www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Fur die bauliche Jagdeinrichtung siehe Ansitzeinrichtung fur die Jagdart durch Menschen siehe Ansitzjagd und fur die Jagdform durch Tiere und Pflanzen siehe Lauerjagd Als Ansitz wird im suddeutschen osterreichischen und Sudtiroler Sprachraum ein kleinerer Wohnsitz des niederen Adels Rittersitz mit besonderem Rechtsstatus bezeichnet vor allem in Tirol Ansitze entstanden am Ausklang des Mittelalters und in der Fruhen Neuzeit bis hin ins 19 Jahrhundert Der Ansitz Kreit in Eppan Sudtirol entbehrt ernsthafter Wehrelemente Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und rechtliche Stellung der Ansitze 2 Form und Gestalt 3 Abgrenzung 4 Bilder 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung und rechtliche Stellung der Ansitze BearbeitenDie rechtliche Sonderstellung des Ansitzes gegenuber dem Landesherrn ist das wesentliche Kennzeichen eines Ansitzes 1 wobei die zeitgenossische Bezeichnung in den Tiroler Quellen des 15 Jahrhunderts gesaesz gesaess lautete 2 Die Vorrechte eines Ansitzes beinhalteten zunachst und vor allem die Freiung Steuerfreiung von den Gemeindelasten 3 Die Freiung brachte demjenigen der sie fur seinen Ansitz erhielt in aller Regel auch einen Adelsbrief mit Adelspradikat ein zumeist verknupft mit dem Namen seines Ansitzes und damit die Aufnahme in den Tiroler Landtag Hochmittelalterliche Adelssitze auch noch im Spatmittelalter bis etwa 1500 entstandene waren Zentren von Grundherrschaften und hatten in aller Regel die Niedere Gerichtsbarkeit uber die Dorfer oder Gehofte ihrer Hintersassen inne wahrend der spatere Rechtsakt der landesfurstlichen Freiung fur neugeschaffene Ansitze etwa gemass der Tiroler Landesordnung von 1574 keine gerichtliche Exemtion vom Zugriff des Ortsgerichtes nach sich zog Den Tiroler Ansitzen des 16 und 17 Jahrhunderts kam daher anders als den alten Rittersitzen keine Landesunmittelbarkeit mehr zu Auch durften in dieser Zeit von Privatleuten keine neuen Burgen oder Festungsanlagen mehr erbaut werden und fur grossere Schlossbauten reichten die Mittel von Aufsteigerfamilien in der Regel nicht aus Wollte ein wohlhabend gewordener Burger also eine Nobilitierung erreichen musste er entweder eine altere adlige Grundherrschaft in der Regel einen mittelalterlichen Ministerialensitz erwerben und die dort vorhandenen Rechte gegebenenfalls auch auf einen Neubau ubertragen oder eben einen prestigereichen Adelssitz in Form eines Ansitzes neu grunden Die fruhen Ansitze wurden daher oft unter Verwendung hochmittelalterlicher Wohnturme die haufig schon Ruinen waren errichtet 1 Die Neuerrichtung eines Ansitzes setzte den Erwerb von landwirtschaftlichem Grund und Boden in Form eines Urbars voraus und bedurfte alsdann eines landesherrlichen Rechtsakts Oft wurden diese Grundherrschaftssitze bereits vor der Nobilitierung errichtet und lieferten den Besitzern dann den Anlass um Letztere nachzusuchen In ahnlicher Weise mussten in Bayern und Osterreich neu geschaffene Hofmarken und im nordlichen Deutschland landtagsfahige Ritterguter durch den Landesherrn genehmigt und alsdann bei der Ritterschaft immatrikuliert werden Es waren in der Regel Aufsteiger aus dem Burger oder Bauernstand die zu diesem Zweck den Ausbau und die Neugrundung von Ansitzen anstelle alterer Bauernhofe oder Burgerhauser vorantrieben Der Landesfurst zeigte sich gegenuber verdienten Geschlechtern aus den Landgemeinden mit den Nobilitierungen und Freiungen erkenntlich und rekrutierte aus diesen qualifizierte Beamte fur die landesfurstliche Verwaltung Diese dem Landesherrn geneigte neue Elite des Briefadels ubte geistig kulturell und wirtschaftlich grossen Einfluss aus und war auch verwandtschaftlich eng untereinander verflochten Die Ansitze des spaten 16 und fruhen 17 Jahrhunderts sind damit einerseits Ausdruck einer noch immer landstandisch gepragten Auffassung vom Adel denn auch die Eintragung in die Tiroler Adelsmatrikel setzte den Besitz einer Grundherrschaft oder eines Ansitzes voraus zugleich aber ist das Konstrukt des gefreiten Ansitzes das Rechtsdenkmal einer gewissen Demokratisierung alter Feudalstrukturen 4 So hatten diese neugeschaffenen Adelssitze auch keine Erbuntertanigen oder Hintersassen Horige und Grundholde mehr wie die alten Adelsguter Der Anstieg der Adelsfamilien schwachte allerdings die Macht des alteren Adels und auch des seit 1417 bestehenden Tiroler Landtags der durch das Anwachsen der in ihm vertretenen Adelsfamilien im 18 Jahrhundert praktisch keine Rolle mehr spielte und starkte so die Autoritat der in Innsbruck residierenden Landesfursten der Gefursteten Grafschaft Tirol Den Vorbehalten des Alten Adels begegnete der Landesfurst mit Standeserhohungen In der folgenden Zeit des Absolutismus nahmen die Monarchen Nobilitierungen dann auch aufgrund von Verdiensten oder Karrieren vor unabhangig vom Landbesitz Form und Gestalt BearbeitenAnders als hochmittelalterliche Adelssitze also Burgen Wohnturme und Feste Hauser jedoch vergleichbar dem Herrenhaus eines Rittergutes sind Ansitze entweder schwach bzw nur symbolisch oder gar nicht befestigt Sie entstanden auch erst in einer Zeit als mittelalterliche Befestigungsanlagen ihren militarischen Zweck bereits eingebusst hatten allerdings nicht selten anstelle und unter Verwendung mittelalterlicher Wohnturme so etwa der Ansitz Pallaus in Sarns Ansitze waren vor allem auf bequemes und reprasentatives Wohnen ihrer Eigentumer hin angelegt Aber auch als Neubauten hielten sie oft an der Formensprache der mittelalterlichen Vorgangerbauten des Adels fest Haufig sind es Turme Zierzinnen dekorative Erkerchen nachgeahmte Pechnasen Ringmauern Eckquader oder Quadermalereien mit denen die Eigentumer auf ihre Sonderstellung hinwiesen Besonderes Statusmerkmal ist vielfach auch die Ausstattung mit Wandmalereien vor allem aus dem profanen Motivbereich 5 Die bauliche Ausstattung war allerdings fur die Freiung zum Ansitz nicht ausschlaggebend weshalb manche Ansitze auch nur grosseren Bauernhausern ahneln wie etwa der Ansitz Aichholz jedoch wollten viele Neuadlige ihren neugewonnenen Status auch uberzeugend nach aussen tragen Wohnhauser die lediglich der Idee eines Herrschaftssitzes folgen standen damit stellvertretend fur diesen und bildeten umgekehrt eine formale Rechtfertigung fur einen verliehenen Adel an deren Besitzer Der Ansitz ist damit Bau und Rechtsdenkmal des Tiroler Brief und Beamtenadels des 16 und 17 Jahrhunderts 4 Bereits 1836 weist das Bayerische Worterbuch von Johann Andreas Schmeller darauf hin dass ein Ansitz besonders ein adelicher Wohnsitz sei 6 Der Zusatz besonders impliziert dass im 19 Jahrhundert Ansitze auch von Burgerlichen bewohnt wurden Tatsachlich kamen manche Ansitze schon im 18 Jahrhundert in burgerlichen oder bauerlichen Besitz Das Wort Ansitz im Sinne von Adelssitz ist heute ausserhalb Sudtirols Osterreichs und Bayerns kaum gebrauchlich Der gleichlautende Begriff Ansitz 7 der alteren Rechtssprache findet sich nur im Singular 8 Abgrenzung BearbeitenDer Ubergang zum Schloss ist zwar fliessend allerdings entspricht ein Ansitz meist eher einem Herrenhaus Anders als Stadtpalais liegen Ansitze zumeist entweder isoliert auf dem Land oder in einem Dorf allerdings fuhrte die Freiung auch gelegentlich zur Bezeichnung Ansitz fur innerstadtische Hauser etwa den Ansitz Albersheim in Innsbruck oder den Ansitz Stillendorf in Bozen In Osterreich soll es heute noch 200 Ansitze 126 Burgen und 346 Burgruinen 1308 Schlosser und 99 Palais geben 9 Bilder Bearbeiten nbsp Ansitz Mitterhart Vomp nbsp Gallhof Vahrn nbsp Ansitz Gerstburg Bozen nbsp Ansitz Klebenstein Bozen nbsp Ansitz Schneeburg Mils nbsp Ansitz Ferklehen Ranggen nbsp Ansitz Lichtenthurn Schneeburg Innsbruck Hotting Siehe auch BearbeitenListe der Burgen Schlosser und Ansitze in Tirol Liste der Burgen Schlosser und Ansitze in SudtirolWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Ansitz im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Walter Landi Rittersitze und Ansitze im Uberetsch Zum Verhaltnis der hoch und spatmittelalterlichen Rittersitze zu den neuzeitlichen Ansitzen im Gebiet von Eppan und Kaltern In Arx Burgen und Schlosser in Bayern Osterreich und Sudtirol hg vom Sudtiroler Burgeninstitut 2015 2 S 28 36 Digitalisat Hannes Obermair Bozen Sud Bolzano Nord Schriftlichkeit und urkundliche Uberlieferung der Stadt Bozen bis 1500 Band 2 Stadtgemeinde Bozen Bozen 2008 ISBN 978 88 901870 1 8 S 108 ff Nr 1045 und 1091 Gustav Pfeifer zu ainem adelichen freysitz erhebt und gewurdiget Streiflichter auf Ansitzfreiungen in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts Mit einem Editionsanhang In Sudtiroler Burgeninstitut Hrsg Burgen Perspektiven 50 Jahre Sudtiroler Burgeninstitut 1961 2013 Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2013 ISBN 978 3 7030 0838 2 S 307 330 a b Alexander Frhr v Hohenbuhel Landesfurstliche Privilegierung in Deutsches Adelsblatt Nr 8 August 2017 S 12 14 Hannes Obermair Helmut Stampfer Urbane Wohnkultur im spatmittelalterlichen Bozen In Schloss Runkelstein die Bilderburg Hrsg von der Stadt Bozen unter Mitwirkung des Sudtiroler Kulturinstitutes Bozen Athesia 2000 ISBN 88 8266 069 9 S 397 409 bes S 398 f Johann Andreas Schmeller Bayerisches Worterbuch Dritter Teil Stuttgart und Tubingen 1836 S 299 Online Deutsches Rechtsworterbuch Ansitz Johann Christoph Adelung Grammatisch kritisches Worterbuch der hochdeutschen Mundart mit bestandiger Vergleichung der ubrigen Mundarten besonders aber der oberdeutschen Leipzig 1793 1801 Ansitz Andreas Weiss Begriffe Bezeichnungen und Namen von Burgen Schlossern Ansitzen Salzburg 12 Dezember 2008 S 5 Normdaten Sachbegriff GND 4232157 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ansitz amp oldid 233943139