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Chloderich gen der Vatermorder 509 war Sohn Sigiberts von Koln und nach dessen Ermordung fur kurze Zeit Konig der Rheinfranken Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Familie 2 Leben 2 1 Der Mord Chloderichs an seinem Vater Sigibert 2 2 Ermordung Chloderichs und politische Folgen 3 Moglicher Bestattungsort 4 Rezeption bei Gregor von Tours 5 Quellen und Literatur 5 1 Quellen 5 2 Buch Monographie 5 3 Zeitschriftenaufsatz 6 EinzelnachweiseHerkunft und Familie BearbeitenUber Chloderichs Familie ist wenig Gesichertes bekannt einzig dass sein Vater der Kleinkonig Sigibert von Koln war Ob dieser und damit auch Chloderich der Dynastie der Merowinger zuzurechnen ist wird in der neueren Forschung bezweifelt Ebenso unklar ist ob auch ein gewisser Munderich Chloderichs Sohn war Leben BearbeitenIm Jahr 507 zog Konig Chlodwig I in einem Bundnis mit den Burgundern und den Rheinfranken gegen die Westgoten zu Felde Die Rheinfranken wurden dabei von Chloderich angefuhrt wohl in Vertretung fur seinen Vater Sigibert I Dieser konnte durch eine Kriegsverletzung am Knie die aus der Schlacht von Zulpich herruhrte nicht mehr gehen In der Schlacht von Vouille unterlagen die Westgoten den Franken Der Mord Chloderichs an seinem Vater Sigibert Bearbeiten Seinen Beinamen Vatermorder erhielt Chloderich durch eine Intrige des frankischen Konigs Chlodwig I Dieser stellte Chloderich heimlich die Nachfolge als Unterkonig in Koln fur dessen alten und laut Quellenberichten lahmen Vater Sigibert in Aussicht Er setzte dafur allerdings ein amicitia Bundnis etwa Freundschaftsbundnis voraus in diesem Fall ein Bundnis mit Chloderich bzw seiner Gefolgschaft Chloderich liess seinen Vater daraufhin ermorden als sich dieser gerade auf einer Landpartie befand 1 Chloderich betrachtete sich nach dem Tod seines Vaters nicht nur wegen der Versprechungen Chlodwigs als legitimen Nachfolger sondern auch weil er im Besitz von Sigiberts Reich und seines Kronschatzes war Auf eine Erbfolge alleine konnte er sich zur damaligen Zeit noch nicht stutzen 2 Ermordung Chloderichs und politische Folgen Bearbeiten Chloderich liess Chlodwig von Sigiberts Tod unterrichten und lud ihn ein Boten zu ihm zu senden um sich an Sigiberts Schatz den er nun besass zu bereichern Als Chloderich nach Aufforderung eines der Boten tief in den Geldkasten griff soll er von hinten mit einer Axt erschlagen worden sein 3 Damit hatte Chlodwig I sowohl Sigibert als auch Chloderich ausgeschaltet beteuerte aber offentlich seine Unschuld da er die Graueltaten nicht selbst verubt habe Er marschierte in Koln ein und liess sich durch Akklamation zum Konig erheben Dies erachten einige Historiker als nichtliturgische Art der Amtseinsetzung nach germanischem Vorbild 4 Ein Aufstand von Chloderichs mutmasslichem Sohn Munderich welcher die Nachfolge Chloderichs beanspruchte wurde im Jahre 532 von Theuderich I niedergeschlagen Moglicher Bestattungsort BearbeitenEin vager Hinweis auf den Bestattungsort Chloderichs und seines Vaters Sigibert findet sich in der alteren Forschungsliteratur In einem Schreiben berichtet der Abt Rudolf von Sint Truiden am 15 September 1122 wie er als Augenzeuge des Fundes vierer kostbar ausgestattet beigesetzter Krieger am 13 Oktober 1121 in der Kirche St Gereon anwesend gewesen sei Wahrend er und Zeitgenossen diese vier Graber zunachst als die der thebaischen Martyrer nach dem Vorbild eines ersten Fundes von 1071 interpretierten schloss man im fruhen 20 Jahrhundert auf Grund der Grabbeigaben die in mittelalterlichen Fundberichten erwahnt sind auf die Graber vornehmer Franken bzw merowingischer Konige 5 Da eine der Leichen enthauptet war wurde diese 1928 als der ermordete Sigibert identifiziert 6 was allerdings schon in den 1940er Jahren stark bezweifelt wurde da Sigibert nicht enthauptet sondern erstochen worden war 7 Die Kleidung der Toten seidene Gewander und purpurne Mantel und die Grabbeigaben Schmuck und Schwerter lassen zwar die Interpretation zu dass es sich tatsachlich um Adelige oder sogar Konige handele Ob Chloderich und Sigibert darunter sind ist jedoch nicht gesichert Nach seinem Sieg uber die Alamannen in der Schlacht von Zulpich hatte sich der frankische Konig Chlodwig taufen lassen und war vom Heidentum zum katholischen Glauben ubergetreten Ob ihm frankische Kleinkonige oder Verbundete wie Sigibert oder Chloderich folgten ist nicht in jedem Fall nachzuweisen Dies ware aber eine Voraussetzung fur die Bestattung innerhalb einer Kirche gewesen 8 Rezeption bei Gregor von Tours BearbeitenGregor von Tours stellt fur die Person Chloderichs die wenigen Informationen die uberliefert sind zusammen Die fur den Merowinger relevanten Teile der zehn Geschichtsbucher Decem libri historiarum entstanden zwischen 573 und 575 Das Werk ist allerdings mit grundlicher Quellenkritik zu geniessen da es eigentlich nicht als klassisches Geschichtswerk sondern mit heilsgeschichtlicher Intention verfasst wurde Die Geschichte ist in Gregors Aufzeichnungen als gottliche Weltordnung dargestellt durchzogen von Wundern gottlichen Strafen und Belohnungen sowie vielen Gegenuberstellungen von Gut und Bose 9 Der gelegentlich benutzte Titel Geschichte der Franken Historia Francorum verscharft mogliche Fehlinterpretationen als Geschichtswerk zudem Vor allem im Urteil uber seine Protagonisten sticht Gregors Weltbild stark heraus So wird z B die Ermordung Chloderichs als umgehende Strafe Gottes fur dessen Vatermord interpretiert die Politik Chlodwigs dagegen relativ milde bewertet 10 Quellen und Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Gregor von Tours Historiae II 12 27 32 35 42 III 1 31 Hauptquelle allerdings nicht unproblematisch Buch Monographie Bearbeiten Martin Heinzelmann Gregor von Tours 538 594 Zehn Bucher Geschichte Historiographie und Gesellschaftskonzept im 6 Jahrhundert Wiss Buchges Darmstadt 1994 ISBN 3 534 08348 2 Ulrich Knefelkamp Weltbild und Realitat Einfuhrung in die mittelalterliche Geschichtsschreibung Centaurus Verl Ges Pfaffenweiler 1992 ISBN 3 89085 404 4 Reinhard Schneider Konigswahl und Konigserhebung im Fruhmittelalter Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge bei den Langobarden und Merowingern Zugl Berlin Freie Univ Habil Schr 1970 71 Hiersemann Stuttgart 1972 ISBN 3 7772 7203 5 Fritz Witte Der goldene Schrein Ein Buch uber Koln Verkehrs und Wirtschaftsamt der Stadt Koln Koln 1928 Ian N Wood The Merovingian Kingdoms 450 751 Longman London New York 1994 ISBN 0 582 49372 2 Zeitschriftenaufsatz Bearbeiten Karl Corsten Die frankischen Konigsgraber in Koln In Rheinische Vierteljahrsblatter 1940 Nr 10 1940 S 168 171 Eugen Ewig Das Bistum Koln im Fruhmittelalter In Annalen des Historischen Vereins fur den Niederrhein 1954 Nr 155 1954 S 205 243 Mario Kramp Weltgeschichte vor den Toren Kolns In Geschichte in Koln 43 Nr 1 1998 S 41 66 1 Daniel Carlo Pangerl Der Konigsschatz der Merowinger Eine interdisziplinare historisch archaologische Studie In Fruhmittelalterliche Studien 47 Nr 1 2013 S 41 66 Einzelnachweise Bearbeiten Gregor von Tours Historiae II 40 Reinhard Schneider Konigswahl und Konigserhebung im Fruhmittelalter S 61 Gregor von Tours Historiae II 40 So z B Reinhard Schneider Konigswahl und Konigserhebung im Fruhmittelalter S 238 Karl Corsten Die frankischen Konigsgraber in Koln S 169 171 Fritz Witte Der goldene Schrein Ein Buch uber Koln S 27f Karl Corsten Die frankischen Konigsgraber in Koln S 169 f Eugen Ewig Das Bistum Koln im Fruhmittelalter S 208 Ulrich Knefelkamp Weltbild und Realitat Einfuhrung in die mittelalterliche Geschichtsschreibung S 62 72 Gregor von Tours Historiae II 40 VorgangerAmtNachfolgerSigibert von KolnKonig der Rheinfranken 509Chlodwig I PersonendatenNAME ChloderichALTERNATIVNAMEN Chloderich der VatermorderKURZBESCHREIBUNG Konig von AustrasienGEBURTSDATUM 5 JahrhundertSTERBEDATUM 509 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chloderich amp oldid 233721863