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Die Burgundische Geschichte umfasst die Entwicklung der verschiedenen Gebiete und Gemeinwesen zwischen Mittelmeer und Nordsee die von der Spatantike bis in die Fruhe Neuzeit den Namen Burgund trugen Den Anfang bildete die Besiedlung der heutigen Westschweiz und Sudostfrankreichs durch den germanischen Stamm der Burgunder in der Zeit der Volkerwanderung Zwischen den verschiedenen Gebilden die in den folgenden Jahrhunderten deren Namen weitertrugen bestanden zahlreiche kulturelle wirtschaftliche und dynastische Verbindungen siehe die Liste der Herrscher von Burgund doch hatten sie nie klare geographische Grenzen oder eine ethnische Identitat und waren nur dynastisch greifbar Wegen fehlende r Kontinuitat eines einheitlichen politischen Raums entwickelte sich aus Burgund daher kein kollektives Subjekt 1 Heute bezieht sich mit der franzosischen Region Bourgogne Franche Comte nur noch eine Verwaltungseinheit namentlich auf diese Tradition zu deren historischer Entwicklung siehe die Geschichte der Regionen Bourgogne und Franche Comte Inhaltsverzeichnis 1 Konigreiche des fruhen Mittelalters 5 9 Jahrhundert 1 1 Das erste Reich der Burgunder 443 532 1 2 Das frankische Teilreich Burgund 534 843 2 Auflosung des frankischen Konigreichs Burgund und Konigreich Arelat 9 14 Jahrhundert 3 Herzogtum Freigrafschaft und Niederlande 10 17 Jahrhundert 3 1 Reich der Herzoge von Valois Burgund 1363 1477 3 2 Burgund zwischen Habsburgerreich und Frankreich 15 17 Jahrhundert 4 Moderne 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenKonigreiche des fruhen Mittelalters 5 9 Jahrhundert BearbeitenDas erste Reich der Burgunder 443 532 Bearbeiten nbsp Das Konigreich der Burgunder bis 534 Hauptartikel Burgunden Das Volk oder der Stamm der Burgunder wird den Ostgermanen zugerechnet In der Spatantike gelangte es im Zuge der Volkerwanderung an den Rhein und begrundete dort im Jahre 413 ein eigenstandiges Reich als romische Foederaten Mittelpunkte waren die Stadte Borbetomagus Worms und Noviomagus Speyer 2 Obwohl dieses historisch kaum fassbare Burgunderreich bereits 436 einem Angriff der Hunnen zum Opfer fiel geriet es nicht ganz in Vergessenheit Heldenlieder wie vor allem das Nibelungenlied das allerdings erst zu Beginn des 13 Jahrhunderts niedergeschrieben wurde besangen seinen Untergang Politisch und fur die spatere Identitatsbildung blieb dieses erste Burgunderreich indessen bedeutungslos 3 Nach erneuten Konflikten und Niederlagen gegen die Romer siedelte der romische Heermeister Flavius Aetius die Burgunder um 443 im Militardistrikt Sapaudia im Bereich des Genfersees in der heutigen Westschweiz und in Savoyen an Dort grundeten sie ein Konigreich und lebten wiederum als romische Foederaten in Garnisonen mit der Aufgabe die dortigen Alpenpasse gegen die nordlich siedelnden Alamannen abzusichern und als Hilfstruppen gegen Hunnenangriffe schnell verfugbar zu sein 4 Da die Burgunder der ansassigen keltoromanischen Bevolkerung zahlenmassig stark unterlegen waren konnten sie zwar eine um ihren Konig vereinte Herrenschicht bilden wurden jedoch bald romanisiert Im Laufe des 5 Jahrhunderts gingen die noch bestehenden Reste der romischen Verwaltung in der des Konigreichs der Burgunder auf Um 507 ist erstmals der Name Burgundia als Bezeichnung des neuen Reiches belegt Die Burgunder eroberten nach dem Zusammenbruch des Westromischen Reiches weitere Gebiete um ihr Kernland nordlich bis in die Gegend von Troyes westlich bis an die Loire sudlich bis Orange und im Osten bis zum Alpenkamm Rhein und Aare Obwohl dieses Reich keine 100 Jahre existierte hinterliess es eindeutige Spuren im kollektiven Gedachtnis seiner Bewohner 5 Das frankische Teilreich Burgund 534 843 Bearbeiten nbsp Das frankische Teilreich Burgundia Hauptartikel Burgund Frankenreich und Konigreich Burgund Um das Jahr 506 nahm der Burgunderkonig Sigismund den christlichen Glauben an Sigismund liess seinen Sohn Sigerich wegen vermeintlichen Verrats hinrichten was dessen Grossvater der Gotenkonig Theoderich als Kriegserklarung ansah Damit verlor Sigismund einen wichtigen Bundnispartner gegen die benachbarten ebenfalls germanischen Franken deren Machtposition immer weiter wuchs Im Jahr 534 unterwarfen die Franken gefuhrt von den Sohnen des Merowingerkonigs Chlodwig die Burgunder und das Gebiet wurde dem Frankenreich zugeschlagen Dennoch begann die dort lebende Bevolkerung die Gegend als Burgund zu bezeichnen um so ihren eigenen Charakter gegenuber den Franken zu betonen So verknupfte sich der Name Burgund fest mit der Landschaft zwischen Jura und Morvan dem Plateau von Langres und den Seealpen Im 6 und 7 Jahrhundert entstand bei Erbteilungen zweimal ein frankisches Teilreich Burgund das jedoch beide Male wieder mit dem Gesamtreich vereint wurde Innerhalb des Frankenreiches blieb Burgund weiterhin als Reichsteil bestehen Mit den Karolingern verschwand das Teilreich Burgund wieder von der politischen Landkarte der Landschaftsname blieb jedoch erhalten 5 Als 843 das Frankische Reich im Vertrag von Verdun erneut geteilt wurde fand die territoriale Einheit der alten Burgundia ein Ende Die ostlich der Saone liegenden Gebiete fielen dem Reich Lothars zu die westlich liegenden die etwa der heutigen Region entsprechen kamen zum westfrankischen Reich Diese Grenze blieb langfristig bestehen Auflosung des frankischen Konigreichs Burgund und Konigreich Arelat 9 14 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Die Konigreiche Hoch und Niederburgund sowie das Herzogtum von Richard dem GerichtsherrnNach weiteren Teilungen und Grenzverschiebungen Teilung von Prum Vertrag von Meersen Vertrag von Ribemont Erwerbung Italiens durch Karl den Kahlen von Westfranken nach dem Tod Ludwigs II loste sich nach dem Tod Kaisers Karl des Kahlen 877 zunachst Niederburgund unter dem Buviniden Boso von Vienne der 879 Konig wurde vom Frankenreich Nach der Absetzung 887 des ostfrankischen Konigs und Kaisers Karl des Dicken liess sich 888 der Welfe Rudolf zum Konig von Hochburgund wahlen Diese beiden von den Karolingern unabhangigen Herrschaften wurden 930 951 unter Rudolf II und Konrad III von Hochburgund im Konigreich Arelat vereint Arelat ging 1033 durch Erbfall an das Heilige Romische Reich Am 2 Februar 1033 liess sich der Romisch Deutsche Kaiser Konrad der Altere in Peterlingen Payerne von seinen Anhangern zum Konig von Burgund wahlen und kronen Fortan blieb das Konigreich formell in Personalunion mit dem jeweiligen romisch deutschen Konig und wurde von diesem regiert zuletzt liess sich Karl IV 1365 in Arles zum Konig von Burgund kronen Trotz formell zunachst einheitlicher Verwaltung durch das Rektorat von Burgund zerfiel dieses Herrschaftsgebiet jedoch zunehmend in selbststandige Grafschaften unter ihnen die Grafschaft Burgund die spater zur Pfalz und zur Freigrafschaft wurde Viele dieser Gebiete kamen unter den Einfluss der westfrankischen bzw franzosischen Krone Herzogtum Freigrafschaft und Niederlande 10 17 Jahrhundert BearbeitenDer Teil Burgunds der unter der Herrschaft des Westfrankischen Reiches verblieben war wurde zuerst noch als Regnum Burgundiae bezeichnet In Vertretung des karolingischen Konigtums begrundete Richard der Gerichtsherr 918 ein zuerst personliches Herzogtum in seiner Familie 1016 besiegte der franzosische Konig Robert II die Erben des Herzogs Heinrich des Grossen 1031 wurde das Herzogtum Burgund Robert dem zweiten Sohn des franzosischen Konigs Robert II aus dem Haus der Kapetinger als Apanage zugewiesen 1031 bis 1361 regierten die Kapetinger Herzoge als eine Seitenlinie des franzosischen Konigshauses im Herzogtum Burgund sie werden auch als alteres Haus Burgund bezeichnet Sie erreichten eine zunehmende Ausdehnung ihrer Herrschaftsgebiete so wurde Odo IV 1331 durch seine Ehe mit Johanna III von Burgund Inhaber der Pfalzgrafschaft und musste dafur die Lehnshoheit des romisch deutschen Kaisers anerkennen 6 Der letzte Herzog aus dem alteren Haus Burgund Philipp I erreichte durch seine Heirat mit Margarete von Dampierre 1357 bereits eine Ausdehnung seiner Herrschaft nach Norden auf Teile Flanderns und konnte damit den Grundstein der spateren politisch dynastischen Macht der folgenden burgundischen Herzoge legen wenn auch mit ihm die Linie der kapetingischen Herzoge 1361 ausstarb und zunachst das Erbe geteilt wurde Bevor sich dieses dynastisch ausgerichtete Verstandnis von Burgund ab dem 14 Jahrhundert in der Vereinigung der Herrschaft von Herzogtum und Pfalzgrafschaft durchsetzte war diese Region bereits im 11 und 12 Jahrhundert kulturell zusammengewachsen und strahlte durch den Bau von Burgen und Klostern weit uber ihre Grenzen hinaus 7 So wurde 910 das Benediktinerkloster Cluny gegrundet das als Ausgangspunkt der sogenannten cluniazensischen Reformbewegung das geistliche Leben des lateinischen Europa in der Folgezeit pragte 1098 erfolgte bei Dijon die Grundung des Klosters Citeaux das sich nach dem Eintritt des Bernhard von Clairvaux zum Mutterkloster der Zisterzienser entwickelte 8 Reich der Herzoge von Valois Burgund 1363 1477 Bearbeiten Von 1363 bis 1482 regierten die Herzoge aus dem Haus Valois Burgund einer Seitenlinie des franzosischen Konigshauses den burgundischen Herrschaftsverbund und fuhrten ihn im franzosisch deutschen Grenzraum zu grosster Ausdehnung und wirtschaftlich kultureller Hochstblute Nachdem die Dynastie der Kapetinger Herzoge mit Philipp I 1361 erloschen war verlieh der franzosische Konig Johann der Gute aus dem Haus Valois das Herzogtum als franzosisches Kronlehen 1363 an seinen jungsten Sohn Philipp den Kuhnen der damit das Haus Burgund begrundete Dieser heiratete 1369 die Witwe seines Vorgangers Margarete von Male Erbtochter des flamischen Grafen Ludwig II und kam so nach dem Tod seines Schwiegervaters 30 Januar 1384 in den Besitz der zum Lehnsverband des Heiligen Romischen Reiches gehorenden Freigrafschaft Burgund und der teilweise dazugehorenden Grafschaft Flandern Die burgundischen Herzoge bauten einen eigenstandigen Landerkomplex zwischen Frankreich und dem Heiligen Romischen Reich auf zu dem neben dem eigentlichen Herzogtum Burgund mit Dijon als Hauptstadt die burgundischen Niederlande mit den wirtschaftlich florierenden Stadten Gent Brugge Ypern und Lowen gehorten aus denen die heutigen Benelux Lander hervorgingen Zentrum der symbolischen Reprasentation war als Residenz und Grablege Dijon wahrend die Stadte Flanderns als Wirtschafts und Handelszentren die Burgunderherzoge durch ihre Abgaben zu den reichsten Monarchen Europas machten Im Streben nach Autonomie und gegen die hohen Steuerforderungen der Herzoge zur Finanzierung ihrer Eroberungskriege und aufwandigen Hofhaltung kam es in den Stadten und den Provinzen der burgundischen Niederlande immer wieder zu Aufstanden Die Herzoge des Hauses Valois Burgund waren nbsp nbsp Philipp der Kuhne 1363 1404 nbsp nbsp Johann Ohnefurcht 1404 1419 nbsp nbsp Philipp der Gute 1419 1465 nbsp nbsp Karl der Kuhne 1465 1477 nbsp Das Herzogtum Burgund erreichte unter Karl dem Kuhnen 1465 1477 de facto den Status einer unabhangigen Mittelmacht in EuropaDie Herzoge Philipp der Kuhne und Johann Ohnefurcht waren Mitglieder des franzosischen Konigshauses und verstanden sich selbst vor allem als machtige franzosische Fursten sie bestimmten die Politik Frankreichs wahrend der Regierungszeit des psychisch kranken Konigs Karl VI 1380 1422 im entscheidenden Masse mit 9 Dies anderte sich unter den beiden nachsten Burgunderherzogen die sich als souverane Herrscher eines eigenstandigen Reiches verstanden und deren Selbstverstandnis vor allem Ausdruck in der Stiftung des Ritterordens vom Goldenen Vlies als zentralem Bezugspunkt einer eigenstandigen hofischen Kultur fand 10 Der glanzvollen burgundischen Ritter und Hofkultur die Vorbild fur Hofe in ganz Europa war in der sich aber auch der Verfall der militarischen Bedeutung des Rittertums spiegelte hat der niederlandische Historiker Johan Huizinga in seinem Hauptwerk Herbst des Mittelalters 11 sein historiographisches Denkmal gesetzt 12 Im Hundertjahrigen Krieg zwischen den Herrscherhausern Englands und Frankreichs dessen wirtschaftlicher Hintergrund aus burgundischer Sicht der Kampf um Flandern als Zentrum der europaischen Tuchindustrie war 13 trieben die Herzoge eine eigenstandige Politik indem sie sich zu ihrem Vorteil mal mit der einen mal mit der anderen Seite meist jedoch mit den Englandern verbundeten Wahrend Philipp der Gute sein Territorium vor allem im Bereich der jetzigen Niederlande mit viel politischem Geschick zu arrondieren und zu konsolidieren verstanden hatte und zuletzt uber ein reiches und machtiges Territorium regierte in dem Brussel in die Rolle der Hauptstadt hineinwuchs versuchte sein Nachfolger Karl der Kuhne die Expansion mit militarischer Gewalt fortzusetzen 1474 1477 fuhrte er Kriege gegen die Schweizer Eidgenossenschaft 1475 liess er seine Truppen das Herzogtum Lothringen besetzen das den nordlichen und den sudlichen burgundischen Besitz voneinander trennte Am 5 Januar 1477 wurde er in der Schlacht bei Nancy von den verbundeten Eidgenossen und Lothringern geschlagen er selbst fiel in der Schlacht nbsp Maria von Burgund 1457 1482Nach der Niederlage Karls machten die Stande ihre Anerkennung seiner Tochter Maria von Burgund von politischen Zugestandnissen abhangig Maria sah sich gezwungen am 11 Februar 1477 das Grosse Privileg anzuerkennen Sie musste zusagen dass sich die Stande des gesamten Herzogtums die Generalstaaten und die Stande der einzelnen Territorien ohne Berufung durch den Landesherren versammeln durften Ausserdem sollten sie Mitspracherecht uber die Erklarung von Krieg und Frieden erhalten Das Obergericht der Grosse Rat von Mecheln und der Allgemeine Rechnungshof als Institutionen der herzoglichen Herrschaftskonzentration mussten aufgelost werden Burgund zwischen Habsburgerreich und Frankreich 15 17 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Das Portrat des Kaisers Maximilian und seiner Familie illustriert die Heiratsverbindung zwischen Maximilian von Habsburg links und Maria von Burgund rechts Genealogische Darstellung von Bernhard Strigel nach 1515Am 19 August 1477 heiratete Maria von Burgund Maximilian von Habsburg den Sohn des romisch deutschen Kaisers Friedrich III mit dem sie seit 1475 verlobt war 14 Diese Hochzeit war Ausgangspunkt der habsburgischen Herrschaft uber das burgundische Erbe und des jahrhundertelangen habsburgisch franzosischen Gegensatzes Der franzosische Konig Ludwig XI erklarte daraufhin das Herzogtum Burgund und die Grafschaften Macon Auxerre und Charolais zu heimgefallenen Lehen und besetzte die Gebiete Im Burgundischen Erbfolgekrieg 1477 1493 versuchte Maximilian diese Gebiete militarisch zuruckzugewinnen In der Schlacht bei Guinegate errang er 1479 einen grossen Sieg Fur die weitere Kriegsfinanzierung benotigte er die Zustimmung der Stande Diese verweigerten sich jedoch und betrieben eine eigenstandige Politik in dem sie mit Frankreich uber einen Frieden verhandelten Da Maximilian dies nicht anerkannte stellten die Stande unter der Fuhrung Flanderns sich gegen den Herzog und fuhrten mit franzosischer Unterstutzung Krieg gegen ihn Als Maria 1482 starb erklarten sie den erst vierjahrigen Philipp den Schonen zum Herzog Dieser stand unter Kontrolle der Stande Im Vertrag von Arras vom 23 Dezember 1482 wurde auf Betreiben der Stande die zweijahrige Tochter Marias und Maximilians Margarete von Osterreich mit dem franzosischen Dauphin Karl dem spateren Karl VIII verheiratet Als Mitgift fielen das Herzogtum Burgund und weitere Gebiete an Frankreich Maximilian widersetzte sich dem und stand daher gleichzeitig im Konflikt mit Frankreich und den Standen Im Jahr 1488 gelang es den Burgern von Brugge ihn gefangen zu nehmen und mehrere Monate gefangen zu halten Kaiser Friedrich III kam ihm mit einem Reichsaufgebot zur Hilfe In der Folge setzte sich Maximilian immer mehr durch Der Krieg mit Frankreich wurde in dem Vertrag von Senlis von 1493 beendet Maximilian erhielt die Freigrafschaft und das Artois zuruck musste aber auf das Herzogtum Burgund die Grafschaft Rethel und die Picardie verzichten Es gelang ihm die Stande zu unterwerfen das Grosse Privileg wurde annulliert 15 nbsp Der junge Karl V mit der Kette des burgundischen VliesordensPhilipp der Schone wurde 1494 fur mundig erklart Er starb aber bereits 1506 Erbe wurde in Kindesalter der spatere Karl V Die Herrschaft wurde von einem Regentschaftsrat ausgeubt Dieser erklarte 1515 den Herzog vorzeitig fur mundig Karl kam bald in Konflikt mit dem franzosischen Konig Franz I auch weil er das Herzogtum Burgund zuruckgewinnen wollte Im Damenfrieden von Cambrai von 1529 musste Karl auf den Besitz des Herzogtums Burgund verzichten Er konnte aber die reichen burgundischen Niederlande behaupten Auch verzichtete Franz I auf die Lehnshoheit uber das burgundische Flandern und das Artois Damit waren einige Streitpunkte ausgeraumt In den 1530er Jahren blieb Burgund weitgehend von den militarischen Auseinandersetzungen zwischen Karl und Franz I verschont die sich vorwiegend in Italien abspielten Um den Besitz des Herzogtums Geldern kam es 1542 wieder zum Krieg Im Frieden von Crepy schlossen die beiden Herrscher 1544 erneut Frieden Die militarischen Auseinandersetzungen haben die Absichten Karls behindert die herzogliche Macht weiter auszubauen Aber schon 1521 behandelte er Burgund in den Teilungsvertragen mit seinem Bruder Ferdinand I so als sei es ein einheitliches Staatsgebiet und beanspruchte es fur sich und seine Nachkommen als zweite niedere Erblande neben der Eigenherrschaft in Osterreich 16 Nach dem Frieden von Crepy loste Karl im Augsburger Vertrag von 1548 Burgund starker als bisher vom Heiligen Romischen Reich um sich selbst in eine Stellung als souveraner Landesherr zu bringen Das Gebiet gehorte als Burgundischer Reichskreis zwar rechtlich und in Fragen von Sicherheit und Verteidigung nach aussen weiter zum Reichsverband aber es unterstand diesem etwa in Gesetzgebung und Rechtsprechung nicht 17 Im Inneren betrieb Karl die Politik der Herrschaftsverdichtung seiner Vorganger weiter Im Jahr 1531 fand eine Neuorganisation der Regierung statt Es wurde ein Rat fur Finanzen einer fur die Aussenpolitik und einer fur das Rechtswesen gebildet Damit wurde eine Kontinuitat des Regierungshandelns auch bei Abwesenheit des Herrschers oder seiner Statthalter gewahrleistet Karl setzte im Ubrigen mit Margarethe von Osterreich und Maria von Ungarn auf Frauen aus seinem Haus als Regentinnen Die Generalstande betrieben zu Karls Zeiten keine eigenstandige Politik mehr Allerdings suchten sie ihre Rechte etwa in der Bewilligung von Steuern zu bewahren Eine Ausnahme in Hinblick auf aktiven Widerstand gegen herzogliche Steuerforderungen war 1536 die Stadt Gent Diese weigerte sich einer Steuerforderung nachzukommen Maria von Ungarn als Statthalterin reagierte 1539 mit der Absetzung des Magistrats Die von ihr eingesetzte Stadtregierung wurde durch einen Zunftaufstand gesturzt Karl V ging gegen die Stadt militarisch vor liess eine Zitadelle bauen und beseitigte die Privilegien der Stadt Burgund war eine der wichtigsten Besitzungen innerhalb des Machtbereichs von Karl V Der Reichtum des Landes trug massgeblich zur Finanzierung seiner Machtpolitik bei Im Jahr 1549 sprach Karl Burgund seinem Sohn Philipp II zu der als sein Nachfolger auf dem spanischen Thron vorgesehen war Dieser residierte einige Jahre in Brussel Nachdem Philipp II seinen Herrschaftsmittelpunkt nach Spanien verlegte gerieten die burgundischen Niederlande an die Peripherie seines Machtbereichs zumal nach der Trennung vom Herzogtum Burgund das burgundische Element in den nordlichen Provinzen bald zurucktreten sollte sodass die entstehenden Niederlande nur bis zur Mitte des 16 Jahrhunderts zur Geschichte Burgunds gehorten 18 Die Randlage der Niederlande im spanischen Reich ab Mitte des 16 Jahrhunderts war ein Grund dafur dass die Stande dem Herrscher aus Madrid ihre Gefolgschaft aufkundigten Im Achtzigjahrigen Krieg erkampften die nordlichen Vereinigten Provinzen ihre Unabhangigkeit von der spanischen Linie der Habsburger Ihr verblieben die Spanischen Niederlande die 1714 osterreichisch wurden 19 Das burgundische Erbe der Habsburger in dessen territorialem Ausgangsgebiet endete mit der Abtretung der Freigrafschaft Burgund an Frankreich im Hollandischen Krieg 1678 jedoch setzten die Habsburger Traditionen des burgundischen Hofes fort etwa indem sie den Orden vom Goldenen Vlies zum habsburgischen Hausorden machten Nach der Einziehung des franzosischen Kronlehens des bisherigen Herzogtums Burgund 1477 wurde es wahrend des gesamten Ancien Regime nicht wieder verliehen sondern gehorte zur Eigenherrschaft der franzosischen Krone Es wurde jedoch nicht Teil der Domaine royal sondern blieb als Provinz mit eigenem Parlement selbstverwaltet Die von der Krone eingesetzten Gouverneure der Provinz waren unvollstandig in Klammern Amtszeiten Georges II de La Tremoille 1477 zum ersten Gouverneur ernannt Louis II de La Tremoille 1506 1525 Philippe Chabot 1526 1543 Antoine de Lorraine 1543 1544 Claude de Lorraine duc de Guise 1544 1550 Charles de Lorraine duc de Mayenne 1570 1595 Charles de Gontaut duc de Biron 1595 1602 Roger II de Saint Lary duc de Bellegarde 1602 1631 Henri II de Bourbon prince de Conde 1631 1646 Louis II de Bourbon prince de Conde der Grand Conde 1646 1686 Louis III de Bourbon prince de Conde 1686 1710 Louis IV Henri de Bourbon prince de Conde 1710 1740 Louis V Joseph de Bourbon prince de Conde 1740 1789 Moderne BearbeitenNach der Franzosischen Revolution wurde Frankreich 1790 in Departements aufgeteilt Damit wurden sowohl das Herzogtum als auch die Freigrafschaft Burgund als politische Einheit aufgelost und durch die bis heute bestehenden Departements ersetzt Bei der Einteilung Frankreichs in Programmregionen 1956 wurden die Regionen Burgund Bourgogne und Franche Comte gebildet die jeweils vier Departements umfassen 1972 erhielten die Regionen den Status eines Etablissement public unter Leitung eines Regionalprafekten Durch die Dezentralisierungsgesetze von 1982 erhielten sie den Status einer Collectivite territoriale Gebietskorperschaft wie ihn bis dahin nur die Gemeinden und die Departements besessen hatten Seitdem wurden die Befugnisse der Regionen gegenuber der Zentralregierung in Paris schrittweise erweitert so werden seit 1986 die Prasidenten des Regionalrates direkt gewahlt Zum 1 Januar 2016 wurde die Region Burgund mit der ostlich angrenzenden Region Franche Comte zusammengelegt und vereint administrativ damit wieder die historisch und kulturell eng verbundenen westlichen und ostlichen Teile des burgundischen Kerngebiets Literatur BearbeitenUberblick Norman Davies Burgund Funf sechs oder sieben Konigreiche um 411 1795 In ders Verschwundene Reiche Die Geschichte des vergessenen Europa London 2011 ISBN 978 3 8062 2758 1 S 101 171 E Book ISBN 978 3 8062 2511 2 Titel der engl Originalausgabe Vanished Kingdoms The History of Half Forgotten Europe London 2011 Rezension Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 ISBN 3 406 53614 X Bart van Loo Burgund Das verschwundene Reich Eine Geschichte von 1 111 Jahren und einem Tag Ubersetzt von Andreas Ecke C H Beck Munchen 2020 ISBN 978 3 406 74927 8 Titel der ndl Originalausgabe De Bourgondiers Amsterdam 2017 Einzelaspekte Manfred Hollegger Maximilian I 1459 1519 Herrscher und Mensch einer Zeitenwende Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 015557 1 S 29 61 Die erste Bewahrungsprobe Erweiterung des Hauses Osterreich um Burgund und S 75 79 Der Bretonische Krieg 1492 93 darin zum Ende des Burgundischen Erbfolgekrieges Hermann Kamp Kultur und Politik am Hof der Herzoge von Burgund In Klaus Herbers Florian Schuller Hrsg Europa im 15 Jahrhundert Herbst des Mittelalters Fruhling der Neuzeit Regensburg 2012 ISBN 978 3 7917 2412 6 S 71 90 Holger Kruse Hof Amt und Gagen Die taglichen Gagenlisten des burgundischen Hofes 1430 1467 und der erste Hofstaat Karls des Kuhnen 1456 Pariser Historische Studien Bd 44 Bouvier Bonn 1996 ISBN 3 416 02623 3 Digitalisat Weblinks BearbeitenKarl F Walchli Burgund Herzogtum In Historisches Lexikon der Schweiz Anmerkungen Bearbeiten Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 8 Norman Davies Verschwundene Reiche Theiss Darmstadt 2015 S 110 Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 14 f Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 15 f a b Hermann Kamp Burgund In Johannes Fried Hrsg Die Welt des Mittelalters Erinnerungsorte eines Jahrtausends Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 62214 4 S 26 Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 47 f Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 48 51 Immo Eberl Die Zisterzienser Geschichte eines europaischen Ordens Thorbecke Ostfildern 2007 S 11 ff Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 53614 4 S 62 ff Martin Wrede Ohne Furcht und Tadel Fur Konig und Vaterland Fruhneuzeitlicher Hochadel zwischen Familienehre Ritterideal und Furstendienst Thorbecke Ostfildern 2012 Kapitel VI 3 2 Das Ideal Le noble ordre de la Toison d or Uberfluss schoner Schein und konkreter Nutzen des glanzendsten Ordens der Christenheit S 248 278 Johan Huizinga Herbst des Mittelalters Nach der niederlandischen Ausgabe letzter Hand 1941 Stuttgart 1987 Werner Paravicini The Court of the Dukes of Burgundy A Model for Europe In Ronald G Asch Adolf Birke Hrsg Princes Patronage and the Nobility The Court at the Beginning of the Modern Age c 1450 1650 Oxford University Press Oxford 1991 S 69 102 Siehe auch ders Hrsg La cour de Bourgogne et L Europe Le rayonnement et les limites d un modele culturel Thorbecke Ostfildern 2012 ISBN 978 3 7995 7464 8 Zum wirtschaftlichen Kriegsgrund aus der Sicht Flanderns siehe Martin Claus Das Ringen zwischen England und Frankreich Der Hundertjahrige Krieg In Klaus Herbers Florian Schuller Hrsg Europa im 15 Jahrhundert Herbst des Mittelalters Fruhling der Neuzeit Regensburg 2012 S 182 203 hier S 189 Victor von Kraus Maximilian I Sein Leben und Wirken Wien 1877 S 14 ff online Esther Beate Korber Habsburgs europaische Herrschaft Von Karl V bis zum Ende des 16 Jahrhunderts Darmstadt 2002 S 16 18 Volker Press Die Niederlande und das Reich in der Fruhen Neuzeit In Wim P Blockmans Herman van Nuffel Hrsg Etat et Religion aux XVe et XVIe siecles Actes du colloque a Bruxelles du 9 au 12 octobre 1984 Archives Generales du Royaume de Belgique Brussel 1986 S 321 338 Ausfuhrlich zu dieser Frage Felix Rachfahl Die Trennung der Niederlande vom Deutschen Reiche In Westdeutsche Zeitschrift fur Geschichte und Kunst Bd 19 1900 S 79 119 Digitalisat im Internet Archive und Nicolette Mout Die Niederlande und das Reich im 16 Jahrhundert 1512 1609 In Volker Press Hrsg Alternativen zur Reichsverfassung in der Fruhen Neuzeit Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 56035 2 S 143 168 Hermann Kamp Burgund Geschichte und Kultur Beck Munchen 2007 S 95 Esther Beate Korber Habsburgs europaische Herrschaft Von Karl V bis zum Ende des 16 Jahrhunderts Darmstadt 2002 S 19 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Burgundische Geschichte amp oldid 237365475