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Chlodwig I auch Chlodowech nach lateinisch Chlodovechus romanisiert aus altfrankisch Hludawig oder Hlōdowig franzosisch und englisch Clovis 466 27 November 511 bei Paris war ein frankischer Konig bzw rex aus der Dynastie der Merowinger Die Taufe Chlodwigs Miniatur aus der Vie de saint Denis um 1250 Bibliotheque nationale de France Er unterwarf alle anderen frankischen reges sowie weitere germanische Gruppen gewaltsam und bezwang 486 487 den letzten romischen Herrscher in Gallien Syagrius in der Schlacht von Soissons Daher wird er als Begrunder des Frankenreichs angesehen zu dessen Hauptstadt er Paris machte Seinen Ubertritt zum Christentum vollzog er wohl nach seinem Sieg uber die Alamannen in der Schlacht von Zulpich Dieser Schritt war eine wichtige Weichenstellung fur den weiteren Verlauf der mittelalterlichen Geschichte Chlodwig war ein Herrscher in einer Umbruchszeit zwischen Antike und Mittelalter dem es gelang von einem Warlord 1 bzw Heerkonig der frankische Soldner foederati kommandierte zu einem faktisch unabhangigen Herrscher aufzusteigen Chlodwig knupfte einerseits an spatantike romische Traditionen an in die er sich selbst einordnete andererseits leitete er Entwicklungen ein die zur Herausbildung der fruhmittelalterlichen Verhaltnisse beitrugen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aufstieg 1 2 Christianisierung 1 3 Spatzeit 1 4 Tod und Nachfolge 2 Rezeption 3 Quellen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenAufstieg Bearbeiten nbsp Gallien kurz vor Chlodwigs Konigserhebung sein Machtbereich umfasste anfangs nur einen Teil der frankischen Gebiete Chlodwig war ein Sohn des frankischen rex Childerich I und dessen thuringischer Gemahlin Basena Basina Childerich hatte frankische foederati befehligt und zumindest zeitweise in romischen Diensten gestanden 2 Oft wird angenommen dass er wenigstens bedingt mit den romischen Militarbefehlshabern Aegidius und Paulus im nordlichen Gallien kooperiert hatte Die Details sind allerdings unklar und umstritten zumal in den wenigen Quellen zugleich ein Rivalitatsverhaltnis zwischen Childerich und Aegidius der sich 461 mit dem westromischen Kaiser uberworfen hatte erkennbar ist Childerich scheint jedenfalls eine nicht unbedeutende Machtposition in Nordgallien errichtet zu haben die die Grundlage fur seinen Sohn Chlodwig darstellte Chlodwig folgte seinem Vater wahrscheinlich 481 82 als Kleinkonig des Kriegerverbandes der Salfranken nach Damals gab es noch andere frankische regna Herrschaftsgebiete in diesem Raum etwa in Cambrai und bei Koln Chlodwig kontrollierte zu dieser Zeit ungefahr den Raum der ehemaligen westromischen Provinz Belgica secunda in den heutigen sudlichen Niederlanden und dem nordlichen Belgien Toxandrien um die Provinzhauptstadt Tournai Wie sein Vater war er offiziell nur der Verwalter administrator der Provinz als Heerfuhrer bzw Konig rex hingegen durfte er zunachst vor allem gegenuber seinen Soldaten aufgetreten sein In der neueren Forschung wird Chlodwig ahnlich wie andere zeitgenossische Militarfuhrer immer ofter als ein warlord gesehen also als ein Heerfuhrer der angesichts des faktischen Zusammenbruchs Westroms und nach dem Erloschen der kaiserlichen Autoritat in Gallien eine eigene Herrschaft etabliert hatte die sich zunachst noch in den formal weiterhin bestehenden politischen Rahmen des Imperium Romanum einordnete Als nahezu sicher gilt dabei heute dass sein Geschlecht die Merowinger keineswegs eine alte Herrscherdynastie war ihre herausragende Stellung erlangte die Familie hochstwahrscheinlich erst um die Mitte des 5 Jahrhunderts Um 486 besiegte Chlodwig bei Soissons trotz fehlender Unterstutzung seines Vetters Chararich dafur aber mit Hilfe seines Verwandten Ragnachar Syagrius den Sohn des Aegidius und den letzten gallo romischen Heerfuhrer in Gallien Dieser Sieg erweiterte seinen Machtbereich um den grossten Teil des Gebietes nordlich der Loire doch sind Einzelheiten nicht uberliefert es wird vermutet dass die reges bzw warlords Syagrius und Chlodwig vor allem um die Kontrolle der letzten westromischen Heeresgruppe in Nordgallien rivalisiert hatten doch lasst sich dies nicht beweisen Chlodwig konnte jedenfalls die von seinem Vater ubernommene Machtstellung im nordlichen Gallien erheblich ausbauen Syagrius der zunachst ins Westgotenreich gefluchtet war wurde zu einem nicht genauer datierbaren Zeitpunkt an Chlodwig ausgeliefert und hingerichtet Zu beachten ist dabei dass Chlodwig keineswegs nur frankische Kampfer befehligte sondern auch Soldaten anderer Herkunft darunter nach Auskunft des Geschichtsschreibers Prokopios von Caesarea eben auch grosse Teile der einstigen romischen Grenzarmee Nordgalliens Historien 5 12 12 19 Viel Beachtung findet in der Forschung 3 der ein Jahrhundert spater verfasste Bericht des Geschichtsschreibers Gregor von Tours der wichtigsten erzahlenden Quelle hinsichtlich Chlodwigs Regierungszeit uber die Beuteverteilung nach dem Sieg bei Soissons Demnach hatten Chlodwigs Manner bei der Plunderung einer Kirche einen grossen und kostbaren Krug erbeutet Der Bischof dessen Kirche der Krug gehorte bat Chlodwig um Ruckgabe Der Konig stimmte grundsatzlich zu wies aber darauf hin dass er dies nicht eigenmachtig entscheiden konne da die Beute offentlich durch das Los verteilt werden musste Bei der Heeresversammlung bat er die versammelten Krieger ihm den Krug zu uberlassen scheiterte aber am Widerstand eines einzigen einfachen Kriegers der auf Verlosung bestand und den Krug demonstrativ zerschlug Chlodwig musste dies so Gregor hinnehmen Erst im folgenden Jahr rachte er sich wiederum auf einer Heeresversammlung indem er den Mann unter dem Vorwand er habe seine Ausrustung vernachlassigt vor dem versammelten Heer erschlug Der Vorfall zeigt nach Ansicht der alteren Forschung dass sich damals noch jeder waffenfahige freie Franke dem Konig offentlich mit Erfolg widersetzen konnte indem er sich auf geltendes Recht berief Widerstandsrecht Andere Historiker sind hingegen skeptisch was die Zuverlassigkeit von Gregors Bericht betrifft und uberdies geben sie zu bedenken dass Chlodwigs Armee damals derart heterogen und romanisiert war dass man nicht ohne weiteres annehmen kann dass in ihr frankisch germanische Traditionen dominierten Zwischen 492 und 494 heiratete Chlodwig die burgundische Prinzessin Chrodechild 4 Laut Gregor von Tours bemuhte sie sich fruh darum ihren Mann zur katholischen romischen Reichskirche zu bekehren Im engeren Umfeld Chlodwigs gab es Personen die dem Arianismus anhingen 5 fur Chlodwig selbst galt dies aber anscheinend nicht wenngleich er mit dem Gedanken gespielt haben mag Sein Vater Childerich hing paganen Traditionen an wie die Grabfunde belegen das hinderte aber weder Childerich noch Chlodwig daran gute Beziehungen zu katholischen Bischofen zu pflegen In der Schlacht von Zulpich im Jahre 496 besiegte Chlodwig die Alamannen zum ersten Mal 506 zum zweiten und entscheidenden Mal Daneben vereinte er die Franken und Galloromer schrittweise unter seiner Herrschaft Er schaltete Sigibert von Koln dessen Sohn Chloderich sowie seine Verwandten Chararich und Ragnachar aus und beseitigte sie Die Chronologie dieser Vorgange ist unsicher Christianisierung Bearbeiten nbsp Taufe Chlodwigs I Teilansicht eines Elfenbein Buchdeckels 9 Jahrhundert Nach dem Sieg in der Schlacht von Zulpich konvertierte Chlodwig zum romisch katholisch en Christentum Zu Weihnachten wurde er von Bischof Remigius in Reims getauft Das Jahr der Taufe ist bis heute in der Forschung umstritten da die Quellenaussagen nicht genau sind am wahrscheinlichsten sind die Jahre 497 498 oder 499 aber auch 507 wurde in Betracht gezogen Die Taufe wird in drei Quellen erwahnt In einem Gluckwunschschreiben des Bischofs Avitus von Vienne in einem Brief des Bischofs Remigius von Reims und in dem allerdings erst Ende des 6 Jahrhunderts entstandenen Geschichtswerk des Gregor von Tours In den Quellen werden zwei Motive fur den Ubertritt Chlodwigs zum Christentum genannt Das eine war der christliche Konigsgedanke Die germanischen Konige waren in ihrem Amt auch durch seine vermeintliche Abstammung von den heidnischen Gottern legitimiert Diese Abstammungslegitimation und damit die Verbindung zu seinen heidnischen Vorfahren musste Chlodwig aufgeben als er Christ wurde Stattdessen wurde dem Konig verheissen er werde einst im Himmel mit seinen Nachkommen herrschen Dadurch wurde ein christliches Konigtum begrundet das auch die Pflicht des Konigs zur Mission einschloss Das zweite Motiv war dasjenige des starkeren Gottes Sieghelfermotiv Das Bekenntnis zum Christentum sollte dem Konig den Beistand Gottes in der Schlacht sichern In diesem Sinne berichtet Gregor von Tours dass Chlodwig sich fur das Christentum entschied nachdem der christliche Gott ihm in der Schlacht von Zulpich die erbetene Hilfe gewahrt hatte wahrend er von seinen bisherigen Gottern solchen Beistand vergeblich erhoffte Eine Rolle spielte wohl auch der Einfluss seiner Frau Chrodechild Chlodwig verlangte vom Bischof von Rom angeblich einen Preis fur seine Bekehrung Es soll vertraglich festgelegt worden sein dass die Besetzung aller geistlichen Amter von einer frankischen Synode unter dem Vorsitz des Konigs bestimmt werden sollte und die Geistlichen dem Konig steuerpflichtig waren Dabei handelte es sich um eine Kirchenordnung in der Art des germanischen Eigenkirchenwesens also eine stark vom Willen des Konigs abhangige Kirche mit einer gewissen Eigenstandigkeit gegenuber Rom Auf diese Tradition beriefen sich die franzosischen Konige im Spatmittelalter wenn sie eine Sonderstellung fur die katholische Kirche Frankreichs im Sinne des Gallikanismus forderten Daher nehmen viele Gelehrte an dass es sich bei der angeblichen Einigung zwischen Chlodwig und dem Papst um eine spatere Erfindung im Interesse des Gallikanismus handelt Ebenso ist die bei Gregor von Tours beschriebene anti arianische Haltung des Konigs wohl ubertrieben dargestellt Es wird wie erwahnt sogar vermutet dass es bei Chlodwig zunachst eine vielleicht politisch motivierte arianische Phase gegeben habe welche nach seiner katholischen Taufe stillschweigend ubergangen worden sei 6 Chlodwig kooperierte bereits vor seiner Taufe mit den romischen Bischofen Galliens Auch innenpolitische Erwagungen sprachen fur den Ubertritt da damit Spannungen zwischen der christlich romanischen Mehrheitsbevolkerung und den bis dahin heidnischen Franken verringert wurden Grosse Bedeutung hatte die Taufe Chlodwigs auch fur die weitere Geschichte Europas da das Frankische Reich aus dem Jahrhunderte spater Frankreich und Deutschland hervorgehen sollten mit seinem Ubertritt christianisiert wurde Anders als in der romischen Antike wo die Taufe die Zuwendung eines Einzelnen zum Christentum bedeutete fanden im germanischen Bereich sowie spater im Fruhmittelalter Taufen oft im Stammesverband also kollektiv statt Nach dem Bericht Gregors von Tours befragte Chlodwig vor seiner Taufe die Grossen und das Volk Als diese zustimmten liess er sich mit angeblich 3000 Franken taufen Allerdings wird sich der Christianisierungsprozess der Franken tatsachlich erst allmahlich vollzogen haben Zahlreiche heidnische Brauche hielten sich noch langere Zeit so berichtet etwa der zeitgenossische ostromische Geschichtsschreiber Prokopios Historien 6 25 von heidnischen Menschenopfern der Franken bei einem Kriegszug nach Italien 539 Folgenreich war auch Chlodwigs Entscheidung das Christentum in der vom romischen Bischof vertretenen katholischen Lehre anzunehmen Anders als die Konige der allermeisten anderen germanischen Nachfolgereiche auf dem Boden des fruheren Westromischen Reiches insbesondere der West und Ostgoten aber auch der Burgunder und Vandalen die den christlichen Glauben in der Form des Arianismus angenommen hatten bekannte sich Chlodwig zur Reichskirche des Romischen Reichs das heisst zum athanasischen Glauben der romischen Kirche die den Glauben der Arianer in den Jahren 325 und 381 verworfen hatte Dies war von entscheidender Bedeutung da im Merowingerreich fortan auch keine konfessionelle Barriere zwischen den neugetauften Franken und der galloromischen Bevolkerungsmehrheit bestand was mittelfristig eine Vermischung von Franken und Romanen ermoglichte Und als 519 das erste Schisma zwischen Konstantinopel und Rom beigelegt wurde befanden sich Chlodwigs Erben zudem in Kommunion mit dem ostromischen Kaiser was erhebliche aussenpolitische Vorteile mit sich brachte Kirchengeschichtlich war dies ruckblickend betrachtet der Anfang vom Ende des Arianismus im Westen Die arianischen Westgotenkonige konvertierten gegen Ende des 6 Jahrhunderts zum romischen Christentum nachdem die Reiche der arianischen Vandalen und Ostgoten um die Mitte des Jahrhunderts im Kampf gegen den ostromischen Kaiser Justinian untergegangen waren und die Franken das Burgunderreich erobert hatten Spatzeit Bearbeiten nbsp Feldzuge der Franken in Aquitanien in den Jahren 507 509Chlodwigs Sieg uber den westgotischen rex Alarich II von Tolosa Toulouse in der Schlacht von Vouille 507 brachte den grossten Teil Galliens unter seine Herrschaft Sein weiterer Vorstoss ans Mittelmeer wurde jedoch 508 von den Ostgoten unter Theoderich dem Grossen vereitelt Daher blieb die heutige Provence noch bis in die 530er Jahre gotisch und Septimanien ein Kustenstreifen in Sudwestfrankreich um Narbonne blieb sogar noch deutlich langer unter gotischer Herrschaft 509 eroberte Chlodwig dafur das rheinfrankische Reich und vereinigte damit die bislang getrennten grossten Einzelgruppen der Franken nbsp Chlodwigs Eroberungen bis zum Jahr 511 abgebildet sind auch die salfrankischen Gebiete im Jahr 481 und die Provinz Belgica II Chlodwig legte grossten Wert auf die Anerkennung seiner Position durch den ostromischen Kaiser der noch immer als nomineller Oberherr auch des Westens galt Sie wurde ihm 508 von Kaiser Anastasius gewahrt laut Gregor Historien 2 38 durch die Ernennung zum Konsul doch spricht vieles dafur dass der Franke in Wahrheit zum patricius erhoben wurde 7 Trifft dies zu so wurde der Merowinger damit rangmassig den Ostgotenkonigen gleichgestellt und erhielt quasi die Vollmachten eines kaiserlichen Stellvertreters Chlodwig und seine Nachfolger ubernahmen jedenfalls bewusst zentrale Elemente der spatromischen Verwaltung so gab es im 6 Jahrhundert am Merowingerhof noch immer das romische Amt des magister officiorum und Herrschaftsreprasentation wobei sie sich der alten galloromischen Eliten bedienten Sie traten gegenuber der romanisierten Bevolkerung vor allem gegenuber den Aristokraten im 507 eroberten Sudgallien noch lange als Reprasentanten des Kaisers auf In der neueren Forschung Patrick J Geary Guy Halsall u a m wird sogar vermutet dass es 506 7 zu einem regelrechten Kampfbundnis zwischen Chlodwig und Anastasius gekommen war Der Franke sei vielleicht erst in diesem Zusammenhang zum romischen Glauben ubergetreten und habe jedenfalls ostromische Unterstutzung beim Angriff auf die arianischen Westgoten erhalten indem eine kaiserliche Flotte das ostgotische Italien angegriffen und so Theoderich an wirkungsvoller Unterstutzung fur Alarich II gehindert habe Die Quellenlage macht es zwar unmoglich diese Hypothese weiter zu untermauern doch dass die Beziehungen zwischen den Merowingern und Ostrom sehr gut waren ist kaum zu bestreiten Erst um 540 dreissig Jahre nach Chlodwigs Tod horte man damit auf das Bild des Kaisers auf die Goldmunzen zu setzen und noch um 580 schilderte der ostromische Geschichtsschreiber Agathias die Franken sehr positiv Sie wurden sich im Grunde nur durch ihre Sprache und einige Besonderheiten ihrer Tracht von den Romern unterscheiden Historien 1 2 4 Tod und Nachfolge Bearbeiten nbsp Die Aufteilung des Frankenreichs nach Chlodwigs TodChlodwig starb 511 und wurde im sacrarium der Apostelkirche in Paris der spateren Kirche Sainte Genevieve begraben Nach seinem Tod teilten seine vier Sohne wie er es verfugt hatte die Herrschaft untereinander auf ohne damit allerdings formal unabhangige Reiche zu grunden Es waren Theuderich der Sohn seiner ersten Ehefrau einer vornehmen Frankin sowie Chlodomer Childebert und Chlothar die drei Sohne Chrodechilds Sie grundeten vier eigene Konigshofe in Metz Reims Orleans Paris und Soissons Die neuere Forschung Patrick J Geary u a hat betont dass diese administrative Aufteilung der Herrschaft auf mehrere Hofe innerhalb eines formal weiterhin ungeteilten Reiches nicht etwa wie man noch immer oft liest an germanisch frankische sondern vielmehr an spatantike romische Vorbilder anknupfte Seit Konstantin dem Grossen waren Kaiser die mehr als einen Sohn hatten analog verfahren wahrend die Existenz entsprechender germanischer Traditionen nicht zuverlassig belegt ist Rezeption Bearbeiten nbsp Darstellung der Taufe Chlodwigs in einer franzosischen Buchmalerei eine Taube bringt die heilige Ampulle Grandes Chroniques de France entstanden 1375 1379 Bibliotheque Nationale de France Departement des Manuscrits Francais 2813 fol 12v Im Spatmittelalter wurde Chlodwig in einigen franzosischen Kirchen als Heiliger verehrt Saint Clovis obwohl eine offizielle Heiligsprechung nie erfolgte Zugleich wurden seine militarischen Erfolge gepriesen und teils phantasievoll ausgeschmuckt Franzosische Geschichtsschreiber betonten dass er fur den christlichen Glauben gekampft habe daher habe er seine Siege mit Gottes Hilfe errungen Im 14 und 15 Jahrhundert zeichnete die franzosische Geschichtsschreibung von ihm das Bild eines idealen Konigs und vorbildlichen Christen Man beschrieb ihn als ehrlich gutig und keusch und verglich ihn mit Karl dem Grossen der ein zweiter Chlodwig gewesen sei Weit verbreitet war die Legende der zufolge er als erster europaischer Konig die Herrschersalbung empfing die Ampulle mit dem heiligen Salbol sei vom Himmel herabgesandt worden Angeblich trug sein Schild bereits die Lilien des spateren kapetingischen Konigswappens 8 Einen Gipfel der Clodwig Verehrung erklommen die franzosischen Konige seit dem 14 Jahrhundert als sie sich selbst unter historisch genealogischem Bezug auf Clodwig und dessen Konversion zum Katholizismus den Ehrentitel Allerchristlichster Konig gaben Seit dem Mittelalter wird Chlodwig in Frankreich in weiten Kreisen als fruher franzosischer Konig ja als Begrunder der franzosischen Nation betrachtet Man bezeichnet ihn traditionell als den ersten franzosischen Konig der premiere race erstes Geschlecht also der Merowinger Als zweites franzosisches Konigsgeschlecht gelten die Karolinger als drittes die Kapetinger 9 Dabei wird ubersehen dass Frankreich und Deutschland erst viel spater durch die Trennung in West und Ostfrankisches Reich entstanden sind In Deutschland gab es in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts eine analoge Tendenz aus Chlodwig einen deutschen Herrscher auf gallischem Boden zu machen was im Rahmen einer schon im 19 Jahrhundert verbreiteten Gleichsetzung von germanisch mit deutsch geschah So veroffentlichte 1933 der prominente Mediavist Bruno Krusch eine Arbeit mit dem Titel Die erste deutsche Kaiserkronung in Tours Weihnachten 508 womit er auf die Ernennung Chlodwigs zum romischen Ehrenkonsul bzw patricius Bezug nahm die als Verleihung eines quasi kaiserlichen Ranges zu deuten sei da Gregor von Tours nach Ansicht der meisten heutigen Forscher allerdings irrtumlich behauptet der Franke habe sich seither Augustus nennen lassen 10 Eine Gedenktafel fur Chlodwig fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg Der Komponist Antonio Caldara widmete Chlodwigs Bekehrung zum Christentum die Oper La Conversione di Clodoveo Re di Francia Quellen BearbeitenGregor von Tours Historiae II 9 12 27 32 35 42 III 1 31 Hauptquelle allerdings nicht unproblematisch Fredegar Chronica II 58 III 12 15 18 29 Liber Historiae Francorum 6 7 9 12 14 19 Anonymus Valesianus 12 63 Marius von Avenches Chronica Jahr 500 Auctarium Prosperi Havniense Jahr 498 Chronica Caesaraugustana Jahr 507 Cassiodor Variae II 40 41 III 1 4 Avitus von Vienne Epistulae 46 Epistulae Austrasiacae 1 and 2 Anastasius II Epistulae 2 hrsg von Andreas Thiel 11 Agathias Historiae I 2 Prokopios von Caesarea Bellum Gothicum I 12Sammlung Reinhold Kaiser Sebastian Scholz Quellen zur Geschichte der Franken und der Merowinger Vom 3 Jahrhundert bis 751 Kohlhammer Stuttgart 2012 ISBN 3 17 022008 X Literatur BearbeitenUberblicksdarstellungen Matthias Becher Merowinger und Karolinger Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 15209 4 Rezension bei H Soz Kult Patrick J Geary Die Merowinger Europa vor Karl dem Grossen Beck sche Reihe Bd 1507 Zweite Auflage C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 49426 9 Dieter Geuenich Hrsg Die Franken und die Alemannen bis zur Schlacht bei Zulpich 496 497 Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Erganzungsband 19 de Gruyter Berlin und New York 1998 ISBN 3 11 015826 4 Mischa Meier Steffen Patzold Hrsg Chlodwigs Welt Organisation von Herrschaft um 500 Steiner Stuttgart 2014 ISBN 978 3 515 10853 9 umfangreiche Sammlung von Fachbeitragen Sebastian Scholz Die Merowinger Kohlhammer Stuttgart 2015 ISBN 978 3 17 022507 7 Erich Zollner Geschichte der Franken bis zur Mitte des sechsten Jahrhunderts Auf der Grundlage des Werkes von Ludwig Schmidt unter Mitwirkung von Joachim Werner neu bearbeitet C H Beck Munchen 1970 ISBN 3 406 02211 1 alteres Standardwerk zur frankischen Fruhgeschichte Biographien Matthias Becher Chlodwig I Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61370 8 erste deutschsprachige Chlodwig Biographie Rezension bei H Soz Kult Beatrice Chevallier Clovis Un roi europeen Perspectives europeenes d histoire Brepols Paris 1996 ISBN 2 503 83101 X Godefroid Kurth Clovis Zwei Bande Dritte Auflage Dewit Brussel 1923 Adolf Lippold Chlodovechus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband XIII Stuttgart 1973 Sp 139 174 Michel Rouche Hrsg Clovis Histoire et memoire Actes du Colloque International d Histoire de Reims Zwei Bande Presses de l Universite de Paris Sorbonne Paris 1997 ISBN 2 84050 079 5 Jean Verseuil Clovis ou la naissance des rois L histoire en tete Les grandes familles Criterion Paris 1992 ISBN 2 7413 0046 1 Lexikonartikel und biographische Skizzen Hans Hubert Anton Wolfgang Jungandreas Chlodwig In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 4 Walter de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006513 4 S 478 485 Frank Martin Ausbuttel Germanische Herrscher Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2007 ISBN 978 3 89678 603 6 S 121 136 Peter Classen Chlodwig I In Neue Deutsche Biographie NDB Band 3 Duncker amp Humblot Berlin 1957 ISBN 3 428 00184 2 S 208 f Digitalisat Eugen Ewig Chlodwig I In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 2 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7608 8902 6 Sp 1863 1868 Bernhard Jussen Chlodwig und die Eigentumlichkeiten Galliens Ein Warlord im rechten Augenblick In Mischa Meier Hrsg Sie schufen Europa Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Grossen C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55500 8 S 141 155 Jussen versteht Chlodwig in erster Linie als spatromischen warlord der sich im Kampf mit anderen Militarfuhrern gewaltsam einen eigenen Machtbereich schuf Spezialliteratur William M Daly Clovis How Barbaric How Pagan In Speculum Band 69 1994 S 619 664 Guy Halsall Childeric s grave Clovis succession and the origins of the Merovingian kingdom In Ralph W Mathisen Danuta Shanzer Hrsg Society and Culture in Late Antique Gaul Revisiting the Sources Ashgate Aldershot 2001 ISBN 0 7546 0624 4 S 116 133 Ralph Whitney Mathisen Clovis Anastasius and Political Status in 508 C E The Frankish Aftermath of the Battle of Vouille In Ralph Whitney Mathisen Hrsg The Battle of Vouille 507 CE Where France began Millennium Studien zu Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n Chr Bd 37 De Gruyter Boston und Berlin 2012 ISBN 978 1 61451 127 4 S 79 110 Wolfram von den Steinen Chlodwigs Ubergang zum Christentum Eine quellenkritische Studie In Mitteilungen des Osterreichischen Instituts fur Geschichtsforschung Erganzungsbande 12 1932 S 417 501 Separatdruck dritte unveranderte Auflage Darmstadt 1969 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Chlodwig I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Chlodwig I im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Claudia Friedrich 27 November 511 Tod des frankischen Konigs Chlodwig I WDR ZeitZeichen vom 27 November 2021 mit Matthias Becher Podcast Anmerkungen Bearbeiten So die Charakterisierung durch Bernhard Jussen Chlodwig und die Eigentumlichkeiten Galliens Ein Warlord im rechten Augenblick In Mischa Meier Hrsg Sie schufen Europa Historische Portraits von Konstantin bis Karl dem Grossen C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55500 8 S 141 155 Matthias Becher Chlodwig I Der Aufstieg der Merowinger und das Ende der antiken Welt Munchen 2011 S 123 138 Eine knappe Forschungsubersicht bietet Werner Hechberger Adel im frankisch deutschen Mittelalter Ostfildern 2005 S 115f Siehe auch Heike Grahn Hoek Die frankische Oberschicht im 6 Jahrhundert Sigmaringen 1976 S 141f Der genaue Zeitpunkt ist unsicher vgl Sebastian Scholz Die Merowinger Stuttgart 2015 S 40 Vgl Matthias Becher Chlodwig I Munchen 2011 S 191 Friedrich Prinz Grundlagen deutscher Geschichte 4 8 Jahrhundert Gebhardt Handbuch der Deutschen Geschichte Band 1 zehnte Auflage Stuttgart 2001 S 296 Allain Dierkens Die Taufe Chlodwigs In Die Franken Wegbereiter Europas Vor 1500 Jahren Konig Chlodwig und seine Erben Mainz 1996 S 188 Einen knappen Uberblick bezuglich der Forschung gibt Reinhold Kaiser Das Romische Erbe und das Merowingerreich Munchen 2004 S 89f Vgl Matthias Becher Chlodwig I Munchen 2011 S 236f Zur mittelalterlichen Chlodwig Rezeption siehe Colette Beaune The Birth of an Ideology Berkeley 1991 S 70 89 Carlrichard Bruhl Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Bohlau Koln u a 1990 ISBN 978 3 412 08295 6 S 58 Carlrichard Bruhl Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Koln 1990 S 18 Siehe dazu Carlrichard Bruhl Deutschland Frankreich Die Geburt zweier Volker Koln 1990 S 20 Andreas Thiel Epistolae Romanorum Pontificum genuinae et quae ad eos scriptae sunt a S Hilaro usque ad Pelagium II Teil 1 Braunsberg 1868 Digitalisat http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Depistolaeromano00unkngoog MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D PUR 3D VorgangerAmtNachfolgerChilderich I Konig in Franken 481 482 511Teilung des ReichsChildebert I Paris Theuderich I Metz Chlodomer Orleans Chlothar I Soissons ChloderichKonig der Rheinfranken spater von Austrasien 509 511Theuderich I Normdaten Person GND 118675958 lobid OGND AKS LCCN n80056895 VIAF 262645254 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Chlodwig I ALTERNATIVNAMEN Chlodowech franzosisch Clovis englisch KURZBESCHREIBUNG Mitglied der Merowingerdynastie machte Paris zur Hauptstadt des FrankenreichesGEBURTSDATUM 466STERBEDATUM 27 November 511STERBEORT bei Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chlodwig I amp oldid 236719037