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Das Haus Dellwig ist ein Wasserschloss im Dortmunder Stadtbezirk Lutgendortmund Es wurde von der Familie von Dellwig erbaut und war bis 1727 ihr Stammsitz Danach war die Anlage im Besitz verschiedener Adelsfamilien und der Gelsenkirchener Bergwerks AG ehe die Gebaude 1978 von der Stadt Dortmund gekauft wurden Nach dem Haus Bodelschwingh ist Haus Dellwig das grosste und bedeutendste Wasserschloss in Dortmund 1 und steht seit 1997 als Baudenkmal unter Denkmalschutz 2 3 Haus Dellwig Ansicht von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Lage 1 2 Gebaude 1 2 1 Vorburg 1 2 2 Herrenhaus 2 Geschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise und AnmerkungenBeschreibung Bearbeiten nbsp LageplanLage Bearbeiten Das Schloss steht in der Gemarkung Dellwig im Suden des heutigen Stadtteils Westrich nahe der Grenze zum Stadtteil Lutgendortmund In der hugeligen Moranenlandschaft im Dellwiger Bachtal gelegen ist die Anlage vom Naturschutzgebiet Dellwiger Bach umgeben und befindet sich in unmittelbarer Nahe zum LWL Industriemuseum Zeche Zollern II IV Sie ist uber die Anschlussstelle 40 Dortmund Lutgendortmund der Autobahn A 40 zu erreichen Der umliegende Dellwiger Wald ladt zu Spaziergangen ein und ist ein beliebtes Ausflugsziel von Radfahrern Dortmunder Sehenswurdigkeiten wie das Goldene Wunder von Kirchlinde in der Sankt Josef Kirche und das Westfalische Schulmuseum in Marten sind von dort bequem mit dem Fahrrad erreichbar Gebaude Bearbeiten Haus Dellwig ist eine zweiteilige Anlage Sie besteht aus einem Herrenhaus das in einer teichartigen uber 80 Meter breiten Grafte steht und einer nordlich vorgelagerten Vorburg Die Gebaude liegen inmitten einer mehr als elf Hektar 4 grossen Grunanlage deren alter Baumbestand auf einen ehemaligen Englischen Landschaftsgarten zuruckgeht Dieser ist heutzutage jedoch nur noch sehr schwach in seiner einstigen Grundkonzeption zu erkennen Fruher war Haus Dellwig allseitig von einem viereckigen Wassergraben umgeben Heute sind dessen Nord und Westteil verfullt sodass die vom Dellwiger Bach gespeiste 5 Grafte eine Hakenform aufweist Vorburg Bearbeiten nbsp VorburgAn der Nordseite der Anlage gewahrt ein zweiflugeliges schmiedeeisernes Gittertor Zugang zu Vorburg der Anlage Das Tor wird von zwei eckigen Pfeilern mit wappenverzierten Aufsatzen flankiert Daneben finden sich an beiden Seiten kleinere Fussgangertore aus Schmiedeeisen Die dreiflugelige Vorburg stammt vom Beginn des 18 Jahrhunderts und besitzt eine Hufeisenform die sich nach Suden zum Herrenhaus offnet Ihr Mauerwerk aus Backstein ist von einem pfannengedeckten Satteldach abgeschlossen In der Mitte des nordlichen Flugels befindet sich der Torbau mit rundbogiger Tordurchfahrt Er wird von einem Dachreiter mit Glocke bekront Herrenhaus Bearbeiten nbsp Herrenhaus Nordost AnsichtVon der Vorburg fuhrt eine dreibogige aus Ziegelsteinen errichtete Bogenbrucke zum Herrenhaus der Anlage Sie ersetzte im 19 Jahrhundert eine zuvor vorhandene Zugbrucke 6 und fuhrt geradewegs auf das Portal zu Dieses liegt auf einer Achse mit der rundbogigen Tordurchfahrt der Vorburg und dem Gittertor an der Nordseite des Schlossareals Die Achse wird durch eine in den Park fuhrende Steinbrucke an der Sudseite des Gebaudes verlangert Das Haupthaus aus Bruchsteinen besteht aus zwei Gebaudetrakten die etwa rechtwinkelig aufeinanderstossen und Treppengiebel besitzen Die zwei Geschosse des weiss verputzten Gebaudes erheben sich auf einem hohen Kellergeschoss mit Schiessscharten direkt aus dem Wasser der Grafte Im ostlichen Flugel der auch als Quertrakt bezeichnet wird findet sich der bislang als alteste Bausubstanz identifizierte Teil Es handelt sich dabei um ein Zweikammerhaus das moglicherweise aus der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts stammt 7 Im Keller und Erdgeschoss besitzt es die typische Aufteilung in zwei Raume und hat im Vergleich zur ubrigen Bausubstanz dickere Mauern Im Kellerbereich des westlichen Langstrakts existieren aber zwei machtige Pfeiler mit Kampferplatten die moglicherweise noch alter sind als das Zweikammerhaus 7 Sie unterteilen diesen Teil des Kellers in zwei Schiffe mit 6 jochigem Kreuzgratgewolbe nbsp Herrenhaus SudansichtAn der Sudwest Ecke steht ein quadratischer Eckturm mit schiefergedeckter Welscher Haube Seine Maueranker in der Form der Jahreszahl 1658 dokumentieren das Jahr seiner Fertigstellung Die an der Aussenmauer befindlichen Wappen Melchiors IV von Dellwig und seiner Frau Sybilla von und zu Gysenberg weisen das Paar als Bauherren aus Im sudlichen Winkel von Turm und Langstrakt finden sich noch die Konsolsteine eines ehemaligen Aborterkers Die Fassade des Herrenhauses ist sehr schlicht gehalten Zu dem wenigen architektonischen Schmuck zahlen die Eckquaderungen aus behauenem Sandstein 7 und ein auf drei schweren Konsolen ruhender Erker aus der Zeit der Renaissance im Erdgeschoss an der Ostseite Durch die Schlichtheit der ubrigen Fassade sticht das reich dekorierte Hauptportal des Hauses besonders stark hervor Es befindet sich an der Nordseite eines Portalturms der im nordlichen Winkel der beiden Herrenhausflugel steht Wie der sudwestliche Eckturm auch besitzt er ein steinernes Kranzgesims das Balkenkopfe imitiert Der gequaderte Eingang wird von zwei Halbsaulen auf eckigen Postamenten mit Lowenkopfreliefs flankiert Sein rundbogiger Torbogen besitzt einen wuchtigen Schlussstein Daruber findet sich ein figurlicher Arabesken Fries Er tragt eine trapezformige Supraporte mit zwei reich verzierten Kartuschen Die ovale von ihnen zeigt die lateinische Inschrift Maria Elisabeth de Pallandt ex Keppel et Ham Vidua Domini Arnoldi Georgii de et in Delwig me sibi et posteris fieri perfecti Anno 1690 deutsch Maria Elisabeth von Pallandt aus Keppel und Hamm Witwe des Herrn Arnold Georg von und zu Dellwig hat mich fur sich und seine Nachkommenschaft vollenden lassen Im Jahres des Herrn 1690 8 Die daruber liegende Kartusche zeigt das Allianzwappen der Familien Dellwig und Pallandt Geschichte BearbeitenEin Hof Dellwig wird bereits in einer Urkunde des Kolner Erzbischof Philipp I von Heinsberg aus dem Jahr 1179 erwahnt 9 1238 fand ein Hermann von Delwig Herimanus de Dalvic urkundlich Erwahnung 9 Ob es sich bei ihm aber um den Herrn des damaligen Hauses Dellwig gehandelt hat ist fraglich denn zu jener Zeit existierten in Lutgendortmund zwei Familien dieses Namens Sie wohnten beide am Dellwiger Bach und waren ab 1240 Gefolgsleute der Grafen von der Mark Erst ab 1320 sind die Besitzerfamilie des Hauses und deren Angehorige urkundlich gesichert 7 Melchior I von Dellwig uberlebte als einziger Namenstrager die grosse Dortmunder Pestepidemie von 1513 10 Gemeinsam mit seiner Ehefrau die aus der Adelsfamilie Werminghaus zum Klusenstein stammte 11 liess er das mittelalterliche feste Haus in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts durch ein Schloss im Stil der Renaissance ersetzen 12 Dabei nutzte er Fundamente und Teile des Vorgangerbaus Ihm nachfolgende Mitglieder der Familie bekleideten hohe Amter in der Grafschaft Mark so war zum Beispiel sein Enkel Melchior III bis 1582 herzoglicher Statthalter Wilhelms V von Julich Kleve Berg in Bochum 13 Wahrend seiner Zeit als Burgherr brach der Dreissigjahrige Krieg aus in dessen Verlauf die Anlage durch kaiserliche Truppen unter dem Obristen Lothar Dietrich von Bonninghausen 13 zerstort wurde Nach Ende des Krieges baute Melchiors Sohn Melchior IV Haus Dellwig nicht nur wieder auf sondern liess es auch um einen quadratischen Turm an der Sudwest Ecke erweitern Sein Sohn Arnold Georg und dessen Frau Maria Elisabeth von Pallandt fuhrten den Bau weiter fort und liessen bis 1690 einen Innenausbau im Stil des Barocks vornehmen Der Sohn des Paars Adolph Christoph von Dellwig liess schliesslich in der Zeit von 1700 bis 1703 die heutigen Vorburggebaude errichten Er war jahrelang Direktor der Markischen Ritterschaft und heiratete 1708 Katharina Sybilla Baer zu Bernau die das benachbarte Haus Holte mit in die Ehe brachte 13 11 Ihre gemeinsame Tochter Anna Maria Sophia heiratete 1727 den Freiherrn Wilhelm von Droste Erwitte und brachte ihm den Besitz zu Seine Familie blieb fur drei Generationen auf Dellwig ansassig ehe Engelbert von Droste Erwitte 1792 kinderlos starb und das Anwesen testamentarisch seinem Vetter dem kurkolnischen Kammerherrn Friedrich von Hoerde zu Schwarzenraben und Stormede vermachte 14 Dessen Nachfahr Engelbert verkaufte Haus Dellwig 1816 an Carl Theodor von Rump zu Crange der dabei nicht nur Land und Immobilienbesitz sondern auch eine Hypothekenschuld in Hohe von 34 000 Reichstalern ubernahm 11 Schon sein Sohn Carl Alexander scheint wieder ohne wirtschaftliche Schwierigkeiten gewesen zu sein denn er liess auf Dellwig diverse Veranderungen vornehmen zum Beispiel das Ersetzen der Zugbrucke durch feste Steinkonstruktionen sowie die Umwandlung des Nutzgartens sudlich des Herrenhauses zu einem Englischen Landschaftsgarten 15 Carl Alexander starb 1883 noch vor seiner Mutter und so vermachte Carl Theodors Witwe Walburga von Schade zu Ahausen Haus Dellwig ihrer altesten Tochter Anna die seit 1862 mit Friedrich von Landsberg Velen und Gemen verheiratet war 14 Durch sie kam der Besitz an seine Familie Derweil war die Bausubstanz des Hauses durch den Betrieb der nahe gelegene Zeche Zollern Germania und den damit einhergehenden Bergschaden stark gefahrdet Um einen Einsturz des Hauptgebaudes zu vermeiden musste das Herrenhaus durch massive Strebepfeiler gestutzt werden 15 Reichsfreiherr Ignatz von Landsberg Velen verkaufte Haus Dellwig mit den beiden dazugehorigen Wassermuhlen und Haus Holte 1904 fur eine Million Reichsmark 2 an die Gelsenkirchener Bergwerks AG Er selbst zog nach Schloss Ahausen in der sauerlandischen Gemeinde Finnentrop und nahm das wertvollste bewegliche Inventar mit sich Dazu zahlte unter anderem ein dreiteiliges Altarbild aus dem 16 Jahrhundert aus der ab 1797 verburgten Hauskapelle im Westflugel der Vorburg 16 7 Im Zweiten Weltkrieg durch zwei Bombentreffer schwer beschadigt stellte die Eigentumergesellschaft die Anlage nach Kriegsende wieder her Seit 1978 ist sie Eigentum der Stadt Dortmund welche die Gebaude ab 1986 in mehreren Abschnitten sanierte Heute sind der West und der Nordflugel der Vorburg an einen landwirtschaftlichen Betrieb verpachtet dessen Eigentumer das Herrenhaus als Wohnsitz nutzt Im Ostflugel der Vorburg ist seit 1988 das Heimatmuseum Lutgendortmund untergebracht das seit seiner Eroffnung allmahlich zu seiner heutigen Grosse mit einer Ausstellungsflache in sechs Raumen heranwuchs Die Exponate stammen mehrheitlich aus der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts und sind Gegenstande aus Handwerk Landwirtschaft Arbeiterwelt und Haushalt jener Zeit Weitere Ausstellungsstucke befassen sich mit dem Thema Bergbau sowie der Heimatgeschichte Lutgendortmunds darunter auch das Vereinsleben des Orts Das Museum ist von April bis Oktober immer sonn und feiertags geoffnet Literatur BearbeitenJosef Bieker Schlosser im Revier Romantik zwischen Forderturmen 2 Auflage Harenberg Dortmund 1993 ISBN 3 88379 586 0 S 50 53 Henriette Brink Kloke Haus Dellwig In Kai Niederhofer Red Burgen AufRuhr Unterwegs zu 100 Burgen Schlossern und Herrensitzen in der Ruhrregion Klartext Essen 2010 ISBN 978 3 8375 0234 3 S 55 57 Klaus Gorzny Burgen Schlosser und Adelssitze im Emscher Landschaftspark Ein Wegbegleiter Piccolo Marl 2001 ISBN 3 9801776 5 3 S 148 151 Karl Hoecken Haus Dellwig Baugeschichte Bedeutung und Besitzer des bei Lutgendortmund gelegenen Wasserschlosses Dortmunder Bergbau AG Dortmund 1961 August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr Knaur Munchen 1983 ISBN 3 426 04410 2 S 243 249 Karl Emerich Kramer Von Burg zu Burg durchs Ruhrgebiet Band 2 2 Auflage Mercator Duisburg 1986 ISBN 3 87463 098 6 S 52 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Haus Dellwig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag von Tom Bauer und Jens Friedhoff zu Haus Dellwig in der wissenschaftlichen Datenbank EBIDAT des Europaischen Burgeninstituts Heimatmuseum LutgendortmundEinzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Inge Nieswand Dortmund Bovinghausen in alten Ansichten Europaische Bibliothek Zaltbommel 2010 ISBN 978 90 288 2110 1 S 105 a b Angabe gemass Infotafel im Park Denkmalliste der Stadt Dortmund Denkmal Nr A 0101 PDF Memento des Originals vom 15 September 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www dortmund de 814 kB Angabe gemass Geobasisdatenportal Nordrhein Westfalen Angabe gemass Henriette Brink Kloke Haus Dellwig 2010 S 55 Andere Veroffentlichungen sprechen von einer eigenen Quelle fur die Grafte Angabe gemass Infotafel am Herrenhaus a b c d e Henriette Brink Kloke Haus Dellwig 2010 S 56 Henriette Brink Kloke Haus Dellwig 2010 S 56 57 a b Henriette Brink Kloke Haus Dellwig 2010 S 55 Josef Bieker Schlosser im Revier 1993 S 50 a b c August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr 1983 S 244 Angabe nach August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr 1983 S 244 Henriette Brink Kloke nennt in ihrem Buchbeitrag Christoph von Dellwig als Erbauer des Schlosses a b c Karl Emmerich Kramer Von Burg zu Burg durchs Ruhrgebiet 1986 S 52 a b Geschichte des Archivs von Schloss Ahausen Zugriff am 18 Januar 2020 a b August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr 1983 S 245 August Kracht Burgen und Schlosser im Sauerland Siegerland und an der Ruhr 1983 S 249 51 509283333333 7 3490416666667 Koordinaten 51 30 33 4 N 7 20 56 6 O Normdaten Geografikum GND 4806751 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haus Dellwig amp oldid 238760560