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Der Begriff Haube oder Turmhaube bezeichnet in der Architektur eine glockenformig geschweifte Turmdachform die sich deutlich von den ublichen mittelalterlichen Spitzhelmen oder den auch spater noch gebrauchlichen Pyramidendachern abhebt Die vergleichsweise niedrigen Hauben waren in der Anfangszeit gegenuber den hohen Spitzhelmen meist kostengunstiger und weniger anfallig gegen Winddruck Kombination von Welscher Haube und gebauchtem aber nicht gerundetem Zwischenteil Zwiebelhaube an der barocken Johanniskirche in Frankfurt BornheimGlockenformige Turmhaube Schloss Le Gue Pean Frankreich Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Geschichte 3 Formen 4 Verbreitung 4 1 Deutschland Osterreich und Sudtirol 4 2 Franche Comte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Begriff Haube impliziert im Wesentlichen abgerundete Formen eventuell auch mit annahernd horizontalen Zwischenebenen und seitlichen Schwungen Der Begriff Welsch bezeichnet eine fremdlandische meist romanische Herkunft oder Abstammung Wann diese Begriffe erstmals zur Bezeichnung eines neuen und augenfalligen Architekturelements kombiniert wurden ist unklar Geschichte BearbeitenDie Glockenhaube als einfachste Form einer Dachhaube ist in konstruktiver Hinsicht ein Mittelding zwischen Pyramidendach und Kuppel Obwohl genauere Untersuchungen fehlen ist davon auszugehen dass die erstmalige Konstruktion einer geschwungenen Turmhaube fruhestens in der Zeit der Spatgotik mit ihren kurvilinearen Flamboyant Formen moglich war Wesentliche Anregungen erhielt die Haubenarchitektur in Deutschland durch den im Jahr 1486 auf Deutsch veroffentlichten und illustrierten Reisebericht einer Pilgerreise ins Heilige Land von Bernhard von Breidenbach Die moglicherweise altesten gebauchten Zwiebelhauben im christlich orthodoxen Kulturraum Maria Entschlafens Kathedrale im Moskauer Kreml sind nur wenige Jahre alter 1475 1479 Die gebauchte Zwiebelhaube oder die sogenannte Welsche Haube wurden uberwiegend im deutschsprachigen Raum in der Renaissance und vor allem im Barock oft als Bedachung von Kirch und Rathausturmen verwendet Bei der Welschen Haube besteht die Turmbekronung zumeist aus mehreren ubereinander liegenden konkav und konvex gewolbten Teilen sowie laternenartigen Zwischenstucken Unter Zwischenschaltung einer Laterne kann die Konstruktion einer Welschen Haube mehrfach ubereinander wiederholt werden so dass ein hoher Turmhelm entsteht z B Petrikirche Riga 1 Formen Bearbeiten nbsp Das mehrfach gestaffelte und auf einem oktogonalen Unterbau ruhende Turmdach der Prioratskirche Saint Nicolas in Civray Nouvelle Aquitaine ist keine Haube da geschwungene Formen fehlenEine genaue Abgrenzung der verschiedenen Haubenformen ist vor allem wegen regional unterschiedlicher Begriffsverwendungen von der architektonischen Forschung bislang nicht unternommen worden auch zur Zeit und zum Ort der Entstehung des haufig verwendeten Begriffs Welsche Haube oder des seltener verwendeten Begriffs Thuringische Haube fehlen bislang genauere Untersuchungen so dass die Bedeutung der Begriffe weitestgehend regionalen Traditionen oder dem jeweiligen Verfasser uberlassen blieben Die Ubergange zu manchen Turmhelm oder Kuppelformen sind in einigen Fallen fliessend wesentliche Abgrenzungsmerkmale sind die charakteristischen geschwungenen Formen der Hauben sowie das Fehlen von ausgepragten Spitzen Folgende konstruktive bzw begriffliche Abgrenzungen sind moglich und sinnvoll Geschwungene Haube ohne Laterne Glockenhaube Glockenhelm Geschwungene Haube mit Laterne vereinzelt als thuringische Haube bezeichnet Gebauchte Haube ohne Laterne Zwiebelhaube Mehrfach geschweiftes Haubendach manchmal mit einem Zwischengeschoss in der Form einer Laterne Welsche Haube Kaiserdach oder Krone 2 Verbreitung BearbeitenDeutschland Osterreich und Sudtirol Bearbeiten Das Hauptgebiet der Verbreitung in Deutschland und Osterreich liegt im alpenlandischen Raum und schliesst Sudtirol mit ein Vereinzelte Beispiele finden sich auch in Schwaben Hessen Thuringen und in Bohmen Der Gebrauch von Hauben ist hier eng mit dem barocken Kirchenbau assoziiert nbsp Deutsche Kirche in Tilsit Ostpreussen nbsp Katholische Pfarrkirche St Ulrich in Munchen Laim 48 140021 11 498802 nbsp Typisch fur Thuringen sind geschwungene Hauben mit Laterne thuringische Hauben nbsp Dorfkirche Gross Poserin Mecklenburg Vorpommern nbsp Seebachkapelle in Karlstein nbsp Welsche Haube auf St Jakobi Herford nbsp Welsche Haube des Munchner Doms nbsp St Peter und Paul in Kastelruth Sudtirol nbsp St Pauli Bekehrung in St Pauls Sudtirol Franche Comte Bearbeiten Im Gebiet der Franche Comte die bis zum Jahr 1477 noch zum Herzogtum Burgund gehorte dann an das Haus Habsburg kam und erst im 17 Jahrhundert von Frankreich annektiert wurde gibt es Zahlungen zufolge uber 600 geschwungene Turmhauben clochers comtois doch auch hier fehlen Untersuchungen zu deren genauem Alter Sie finden sich vorzugsweise auf Kirchen der Spatgotik und der Renaissance doch konnten sie auch spater d h im Barock aufgesetzt worden sein nbsp Kirche von Etupes nbsp Kirche von Saint Lothain nbsp Kirche von Morteau nbsp Kirche in Ornans nbsp Renaissance Kirche und neogotische Kirche von SeloncourtSiehe auch BearbeitenHelm Architektur ZwiebelturmLiteratur BearbeitenHelmuth Zebhauser Michael Hartig Hauben und Zwiebeln Europaische Turmauswuchse Merkbilder bayerischer Architektur Bayerischer Bauindustrieverband 1989 Weblinks BearbeitenClochers comtois FotosEinzelnachweise Bearbeiten Kleines Worterbuch der Architektur Reclam Stuttgart 2008 ISBN 978 3 15 009360 3 S 140 Rudolf Huber Renate Rieth Das Baudenkmal Denkmalschutz und Denkmalpflege Systematisches Fachworterbuch Walter de Gruyter 2011 ISBN 978 3 11 097887 2 S 136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haube Architektur amp oldid 233516265 Formen