPG P und 2 696 LPG T welche zusammen in sogenannten Kooperationen organisiert waren Die LPG P bewirtschaften durchschnittlich 4 500 ha landwirtschaftliche Nutzflache 3 Zum Vergleich Der Durchschnitt pro Betrieb in den alten Bundeslandern betrug dagegen nur 35 ha Neben den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften existierten zudem noch volkseigene Guter 1988 waren das 79 VEG P und 311 VEG T 3 Diese gingen 1990 zur Treuhandanstalt zur Privatisierung Der Treuhandanstalt fielen 1990 ca 1 95 Mio ha landwirtschaftlich genutzte Flache zu Davon wurden 1 5 Mio Hektar von den LPG bewirtschaftet und 450 000 Hektar von den VEG 4 Von den 1 95 Mio Hektar waren 0 6 Mio Hektar an Lander Kommunen und fruhere Eigentumer zuruckzugeben die nach 1949 enteignet worden waren und deshalb nach dem Gesetz fur offene Vermogensfragen Anspruch auf Ruckgabe hatten Die verbleibenden 1 3 Mio Hektar LF waren zu privatisieren Probleme BearbeitenIn der Praxis verlief die strukturelle Anpassung der ostdeutschen Agrarlandschaft an die soziale Marktwirtschaft nicht ohne Reibungen und Ungerechtigkeiten Besonders die Umwandlung der LPG in eingetragene Genossenschaften und andere Rechtsformen gestaltete sich haufig konfliktreich Die Leitung der Nachfolgegesellschaften ubernahmen meist ehemalige LPG Vorsitzende oder DDR Agrarfunktionare denen ihre gute Ausbildung ihre enge Vernetzung in Wirtschaft Verwaltung und Politik sowie ihre Erfahrung einen erheblichen Startvorteil verschafften Am Anfang der Privatisierung standen oft systematische Bilanzfalschungen bei denen der Wert von Maschinen Gebauden Viehbestand und sonstigem Inventar der betreffenden LPG klein gerechnet wurde 5 Die Mitglieder der LPG bekamen bei einem Austritt so nur einen Bruchteil ihres Anteils ausgezahlt wahrend das tatsachliche Vermogen als Kapitalstock in den Nachfolgegesellschaften verschwand 5 Vier von funf in der Landwirtschaft Beschaftigten verloren bis 1993 ihren Arbeitsplatz 5 Die Zahl der Betriebe stieg dagegen kontinuierlich an Nur wenige ehemalige Genossenschaftsbauern wagten den Schritt in die Selbststandigkeit da den spezialisierten Melkern Tierpflegern oder Traktoristen haufig umfassende landwirtschaftliche Kenntnisse fehlten Viele verpachteten stattdessen das Land an andere Interessenten oder verkauften es Bis heute ist die Begunstigung der hochtechnisierten Grosslandwirtschaft bei der Vergabe von Agrarland ein Problem der mittelstandischen Betriebsformen in Familienbesitz und kleineren Landbausysteme 5 Zu den Strukturentwicklungen ab 1990 BearbeitenAnders als in Westdeutschland pragen bis heute grossbetriebliche Unternehmensformen die ostdeutsche Agrarstruktur insbesondere in Mecklenburg Vorpommern und Brandenburg wo bereits vor 1945 Grossgrundbesitz der ostelbischen Ritterguter dominierte sowie auch der Anteil der Treuhandflachen ab 1990 entsprechend hoch war 2010 gab es in den neuen Bundeslandern ca 24 800 Betriebe bei einer durchschnittlichen Grosse von 226 ha In den alten Bundeslandern hingegen betrug die durchschnittliche Grosse 40 Hektar In den neuen Bundeslandern existieren 2010 ca 3 500 juristische Personen welche 2 848 500 Hektar bewirtschafteten sowie 3 200 Personengesellschaften die 1 240 400 Hektar bewirtschafteten neben 7 700 Haupterwerbsbetrieben die 1 157 800 Hektar bewirtschaften Damit stellen die Haupterwerbsbetriebe als potentielle Wieder und Neueinrichter zwar 79 der Betriebe in den neuen Bundeslandern aber bewirtschaften nur ca 20 der Flache 6 Weblinks BearbeitenLandwirtschaftsanpassungsgesetz LwAnpG Definition des erweiterten Wiedereinrichterbegriffs beim Bundesverband Deutscher Landwirte Pressemitteilung vom 12 September 2002Einzelnachweise Bearbeiten Katrin Kuester Die ostdeutschen Landwirte und die Wende PDF 2 2 MB Kassel 2002 ISBN 3 933146 96 8 S 240 Katrin Kuester Die ostdeutschen Landwirte und die Wende PDF 2 2 MB Kassel 2002 ISBN 3 933146 96 8 S 217 und 239 a b Konrad Scherf et al DDR Okonomische und soziale Geographie Gotha 1990 ISBN 3 7301 0882 4 S 209 Manfred Luckemeyer Die Privatisierung des landwirtschaftlichen volkseigenen Vermogens in den neuen Bundeslandern In Berichte uber die Landwirtschaft 70 1992 S 387 395 a b c d mdr de Das Landwirtschafts Anpassungsgesetz und seine Folgen Memento des Originals vom 27 August 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mdr de abgerufen am 20 Januar 2012 Agrarbericht der Bundesregierung 2011 bmel de PDF S 69 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiedereinrichter amp oldid 236190339